„Bunkermannstipendium statt Bodensprenkler“
Ein einfallsloses Beton-Bewässerungssystem mag das Aussehen der Maxstraße nicht noch weiter verschlimmern. Aber: Braucht’s das? Gegen die „Bodensprenkelanlage“ auf dem Ernst-Reuter-Platz regt sich Widerstand.
„Bodensprenkelanlage“ ist ein sperriges Wort. Fast ebenso sperrig wie „Europabrunnendeckel“. Und in Zusammenhang mit Kunst tauchen beide Begriffe eigentlich nur in Regensburg auf.
1. Akt: Wir graben ein Loch
Was künstlerisches, Europabrunnen genannt, sollte mal dort entstehen, wo vor über zehn Jahren am Ernst-Reuter-Platz ein mit Wasseranschlüssen versehenes Loch in den Boden gehauen wurde. Irgendein Glaskubus, den sich der Alt-CSUler Benno Zierer gewünscht hätte. Geworden ist daraus bekanntlich nichts und so blieb ein 300.000 Euro teures, durch zigarrenartige Lampen beleuchtetes Loch mit Holzabdeckung („Europabrunnendeckel“), eine ruhende Baustelle, um welche zur Sommerzeit gern ein paar Geranien-Eumel aus dem Fundus des Stadtgartenamts platziert werden, damit das Ganze nicht ganz sooo blöd ausschaut.
2. Akt: Ein Kunst-Maulwurf zieht ein
Irgendwann kam dann der Künstler Jakob Friedl, fand den einen oder anderen Sympathisanten in der Stadtverwaltung und durfte den Deckel mit verschiedenen Aktionen „bespielen“: mit einer Unter-Tage-Lesung von Finnegan’s Wake zum Beispiel, einem Bastelwettbewerb für den „Super-Burger“, das eine oder andere Konzert, Open-Air-Filmvorführungen, einem interaktiven Frage-Antwort-Spielchen, „Maulwurfstomper“ genannt usw… Und irgendwie trieben sich dort immer junge Leute herum.
Doch das ist nun vorbei. Friedl – nicht eben dafür bekannt, ein Diplomat zu sein oder dafür, Kunst zu kreieren, zu der jedermann sofort Zugang findet – wurde aufgefordert, das prominent gelegene Loch zu räumen.
3. Akt: Der OB hat eine Idee
Dort soll nämlich übergangsweise bzw. vielleicht auch dauerhaft bzw. so lang niemandem etwas besseres einfällt bzw. damit zumindest der Friedl mal weg ist besagte Bodensprenkelanlage entstehen. Eine Idee des Oberbürgermeisters. Ebenerdig und begehbar sollen es sein, nicht zu teuer und einfach zu realisieren – dieses Beton-Bewässerungssystem. Und auch irgendwie etwas mit „Kunst am Bau“ soll es zu tun haben.
Nun ist es nicht so, dass das Aussehen der baulich völlig verhunzten Maxstraße durch die nicht eben von überbordendem Einfallsreichtum durchdrungene Idee a la „irgendetwas mit Wasser“ noch großartig zu verschlechtern wäre. Zumindest ist der Boden an trockenen Sommertagen dann nicht so staubig. Und das sieht sicher besser aus als so ein Bretterverschlag. Nein. Wirklich schlimm wäre das nicht.
Aber: Braucht’s das?
4. Akt: Immerwährende Hans-Schaidinger-Wasserspiele?
Nein, finden die Regensburger Grünen. Der Ort dürfe nicht „für eine Trivial-Installation urbanen Wassers missbraucht werden“, heißt es in einem Antrag, den sie vor kurzem gestellt haben. Stattdessen solle der Europabrunnendeckel im Rahmen eines Wettbewerbs wechselnden Künstlern „für performative oder situative urbane Kunst“ zur Verfügung gestellt werden.
Auch Jakob Friedl selbst scheint diese Idee gut zu finden. Im Internet hat er unter der (üblich kryptischen) Überschrift „Bunkermannstipendium statt Bodensprenkler“ eine Petition gestartet, die dem Grünen-Antrag recht ähnlich ist. Für das Programm mit 14tägig wechselnden Künstlern erwartet Friedl innerhalb von 15 Jahren Kosten von 650.000 Euro.
Das wäre nur etwas mehr als doppelt so viel wie das seit zehn Jahren brach liegende Loch gekostet hat. Und ganz ehrlich: Ein wechselndes Programm wäre allemal interessanter und in der ohnehin bald auf jedem Quadratzentimeter durchkommerzialisierten Regensburger Altstadt notwendiger als irgendwelche stinklangweiligen immerwährenden Hans-Schaidinger-Wasserspiele.