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Kolumne

HEIMKOMMEN #10: Es hängt an Kimmich.

Heimatstolz. Heimatsound. Sogar Heimatministerium. Kaum ein Begriff wurde in den vergangenen Jahren so sehr missbraucht wie das Dahoam. Flo Neumaier ist Nachwuchsautor, Humorazubi beim Fernsehen und Regensburger a.D. – Für regensburg-digital schreibt er regelmäßig über seine Besuche, sein Heimweh, sein Regensburg.

Jubiläum! Der zehnte Text. Wie die Zeit vergeht. Damit halten wir uns nicht lang auf. Es gibt Wichtigeres: Fußball! Was sonst.

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„Was ein Spiel. Deutschland. Portugal. 4 zu 2. Heute Abend dann: Ungarn. Ich bin optimistisch. Das System Löw geht auf. Kimmich steht offensiver. Auf einmal: effektives Flügelspiel. Fast routiniert. Selbstbewusst. Laufstark. WIR. PACKEN. DAS. ACHTELFINALE. Eh klar.“

Diese Sätze hat mir ein Freund diktiert, um Gespräche mit Nachbarn, beim Bäcker oder im Büro zu überleben. Ich habe sie gründlich erprobt. Nachfragen? Fehlanzeige! Ich komme durch. Und das als kompletter Fußballdepp.

Große Turniere: Die einzige Zeit, in der von mir erwartet wird, Sportergebnissen zu kommentieren. Normal halte ich mich raus. Jetzt bewirft mich mein Telefon im Minutentakt mit Eilmeldungen zum Thema Fußball.

+++ Österreich gewinnt 1:0 gegen die Ukraine. +++

Ui. Toll. Ehemals geschmackssichere Nachrichten-Apps werden zu Stadion-Ergebnis-Anzeigetafeln. Politische Podcaster zu elfjährigen Jungs. Nicht einfach, da den Überblick zu behalten. Aber: Es hilft ja nix.

Fußball ist Thema. Auch für mich. Ergo: Meine Verteidigungsmaßnahmen müssen genauso ausgefuchst sein, wie die detaillierten Nachfragen der Fußballfans. Ich bin ein Chamäleon. Meine Flanken: Schwarz und Weiß.

+++ Treiben es zu bunt! UEFA verbannt Clowns aus Stadion +++

Wie macht man das? Allgemeinplätze und Halbwissen! Ich kann Kimmichs Leistung loben, ohne mit Bestimmtheit zu wissen, wer das ist. Wenn sich meine vermeintliche Wahrnehmung mit der meines Gegenübers deckt, wird zugestimmt. Vielleicht eine kleine Ergänzung hier und da. Ich höre zu, nicke. Schön wars. Danke!

Wenns wenigstens witzig wäre. Nur beim Fußball hört der Humor bekanntlich auf.

+++ Neuer? Super Performance, starkes Statement, aber das mit der Maut verzeihe ich ihm nie! +++

Verstehe ich völlig, wenn Fußballfans von mir genervt sind. Deshalb spiele ich mit, verderbe niemandem die Freude. Niemand will wissen, was ich wirklich denke. Völlig ok.

+++ Müller? Unglaublich, dass der in der CSU ist! +++

Ich wäre gerne Fußballfan. Ich glaube, das kann sehr bereichernd sein. Das Verbindende. Das Mitfiebern. Sich nie wieder erklären müssen.

+++ Schwalbe? Ich hab nur die Taube gesehen. +++

Heuer ist es traurig. Die vereinzelten Fußballfans in der Regensburger Altstadt. Keine schwarz-weißen Massen. Keine Autokorsos. Keine Fangesänge. Was bleibt, ist dieser Vatertags-Vibe. Und Männer in viel zu engen Sportklamotten.

+++ Was ist eigentlich mit den Typen aus der Nutellawerbung passiert? +++

All das hat mich mal genervt. Ganz abgesehen von dem peinlichen Nationalstaatsabgekulte. Jetzt vermisse ich die Abwesenheit von Freude, Leidenschaft und Schweiß.

+++ SKANDAL: Löw offenbar keine Minute gespielt bei WM-Titel 2014. +++

Es ist schon witzig. Da bejubeln Menschen, die das ganze Jahr über nicht mit „Breissn“ in einen Topf geworfen werden wollen, eine gesamtdeutsche Auswahl. Plötzlich sind wir alle eins? Gegen irgendwelche andern halt. Cool.

Und das Rauchen wird auch noch teurer.

+++ Aus München gelernt: Greenpeace gegen Seilbahnbau in Regensburg. +++

Einen Punkt würde ich allerdings gern machen. Stichwort: Alkoholverbot und sogenannte „Krawalle“. Ich hab mir das jetzt mehrere Wochenenden hintereinander in Regensburg angeschaut. Beziehungsweise ich hab es mir eben nicht anschauen können. Und das obwohl ich nächtelang gesucht hab.

