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Schreiben der Präventionsbeautragten

„Jetzt ist Klage angesagt“: Bistum Regensburg weist Schmerzensgeldforderung wegen sexuellen Missbrauchs zurück

Nachdem das Bistum Regensburg Gesprächs- und Vergleichsangebote ausgeschlagen hat, will der frühere Domspatz Manfred van Hove Klage einreichen. Er war in den 50ern über Jahre von einem Serientäter im Priesterrock vergewaltigt worden.

Der Serientäter Friedrich Zeitler durfte 1955 im Domspatzen-Film Du bist nicht allein den empathischen Präfekten mimen. In Wahrheit war er ein Kindervergewaltiger. Foto: Du bist nicht allein

Mit der Aufklärung von Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs, von Gewalt und Demütigungen hat man sich nicht nur im Bistum Regensburg einige Jahrzehnte Zeit gelassen. Wenn es hingegen darum geht, außergerichtliche Schmerzensgeldforderungen und Vergleichsvorschläge von Betroffenen zurückzuweisen, kann es auch mal etwas schneller gehen.

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Gerade einmal zwei Tage hat die Leiterin der Stabsstelle Kinder- und Jugendschutz im Bistum gebraucht, um ein Schreiben der Rechtsanwälte von Manfred van Hove zurückzuweisen. Wie vergangene Woche berichtet, wurde der heute 79-Jährige im Internat der Regensburger Domspatzen als Kind über Jahre hinweg von dem seriellen Missbrauchstäter Friedrich Zeitler vergewaltigt.

15.000 Euro – für jahrelange Vergewaltigungen

Die „Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen“ sprach ihm dafür 2022, „ohne Anerkennung einer Rechtspflicht“, eine freiwillige Leistung von 15.000 Euro zu. Für van Hove war es ein Schlag ins Gesicht, „wie billig mein Schicksal als Teil des Harems von Zeitler durch Sie bewertet wurde“.

Er forderte zunächst in einem persönlichen Schreiben an Bischof Rudolf Voderholzer und dann, als dieser auf van Hoves Gesprächsangebot nicht einging, über seine Anwälte eine Schmerzensgeldzahlung, die sich an einem 2023 in Köln gefällten Urteil orientieren solle. Dort bekam ein Missbrauchsbetroffener 300.000 Euro zugesprochen.

Nachdem das Bistum auch das letzte Schreiben abschlägig beschieden hat, sei nun „Klage angesagt“, schreibt van Hove unserer Redaktion.

In dem Antwortschreiben des Bistums vom 11. Dezember wird, obwohl es nur aus fünf dürren Sätzen besteht, klar, auf welche Argumentation man sich dort zurückzieht – und worauf man offenbar hofft. Man habe sich dem Verfahren bei der Anerkennungskommission angeschlossen. Dies sei ein „außergerichtliches Angebot der Bistümer“.

Präventionsbeauftragte weist Forderungen zurück

Diese Kommission lege „ihre Entscheidungen in Anlehnung an die Rechtsprechung fest und berücksichtigt damit auch das sogenannte Kölner Urteil“. Was in dem Schreiben unerwähnt bleibt: Das Kölner Urteil fiel erst, nachdem die Anerkennungsleistung für van Hove festgelegt wurde.

Im Übrigen weist die Leiterin der Stabsstelle, gleichzeitig Präventionsbeauftragte des Bistums, darauf hin, „dass es inzwischen auch klageabweisende Urteile“ gibt.

Und darauf scheint man bei van Hove, aber auch bei dem Ex-Domspatzen Matthias Podszus zu hoffen, der bereits Klage eingereicht hat und bei dem sich die Forderungen auf über eine Million Euro belaufen könnten. Bei beiden Betroffenen stehen Vorwürfe gegen Geistliche im Raum, die ihre Taten über Jahre und Jahrzehnte hinweg begingen.

Serientäter in beiden Fällen

Der frühere Grundschuldirektor in Pielenhofen Johann Meier, ein exzessiver Gewalt- und Missbrauchstäter, dem trotz früher Hinweise nie Einhalt geboten und der in allen Ehren verabschiedet und auch nach seinem Tod 1992 noch lange in Ehren gehalten wurde. Der geistliche Präfekt Friedrich Zeitler, geboren 1918, der seine Rolle als Beichtvater ausnutzte, um sich einen regelrechten Harem an jungen Buben zu halten.

