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Freigemessen, aber nicht unbedenklich

In Schwandorf wird Müll aus AKWs verbrannt

Vor kurzem machte das „Bündnis für Atomausstieg und erneuerbare Energien“ (BüfA) bekannt, dass in der Müllverbrennungsanlage Schwandorf sogenannter „freigemessener“ Müll aus dem ehemaligen fränkischen Atomkraftwerk Grafenrheinfeld entsorgt wird. Umweltverbände und Ärzte sehen in dieser gängigen Praxis enorme Risiken.

Noch steigt Dampf auf über dem Kernkraftwerk Isar II. Ab 2022 beginnt auch dort der Rückbau. Der Müll wird zum Teil nach Schwandorf gebracht werden. Foto: bm

Seit kurzem ist es offiziell: Das bisher als Endlager vorgesehene Gorleben ist geologisch nicht geeignet, langfristig den deutschen Atommüll sicher unterzubringen. Stattdessen hat die Bundesgesellschaft für Endlager kürzlich in einem ersten Zwischenbericht gut die Hälfte des Bundesgebietes als geeignete Standorte deklariert, zumindest aus geologischer Sicht. Auch in Ostbayern sollen mehrere Regionen weiter untersucht werden. Doch während die Suche nach einer Endlagerstätte oftmals mit großem Protest verbunden ist, wird in Müllverbrennungsanlagen wie in Schwandorf seit mehreren Jahren sogenannter freigemessener Atommüll entsorgt. Umweltverbände und sogar der Deutsche Ärztetag üben daran deutlich Kritik und sehen nicht kalkulierbare Risiken für die Menschen.

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Der Zweckverband Müllverwertung Schwandorf (ZMS) umfasst insgesamt 17 Kommunen. Das Gebiet erstreckt sich dabei von Bayreuth bis nach Landshut und Straubing und ist in diesem Zuständigkeitsbereich für die adäquate Entsorgung sämtlichen Mülls, auch aus Regensburg zuständig. Dazu gehört auch das sich derzeit im Rückbau befindende Atomkraftwerk Isar I nahe Landshut. Ganz klar nicht im Einzugsgebiet befindet sich hingegen das ehemalige Atomkraftwerk im unterfränkischen Grafenrheinfeld, Landkreis Schweinfurth.

OB muss sich erstmal informieren

Wie das „Bündnis für Atomausstieg und erneuerbare Energien“ (BüfA) vor einigen Wochen mitteilte, werde in Schwandorf aber seit zwei Jahren sogenannter freigemessener Müll aus dem dortigen Rückbau entsorgt oder sofern möglich recycelt. Dies führte vor kurzem im Regensburger Stadtrat zu einer Nachfrage von Stefan Christoph (Grüne) an Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, die stellvertretende Verbandsvorsitzende des Zweckverbands ist. Eine Antwort hatte die Oberbürgermeisterin nicht parat. Sie werde sich demnächst genauer darüber informieren. Generell scheint man beim Zweckverband mit Informationen etwas sparsamer umzugehen, wie auch die BüfA bemängelt.

Das eigentliche Problem das die Kritiker sehen, darunter auch der Kreisrat der Linkspartei Klaus Nebl, ist der freigemessene Atommüll. Dieser stelle eine unkalkulierbare Gesundheitsgefährdung dar. Deshalb fordern die Linkspartei und BüfA einen sofortigen Annahme-Stopp.

Worum geht es?

Mit einer Novelle des Strahlenschutzgesetzes von 2001 wollte der damalige Umweltminister Jürgen Tritin (Grüne) die Voraussetzungen für einen künftigen Atomausstieg und den Rückbau der Atommeiler schaffen. Das Gesetz sieht vor, dass jedes einzelne Teil, das ein stillgelegtes AKW verlässt, zuvor auf seine Strahlung hin gemessen werden muss. Nur wenn der 2001 festgelegte Grenzwert von maximal 10 Mikrosievert (μSv) pro Jahr eingehalten wird, gilt der Müll als „freigemessen“ und für die weitere Verarbeitung zugelassen. Der Atommüll findet sich dann etwa in der Müllverbrennung wieder oder wird recycelt und zum Beispiel beim Straßenbau verwendet.