In Augsburg war mehr los und das nach einem Fußballspiel. Trotzdem wird übereinstimmend von Partygängern gesprochen und geschrieben. Nicht von Fußballfans.

+++ Fußballfans verwüsten die Augsburger Innenstadt!!! +++

Komplett daneben, so eine Schlagzeile. Aber Fußball hat eben eine Lobby. „Partygänger“ nicht. Man hat mir gesagt, beim Sport geht es ums Miteinander, darum niemanden auszuschließen. Sehen wir ja grade in München. Stichwort: WTF UEFA. Trotzdem: Die Idee ist gut! Halten wir uns dran. Dann… naja.

Um es mit Matthias Kellner zu sagen: Vielleicht! Vielleicht!

+++ Dass ich nochmal Fußballfan werde? Ungefähr so wahrscheinlich, wie Mädchen bei den Domspatzen. +++

Wie´s ausgeht? Das hängt klar an Joshua Kimmich.

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Kommentare (10)

  • Mr. T.

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    Was der Autor vielen anderen Fussballexperten voraus hat, ist die Kenntnis der Grenzen seines Wissens. Das ist schon mal verdammt viel auf dem Gebiet!

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  • Piedro

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    “Ich habe sie gründlich erprobt.”
    Naja, wer’s nötig hat muss blenden. Ich ziehe den geraden Weg vor. “Fußball? *überleg* Ach ja, ich hörte davon, das ist das mit dem Ball und der Hysterie, oder?”

    “Jubiläum!”
    Aber fad. Nix regensburgerisches, erst recht nicht lustig… So wird das nix mit der Humorausbildung. Geh doch mal auf ein exquisites Frühstück ins Jolie, da fällt Dir bestimmt was humoristisches ein. Aber Obacht: da gibt es Schlagschatten!

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  • Schiedsrichter an Telefon

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    Ich liebe ‚komplette Fußballdeppen‘ wobei ich keine Ahnung habe, ob die Anderen ‚nähmlich’ die sehr lauten mehr Ahnung haben.

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  • joey

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    Ich rate allen Buntfähnchen im Sinne der eigenen Glaubwürdigkeit, diese am Sonntag in kath. Kirchen mitzunehmen. In Moscheen und Synagogen kommt man damit wohl gar nicht hinein. Da wäre dann der Protest richtig adressiert.

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  • Harry

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    Schöner Vergleich am Schluss, weil dann wird der Autor wohl ab September ’22 doch noch irgendwie Fußballfan. Wobei diese Entscheidung wohl gefallen ist, weil es an Nachwuchs mangelt, was man von den Fußballfans nicht behaupten kann.

    @joey: Nun, der Protest ist durchaus richtig adressiert, weil erstens in Ungarn ein Gesetz erlassen wurde, das verhindert, dass queere Jugendliche lernen, dass sie normal sind, und damit ihr Leid und schlimmstenfalls ihre Suizide in Kauf nimmt, und zweitens der Männerfußball selbst ja noch ein Problem hat mit Homosexualität, sonst hätten sich schon von den Profis welche noch in der Laufbahn geoutet. Drittens kann man seine Fähnchen durchaus überall mitnehmen, die verbrauchen sich ja nicht, wenn man sie einmal ins Stadion oder auf die Fanmeile mitbringt.

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  • joey

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    @Harry
    wäre der Protest gegen Orban glaubwürdig, müßte man erst mal dort anfangen, wo Höllenstrafen aktiv gepredigt werden und sogar in vorauseilender Fürchtigkeit die Strafe Gottes schon mal auf Erden eingeleitet wird: langjährige Haft oder gar Hinrichtung. Da sind Katholiken ja noch recht zurückhaltend aber theologisch ebenso klar.

    Die ungarische Politik ist nur das Symptom. Man müßte nun Kardinal Marx mal konkret zu einer klaren Stellungnahme bringen und anschließend sein staatliches Gehalt diskutieren. Auf Orban schimpfen ist ein zu billiger Trick.

    Ach ja, was sagt eigentlich Gündogan? Wahrscheinlich lieber nix.

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  • Piedro

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    @Harry, @joey
    “Nun, der Protest ist durchaus richtig adressiert…”
    Das sehe ich auch so. Nicht umsonst hat Herr O. darauf verzichtet sich in München patriotisch zur Schau zu stellen. Außerdem hat die Nationalmannschaft Hungaria reichlich rechtsextreme Fans, die da organisiert auffliegen und regelmässig durch ihren Rassismus und ihre Homophobie auf- und ausfallend werden. Ein Konglomerat aus den Hooligans verschiedener Clubs, “Carpathian Brigade”, die sich daheim gegenseitig dreschen, aber auch mal gerne Schwule oder “Fremde” ins Krankenhaus prügeln, sich bei Länderspielen auf ein gewalttätiges, widerliches Faschisten-Packerl hauen und auch in München in der ersten “Fan”-Reihe standen.