Erste sexuelle Übergriffe Zeitlers gab es Recherchen unserer Redaktion zufolge bereits 1941 bei einer von ihm organisierten NS-Propagandareise der Domspatzen nach Frankreich und Spanien gegeben haben. 1955 durfte er in dem Domspatzen-Film „Du bis nicht allein“ den empathischen und einfühlsamen Präfekten mimen.

Täterschutz durch den Domkapellmeister

Obwohl Zeitler 1959 wegen sexueller Übergriffe zu drei Jahren Gefängnis verurteilt wurde, überschüttete ihn der damalige Domkapellmeister Theobald Schrems noch während dessen Haft mit Lob und Anerkennung. Dieses täterschützende Verhalten von Schrems über seine gesamte Amtszeit hinweg dokumentiert auch der Abschlussbericht des Domspatzen-Aufklärers Ulrich Weber.

Nach seinem Auffliegen musste mehrere von Zeitler vergewaltigte Schüler die Domspatzen verlassen, was in einem damaligen Bericht der „Woche“ mit den Worten kommentiert wurde: „Nicht der Mörder, sondern der Ermordete ist schuldig!“ Noch vor Ablauf seines vierjährigen Berufsverbots wurde Zeitler nach seiner Haftentlassung und ohne Offenlegung seiner Verbrechen an eine Schweizer Mädchenschule versetzt.

Juristisches Erbsenzählen statt Kinder- und Jugendschutz

Zur Frage, ob man sich mit Blick auf Schmerzensgeldklagen auf Verjährung berufen wird, hat sich das Bistum Regensburg bislang nicht geäußert. Das Erzbistum Köln hatte auf eine entsprechende Einrede in dem erwähnten Prozess ausdrücklich verzichtet. Auf die Idee von sich aus auf die nun klagenden Betroffenen zuzugehen, scheint man, sobald es ums Geld geht, nicht zu kommen.

Bemerkenswert bei alledem erscheint, dass es sowohl bei Manfred van Hove wie auch bei Matthias Podszus die Stabsstelle Kinder- und Jugendschutz ist, von der die ablehnenden Schreiben kommen. Eigentlich wurde diese Stelle laut Bekundungen 2016 geschaffen, um die Präventionsarbeit im Bistum Regensburg zu stärken und nicht zur juristischen Beurteilung von Schadenersatz- und Schmerzensgeldforderungen.

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Kommentare (16)

  • tom lehner

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    Es wird immer peinlicher.
    Vielleicht sollte man am Dom einfach Handzettel verteilen. Woche für Woche. Vielleicht auch eine Mahnwache. In Pielenhofen, Eslarn und Regensburg. Sowie an den vielen anderen Orten wo Sexualstraftäter und pädophile Priester ihr Unwesen trieben, ungestraft ihre sexuellen Perversionen an Kindern und ihnen anvertrauten Menschen ausgelassen haben. Unter den Augen der Verantwortlichen der Institution Kirche.

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  • josef

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    Jahrelanger Missbrauch von Kindern bei den Regensburger Domspatzen . Da haben die Eltern der Kinder versagt . Warum haben sie sich nicht besser um ihre Kinder gekümmert ??

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  • Etterzhausener Opfer

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    @ Herr Joseph
    Unschuldige Kinder sind bis heute Schutzbefohlene!

    https://www.dr-buchert.de/rechtslexikon/schutzbefohlene/

    Wenn man seine Kinder in deren Obhut gibt, – Regensburger Domspatzen, Etterzhausen und Pielenhofen, dann geht man zu 100% davon aus, daß die Kinder dort auch sicher untergebracht sind, dort etwas anständiges lernen, und auch dort dann einen gewissen Schutz haben. – bzw. den gewissen Schutz dort auch bekommen!

    https://www.juraforum.de/lexikon/schutzbefohlener

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  • El

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    josef,

    wenn ich mein Kind in eine Einrichtung gebe,
    dann gehe ich davon aus,
    dass es dort gut aufgehoben ist –
    egal, ob das ein Kindergarten, eine Schule, ein Hort etc. ist.

