Heimlich am Museum
„Für einen Satiriker ist es ein großes Lob, wenn jemand anruft und sagt, das was Sie machen, das ist aber geschmacklos“, sagt Stefan Traxler. „Für einen Architekten eben nicht“, erwidere ich. Wir stehen vor dem Museum für Bayerische Geschichte. Traxler ist der Architekt und ich bin der Schreiberling, der dieses Gebäude kürzlich durch den Kakao gezogen hat. Doch Traxler ist Satire gewohnt – sein Vater hat das Satiremagazin Titanic mitgegründet. Also haben wir uns einfach getroffen.
Ein bisschen konspirativ ist das schon, als wir dann endlich zum Gebäude gehen. “Erwähnen Sie bloß nicht, dass Sie von regensburg-digital sind, wenn jemand fragt”, schärft mir mein Begleiter ein. “Man hat mich schon vor Ihnen gewarnt. Also einfach nur grüßen, wenn wir jemandem begegnen.” Stefan Traxler ist der Architekt des derzeit wohl umstrittensten Gebäudes in Regensburg – des Museums der Bayerischen Geschichte. “Betonklotz“ nennen es viele – obwohl die Fassade aus Keramikkacheln besteht. Parkhaus andere – obwohl es doch den bisherigen Parkplatz am Donaumarkt ersetzt und eine “Wunde” heilen soll, die die Stadt Regensburg selbst geschlagen hat. Damals in den 60er Jahren, als ein funktionierendes Stadtviertel für ein größenwahnsinniges Verkehrsprojekt – vierspurige Stadtautobahn – abgeräumt wurde.
Die Pläne scheiterten, doch das Viertel mit seinen Straßen und Plätzen war verschwunden. Es blieben ein Parkplatz mit samstäglichen Wochenmarkt und jahrzehntelange (erfolglose) Bestrebungen des CSU-Oberbürgermeisters Hans Schaidinger, dort ein Kultur- und Kongresszentrum durchzudrücken. Am Ende gab es schließlich den Zuschlag des Freistaats für das Bayern-Museum, dessen äußere Erscheinung nun immer wieder als Aufreger dient.
Auch ich habe zu den Kritikern des Museums gehört und es zuletzt in einer Glosse durch den Kakao gezogen. Doch Traxler ist nicht sauer – im Gegenteil. Er hat ein Herz für Satire – sein Vater war Mitbegründer der Titanic – und hat mich zum gemeinsamen Gespräch eingeladen. Er will mir „sein“ Gebäude erklären.
Das Museum mit der angrenzenden Bavariathek sei wie eine Briefmarke auf den (durch die Abrisse zerstörten) Hunnenplatz “aufgestempelt” worden – ein Versuch, die Wunde zu heilen und an die Zeit davor zu erinnern, sagt er. Die graue Farbe des Baus sei einerseits an die römische Mauerstücke des Castra Regina angelehnt, andererseits solle es auch neutral im Kontrast zur mittelalterlichen Stadt stehen. „Eine Spur wärmer wäre mir persönlich noch lieber gewesen“, räumt Traxler ein. Die jeweilige Wirkung hänge aber auch von der Sonneneinstrahlung ab.
Ein „Spiel aus Enge und Weite“ habe er einpflegen wollen, erklärt der Architekt, orientiert an der Donaupromenade und eingefügt zwischen die historischen Bauten. „Die beiden Hochpunkte des Daches sind auf die Ausstellungsstücke zugeschnitten.“ Der Wandteppich aus dem bayerischen Landtag auf dem ersten, der Heißluftballon, mit dem Günter Wetzel 1979 aus der DDR in den Freistaat floh, auf dem zweiten.
„Das ist schon durchdacht und mit dem Museumsgestalter entwickelt“, so Traxler, der sich wundert, dass alle Kritik das Museum treffe, die angrenzenden Wohngebäude auf dem früheren Ostermeier-Areal aber davon verschont bleiben. “Effizenz-Architektur” nennt der Architekt diese, “störenden Objekte”.
Luftaufnahmen des Museums zeigen einen Schlitz auf dem verwinkelten, von Höhen und Tiefen durchzogenem Dach. Deswegen gibt es auch keine Dachterrasse, „obwohl das vielleicht gar nicht so schlecht gewesen wäre“, wie Traxler zugeben muss. Doch die Dachform ahme die Skyline von Regensburg nach und der erwähnte Schlitz sei eine konsequente Weiterführung der Straße „Unter den Schwibbögen“. Ein Versuch, an die Altstadt anzuknüpfen. „Genius loci“ nennt man das im Fachjargon.
Einzig das Domfenster hat keinen unmittelbaren Bezug zu den bestehenden Formen, aber bietet von Innen einen Blick auf das historische Regensburg und, wenn es fertig ist, auch einen Einblick. Eine „Wortwolke“, die verschiedene Begriffe beleuchtet, fehlt nämlich noch. Alles in Allem solle die Architektur des Gebäudes „auch noch in 50 Jahren funktionieren“. Er habe daher den Versuch unternommen, in gewissermaßen einer Art „Zeitlosigkeit“ zu bauen.
Wortlos begrüßt uns der Löwenbräu-Löwe im Foyer, wo er bislang noch einsam auf Besucher wartet. Insgesamt sei die räumliche Gestaltung hier dem Haidplatz nachempfunden, erzählt Traxler. Die seitlichen Gänge des Gebäudes sollen die engen Gassen der Altstadt repräsentieren. Im kompletten Bau seien Formen der Stadt in den Bau integriert worden. Außenwand und Decke des Foyers sind verglast, den dadurch sichtbaren, heute von ein paar Wölkchen durchzogenen Himmel zerteilen Metallstreben. Sieht fast aus wie die weißblauen Rauten der bayerischen Flagge – schön. Das wiederum aber war gar nicht so geplant, sagt Traxler. „Das hat sich zufällig durch die Form des Daches so ergeben.“
Ausstellungsstücke gibt es heute nicht für mich zu sehen – das ist im Rahmen eines solchen Besuchs wohl doch zu heikel. Ein bisschen drüber diskutieren geht aber doch. Manche mögen vielleicht kritisieren, dass das eine oder andere – die Franz-Josef-Strauß-Statue zum Beispiel – etwas selbstgefällig staatstragend wirke, räumt Traxler vorsichtig ein. Ein „CSU-Museum“ sei es aber auf keinen Fall. Da sei Kurator Richard Loibl schon zu subtil für sowas.