Anders als das Wort „freigemessen“ suggeriert, ist der Müll aber dennoch strahlenbelastet. Das sogenannte 10μSv-Konzept der Bundesregierung bezeichnen daher zahlreiche Umweltverbände schon seit Jahren als Augenwischerei und unterstellen der Politik, so die Kosten des Atomausstieges von den Kernkraftwerksbetreibern auf die Steuerzahler umzuwälzen. „Ja es wurde und wird von uns als Antiatominitiativen immer wieder betont, dass nach dem Abschalten der Atomkraftwerke immense Kosten entstehen werden“, erklärt Petra Filbeck von der BüfA. „Würden diese jetzt schon bestehenden Kosten auf den Stromkunden umgelegt werden, wäre der Strom der vergangenen Jahrzehnte mindestens dreimal so teuer gewesen.“ Hier zeige sich also deutlich, zu welchem Preis der angeblich günstige Atomstrom erkauft wurde.

„Grenzwerte sind politische Werte“

Die festgelegten Grenzwerte müssten zudem als „politische Werte“ verstanden werden, so Filbeck weiter. Deshalb könne es kein Freimessen geben. „Jegliches strahlendes Material aus Atomkraftwerken darf nicht aus der atomrechtlichen Verantwortung entlassen werden.“ Das sieht der Gesetzgeber anders und erklärte in der bereits erwähnten Strahlenschutzverordnung von 2001, dass freigegeben werde, was nicht „unzweifelhaft endgelagert werden muss“.

Die Frage der Freimessung steht also durchaus in einem gewissen Zusammenhang mit der Suche nach einer Endlagerstätte. Der Schwandorfer Landrat Thomas Ebeling (CSU) reagierte vor kurzem in der MZ verwundert über die Vorwürfe der BüfA und sagte: „Wir müssen doch froh sein über alles, was wir aus dem Rückbau gut entsorgen können.“ Denn: „Ein Endlager zu finden wird schwer genug.“ Mit letzterem dürfte Ebeling recht haben. Nicht zuletzt, weil auch seine Partei seit Jahren immer wieder betont, dass Bayern für ein Endlager nicht so recht in Frage käme.

Auf die Mischung kommt es an

Der Schwellenwert von 10 Mikrosievert liegt zwar deutlich unterhalb natürlich vorkommender Strahlungsquellen wie in manchen Nahrungsmitteln oder der kosmischen Strahlung. Dennoch kritisieren auch der Umweltverband BUND und die Ärzteorganisation IPPNW das praktizierte Verfahren. Da es sich bei den Abrissabfällen um sehr große Mengen handle, könne es zu einer unkontrollierten Erhöhung der Strahlenbelastung kommen, so die Befürchtung. Wie die BüfA zudem in einer offiziellen Stellungnahme erklärt, sei es seit Jahren gängige Praxis, radioaktiv kontaminiertes Material wie Schutzanzüge in einer Tonne mit anderen nicht kontaminierten Abfällen so lange zu mischen, bis die gesetzlichen Grenzwerte unterschritten werden. „Somit dürfen diese Abfälle wie gewöhnlicher Gewerbemüll verbrannt werden. Dies reduziert aber die Radioaktivität nicht, sondern macht nur den Umfang geringer.“

Am Ende könnte also in den Rückständen wie Schlacke und Rauchwolken, die bei der Verbrennung anfallen, durchaus eine erhöhte Strahlenbelastung bestehen. In Neu-Ulm stoppte der Landtag die Verbrennung freigemessener Abfälle aus dem AKW Gundremmingen 2018 vorübergehend. Seit März 2019 werden diese Abfälle nicht mehr weiter mit gewöhnlichen Abfällen vermischt. Zudem sollen regelmäßige Proben aus der Schlacke sowie Radioaktivitätsmessungen in der Umgebung nachweisen, dass keine Radionukleide (eine radioaktive Atomsorte) aus dem Müllkraftwerk gelangen. Sollte dies dennoch vorkommen, würden weitere Maßnahmen eingeleitet werden. Ein Vorgehen, das aus Sicht der BüfA auch für Schwandorf geboten wäre. Auch wenn dadurch das Grundproblem nicht gelöst werde.

