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Intensiver Blick auf einen Justizskandal

„Keines meiner Stücke aber ist mir so nahe gegangen und so schwer gefallen”, sagt der Journalist Michael Lissek, der in den vergangenen neun Jahren 25 Radiofeatures produziert hat. Lissek hat pädophile Männer über ihre sexuellen Vorlieben befragt; sich mit seinem Aufnahmegerät in Swingerclubs herumgetrieben oder Holocaust-Anwälten zugehört. An „Der Tod des Tennessee Eisenberg” hat er neun Monate gearbeitet. Entstanden ist ein fast einstündiges, zum Teil sehr persönliches Feature. Es ist der erste Beitrag, der sich intensiv mit der psychischen Ausnahmesituation befasst, in der sich Tennessee Eisenberg am 30. April befunden hat, dem Tag, als er von zwei Polizeibeamten erschossen wurde. Am kommenden Sonntag wird das Stück um 14.05 Uhr erstmals bei SWR2 gesendet. Bayern 2 überträgt „Der Tod von Tennessee Eisenberg” am 20. (13.05 Uhr) und 21. März (14.05 Uhr). Hier das Feature online hören. In Gesprächen mit der Familie, Freunden und Bekannten wird ein Bild von Tennessee Eisenberg gezeichnet, das nicht beschönigend wirkt. Eine Liste von fast 20 Wegbegleitern des 24jährigen Studenten hatte Lissek dafür von Tennesses Bruder Benedikt bekommen. Viele von ihnen kommen zu Wort. Tennessees Sensibilität kommt zur Sprache, seine Ruhe und Spiritualität, die allseits geäußerte Einschätzung, dass kaum jemand, der ihn kannte, sich vorstellen kann, dass er gewalttätig werden würde. Im Gegenzug werden seine Flucht als 18jähriger aus einer kaputten Familiensituation und seine Kontakte zu einer New-Age-Sekte ebensowenig ausgespart wie seine offensichtlichen psychischen Probleme unmittelbar vor den Ereignissen des 30. April. Tennessees Mitbewohner Mauro, der durch seinen Anruf bei der Polizei die Sache quasi ins Rollen brachte, kommt hier erstmals öffentlich zu Wort. Sein erstes und letztes Interview dazu, wie er sagt. Lissek schätzt Mauro als glaubwürdig ein – entgegen vieler Bekannter von Tenneesse, mit denen er gesprochen hat. Rechtfertigt das die tödlichen Schüsse? In seinem Feature legt Lissek dar: Hier ist nicht nur einiges „schief gelaufen”. Er spricht von dem Versuch der ermittlungsführenden Polizeidienststelle, den tatsächlichen Ablauf der Geschehnisse zu frisieren. Die ermittlungsführende Polizei aus Amberg schickte dem Bayerischen Landeskriminalamt noch am 30. April 2009 einen Auftrag zur genauen Untersuchung des Tatortes und Erstellung eines Gutachtens. Entscheidende und zuvor auch dokumentierte Spuren, so genannte „Anknüpfungstatsachen”, wie Blutspritzer an der Wand oder die Lage von Tennessees Körper wurden bei diesem Auftrag ausgespart. Damit durfte das LKA diese Spuren bei seinen Untersuchungen nicht berücksichtigen. „Schlamperei, Inkompetenz oder Vertuschungsversuch”, nennt Helmut von Kietzell, Rechtsanwalt der Familie Eisenberg, dieses Vorgehen. Tatsächlich kam der Gutachter der Familie unter Berücksichtigung der ausgesparten Spuren zu wesentlich anderen Ergebnissen als das LKA. Was den Radiobeitrag besonders auszeichnet, ist, dass Lissek auch seinen Weg durch die Recherche dokumentiert, seine Fragen und Zweifel zu den Aussagen von Tennesses Familie festhält. Zu einem endgültigen Fazit kommt auch er nicht. „Ich hätte gerne mehr herausgefunden, irgendwas Eindeutiges. Entweder: Die Polizisten sind schuld. Oder Tennessee Eisenberg ist schuld …”, heißt es am Ende des Features. „Aber das einzige, was ich machen konnte, war offensichtlich nur die Geschehnisse zu rekonstruieren. Und was sagt die Wirklichkeit der Geschehnisse über die Wahrheit einer Person? – Gar nichts …” Als Manko des Beitrags kann sicherlich empfunden werden, dass weder Staatsanwaltschaft, noch Polizei zu Wort kommen. Aber an deren Weigerung, sich umfassend zu äußern und nicht nur Presseerklärungen zu verschicken, sondern auch Fragen zu beantworten, haben sich bislang alle Journalisten die Zähne ausgebissen. Mehr dazu: www.michaellissek.com

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