    Wenn einE ErzieherIn das Kind schlägt, demütigt oder sexuell übergriffig wird,
    dann liegt das I.M.M.E.R in der Verantwortung des Täters_der Täterin.

    Dass die Kinder ihren Eltern nichts erzählt haben, hat viele Gründe.
    Zum Einen ist das Thema erst seit wenigen Jahren “offen” und im öffentlichen Bewußtsein. Vorher haben sich viele Eltern gar nicht vorstellen können (oder wollen), dass es das überhaupt gibt.
    Die Kinder ihrerseits haben oft kein Vertrauen zu ihren Eltern; vllt. haben sie versucht, sich anzuvertrauen und es wurde ihnen kein Glauben geschenkt oder der Täter hat das Kind bedroht ….oder …oder . Es sind viele Gründe denkbar.

    Ich selber hatte vor ca. dreißig Jahren ein Mädchen in einem Wochenendseminar, die sich mir als Opfer von sexuellen Übergriffen offenbart hat. Da ihre Erzieherinnen mit “vor Ort” gewesen sind, habe ich diese darauf angesprochen.

    Ich habe dem Mädchen 100 % geglaubt – meine Erfahrung und meine Ausbildung haben mir dies nahegelegt. Die Erzieherinnen haben gesagt, dass dieses Mädchen lüge …. und seine Fantasie mit ihm durchgehe ….
    (Es waren Beschäftigte der Katholischen Jugendfürsorge. Dies nur am Rande.)

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  • Mr. T.

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    josef, die Eltern haben sicher eine Mitschuld, weil sie lieber den “Heiligen” geglaubt haben als ihren Kindern, weil sie vielleicht weggeschaut haben, weil sie sich vielleicht nicht getraut haben, sich gegen die Kirche zu wehren, Täter und Schuldige aber waren immer noch die widerlichen Kinderschänder. Deren Schuld darf man nicht runterrennen, indem man auch anderen Schuld überträgt.

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  • KW

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    josefs Aussage ist so ziemlich das tumbste was ich bisher zu dem Thema gelesen habe.
    Abgesehen davon ist das Verhalten des Bistums eigentlich leicht zu verstehen, zumindest aus Sicht dieses Clans: sie werden ihr Geschäftsmodell nicht ohne Gegenwehr aufgeben.
    Und zur Gegenwehr gehört aus dieser konsequenten Sicht logischerweise, solche Schmerzensgeldforderungen abzuweisen.
    Es käme sonst einem Schuldeingeständnis nahe, das schwerwiegende finanzielle Folgen haben könnte. Auch das Image würde weiter beschädigt (falls das überhaupt noch geht), so dass von den leider immer noch vorhandenen Millionen von KirchenmitgliederInnen, wahrscheinlich wieder ein paar mehr austreten würden.

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  • Walter

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    @Manfred van Hove: Eine gute Idee! Aber denken Sie nicht, dass man Ihnen im äußersten Fall ein unmoralisches Angebot unterbreiten wird, das Sie nicht ablehnen können? So bereits mehrfach geschehen. Auch in dieser Kirchenmusikdirektorensache mit dem Strassennamen. Da hatte jemand 2010 die Umbenennung gefordert, und jetzt 14 Jahre später schweigt er beharrlich. Der Bischof kann nicht mit Ihnen reden, weil dieser:
    1. nicht darf (seinem Vorgänger im Amte, GLM ist er gem. kath. Sukzession verpflichtet.
    2. das System der Priesterausbildung welches ich selbst erleben durfte, krankt erheblich. Da gehen geistige Kinder (oder eben bereits fertige “Verdrehte” (Pädofile etc.) rein, und es kommen mit allen Wassern gewaschene mächtige Kinder (vorpubertär) bzw. “mit Macht ausgestattete “Verdrehte” raus. Gucken Sie einmal auf das geistliche Personal, welches hier in den 1990ern im Seminar ausbildete. Gucken Sie wer jetzt dort ausbildet. Das ganze System ist quasi “verhunzt”, aber eben katholisches System. Da gab es mal sog. “Laienabende”, zu denen Laienstudierende ins Seminar eingeladen wurden. Die Präfekten waren angewiesen darauf zu achten, wer da mit wem – vor allem welche Studentinnen da mit welchen Seminaristen gut konnten. Nicht auf selbiger Ebene, sondern wie eine Art “Tierschau”. (Sorry!) Reden Sie mit höheren kath. Geistlichen der Diözese Regensburg, dann kommen Sie nur auf die theologische Ebene. Kommen Sie auf das Menschliche, und fragen Sie deutlich weiter, dann wird das Kind – da erkannt und entlarvt – rabiat, und weiß sein Amt zu nutzen, Sie zum Schweigen zu bringen.
    Bischof V. kann sich nicht darauf einlassen, im Innersten erkannt zu werden. Weil Sie ihn sicher nicht genügend als Bischof ehren und schätzen werden, wenn Sie mit ihm reden, bzw. wenn Sie kritisch werden. Dies würde sein Inneres zerstören, seine heile Welt.