Aus medizinischer Sicht sehr bedenklich

Denn aus medizinischer Sicht existiert überhaupt kein Schwellenwert, unterhalb dessen radioaktive Strahlung für den Menschen nicht schädlich wäre. Der Deutsche Ärztetag bezeichnete 2017 in einem Beschluss den Grenzwert für freigemessenen Müll daher als „willkürlich festgelegt“ und forderte eine neue Begutachtung der Thematik. Der Deutsche Ärztetag sowie Umweltverbände wie der BUND sehen die bestehende Praxis ohnehin „eher als Finanzierungskonzept zur Reduzierung der Atommüllkosten“ und damit ebenfalls als politisch motiviert.

Immerhin geht es um mehrere Millionen Tonnen Müll, der in den kommenden Jahren deutschlandweit durch den Rückbau der Atommeiler anfallen wird. 2022 soll mit Ohu II bei Landshut ein weiteres AKW im direkten Einzugsgebiet des Zweckverbandes Schwandorf stillgelegt werden. Dieser Müll wird dann voraussichtlich nach der Freimessung ebenfalls in Schwandorf landen. Die Kosten trägt der Steuerzahler.

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Kommentare (15)

  • awe

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    Vielen Dank für diese völlig einseitige Meldung.

    Man könnte auch noch anmerken, dass die Bundesärztekammer die genau gegenteilige Meinung vertritt und die Praxis für unbedenklich hält. Sogar der Vorsitzende der Landesärztekammer selbst hat sich gegen den Beschluss der eigenen Kammer ausgesprochen.

    Zudem hätte man für eine sachliche Einschätzung auch noch angeben können, dass die natürliche Strahlenbelastung durch kosmische Strahlung, Nahrungsaufnahme und Baumaterialien in der Größenordnung von 2000 Mikrosievert liegt, also um den Faktor 200 höher ist.

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  • Scientia

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    Man beachte zusätzlich drei Dinge:
    1. Freizumessende Abfälle fallen nicht nur in AKWs an, sondern etwa auch in Krankenhäusern, va im Bereich der Nuklearmedizin.
    2. In Schwandorf werden seit mindestens 7 Jahren freigemessene Abfälle thermisch verwertet. Vl. sollte man mal beim ehemaligen ZMS-Vorsitzenden Schaidinger oder seinem Stellv. Volker Liedke nachfragen.
    3. Da es nahezu keinen Stoff gibt, der nicht zumindest leicht strahlt (auch der menschliche Körper besteht zu einem großten Teil aus Kohlenstoff und dieser beinhaltet zu einem Teil das radioaktive C14-Isotop) ist die Aussage, es existiere aus medizinischer Sicht kein Schwellenwert ungefähr genauso inhaltsschwanger wie die Aussage, das Leben sei lebensgefährlich.

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  • XYZ

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    Es wird übersehen, dass es auch Anreicherungs- oder Potenzierungswerte im Organismus geben kann und wie hoch diese sein können, und dass die Radon-Belastung im Schwandorfer Raum eh schon höher ist. Daran scheiterte mal auch nicht unwesentlich die WAA, weil die geplante Ableitung von schwach radioaktiven Abwässern in die Naab und deren Auswirkung nicht näher evaluiert wurde. Im übrigen hat da seinerzeit Dr. med. habil Max Daunderer, letztlich an den Auswirkungen von Seveso verstorben, wo er als Beauftragter des IRK in Genf an Ort und Stelle half, schon einiges dazu geschrieben. Die Landesärztekammer war damals samt BayStMdI auch nicht besonders davon erbaut.