An der Rolltreppe wird es eher ironische Texte über Bayern geben. Auch Gerhard Polt und die Biermösl Blosn sollen ihren Platz finden. Und direkt gegenüber von der Straußschen Statue wird es eine Wackersdorf-Loge geben. Und neben dem Bayern „von oben“, Politiker-Devotionalien, soll es eben auch eines „von unten“ zu sehen geben – eine Bierkrugsammlung zum Beispiel. Doch um das genauer zu diskutieren, wäre wohl noch ein (heimlicher?) Besuch mit Herrn Loibl nötig.
Das Wirtshaus im Museum ist noch nicht ganz fertig. Aber man sieht schon die Holzvertäfelungen, den großen historischen Leuchter und die modernen Lampen, die ihn flankieren. Durchweg vergoldet ist der benachbarte Museumsladen. „Gold, weil es dort ja um Geld geht.“
Dann gibt es da noch den Donausaal. Dieser kann bei Bedarf durch eine elektronischen Schiebewand in zwei Teile getrennt werden. So kann man gleichzeitig eine Ausstellung und eine Veranstaltung abhalten oder aber gleich große Events organisieren. Hat Hans Schaidinger sein Kultur- und Kongresszentrum also doch noch bekommen? „Das haben jetzt Sie gesagt“, schmunzelt Traxler. Na ja. Nach den drei ablehnenden Bürgerentscheiden, die dieses Ansinnen des CSU-Altoberbürgermeisters scheitern ließen, wäre das ja fast schon einen eigenen Ausstellungsraum wert.
Epilog: Ein Foto will der Architekt dann doch nicht mit mir machen. „Das würde vielleicht nicht so gut ankommen, wenn wir jetzt gemeinsam vor dem Bau posieren.“ Ein wenig ist das befremdliche Gefühl gegen das Gebäude bei mir durchaus gewichen, fast ist es mir jetzt ein bisschen sympathisch. Bleibt abzuwarten, ob ab dem 4. Juni, wenn das Museum für alle geöffnet wird, die Regensburgerinnen und Regensburger, vor allem die hartgesottenen Kritiker unter ihnen, auch beginnen so zu denken.
Benno Herder
| #
Meine Stadt bleibts trotzdem. Von sog. Architekten und den Touris kann sie für mich nicht kaputt gemacht werden. Mein Problem sind die Bauträger und die Bürgermeister die sich bedienen.
Weidmüller
| #
Das völlig unverständliche Mausgrau und das technisch geprägte Blechdach das man auf der Schauseite vom gegenüberliegenden Donauufetsieht hätte dem Kollegen nicht passieren dürfen. Schade!
Dugout
| #
“Die graue Farbe des Baus sei einerseits an die römische Mauerstücke des Castra Regina angelehnt, andererseits solle es auch neutral im Kontrast zur mittelalterlichen Stadt stehen. ”
Gleichzeitig das Gleiche, neutral und ein Kontrast. Wow! Da muss man erst darauf kommen.
” Doch die Dachform ahme die Skyline von Regensburg nach und der erwähnte Schlitz sei eine konsequente Weiterführung der Straße „Unter den Schwibbögen“.”
Nochmal wow! Astro- Alex in der ISS wirds freuen, er wird auch der einzige bleiben der es zu sehen bekommt. Der Bürger Regensburgs muss mit der grauen Betonwand vorlieb nehmen. Das ganze präsentiert mit einer Computergrafik, selbstredend in geschönter falscher Farbe und nicht mit einem Bild der Realität.
“Insgesamt sei die räumliche Gestaltung hier dem Haidplatz nachempfunden, erzählt Traxler.”
Ab hier muss man eigentlich aufhören zu lesen. Es ist genau diese Art Rechtfertigungsversuch, die eigentlich alles nur noch schlimmer macht.
Hat Cerull schon interveniert?
Ach stimmt… ist der falsche Donauarm
R.G.
| #
Zu:
“Engelburgergasse links, Museumsgang rechts.”
Wer beim Abzeichnen der schrägen Weitung vor dem luftig leicht wirkenden Tor der Engelburgergasse ein Bild eines langen durchgehend engen Schlurfs (wo habe ich nur das Dünndarmfoto aus der letzten Vorsorgeuntersuchung verlegt, und weshalb fällt mir das jetzt ein?) auf das Papier bringt, kann trotzdem privat ein netter Mensch sein.
Unterhalten wir uns halt über Leben im groß geworfenen Schatten eines Vaters.
Peter Lang
| #
Ooops, die Engelburgergasse ist da aber nicht zu sehen! Es handelt sich um die Kapellengasse, Herr Traxer. Rufen Sie mich einfach mal an, ich mache gerne mit Ihnen eine Stadtführung.
Stefan Aigner
| #
@Peter Lang. Sorry. Das war mein Fehler.
Piedro
| #
Eine sehr schöne und sehr offene Begegnung. Tatsächlich habe ich jetzt richtig Lust mir den Bau mal anzutun. Im Vorbeifahren, sozusagen. Wird man Anfang August geöffnet haben?
dünnster Künnstler
| #
Satire funktioniert auch in schlechter Architektur:
Im Rahmen der Art BuZZ`l im privaten Stadteilzentrum von Burgweinting BUZ gab`s 2012/13 auch einen, von CSU-Kandidaten in Auftrag gegebenen, Strauß-Kopf zu sehen – als Plakat mit CSU Personal und festgekettet aus Beton. Der Gugau hat sein unabgeformtes Tonmodell nach dem Pressefoto im KÖWE vorsichtshalber gleich mit nach Hause genommen wo es wohl vergammelt, zerflossen oder zerrissen ist, falls er sein Abbild nicht gleich entsorgt hat… Ohne Artefakt wird das wohl nie was mit dem Einzug ins MdBG. Der Einzige der bei diesem Coup das nötige Mindestmaß an Gespräch, Beteiligung und Anstand an den Tag gelegt hat, war Hans Renter: http://europabrunnendeckel.de/?p=4819
Bürni
| #
Ich muss sagen, mich nervt das ständige rumgenöle an allem, was nicht ursprünglich alt ist… ja, die Altbauten sind toll, aber auch moderne Architektur kann spannend und ansprechend sein. Das Problem ist nur oft, dass Regensburg vielleicht zu spießig ist. ;) hier hätte nicht mal LeCorbusier ein Gebäude errichten können, ohne dass sich alle darüber aufregen, wie greislich es ist. Das neue Museum hab ich noch nicht von innen gesehen, deshalb kann ich mir kein Urteil darüber erlauben – wie wahrscheinlich die meisten hier ;)
dünnster Künstler
| #
“Doch die Dachform ahme die Skyline von Regensburg nach…” ist nur eben etwas höher geraten als gedacht. Ohne diese Mittelalter Skyline wären wir schließlich nicht Weltkulturerbe, da muß sich das MdBG zwangsläufig einfügen, sonst wäre alles dahin.