    Ich schreibe Ihnen demnächst hier noch ganz konkrete Dinge, die hoffentlich auch jemand aus dem InnerCircle dieses Klerikalkindergartens liest. Vielleicht genügt dies, die Sache zu wenden, bevor es zu einem sehr großen Skandal kommt.

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  • Walter

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    Etwas zum eigentlichen Artikel, und zu dem Film von 1955, bei dem Meier sich selbst spielen durfte? Kann man sicher sein, dass dies nicht ein Werbefilm für alle an Jungen interesssierten Personen war? Man zeigte mit diesem Film wie sicher man sich beim Ausleihen von Jungen sein konnte? Man zeigte auch den Verantwortllichen, den man doch eindeutig identifizieren können mußte, um nicht Gefahr zu laufen entdeckt zu werden.

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  • Manfred van Hove

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    Die Frage, warum ich mir habe das alles gefallen lassen,stellle ich mir selbst heute noch. Das Internat war ja kein Gefängnis mit Gittern vor den Fenstern. Bereitsim Alter von drei Jahren wurde ich in ein klosterähnliches Kinderheim gesteckt, von dem ich nachts nach 3 Jahren weggelaufen bin. Es war Nachkriegszeit, mein Vater blieb in Russland verschollen und meine Mutter war froh, mich untergebracht zu haben. Danach musste ich in die Vorschule Ettertshausen. Dort durch durch physische und psychische Gewalt auf Domspatz zurechtgestutzt, jeder kindliche Wille wurde gebrochen. Man lernte, zu funktionieren, wenn man nicht bestraft werden wollte. Nach zwei Jahren war man angepasst.
    Dieses Jahr kam nur schlechtes Material. jammerte Schrems einmal. Das besagt alles.
    Und es war Nachkriegszeit und Sexualität war ein Tabu, über das man nicht sprach. Zudem waren Priester unangreifbar und gottgegeben glaubwürdig. Die eigene Mutter hätte es nicht geglaubt. Bis zu ihrem Tod konnte ich mit ihr nicht darüber sprechen. Sie weigerte sich.

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  • tom lehner

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    @ josef:

    Ja, das kommt dabei raus wenn Eltern ihre Kinder in eine katholische “Eliteeinrichtung” bringen um ihnen eine “Gute Ausbildung” zu ermöglichen.
    Ich denke aber nicht das Sie damit ausdrücken wollen das die Eltern deswegen “Schuld” an Misshandlungen und sexuellem Missbrauch sind? Oder etwa doch? Dann wären sie für mich auf der gleichen Stufe wie die Täter.
    Für mich gilt das im Übrigen auch für die die ihren Kindern nicht geglaubt haben.

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  • G. Siegemund

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    @tom lehner 8:14
    STARKER TOBAK

