Ich becher’ mich weg
An der Uni Regensburg sind Mehrwegbecher ein Desiderat.
Klausurenphase an der Universität Regensburg, die einzige Zeit in der – laut Vorurteilen – die Studenten wirklich im Arbeitsstress sind, nachdem sie das Lernen lieber vor sich hergeschoben haben. Und wie bewältigen Studenten, ebenfalls in Klischeevorstellungen, diesen Stress? Mit Kaffee und Kippen. Das dies gar nicht mal so weit von der studentischen Lebenswirklichkeit entfernt ist, das beweisen Bilder vom Campus.
Laut Zahlen des Vereins „Deutsche Umwelthilfe“ trinkt der Durchschnittsdeutsche circa 162 Liter Kaffee im Jahr und produziert damit, weil er gerne schnell im Gehen sein Koffein zu sich nimmt, 2,8 Milliarden Pappbecher an Müll. Jeder Deutsche verbraucht somit im Schnitt ungefähr 34 Becher jährlich.
Es gibt bereits Initiativen gegen Einwegbecher
Dieses Thema ist kein neues, da an verschiedensten Orten von verschiedensten Personen bereits Initiativen gegen die Verwendung von Einwegbechern gestartet wurden. Selbst an der OTH wird bereits seit 2013 mit dem Projekt „Keep Cup on Campus“ der Umweltverschmutzung der Kampf angesagt. Diese wiederverschließbaren und farbenfrohen Becher, darf man sogar in die Räume der Bibliothek mitnehmen.
Natürlich muss man nicht dem australischen Unternehmen „Keep Cup“ die Plastiktassen abkaufen, da es alternative Konkurrenzprodukte überall zu kaufen gibt. Egal ob als schlichte Porzellantasse mit Silikondeckel oder praktische Thermotasse aus Edelstahl. Doch an der Universität Regensburg, wo lauter zukünftige Akademiker herumspazieren, machen sich erstaunlich wenige Gedanken über ihr Wegwerfverhalten. Klar, mit Intelligenz hat dies auch weniger zu tun, sondern mit purer Faulheit. Die Tasche ist schon schwer genug, da sie bis zum Anschlag mit Verwaltungsrecht, Anatomie oder Aristoteles gefüllt ist. Und das Schlimmste kommt erst noch: Das Ding muss man schließlich auch noch täglich abspülen.
Ebenso hat die örtliche SPD vor ein paar Monaten beantragt, die Stadtverwaltung mit der Unterstützung der Kampagne „Coffee to go again“ beauftragt, die eine Studentin aus München ins Leben gerufen hat. Es funktioniert so: Ein Café oder Bistro bringt das Logo der Kampagne an den eigenen Laden an und zeigt somit, dass der eigene Becher mitgebracht werden darf. Oftmals geht dies sogar mit einer Vergünstigung von ein paar Cent einher.
Der Arbeitskreis Ökologie sieht ein Problem
Droben von der Kugel
Anfang dieses Jahres gründete Dominik Graf, Referent für Ökologie des Studentischen Sprecher*innenrates, den Arbeitskreis Ökologie. Auch ihm sind die Einwegbecher ein Dorn im Auge: „Eigentlich sollte das kein Problem sein, aber die Leute sind einfach unachtsam und faul.“ Für ihn wäre dieser Sachverhalt einfach zu lösen: Die Uni bzw. das STWNO (Studentenwerk Niederbayern/Oberpfalz) soll genau wie viele Cafés in der Altstadt die Preise für den Kaffee um einen kleinen Preis wie 20 Cent runterschrauben, wenn der Kunde seinen eigenen Becher mitnimmt.
Die Kaffee Maschinen in der Mensa und den Cafeten buchen nämlich den Preis des Kaffees inklusive Becher ohne Differenzierung von der UR-Karte ab, dem Studierendenausweis mit dem ein bargeldloses Bezahlen möglich ist. Eine kleine technischer Verwaltungsakt wäre also eine Motivation der Faulheit entgegenzuwirken.
„Leute nehmt eure Becher mit“
Aber da sich die Prüfungsphase nun dem Ende zuneigt, werden am sommerlichen Campus eher wieder mehr leere Bierflaschen herumstehen als leere Pappbecher. Die, die Regensburger Sonnenstunde nur durch die Fenster der Bibliothek sehen werden, dürfen ihre Pappbecher eh nicht mit hinein nehmen. Aber im Ernst: Nehmt einfach eure eigenen Becher mit, ob man sich nun 20 Cent spart oder nicht, es ist eine kleine Geste, die unseren Campus und auch unserer Welt ein Stück sauberer macht.
Dolittle
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Seufz, das Problem gab es schon in den 1990er Jahren. Damals war der Kaffee 30 Pfennige billiger, wenn man eine eigene Tasse benutzte. Es gab ein Waschbecken zum Spülen und die Möglichkeit Tassen an ein Gitter zu hängen (anschließen war ratsam, sonst war die Tasse weg…). Bei mehreren Tassen am Tag kam schnell 1 Mark zusammen. Das war damals Geld.