“Einzig das Domfenster hat keinen unmittelbaren Bezug zu den bestehenden Formen, aber bietet von Innen einen Blick auf das historische Regensburg und, wenn es fertig ist, auch einen Einblick. Eine „Wortwolke“, die verschiedene Begriffe beleuchtet, fehlt nämlich noch. ”
2018: RKK-Wortwolke über dem Kepler Areal – von der Terasse des Freizeitraums aus gesehen: http://europabrunnendeckel.de/download/vollcornform_sprechtest/wordcloud_blub_500.jpg
Wortwolkendiskurs siehe vollcornform Sprechtest hier im Blog: http://europabrunnendeckel.de/?p=7421
Serdar
| #
@benno herder, Kritik üben ist immer die einfachere Part.
Abwertend finde ich auch Ihre Aussage “sog. Architekten” – einfach mal einen Berufsstand aburteilen – top. Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass jedem (architektonischen) Prozess ablehnend begegnet wird – bei Ihnen habe ich das Gefühl, dass sämtliche Entwurfsvarianten durchgefallen wären.Btw: eine Stadt befindet sich dauerhaft in jeglicher Epoche im Wandel. Kritisch sollte unsere städtebauliche Entwicklung betrachte werden….. Progressiver Entwicklung anstatt konservativem bockigem geheule. Bussi ein sog. Architekt.
Lenerl
| #
Wenn ich mich richtig erinnere, dann hat Christoph Süß mal gesagt, dass es wohl so 100 Jahre dauern wird und spätestens dann werden die Regensburger „ihr“ Museum lieben. Weil es dann in die Dahoamität integriert ist, quasi.
Wenn die Stadt Regensburg sich selbst treu bleibt, dann wird sie es ziemlich genau zum selben Zeitpunkt wieder abreißen wollen (z.B. für einen Flugtaxi- Parkplatz oder sowas). Und es wird sich natürlich Widerstand dagegen formieren!!
Voraussetzung für dieses Szenario ist allerdings, dass die Architektur überhaupt so lange funktioniert. Weil es könnt´ ja sein, dass sie gar nicht so lang funktioniert, die Architektur, wenn sie nur auf 50 Jahre ausgelegt ist. Das treibt mich jetzt doch um.
Werden die Regensburger ihr Museum nie lieben können, weil es vorher schon kaputt geht?
Ich meine, wenn die Architekten im Mittelalter auch so geplant hätten, dann wären wir doch heute ziemlich arm dran mit unserer Skyline, oder?
Aber gut. Für meine Lebensspanne wird das Museum schon halten und ich hab mich auch schon daran gewöhnt. Ich versteh´ sowieso nix von Architektur. Ich mag nur alte Häuser. ;-)
R.G.
| #
@Serdar
Es waren erstaunlich starke, die Dimensionen der Gebäude rundum aufnehmende, heutige Entwürfe dabei. Einen fand ich in seiner vorgeblichen Schlichtheit ganz außerordentlich (er hätte sich mit den besten Finnen ungeniert messen können). Dieser trat leider mit realistischen Farben und Perspektiven aus Erlebnissicht, gegen die ätherisch helleren Bilder des Siegerentwurfes an.
Eine simple Vorgehensweise hätte den Entscheidern geholfen, die wirklichen Farben und Dunkelheitswerte erfassen zu können: Musterstücke der verwendeten Materialien in der Größe von x mal x cm dem Entwurf beilegen lassen, oder gleich gut, die RAL-Farbbezeichnung mit stimmigem Muster-Farbausdruck dazu verlangen (bereinigt um Monitor-bedingte Abweichungen). und dann vergleichen, ob die eingereichten Bilder den Ton realistisch wiedergeben. Das dann auch im Tageslicht ansehen!
Gerade bei Grau wird der Computer eines Architekten selbst bei ehrlich dunkel gezeigtem Bild, häufiger Mac-typisch deutlicher blausticher sein, bzw. weniger vom Gelbbraun haben, damit wirkt ein Material, das draußen mausgrau erlebt wird, am Bildschirm stahlblauer, und heller. Das Ganze noch nach Art eines Heiligenbildes bell umstrahlt wirken lassen, schon ist die Enttäuschung der Bevölkerung bei Verwirklichung vorprogrammiert.
Gegen die Unsitte, Entwürfe aus einem Winkel zu zeigen, die der durchschnittliche Regensburger kaum einnehmen wird (z.B. aus Drohnensicht oder Adlerhorsthöhe, wodurch der Klotz kleiner wirkt im Vergleich zum Dom), kann durch Bestimmung konkreter Standpunkte bei der Ausschreibung begegnet werden.
Zur Vermeidung, dass eingereichte Weitwinkel- Ansichten Großzügigkeit vortäuschen, sind reale Bilder aus dem gewählten Blickwinkel als abrufbares Vergleichsmaß sinnvoll.
Damit träte endlich jedes Architekteneam zu vergleichbaren Bedingungen an, es entschiede nicht mehr die raffinierteste Bebilderung.
@Bürni
schreibt: “Das Problem ist nur oft, dass Regensburg vielleicht zu spießig ist. ;) hier hätte nicht mal LeCorbusier ein Gebäude errichten können, ohne dass sich alle darüber aufregen, wie greislich es ist.”
1.) Die Wohnmaschine des großen Meister hierhergepflanzt, wäre gewiss greislich. Er konnte allerdings unterschiedliche und die Umgebung aufnehmende Formensprachen, wie wir wissen (Ronchamp).
2.) Ist er ihr Begriff von modern? Ein Mann von heute?
