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Integrationspolitik in Regensburg: „Jeder kümmert sich um seinen eigenen Kram!“

Bürgermeister Gerhard Weber: Dringt das, was bemängelt wird, nicht wirklich zu ihm durch? Foto: Präger
Mit 40 Jahren auf dem Buckel ist der Arbeitskreis für ausländische Arbeitnehmer (aaa) die älteste Regensburger Bürgerinitiative für Migranten. Grund genug, eine Podiumsdiskussion zum Thema „Integration mit Konzept – Chance für Regensburg?!“ zu veranstalten – und die hatte es in sich. Schnell entwickelte sich eine Diskussion vor allem zwischen Bürgermeister Gerhard Weber auf der einen und den restlichen Podiumsteilnehmern samt Gästen auf der anderen Seite. Der aaa ist sich mit den anderen Verbänden, wie zum Beispiel der Beratungsstelle für ausländische Arbeitnehmer oder dem Internationale Kultur- und Solidaritätsverein (IKS), eigentlich einig: Es braucht ein Konzept, um die geleistete Arbeit zu koordinieren und effizienter zu gestalten: eine zentrale Anlaufstelle unter dem Dach der Stadt. Die fehlt bisher.

Unklarheit: Wer ist wofür zuständig?

Manchmal sei es selbst für sie nicht klar, an wen sie sich in Regensburg bei bestimmten Problemlagen zu wenden habe, sagt etwa Barbara Schießl vom aaa. Und auch die Arbeit über Gruppen hinweg gestalte sich schwierig, denn: „Es fehlt ein Plan, um die verschiedenen, einzelnen Gruppen effizienter zu organisieren“, so Schießls Kollege Preußner. Bürgermeister Weber stimmt dem sogar zu: „In der Regensburger Integrationsarbeit kümmert sich jeder um seinen eigenen Bereich.“ Warum also kein strukturiertes Konzept? Warum keine zentrale Anlaufstelle?

Weber: Viel hilft viel…

Ganz einfach. Weber ist sich sicher: Die Integrationsarbeit in der Stadt Regensburg läuft „super“. Eben weil es so viele Vereine gibt und deshalb braucht es auch kein Konzept. Da gewinnt man den Eindruck: Das, was bemängelt wird, dringt nicht wirklich zu Weber durch. Da meint man: Weber ist nur gekommen, um alles schön zu reden. Er sagt zwar: „Wenn wir etwas sehen, was gut und besser ist als das, was wir haben“, habe er „kein Problem damit, etwas zu kopieren und auch in Regensburg zu verwirklichen“. Die Frage stellt sich aber sofort, wer mit diesem „wir“ gemeint ist. Denn: Mindestens 90 Prozent aller Anwesenden – Haupt- und Ehrenamtliche in der Integrationsarbeit – sehen ein besseres Konzept, nämlich in der Stadt Erlangen. Dort ist Silvia Klein zentrale Anlaufstelle für alle Fragen von Integration und Migration. Die von ihr geleitete Koordinationsstelle ist direkt dem Büro des Oberbürgermeisters unterstellt. Bei ihr laufen alle Fäden zusammen und das ziemlich erfolgreich. Das Konzept in Erlangen stelle sicher, dass besser zusammen gearbeitet wird und nicht mehr wie vorher „vieles nebeneinander läuft und nicht alle an einem Strang ziehen“, sagt sie. Man zeige damit außerdem auch, dass Integration eine „zentrale kommunale Aufgabe“ sei, so Klein.

Konzept: Nur „irgendein Papier“?

Doch Weber ließ sich von seiner Haltung nicht abbringen. „Für eine gelungene Integration braucht Regensburg nicht irgendein Papier“, sagt er lapidar und im Laufe des Abends scheint es manchmal so, als ob Bürgermeister und soziale Arbeitskreise für Migranten und Integration gegeneinander arbeiten würden. Die kontroverse Diskussion endete ohne Ergebnis oder gar tatsächliche Zugeständnisse Webers – trotz manch warmer Worte. Es wird wohl noch mehr Diskussionen zu dem Thema brauchen, denn dass ein Integrationskonzept notwendig ist, sagen zwar alle, die mit dieser Arbeit befasst sind, allerdings nicht der zuständige Bürgermeister.

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Kommentare (7)

  • Neuromancerr

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    Gelungener Artikel, der schön die Wurstigkeitshaltung der Stadt entlarvt.
    Außerdem ist es wunderbar wie so Schaidingersche Stilblüten die Runde machen:
    “Doch Weber ließ sich von seiner Haltung nicht abbringen.
    „Für eine gelungene Integration braucht Regensburg nicht irgendein Papier“, sagt er lapidar…”
    Solche Sätze gehören bestraft!
    Fünfzig Euro ins Phrasenschwein oder wahlweise an den aaa.

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  • Critilo

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    Herr Bürgermeister Weber versteht sein Geschäft.