    Ein paar bunte Fähnchen in Kirchen und Moscheen wären natürlich trotzdem nett. In Kirchen, auch katholischen, ist das gar nicht so selten, manchmal zum Unmut irgendwelcher Oberhirten oder besonders gottesnaher Schäfchen.

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  • Piedro

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    @joey
    “wäre der Protest gegen Orban glaubwürdig, müßte man erst mal…”
    A geh, Schmarrn. Das eine ist Religion: kann man glauben, muss man nicht. Das andere ist Gesetzgebung. Die trifft jeden, dazu muss mensch nicht gläubig sein. Das eine ist Dogma, das andere ist staatliche Gewalt. Und nicht jeder, der gegen das ungarische Gesetz protestiert, hat irgendwas mit einer Kirche am Hut. Und selbst wenn, werden die Dogmen und die Ausgrenzung nicht von allen Gläubigen geteilt oder gut geheißen. Auch in der kath. Kirche ist einiges in Bewegung geraten, dieses Thema betreffend.

    “Auf Orban schimpfen ist ein zu billiger Trick.
    Aber sicher doch. Hat nichts mit seinen Wortmeldungen zu tun, oder gar mit seiner Gesetzgebung, hat nichts damit zu tun, dass dieses Gesetz gegen europäisches Recht ist. Weil… da muss ich passen, ich verstehe Ihre Argumentation an dieser Stelle nicht. Diese Struktur hebelt themenunabhängig jede Kritik/jeden Protest aus. DAS ist ein billiger Trick.

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  • joey

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    @Piedro
    Katholizismus ist in Polen und Ungarn, Slowenien etc… ein nationales Bekenntnis. Die geschichtlichen Hintergründe kennen Sie ja.

    Falls Sie mal mit latino- oder irischstämmigen US Bürgern eine Kirche besucht haben (ich habe), sehen Sie den Unterschied zu den weichgespülten Gutmenschenkatholiken in Deutschland. Biden steht vor der Exkommunikation, weil er Abtreibung unterstützt.

    Nicht europäisch, es ist EU Recht. Welche Zuständigkeiten da wie begründet sind, ist philosophisch. Praktisch ist es kontraproduktiv, deutsche Vorstellungen anderen mit dem Holzhammer reinzuhauen, wie sich im Brexit gezeigt hat.

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  • Piedro

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    @joey
    “…zu den weichgespülten Gutmenschenkatholiken in Deutschland.”
    Weia. Die sind nicht weniger gläubig als andere, aber “weichgespült” weil sie sich von der jahrtausendealten Interpretation einiger Dogmen gelöst haben? Und müssen als “gutmenschlich” geschimpft werden, weil sie Homosexuellen nicht die Gemeinschaft verweigern? Tja, da haben wir keine Diskussionsgrundlage.

    “Biden steht vor der Exkommunikation, weil er Abtreibung unterstützt.”
    Stimmt nicht. Man hat vor, ihn von der Kommunion auszuschließen, nicht aus der Kirche. Intervention aus dem Vatikan erfolgte bereits, Widerspruch und Verweigerung wurde von einzelnen Bischöfen bereits angekündigt.

    “Welche Zuständigkeiten da wie begründet sind, ist philosophisch.”
    Aha. Die Grundlage von Verträgen, einer gemeinsamen Charta etc ist also philosophisch. Interessante Perspektive.

    “…deutsche Vorstellungen anderen mit dem Holzhammer reinzuhauen…”
    Aha. Menschen- und Persönlichkeitsrechte sind für Sie eine “deutsche Vorstellung”. Das habe ich anders gelernt, aber bitte. Meiner Ansicht nach gibt es definierte Grundwerte und -rechte. Wer meint, sich daran nicht halten zu wollen, stellt sich außerhalb der Staatengemeinschaft. Das ist legitim, sollte dann aber auch exekutiert werden. Was in Polen und Ungarn abgeht ist kein “nationaler Katholizismus”, obwohl der reinspielt, es ist Macht- und Gesellschaftspolitik. Das Einschränken bis Abschaffen der Pressefreiheit ist kein religiöses Dogma, auch die Verfolgung von Homosexuellen ist nicht alttestamentarisch vorgegeben und neutestamentarisch sündhaft. Politisch ist es ein Verstoß gegen die Grundregeln der EU. Menschlich ist es ein Gräuel. Gesellschaftlich ist es ein Werkzeug von Populisten.

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