Wenn ja, verwenden sie noch Kurbeltelefon? ; )
Ich möchte das Regensburger Museum in seiner Außenansicht nicht abschließend werten, aber doch bemerken, dass gebaute Form, wahre Erlebnisblickwinkel und Farbe, verglichen mit den geschönten Visualierungen einer Einreichung, sehr unterschiedliche Urteile provozieren.
Samson
| #
Ein schöner wichtiger Beitrag, denn es fällt schwer bei der Betrachtung des neuen Museums sich nicht an den schlampig gepflasterten von Autos zugestellten Platz zurückzusehnen. Die Formen schienen schon bei dem Modell zu klobig, wie leicht aus dem Maßstab gefallen. Die Farbe war versöhnlich, im Modell rein weiß. Dann kam der Schock der Realität.
So kommt es leider doppelt schlimm.
Das wäre doch ein Titelbild für die Titanic gewesen.
Zwei völlig überzeichnete dicke Schlipsträger stehen Zigarre rauchend vor dem neuen Museum:
„Haben wir super integriert“
Aber der Architekt hat keine Schuld. Das sollte man festhalten. Schuld sind die die das rausgesucht haben.
Die schlimmsten sind die Entscheider, die jetzt sagen das wollten sie gar nicht so.
Gregor
| #
Zu Serdar,
ich kenne @Benno Herder seid Jahren und
kann sie beruhigen, wir kommen aus der (mit ohne ‚sog.’) Branche und werden uns auch künftig über diese und auch über ähnliche ‚sog.‘ Gruppen äußern. Ich habe mich z.B. auch über Königswiesen mal geärgert, das hat sich aber gelegt, weil ich damals noch nicht ahnte, was manche sog. Architekten noch in Regensburg alles anstellen können (z.B. sauteure, greisliche weiße Neubausiedlungen mit weitgehend sinnentleerten Wasserflächen über Tiefgarage und Minipflanzungen ringsumher ).
P.s.: es gab in der Ausstellung 2 Entwürfe die zwar modern, aber auch ggf. gelungener gewesen wären. Und ihr „Bussi “ vom sog. Architekten könnens aber, glaube ich behalten ;-)
R.G.
| #
@Günther Herzig
Fabi-Museum in Anthrazit hätte ich nicht wollen.
Ansonsten ist es der Entwurf, bei dem meine Ideen, wie man das Museum bespielen könnte, förmlich explodierten.
Da wäre alles möglich, vom temporären Skulpturengarten im Außenraum, bis zu Künstler-Workshops, Märkten, Sitzen unter aufgespannten Sonnenschirmen, Unterricht mit Schulklassen, Tanzen, Freiluftveranstaltungen, dem ersten Kuss, Modeschauen, u. v. a. m.
Damit entspräche das Museum einem sehr zeitgemäßen Anspruch, offen für den Austausch mit gegenwärtigen Menschen und dem Ort sein zu wollen.
Mit keinem anderen Entwurf beschäftigte ich mich länger als mit diesem. Wo könnte man große Bilder hängen, müsste man Stellwände platzieren? Wie würde ich mich durch den wie ein Dach empfundenen Raum bewegen?
Wenn die Farbe nicht brutal gedacht war, würde ich ihn als das lebendigste, und ja, als ein interaktives Projekt bezeichnen.
Barnie Geröllheimer
| #
Wir gewöhnen uns schon an den Anblick. Zeit heilt Wunden, auch die städtebaulichen.
Lenerl
| #
Sehr geehrter Herr Herzig!
Ich hab doch gesagt: Ich habe mich daran gewöhnt. Mehr können Sie von mir echt nicht erwarten!
Aber dass Sie mich jetzt schon kopieren, schmeichelt mir doch sehr.
Unter diesen Umständen billige ich Ihren letzten Kommentar natürlich sehr gerne! Gerade, da Sie damit wohl nicht Unrecht haben.
Aber eins noch zum Schluss: Beim Du waren wir noch lange nicht, Freinderl!
Giesinger
| #
Weitaus schlimmer noch als die äußere Architektur, finde ich die geplanten Exponate, die bisher bekannt sind.
Braucht man für diese ein 88 Millionen-teures Museum? Von den laufenden Kosten mal abgesehen. Die Architektur kann man sich im Juni kostenlos von innen ansehen. Danach ist es nur noch für Schulklassen kostenlos, wie ich irgendwo gelesen habe.
Vielleicht gibt es ja tatsächlich noch irgendwann eine Umwidmung z.B. in ein modernes Fahrrad- Parkhaus?
Mr. T.
| #
Also es gibt in Regensburg sicherlich deutlich schlimmere “Bausünden”, als dass das Museum so eine Kritik verdient hätte. Wenn ich da nur an die BTT-Banlieus am Hoch- und Roten-Brach-Weg denke. Dagegen ist’s ja in Königswiesen und der Isarstraße noch schön – vor allem in ein paar Jahren. Beim Museum äußern sich eben vor allem die, welche alles stört, warum auch immer. Fachliche und sachliche Gegner äußern sich eher rar. Die große Masse, die sich zumindest nicht dran stört, äußert sich natürlich nicht. Ich schau’s mir mal an und dann werde ich schon sehen, was ich persönlich davon halten soll. Die Bausünde ist – wie erwähnt – schon früher passiert. Egal, was jetzt auf den greislichen Donuamarkt-Parkplatz gebaut worden wäre, es hätte mindestens genauso viele gestört, wie jetzt das Museum.
Jürgen
| #
@Bürni (12. Mai 2019 um 21:43) ,Serdar (12. Mai 2019 um 22:02): Sehr schön formuliert. Das kann sehe ich auch so.
@Lenerl (12. Mai 2019 um 23:10): Auf den Punkt gebracht.
@R.G. (12. Mai 2019 um 23:28): Ich habe die Wettbewerbsergebnisse alle gesehen und fand, dass der Sieger würdig war. Er war einer der wenigen Entwürfe, der sich der Umgebung angepasst hat ohne sich anzubiedern. Die Farbe und die Fotomontagen haben die Fachjury bestimmt nicht beeinflusst. War ja schließlich keine Tupperveranstaltung! Wenn Sie den Entscheidungsprozess verfolgt hätten, wäre Ihnen klar, dass die Fassadenfarbe erst viel später von ganz anderer Stelle entschieden wurde (->Samson (12. Mai 2019 um 23:48) hat das richtig festgestellt). Ich muss hier dem Architekten Recht geben, mir wäre ein etwas wärmerer (vielleicht in Hinblick auf den Alterungsprozess, übertrieben wärmerer) Farbton lieber gewesen. Aber das ist, aus meiner Sicht, so ziemlich der einzige Kritikpunkt an die Ästhetik, die man bei diesem Bau anführen kann.