    Teile und Herrsche. Das Prinzip kennt jeder Mächtige.
    Viele Gruppen nebeneinander, die nur in ihrem eigenen abgegrenzten Gebiet agieren, sind keine Gefahr.

    Aber eine Konzentration, wie eine zentrale Koordinationsstelle!
    Sowas braucht man natürlich nicht.
    Es könnte sich ja eine Lobby für Ausländerangelegenheiten bilden.
    Herr Bürgermeister Weber fürchtet Konfrontation und will nicht die Chance für Partnerschaft sehen.
    Die kommunale Integrationspolitik wird so nicht funktionieren.

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  • grace

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    Bürgermeister Weber?
    Wer ist das?
    Hab noch nie was von dem gehört.
    Gibts den wirklich?

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  • urmelmurmel

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    Das Problem liegt darin, dass der Herrn Schaidinger die Aufgaben in der Stadtverwaltung so schon verstreut hat.

    Wir haben keinen Integrationsbeirat sondern zwei Beiräte, den Ausländerbeirat und den Aussiedlerbeirat. Die Zuständigkeit für die Beiräte ist dann auch noch in der Verwaltung aufgeteilt.
    Der Ausländerbeirat gehört zum Weber, der Aussiedlerbeirat gehört zum Wolbergs.

    Das die beiden Gruppen in Integrationsfragen ähnliche Probleme (Sprache, Anerkennung von Schulabschlüssen und Berufsabschlüssen, Zurechtkommen in anderem kulturellen Umfeld usw. usw. ) haben wird negiert. Leider auch von manchen Wortführern beider Gruppen.

    In der Verwaltung geht es so weiter:

    Integration in Kindergarten und Schule = Zuständigkeit Weber-Referat,
    Integration durch Jugend- und Familienhilfemaßnahmen = Zuständigkeit Wolbergs-Referat,
    Integration Arbeitsmarkt z.B. ARGE = Zuständigkeit Wolbergs-Referat
    Integration durch Sprachbildung (deutsch als Fremdsprache) = VHS, Unger-Referat
    Rechtsfragen von Ausländer = Ausländeramt/Rechtsreferat, Dr. Schörnig
    usw.
    usw.
    usw.

    Schaidinger als Verwaltungsoberhaupt versteht es schon prächtig alles so zu verteilen, dass es keine starken Gegenpol in eigentlich zusammengehörigen Sachfragen entwickeln kann.

    PS:
    Weber bereitet sich auf seinen Austrag (bayerisch für Altenteil/Ruhestand) vor. Von dem kommt der große Wurf sicher nicht mehr in den verbleibenden knapp 2 1/2 Jahren (Ist ja in den letzten 15 Jahren auch nicht gekommen).

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  • mkveits

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    Die Angst der Verwaltung und der Stadträte vor dem Bürger zieht sich wie ein roter Faden durch die Domstadt. Die Angst ist der Grund für das angesprochen TEILE und HERRSCHE. Die Verhältnisse im 21. Jahrhundert sind aber derart komplex geworden, dass jede Verwaltung ohne(!) das Wissen und die Erfahrung aller (!) ihrer Bürger eine Mangelverwaltung bleibt.

    Woher kommt diese Angst?

    Wie kann man sie loswerden?

    Wie schafft man vertrauensbegründende Verhältnisse der Kooperation?

    Wie überwindet man den Mangel an Kooperationsfähigkeit und – willigkeit?

    Im Rahmen des 6. Kondratieffzyklus´ kommt es aber ganz entscheidend auf die Überwindung dieses Mangels als Basisinnovation an.

    BM Weber offenbart, dass mit ihm und den Altvorderen an solche Innovationen nicht zu denken ist.

    Regensburgs Verwaltung und Politik braucht eine Runderneuerung. Es ist ureigene Aufgabe der Bürgerschaft, diese Erneuerung selbst in die Hände zu nehmen. Dabei empfielt es sich, das Alte einfach stehen zu lassen und gemeinsam den Weg des Neuen zu gehen.

    “Der beste Weg in die Zukunft ist, in Menschen zu investieren.”
    http://www.kondratieff.biz/seiten/buch/welt.htm

    Der 3. Sektor: Soziales und solidarisches Wirtschaften
    http://www.aktive-buergerschaft.de/

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  • Simone

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    Ich glaube kaum dass es darum geht Konzepte von Kommunen nur dann zu übernehmen wenn dort sozusagen paradiesische Zustände herrschen, denn die gibt es nirgends. Dennoch weiß jeder der schon einmal versucht hat ein größeres Event zu organisieren oder ein politisches Ziel zu erreichen dass es einen Ansprechpartner geben muß, eine Stelle oder eine Person in der alle Informationen zusammenlaufen und für die einzelnen Initiativen abrufbar sind.
    Sonst geschieht was oft passiert, nämlich dass bestimmte Themen überrepräsentiert werden während andere komplett unter den Tisch fallen.

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