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  • Skyrider

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    Im Zuge des Konzepts zur Verwirklichung der WAA in Wackersdorf,sollten radioaktive Stoffe in begrenzten Mengen über die Abluft an die Umwelt abgegeben werden. Ein 200 Meter hoher Abluft-Kamin,sollte radioaktiven Feinstaub weitläufig verteilen.
    Wie sagte damals ein namhafter Politiker der “bayerischen Staatspartei” bei einer Anhörung. ” Wenn sich die Oberpfälzer hier gestört fühlen, bauen wir den Kamin eben 50m höher”… Wie hoch ist der Kamin im Müllkraftwerk Schwandorf…..?
    Nicht die einzelne Dosis, sondern die Menge im laufe der Jahre, in Verbindung mit anderen anfallenden “Stäuben” der Verbrennung, macht die Sache bemerkenswert. Die Anlieger um das Müllkraftwerk, werden sich bedanken……An die politischen “Entscheidungsträger”: Verbrennt euren Müll aus Grafenrheinfeld, doch in Oberbayern.

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  • Mediziner

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    Danke @awe für die Ergänzungen!
    Eine etwas differenziertere Erörterung der Thematik hätte dem Artikel gut getan. Wahrscheinlich hätte es dann aber keinen Artikel gegeben, weil sich der vermeintliche Skandal als gar nicht vorhanden entpuppt hätte.
    Drollige Vorstellung, dass gerade Jürgen Trittin dafür verantwortlich sein sollte, dass wir unter einer “unkalkulierbaren Gesundheitsgefährdung” durch strahlendes Material zu leiden hätten. Spätestens an der Stelle hätte man schon skeptisch werden dürfen.

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  • Gerda Huber

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    Ist schon spannend, wie jetzt Atomenergie-Fans daherkommen und auf den durchaus differenziert berichtenden Artikel schimpfen.
    Zu “Mediziner”: Im Artikel steht keineswegs, dass Trittin dafür “verantwortlich” sei. Im Gegenteil. Es ist doch nicht schwer zu verstehen, dass Trittin offenbar eine Messung veranlasst hat, damit nicht stärker strahlende Stoffe die AKW verlassen. “Das Gesetz sieht vor, dass jedes einzelne Teil, das ein stillgelegtes AKW verlässt, zuvor auf seine Strahlung hin gemessen werden muss.”
    Auch spannend, das “Mediziner” sich gegen seine Kollegen wendet, die eindeutig sagen: “Umweltverbände und sogar der Deutsche Ärztetag üben daran deutlich Kritik und sehen nicht kalkulierbare Risiken für die Menschen.”

    Zu der alten Leier von der radioaktiven Hintergrundstrahlung und dass dies doch auch nichts ausmache und die schon immer so sei: Es macht eben einen Unterschied, ob ich ein strahlendes Partikel inkorporiere (das ich z.B. wegen einer Verbrennung in einer Anlage durch die Luft….einatme) und dort anreichere oder ob ich eine Strahlungsintensität messe und das strahlende Agens sich ausserhalb des Körpers befindet; was natürlich viel weniger gefährlich ist. Ich dachte diesen alten Kram hätten wir doch schon zu WAA-Zeiten ausdiskutiert…

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  • KW

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    Die WAA und deren Scheitern mit dem Verbrennen von nachweislich unbedenklich kontaminierten “Bauschutt” zu vergleichen ist etwas weit hergeholt finde ich. Und die WAA ist damals mMn gescheitert weil schlussendlich doch irgendein etwas vernunftbegabterer Mensch dem Herrn FJS eingeflüstert haben muss, den “Bürgerkrieg” besser wieder zu beenden. Abgesehen davon, dass wohl abzusehen war, dass die Kosten davonlaufen.
    Und nicht missverstehen, ich bin absolut gegen AKWs, jedes weitere gebaute ist eins zuviel. Nicht nur wegen den imensen Rückbaukosten sondern wegen der nicht gelösten Endlagerfrage.

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  • Klaus Nebl

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    Ich habe im übrigen die beiden Verbandsräte aus dem Kreistag Siegfried Böhringer (SPD) und den CSU-Bürgermeister aus Sinzing Patrick Grossmann angeschrieben und auf diese Thematik hingewiesen, aber die Herren scheinen sich für dieses Thema nicht zu interessieren. Hauptsache der Profit bleibt in der Anlage nicht aus.

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  • R.G.