Ihre angeführte „simple Vorgehensweise“, die angeblich nicht gemacht wurde, ist auch bei diesem Bauwerk, wie fast bei allen Bauvorhaben natürlich mit einer vorherigen Bemusterung vorort durchgeführt worden. Sie glaube doch nicht im Ernst, dass solche maßgeblichen Entscheidungen am Computer entschieden werden? Es wurde natürlich eine entsprechend große Musterfassade angefertigt. Ihre Argumentation ist, mit Verlaub, etwas arg naiv. Ich könnte Ihnen jetzt noch einen sachlichen Vortrag über Farbe und deren unterschiedliches Erscheinungsbild auf verschiedene Materialien (Untergründen) halten, nur so viel, die „RAL-(Farb)zeichnung“ ist hier nicht möglich (bitte RAL nachschlagen wo diese Tabelle Anwendung findet – Tipp: Keramikfassaden sind es nicht)! Manche meinen wirklich, das Rad erfunden zu haben.
Zum Volumen des Gebäudes sei nur angemerkt, dass ein Raumprogramm und ein Baufeld vorgegeben waren. Daraus ergibt sich zwangsläufig ein entsprechendes Volumen.
Alle sachlichen und unsachlichen Kritikpunkte sind durchzogen von der Abneigung gegenüber der Farbe Grau und dem (hier optisch nicht vorherrschendem) Baumaterial Beton. Auf solch einer Ebene kann man (und möchte man wahrscheinlich auch nicht) nicht sachlich Diskutieren.
Michael
| #
Ich habe einen Vortrag von Herrn Loibl zur Architektur des Museums gehört. Mag sein, dass das Museum von innen einiges sinnvolles, spannendes oder auch architektonisch wertvolles hat. Von außen ist es definitiv zu klobig, keinesfalls spannend und ein kraßer Gegensatz zur feingliedrigen, gewachsenen Weltkulturerbe-Altstadt. Dort wird es immer ein störender Anblick sein, Bäume davor hin oder her.
Zeitlose Architektur gibt es nicht. Wichtiger als das, womit sich Architekten verwirklichen, ist in so einer Nähe zum Weltkulturerbe das, was den Menschen der Stadt sowie den Touristen gefällt und die Stadt würdigt. Das tut der Museumsbaum von außen definitiv nicht. An anderer Stelle würde er weniger stören.
Es gibt spannende Museen auf der Welt wie die von Frank Gehry oder Zaha Hadid. Okay, teuer, aber Bayern und Regensburg sind nicht arm.
Andreas
| #
Derr Herr Architekt scheint ein netter Mensch zu sein, für das Museumsgebäude gibt es aber trotzdem keine Entschuldigung. Das sage ich als jemand, der moderne Kunst und moderne Architektur durchaus zu schätzen weiß, wenn Qualität dahintersteckt und die angebliche Modernität nicht nur eine (wohlfeile, da schwer angreifbare) Ausrede für Geiz und Einfallslosigkeit ist.
Mit Bezug auf Le Corbusier ist es ja schon angesprochen worden: In Wahrheit sind diese Sichtbetonhöhlen keine moderne Architektur mehr. Wer schaut sich heutzutage sowas noch an und denkt “Sapperlot, da ist aber mal die Moderne eingezogen!” – Antwort: Doch wirklich nur noch Provinzheinis vom Schlag Regensburg-Adabei.
Diese schmählichen Epigonenwerke einer inzwischen über ein halbes Jahrhundert alten brutalistischen Tradition schreien dem einigermaßen aufgeklärten Betrachter doch nur noch eines entgegen: BILLIG, BILLIG, BILLIG! Die angebliche Modernität ist nur ein Feigenblatt dafür, dass man finanziell (und inzwischen vielleicht auch fachlich) außerstande ist, Bauwerke von echter Substanz und mit längerer Lebensdauer als 30-50 Jahre hinzustellen. Der finanzielle Aspekt ist noch der verständlichere – aber dann bitte, spart Euch doch so ein nutzloses Gebäude wie das “Museum der Bayern”, für das erst Normalbürger um Exponate angebettelt werden müssen, ganz! Und dafür ist das ursprünglich für den Münchner Flughafenzubringer-Transrapid vorgesehene Geld verbraten worden, herzlichen Glückwunsch. Was damals als Stoiber’sche Wahnidee bekrittelt und schließlich zu Fall gebracht wurde, machen jetzt übrigens die Chinesen: Magnetschwebebahn als Flughafenzubringer. Scheint so dumm gar nicht gewesen zu sein, die Idee. Bei uns ist der Transrapid beerdigt und die Grünen glücklich. Aber das nur nebenbei, Off-Topic-Ende.
Zurück zum epigonalbrutalistischen Bayernmuseum. Preisgünstige Zweckbauten dieser Art werden ja, seitdem von der einstigen Modernität und Progressivität von Sicht- wie auch Waschbeton nur noch ein abstoßender, schmutziger Ruch von 70er Jahre und Kommunismus übrig ist, gerne mit irgendwelchen (Kunst-)Steinplatten verkleidet, um dem Gebäude ein freundlicheres, gesünderes, naturnäheres Erscheinungsbild zu geben. Ein löbliches Beispiel dafür ist m.E. das neue Parkhaus am Petersweg. So kann man den Billigbau einigermaßen kaschieren. Aber auch dieser Versuch ging beim Bayernmuseum grandios daneben. Die “Keramikplatten” sehen aus wie geriffeltes, graues Plastik. Anfangs dachte ich, dabei würde es sich um Trägersysteme handeln, die das versprochene Fassadendekor aufnehmen würden. Irgendwann war dann klar: Oh mein Gott, das bleibt jetzt so! Hat diese Verkleidung vorher niemand persönlich in Augenschein genommen? Das kann doch wirklich keiner bewusst herbeigeführt haben! Purer Sichtbeton wäre noch ästhetischer gewesen!