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  • Walter

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    @tom lehner: Eine Sache der Sozialisierung. Nach dem Krieg waren die christlichen Großkirchen die einzigen Institutionen, welchen die Alliierten vertrauten. Ich möchte nicht wissen, wieviele sog. “Persilscheine” da ausgestellt worden waren, die gar nicht zutrafen. Siehe auch “Rattenlinie”. Die Leute waren auf das Wohlwollen der Kirchen angewiesen, was “der Pfarrer vor Ort” durchaus zu nutzen wusste. Bei einigen Pfarrern kam plötzlich die Verwandtschaft zu “unheimlich viel Geld”, bei anderen kamen eben Kinder zu Schaden. Ich erinnere noch wie heute die Anfang der 1990er Jahre vom Amtsvorgänger Manfred Müller getätigte Aussage zur WAA “meine Freunde in München sagen, dass da kein Schaden droht”. Auch erinnere ich “Wer nochmal was in der Sache … kritisiert, den werfe ich aus dem Seminar!” Es ging dabei um einen Fall des zum dritten Mal Nichtbestehens der Diplomprüfung durch einen PAK. Der wurde dann entgegen kirchenstaatlicher Vereinbarung trotzdem von Manfred Müller “ausgeweiht”. Es ging dabei um das weitere Vertuschen dieser Zimmermann-Sache, da der zu Weihende einen sehr rabiaten Pfarrer-Onkel hatte. ;-) Allein die Seminar-Gepflogenheiten zeigten, dass was nicht stimmt. Alles volljährige Seminaristen, die beim Essen je zu fünf oder sechs Personen im Speisesaal saßen. Die Leitungsebene saß an einem extra Tisch, und bekam neben dem üblichen Essen noch Zusätzliches. Wenn es Wurstsalat gab, dann auch noch Wurst- und Käseplatten etc.. Nichts Außergewöhnliches? Vielleicht nicht, aber es zeigt wie man sich sah, in den 1990er Jahren. Üblich ebenfalls das animieren zu gegenseitigem Ausspionieren. Manche besuchten nahezu keine Vorlesungen. Dies war aber egal. Denn über einen “Skriptendienst”, der Vorlesungen aufzeichnete und die Aufzeichnungen verkaufte, konnte man sich informieren. Letzten Endes galt das Wort der Seminarleitung und des Bischofs. Von diesen saß bei jeder Prüfung jemand mit im Prüfungsraum. Sehr wenige Professoren schienen sich dem Wort des Bischofs oder dessen Beauftragtem entziehen zu können. Ein Präfekt schien damals komplett “ungeeignet” für dessen Aufgabe. Er benötigte Jahre um seine Dissertation fertigzustellen. Man munkelte sogar, dass ohne das Ableben seines Doktorvaters überhaupt nichts daraus geworden wäre.

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  • Mr. T.

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    Die immer wieder so wenig kritisiert verwendete Formulierung der „freiwilligen Leistung ohne Anerkennung einer Rechtspflicht“ ist ja auch so ein Schlag ins Gesicht der Opfer. Das ist das Gegenteil einer Entschuldigung und Anerkennung des Leids der Opfer. Es ist einfach nur ekelhaft und steht für den Umgang der Kirche mit ihren Opfern.

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  • Walter

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    Kommentar gelöscht. Bitte keine Andeutungen und Unterstellungen, die wir nicht nachprüfen können.

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  • tom lehner

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    @ Walter:

    ich bin völlig bei Ihnen. Iei uns in der bayerischen Provinz war das eben so. Ende der 60er, Anfang der 70 war eben eine Unterbringung bei den “Domspatzen” eben mit einem “Eliteinternat”, oder zumindest einer erstklassigen Ausbildung gleichzusetzen. Zumindest glaubten viele Eltern das.

    Das an manchen dieser Orte schlimme Dinge passieren ahnten nur wenige. Auch weil die Vertuschung und das Verleugnen so gut funktionierte, die Möglichkeit der Information noch eine ganz andere war. Allein das Wort “Seminargepflogenheiten” löst bei mir schon seltsame Assoziationen aus.

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  • Walter

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    @tom lehner:
    Sicher, und vor allem fehlte das nötige Geld, um die Kinder an ordentliche Schulinternate zu schicken. War auch bei Lehrer:innen abgebender Schulen nicht erwünscht, die Kids woandershin als zu Kirchens abzugeben. Bis heute übrigens. Sie wissen um den Einfluß der Großkirchen auf die Lehrer:innenbildung? Vor allem Grund- und Hauptschulen sind betroffen. Noch heute dürfte man viele Bandscheibenvorfälle und Knieschäden in der Oberpfalz mit zu häufigem Buckeln und Knien vor Geistlichen in Verbindung bringen müssen. Vergessen wir für die Nachkriegszeit nicht, dass alle original Inwohnenden als “belastet” galten. Das “gute Wort” eines Pfarrer schadete da nie. Auch wenn dessen Bischof wie Buchberger alles andere als ein aufrechter Demokrat war.

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