Die Jura/BWLer Cafeteria sah dennoch auch damals schon so aus wie heute. Meterhoch türmten sich die Plastikbecher auf den Tischen, da die zukünftige Elite auch zu faul war, leere Becher in die Mülleimer zu werfen. Und zugleich das Studentenwerk mit jedem Becher 30 Pfennige vergütete. Schon damals machte ich mir ernsthaft Sorgen über die soziale Zusammensetzung der Studierendenschaft und ihr Verhältnis zum Geld, den ökologischen Ressourcen und den angeblich so präsenten deutschen Sekundärtugenden.
Leider hat sich die letzten 20 Jahre nichts geändert.
Kaffeetrinker
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Zu der Zeit, als ich in R. studiert habe, konnte man zum Beispiel in der PT-Cafete am Verkaufseingang seine ganz normale Tasse in einem kleinen Holzregal über einem Spülbecken, auf dem auch immer (oder jedenfalls fast immer) genügend Spülmittel abgestellt war, einstellen. Etliche dieser Tassen waren auch der Allgemeinheit zugänglich. Die Idee: Wer eine Tasse benutzt, der spült sie und stellt die wieder ins Regal, für andere. Für etwas vorsichtigere Zeitgenossen stand irgendwo, ich glaube, es war gegenüber (etwa da, wo heute einer der Kartenaufwerter steht) ein Gitterregal, auf dem dann die eigene Tasse auch schon mal mit einem handelsüblichen Fahrrad-Zahlenschloss oder ähnlichem vor Fremdgebrauch bewahrt werden konnte.
Den Gebrauch eigener Tassen hatte die Betreiber der ‚Cafeten für eine schöne Zeit lang dadurch gefördert, dass der darin abgefüllte Kaffee (oder anderer Getränke) billiger abgegeben wurde, als das gleiche Getränk im Pappbecher. Irgendwann aber kam dann der lapidare Hinweis, dass diese Vergünstigung ersatzlos gestrichen wurde. Von nun an war der Kaffeepreis in der Mehrwegtasse identisch mit dem im Wegwerfbecher. Kurze Zeit drauf verschwanden sowohl Holzregal als auch das Gitterregal und mit ihnen die bunten Mehrwegtassen. Was von da an wuchs, war der Müllberg.
Ich habe diese Umstellung damals recht Zeitnah zum Anlass genommen, beim zuständigen Herrn Hackl (damals wie heute: Studentenwerk NIederbayern/Oberpfalz) einmal nachzufragen, warum denn auf diese Art der Umweltaspekt so rigide abgewürgt werden müsse. Und bei der Gelegenheit wollte ich auch wissen, was denn mit dem Papiermüll dann geschehe und ob bei seiner Verwertung hinterher auch wirtschaftliche Interessen ein Rolle spielten? Ich dachte damals an die Energieumwandlung in Verbrennungskraftwerken. Leider hat mir der Herr Hackl auf meine Fragen nie geantwortet.
Desiderat: Ja, was passiert mit den ganzen Papierbechern nach Gebrauch? Finden die den Weg in die Steckdose über den Umweg der Verbrennung? Wer entsorgt hier zu welchen Konditionen?
Kaffeetrinker
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@Dolittle: Das mit der Jura/BWLer Cafeteria möchte ich nicht gaaanz so bestätigen. Auch da gab es den Kaffee günstiger in der eigenen Tasse, wenn man ihn sich vom Automaten im Verkaufsraum holte und dann an der Kasse bezahlte. Und das wurde dort schon auch genutzt.
Aber Sie haben recht, Becher aus den Automaten ausserhalb der Verkaufstheke waren auf den Tischen schon auch nicht selten. Aber solche gab’s auch in der PT.
Peter Willinger
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Wie wäre es mit einem Passus im Vertrag, der das Ausgeben von Einwegbechern auf dem Uni-Campus untersagt?
Kaffeetrinker
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“Müllvermeidung ist keine Frage der Intelligenz.”
Wo sind eigentlich diese ganzen Tassen in Regensburg abgeblieben? Stapeln sich die in irgendwelchen Kellern?
http://imgur.com/a/z16IL
Exstudente
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Das mit dem Bechern ist en Ärgernis. Wo sind eigentlich die niedlichen Studentenwerksbecher abgeblieben? Die Mehrwegteile mit dem Pfand?
A.O.
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Das geht ja noch , aber wenn sie ihreKippen und den Müll in die Donau kippen oder daneben liegen lassen ,dann hört es sich auf !
“Liebe ” Schüler unter ca. 25 Jahren !
Es ist sehr auffällig ,dass gerade junge Leute den Müll in der ganzen Stadt verteilen .
Das ist EUER Geld , denn ihr müsst später die Steuern dafür zahlen !
Kapiert ? ;-)