Trösten kann einen höchstens der Hinweis auf die vermutlich geringe Lebensdauer dieses Trumms. Mit Blick auf die Baumängel am 1993(!) eröffneten EU-Parlamentsgebäude in Brüssel, für das man sogar schon einen Abriss erwog, bleibt die Hoffnung, dass der Verfall vielleicht sogar noch schneller gehen könnte als bei den Regensburger Unigebäuden. Damit hätten Architekten und Baumeister den Regensburgern wenigstens einen einzigen Gefallen getan.
mkv
| #
Die Hoffnung, von der Andreas am Ende schreibt (“Verfall”), stirbt zuletzt. Aber sie stirbt.
Von daher will ich das museale Objekt des ehemaligen Bundesfinanzministers Waigel (CSU) und dessen Bedeutung für die zukünftige Entwicklung der EU just einige Wochen vor den Wahlen hervorheben. Der CSU-Ehrenvorsitzende hat seinen gewiss edlen Füller, mit dem er den Maastricht-Vertrag unterzeichnete, dem Museum vermacht. Dieses historische Teil sollte einen herausgehobenen Platz im Museum erhalten, steht es doch symbolhaft für den durch diesen EU-Vertrag zwanghaft verankerten Neoliberalismus, der seither erst die Populisten EU-weit hervorbrachte.
Ein paar Stichworte dazu:
Dieser von Theo Waigel unterschriebene Vertrag brachte eine “passive Revolution, radikale Veränderungen”, radikale Marktorientierung”. Mit der Schaffung des Binnenmarktes verfehlte der Vertrag aber die “positive Integration”, diesbezügliche Versprechen wurden nicht eingehalten. Mit den in der Folge von der Kommission aufgelegten Programmen wurden Zwänge in Richtung neoliberaler Privatisierungen installiert, auch und gerade zum Nachteil der KMU. “Negative Integration” sprich “Dumping-Wettbewerb”.
Einzelheiten über den verlinkten Vortrag (erst ab 3.30 Minute) von Professor Frieder Otto Wolf (B90/Die Grünen), ein Ohren- und Augenöffner.
Von daher mag Waigels Füller mahnend daran erinnern, wie u.a. dieser Vertrag die Rechtsaußen in der EU gebar, die sich aktuell daran machen, die EU von innen heraus zu zerstören. Insoweit kann ich dem Museum, mag auch das Ausstellungsobjekt klein sein, einen symbolhaft großen Nutzen in Richtung Bewusstseins-Bildung etc. wünschen.
Vortrag Prof. Wolf
https://soundcloud.com/rosaluxstiftung/frieder-otto-wolf-eu
Pandabaer
| #
Dieser Museumsneubau wirkt auf mich, als wäre man der Bauästhetik der Universität Regensburg gefolgt, auf die meiner Meinung nach heute niemand mehr stolz ist.
Für architektonische Laien wie mich hätte ein freundlicher, geschwungener Bau mit vielen Rundungen und Glas (Nähe zur Donau) mehr Sinn ergeben. Viele Museumsbauten haben bewiesen, bereits aufgrund ihres äußeren Designs zu einem Anziehungspunkt zu werden, nicht nur aufgrund ihres Ausstellungskonzepts/Exponate etc.
Sehr schade…
joey
| #
Die Nordfassade ist einfach zu großflächig für die Altstadt. “Klotz”. Die Oberfläche ist theoretisch begründbar, Architektur öffentlicher bzw maßgeblicher Gebäude darf aber nicht erklärungsbedürftig sein.
Daß das ganze Museum an diesem Ort nicht relevant für Touristen und Einheimische ist, trifft den Architekten dann nicht. Schulklassen werden dort hin angekarrt. Das hätte man in Burgweinting auch machen können.
Den Regensburgern wäre ein Parkhaus lieber gewesen. Wer weiß, was noch alles kommt.-)
Es gibt tatsächlich Museen, die umgewidmet werden.
Burgweintinger
| #
@ joey
Gut, dass Sie wissen, dass den Regensburgern ein Parkhaus lieber gewesen wäre…
so viel geballte Intelligenz macht mich sprachlos…
Peter Lang
| #
@Günther Herzig
Die Regensburger Dombauhütte existiert erst seit den 1920er-Jahren.
Armes Regensburg
| #
Das ganze Museumsvorhaben ist ein Unding. Was hätte man da nicht alles zum Wohle der lebenden Stadtbewohner ermöglichen können! Der letzte zentrale Platz an der Donau wurde mit einem monströsen Gebäude verbaut. Wozu? Die Bayr. Geschichte gibt eigentlich zu Bescheidenheit Anlass und ein alter Salzstadel wäre dafür allemal würdig genug gewesen. – Welche schönen Möglichkeiten wurden hier zerstört! Z.B. ein Markt mit teilweise festen Buden, wie am Münchner Viktualienmakrt, jedenfall etwas lebendiges, wo man gerne hingeht und sich gerne aufhät. – Armes Regensburg.
Giesinger
| #
Zu Schülerklassen-Ausflügen:
Zu meiner Schulzeit war ich vermutlich allein zweimal im Deutschen Museum. (Privat noch viel öfter)
Dieses stellt ein wirkliches Museum für mich dar (neben ganz, ganz vielen anderen).
In Zeiten, in denen Schüler sogar von populistisch-opportunistischen Regierungs-Allmachts-ChefInnen zu Gretel-Demos ermuntert werden, in denen Schüler wegen vermeintlich zu schweren Mathe-Abi-Prüfungen demonstrieren, da könnte bei Regensburger Stadtführungen von Lehrerseite doch folgendes stattfinden.
“Schüler, seht, wir fahren in eine alte, historische Stadt.
Neben der obligatorischen Altstadt-Erkundung machen wir einen Abstecher in das dortige kostenlose Museum, um euch ein paar Ausstellungsstücke der mittelalterlichen Stadt “Schilda” zu zeigen.
Somit hätten wir den Geschichtsunterricht für dieses Halbjahr auch gleich erledigt.”
R.G.
| #
@Jürgen
Zur Darstellung des richtigen Farbtons (nun wasserlöslicher) Druckfarben weiß ich kein international geeigneteres System als das “RAL”.
Zwar ist hier im Druckbereich der HKS-Farbfächer häufiger zu finden, aber es sollte eine faire Teilnahmemöglichkeit für internationale Teams geben.