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    Um in Süditalien zu bleiben.
    In einer Verbgrennungsanlage in Mitteleuropa bekam man das Problem zu hoher Grenzwerte sehr gut in den Griff, man ließ Müll aus der geplagten Umgebung von P… in Italien anliefern, mischte das mit dem heimischen Müll mit zu hohem Grenzwerten, um dann je verbrannter Tonne nun geringere Mengen an …-stoffen messen zu können. Damit es sich finanziell besser lohnte, musste allerdings die importierte Müllmenge nochmal erhöht werden, weshalb dann wieder mehr…

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  • Roche-Dirac

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    Diese Debatte um radioaktiven Müll aller Art verfolgt uns seit wir Menschen wissen, dass es Radioaktivität gibt – und wir sie nutzen, sei es als Atomkraftwerk oder als radioaktives Kontrastmittel.

    Und klar ist auch, dass Grenzwerte immer auch politisch gesetzt werden. Und wieder neu gesetzt werden können.

    Aber klar ist eben auch, dass wir den radioaktiven Abfall, welcher Art auch immer, irgendwie entsorgen müssen. Da gibt es kein Entkommen. Radioaktivität lässt sich nun mal nicht per Mausklick oder Zugabe von Salzsäure einfach mal so abschalten.

    Insofern ist auch klar, dass wir ein oder mehrere Endlager für atomaren Müll brauchen werden. Auch da gibt es kein Entkommen. Wenn jemand gegen ein Atomendlager ist, dann soll er oder sie bitteschön einen Vorschlag machen, was denn dann mit dem vorhandenen Atommüll geschehen soll. Der Müll ist nun mal da.

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  • Gscheitel Huber

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    Man bedenke, dass jeder Mensch sich selbst anstrahlt:
    Kalium besteht zu ~ 0.018 % (m/m) aus dem Isotop 40-K, das dem Beta(-)-Zerfall unterliegt.
    Damit erhält jeder Mensch eine mittlere effektive Dosis von ~ 0.17 mSv/a (= ~ 170 µSv/a) allein durch das körpereigene Kalium!

    Worüber bitte sprechen wir? 10 µSv/a? Einmal Langstreckenflug über’n Teich, bitte – da krieg ich bis zu über 100 µSv auf dem ganzen Flug.

    Aber ich weiß, Emotionen sind so viel wirksamer als nüchterne Tatsachen (man möchte beinahe sagen, die effektive Dosis ist so viel höher)..

    Ich ess’ jetzt erst einmal eine Banane, um meinen Kaliumspiegel etwas anzuheben ;)

    Und zum Thema “medizinischer Grenzwert”: Es gibt deterministische und stochastische Strahlenschäden. Ersteres: Hohe Strahlendosen (> 500 mSv).
    Letzteres: Statistik. D.h., wenns blöd läuft, ionisiert mir mein eigener Kaliumhaushalt irgendein DNA-Molekül, und schwupps, ab zum Onkologen. Wahrscheinlichkeit? Kann sich jeder denken.

    Genauso, wie wahrscheinlich es ist, dass mich ein Wal frisst oder mich der Blitz beim .. trifft. Die Statistik kann auch ein Schlüssel sein, den Menschen die Angst zu nehmen. Nicht nur, aber auch vor elektromagnetischer Strahlung oder meinetwegen Atomzerfall, ohne den es uns gar nicht gäbe.

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  • Mr. T.

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    Gscheitel Huber, den Langstreckenflug nimmt man ja nicht zu sich, der wirkt von außen ein, wie auch hier schon erwähnt. Dazu kommt, dass bei den Grenzwerten nur über Strahlenbelastung, nicht aber über Mengen gesprochen wird. Und auch eine geringe Gefährlichkeit ändert nichts daran, dass es eine Sauerei ist, wenn man mit so einer Freimessung die Folgekosten der Kernenergie künstlich senkt.