Wenn Sie das Originalmaterial nur neben einen hellen Entwurf am Monitor oder Papier stellen, bekommt das Entscheiderauge keinen annähernden Originaleindruck. Sie kritisieren mit Recht, dass man Keramikplatten nicht nach RAL sortiert/färbt. Die Preisjury stellt auch keine her. Bei der Beurteilung von etwa 200 Entwürfen liegen vielmehr den Entscheidern gedruckte Farben oder eben am Computer anzusehende Einreichungen vor.
Den Originaleindruck vermitteln gedruckte Bilder treffender, und über diese muss man sich irgendwie länderübergreifend verständigen können, deshalb die International(er)en RAL-Norm-Farbfächer.
Architekten können problemlos selbst bei falscher Druckdarstellung die in der Wirklichkeit gegebenen Farben einer Fassade vor dem inneren Auge abrufen, sofern sie das Material schon verbaut gesehen haben, sie filtern quasi aus; nicht befasste Laien – mögen sie auch in ihren Fachgebieten Spitze sein – leisten das in der Regel nicht.
Private Anmerkung: Betonphobie kann man mir nicht vorwerfen, ich liebe das Material seit der Geburt. In meinem Beruf spielt passend wandelbares Grau die wichtigste Rolle.
Ein noch klobigeres Museum als das in Regensburg, das Lentos, gebaut in der von der Mentalität der Bevölkerung her vergleichbarsten Donaustadt, führte ich in einem Thread im Postingbereich letztens als Vergleich an.
Bei ihm ließ die abwechselnd kompakt und durchsichtig wirkende wiederspiegelnde Fassade, nebst einem überdachten “Guckloch”, das Gebäude schnell zur/m sehr geliebten “Kiste mit Durchblick” oder “Klotz mit Loch” werden.
Die Angerührtheit der Regensburger ob Zuordnungen wie ” Klotz” oder “Kiste” verstehe ich daher nicht.
joey
| #
@burgweintinger
wenn Ihnen außer persönlichen Angriffen nichts einfällt, ist Sprachlosigkeit ganz gut.
dünnster Künstler
| #
Der Architekt kann auch nichts dafür, dass er ein Bayern-Museum hat bauen müssen, incl. authentisch inszeniertem Wirtshausraum, goldener Souvenier-Kammer und das auch noch in eine entsprechend belanglos und touristengerecht gestaltete Umgebung mit goldenem Waller als werthaltiger Kunst am Bau und greißlichen Neubauten in der Ostengasse etc. Dafür kann man letztendlich nur den Stadtrat verantwortlich machen.
Für die Qualität des nun gebauten Museums ist es entscheidend, wie der Bau und die darin untergebrachte Institution mit der Stadtgesellschaft in Reibung treten und so kulturell durchlässiger werden kann. (Meinen Vorschlag für Kunst am Bau kennt ihr schon, er zielte genau auf diesen gesellschaftlichen Ausstausch, die Erforschung, Erfindung und permanente Erneuerung von Traditionen und Ritualen ab: http://europabrunnendeckel.de/?p=3844#donaumarkt)
Welches Kultursurrogat das Haus der Bayern aus sich selbst heraus bzw. in enger Kooperation mit dem Kulturreferat entwickeln kann, bleibt abzuwarten.
Hier ein Beispiel für Aussenraumbespielung: Während der Renovierung der Pinakothek der Moderne bot das aus einem Baugerüst bestehende Provisorium „Schaustelle“ zur Abwechslung ein womöglich spannenderes Programm als das Museum selbst….
http://schaustelle-pdm.de/de/
Um den Österreicherstadl tut es mir leid:
Ich finde es schade, dass der Österreicherstadl nur als aufwändig klimatisiertes und steriles Depot fürs Museum genutzt wird. Der Umbau war mit 8,36 Mio € um 2 Mio € teurer als gedacht und das Gebäude ist für Nutzungen durch die Regensburger*innen nun endgültig verloren. ( Es wurde allerdings angekündigt, dass es gelegentlich Führungen durch das Depot geben wird…)
Zweckmäßiger wäre es gewesen das Depot für das Bayern-Museum in Burgweinting in unmittelbarer Nachbarschaft zum neuen Depot des Historischen Museums unterzubringen. Eine simple Halle (muß ja kein Schmuckkästchen sein…) mit klimatisierten Abteilen, Lager-Regal, Kran, Gabelstapler, Büros, gemeinsame Werkstätten & Aufenthaltsbereiche, incl. Autobahngarten und Blick auf die gebaute Realität einer bayerischen Vorstadt.
Als in Stand gesetztes, öffentlich zugängliches Gebäude, in historischem Rohzustand mit frei verlegten dicken Brettern auf den Balken und entsprechend variablen Möglichkeiten, z.B. für staubige Ausstellungen oder Arbeiten hätte mir der Österreicherstadl besser gefallen. Brandschutztechnisch hätte man sich halt noch etwas austoben müssen: Innen Sprenkler und ein entsprechend erweitertes Aussentreppengerüst an der Fassadenrückseite.
Andererseits; gleich neben dem Haus der Bayern und unweit der Kreuzfahrtschiffe, das wäre wohl schon auch etwas abschreckend für Einheimische… also eine gute Vorraussetzung für den notwendigen Clash.
hans dampf
| #
Ich war gestern mit einem Arbeitskollegen in Stadtamhof was Essen und die letzten Sonnenstrahlen erhaschen. Wie gewohnt ein sehr schöner Ort zum Verweilen, Leute beobachten und entspannen (ja das Volk nicht da auf der Dult).
Wohlgenährt schlenderten wir an der Donau entlang, vorbei am Andreasstadel und über den eisernen Steg. Im Gespräch über Fahrradstegdiskussion und Regensburgs magischen Orten (ja da zähle ich den Blick gen West bei Sonnenuntergang bei eisernem Steg und eiserner Brücke mit dazu), kamen wir an ein Häuschen aus Pfefferkuchen fein.
Nein leider kein Pfefferkuchen. Graue Asbestplatten vollflächig. Linker Hand eingerahmt durch pseudo Wohnblocks. Und bald sah man auf der rechten Seite die noch grössere Abscheulichkeit. Das Kolpinghaus.
Unser Eindruck war es dass hier mit Erfolg ein Deckmantel über das greilichste Gebäude Regensburgs gelegt werden sollte. Gratulation dies ist gelungen. Neben dem Museum wirkt das Kolpingshaus fast schon süss.
Wir sind dann Kopfschütteln die Maxstrasse zum Zug flaniert wohlwissend dass wir gewisse Orte das nächste Mal meiden werden. Magisch und Greislich verträgt sich nicht.
@ hans dampf
| #
@ hans dampf
ich geb ihnen in großen Teilen Recht, aber wissen Sie was?
Den Regensburgern wäre an dieser Stelle ein Parkhaus lieber gewesen! Und zwar so richtig mit Durchfahrt, also das Dachhauparkhaus verbunden mit dem neuen Donauparkhaus, dazwischen das Kolpinghaus wird abgerissen und gleich noch ein Parkhaus gemacht, dann haben wir sicherlich alle Probleme gelöst!
Ja, das wollen die Regensburger…., laut Joey (und der weiß es!)
Bürni
| #
@R.G.: leider hab ich kein kurbeltelefon :( aber ich liebe die 60/70er! ;) zudem mag ich LeCorbs Bauten (musste mir in chandigarh eingestehen, dass so greisliche betonbauten eigentlich doch ganz schön schön sein können). Ich hab von Architektur auch nicht viel Ahnung, ich bin ein Fan von altem, aber ich finde eben manchmal, dass neuer Architektur kaum ne Chance gegeben wird. Und: Regensburg sollte sich mehr trauen! Es gibt Städte, wie z.b tel aviv, in denen altes und neues direkt nebeneinander stehen. Ich mag so etwas eben. Und ein verkitschtes Regensburg a la schloss Neuschwanstein fänd ich jetzt nicht soooo spannend. P.S.: muss auch auf keinen Fall unbedingt ein Bau für mehrere Millionen sein, ein wilder, anarchischer Ort wäre auch schön -> europabrunnendeckelkünstlerideen ;)
Elenore
| #
Mir gfallts.
https://www.nuernbergluftbild.de/luftbilder/2942-museum-der-bayerischen-geschichte-regensburg
Dieter
| #
@hans dampf:
Flanieren in der Maxstraße?
Ha ha ha – das ist die kaputtsanierteste Straße in der ganzen Altstadt, da gefällt einem ja das Kolpinghaus wieder.
Ich bin kein Fan des Museums, weder vom Standort, der Architektur, der Farbe und wahrscheinlich auch nicht der ausgestellten Exponate.
Wenn es nur die einzige Bausünde in der Altstadt wäre: Maxstr, Neupfarrplatz, Steinerne Brücke, das neue Dachauplatz-Parkhaus, die Fritz Fendt Str, das Karmeliten, selbst das Eckhaus Eiserne Brücke/Wöhrdstr (ehem. TV Kern).
Öffentliche Aufreger gab es in den letzten 2 Jahrzehnten genug. Irgendwann wurden diese Modernisierungen akzeptiert, schöner wurden sie dadurch allerdings nicht.
Wenn ich mir auch die Neubauten in der Thundorferstr oder Ostengasse anschaue, sollte man sich als Stadtgesellschaft schon fragen: Quo vadis, Regensburg?
Andererseits hat diese neue, moderne Hässlichkeit
(wahlweise Beliebigkeit) auch seine Vorteile: Je unattraktiver Regensburg wird, desto weniger Touristen werden kommen und es wird wieder etwas ruhiger in der Altstadt.
Was mich zum Thema Museum/Donaumarkt interessieren würde: Wem haben letztendlich die ganzen Grundstücke gehört und wer durfte sich hier durch die Bebauung eine goldene Nase verdienen? Das wäre auch einen Artikel wert.
Zum Artikel: Den finde ich sehr gelungen, wahrscheinlich der erste Cramer-Artikel über den ich das sagen könnte. Auch Respekt an Herrn Traxler sich dieser Begehung zu stellen. (Ganz ehrlich: Ein Foto hätte man ruhig machen können, das wäre auch schon egal gewesen).
Interessant, aber auch jämmerlich, ist die Warnung vor RD. “Spiel nicht mit den Schmuddelkindern” ala Regensburg.
Zum Thema: Ein Kunstwerk, dass man erklären und rechtfertigen muss, ist oftmals einfach misslungen. Das gilt für Filme, Bücher, Gemälde und auch Architektur. Entweder es wirkt wie gewünscht – auch Provokation ist natürlich eine Wirkung – oder nicht.
Dem Architekten hier aber eine Schuld zu geben oder ihm den schwarzen Peter zuzuschieben, ist falsch. In eine Ausschreibung kann man jeglichen Vorschlag einbringen: Hübsch, hässlich, modern, konservativ, mausgrau oder neongelb. Niemand hätte diesem Entwurf zustimmen müssen.
Wie schon erwähnt, waren mit Sicherheit auch die Baukosten ein entscheidender Faktor.
Bei solchen Prestigebauten an exponierter Stelle würde ich mir allerdings wünschen, dass man über die Entwürfe in Form einer Bürgerabstimmung entscheidet. Ob es das Pflaster der Steinernen ist, die Fassade oder Form des Museums oder neue Sitzgelegenheiten – Unmut gab und gibt es wohl mehrheitlich. Schön wäre es also, wenn die Mehrheit auch ein Mitspracherecht hätte was mit ihren Steuergeldern passiert.
Gunther Zeisig
| #
Hi Elenore,
die geköpften roten Giebel da hinter sind schon ziemlich gewöhnungbedürftig, leider geht mit Beton so ziemlich alles.
CK
| #
Das Luftbild zeigt viel von der Problematik der Umsetzung. Es wurde extrem mit Photoshop bereinigt. Alle störenden Aufbauten, Geländer, Sicherungsseile, metallernen Oberflächen usw. wurden “entfernt”. Diese sind aber z.B. von der Steinernen Brücke durchaus sichtbar.
Die Fassaden haben sowohl von der materiellen Anmutung als auch von der Detailausbildung leider auch nur eine bedingt höhere Qualität.
Für das überfrachtete Raumprogramm, dass zu dem Maßstab sprengenden Bauvolumen führt kann man allerdings nicht den Architekten die Schuld geben
Insgesamt eine vertane Chance an diesem prominenten Ort.