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  • Gscheitl Huber

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    Ein paar kurze Punkte dazu:

    1.) Es ist (soweit ich den Artikel vollständig überflogen habe) nicht bekannt, welche Masse derartigen Mülls verbrannt wird / wurde,
    2.) Wie bereits angesprochen, können derartige Abfälle auch aus anderen Bereichen stammen, z.B. aus der Medizin. Auch hierzu ist kein Bezug hergestellt, es wird lediglich erwähnt, dass lt. BüfA Abfall aus dem Rückbau des AKW xy dort verbrannt wurde / wird (wozu von Seiten der zuständigen Stellen offenbar noch gar nicht Stellung genommen wurde),
    3.) ist die effektive Dosis eine physikalische Größe, die nicht zwangsläufig mit der (Abfall-)Masse zunimmt (das hängt von mehreren Faktoren ab),
    4.) heißt “Grenzwert von 10 µSv/a” noch lange nicht, dass der ggf. verbrannte oder verwerte Abfall diesen Grenzwert auch nur ansatzweise erreicht hat,
    5.) wenn es heißt, dass Grenzwerte politisch motiviert sind, wird offenbar gerne vergessen, dass diese auch politisch motiviert künstlich nach unten korrigiert werden könnten,
    6.) gibt es nur sehr wenige gesetztlich regulierte Bereiche, die so streng überwacht werden wie Strahlenschutzbereiche (dazu unten eine kleine Anekdote),
    7.) Trifft die Entscheidung zur Entlassung von Abfall aus der Überwachung die zuständige Behörde (u.a. § 29 Abs. 3 StrlSchV, § 62 Abs. 2 StrlSchG), wobei explizit auch eine ggf. zu erwartende Exposition von Einzelpersonen der Bevölkerung betrachtet wird,
    8.) und letztens: “Freimessung zur künstlichen Senkung der Kernenergie” ist im Hinblick darauf, dass überhaupt nicht bekannt ist, um welche Art von Abfall (und dessen Herkunft) es sich handelt, eine sehr gewagte Theorie.

    Ich bin beruflich mit Abfällen befasst und bin an Genehmigungsprozessen von Deponien beteiligt. Nicht in Bayern, aber diesbezüglich gilt überall das gleiche Prinzip: “Wir hören uns gar nicht an, was die Wissenschaft oder überhaupt andere zu sagen haben, wir poltern einfach mal drauf los.”

    Dass es in der Abfall- und Kreislaufwirtschaft wie überall auch schwarze Schafe gibt, ist hinlänglich bekannt. Aber pauschal alle über einen Kamm scheren (auch wenn Strahlung ins Spiel kommt), ist nicht zielführend, sondern kostet am Ende den Steuerzahler mehr, denn Zeit ist Geld, und Blockieren und Stänkern kostet Zeit.

    Nun noch die “kleine Anekdote aus dem Strahlenschutzbereich”: Nehmen Sie an, Sie arbeiten in einem Strahlenschutzbereich, und Sie finden irgendwo ein Stückchen Pechblende (Uranoxid). Sie stecken das schöne Ding in Ihre Tasche und schaffen es damit irgendwie in einen Strahlenschutzbereich, in diesem Fall einen Überwachungsbereich (im Kontrollbereich schaffen Sie es nicht mal über die Türschwelle, weil sämtliche Messgeräte Amok laufen). Sie stehen dann also im Überwachungsbereich, kramen in der Tasche und legen den Stein irgendwo hin. Bravo, Sie haben gerade einen Gegenstand hereingebracht, der sämtliche Grenzwerte reißt, jetzt können Sie erstmal dicht machen, für viel Geld alles überprüfen und auseinander nehmen lassen und den Stein kriegen Sie mit seiner Aktivität gar nicht mehr raus, jedenfalls nicht, bis er sämtliche Grenz- und sonstige Werte unterschreitet, und das kann bei einer Halbwertszeit von 238-U von 4.47 * 10 ^ 9 a verdammt lange dauern.

    Überspitzt, aber es zeigt sehr deutlich, wovon wir da sprechen.

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  • XYZ

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    Keine Industrie wird Produkte erstellen, wenn die nicht vom Markt abgenommen werden. Im Fall der WAA und jetzt des MKV wird das von m.E.. etwas unorientierten Politikern protegiert, um ‘Altlasten’ irgendwie los zu werden.

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