Halleluja! Ein Festival zum Schnäppchenpreis
Ein Testballon
Was sich Intendant Hans Krottenthaler (Alte Mälze), der Popmusikbeauftragte der Stadt Säm Wagner und viele andere ausgedacht haben, ist durchaus auch als Testballon zu verstehen. Was ist in dieser Stadt eigentlich möglich? Wie aktiv, sichtbar und begeisterungsfähig ist junge Kultur in der Stadt? Ja, wie lebendig ist die Donaustadt letztlich überhaupt? Die Fragen werden sich nicht an einem Wochenende beantworten lassen, trotzdem wird es einen wichtigen Einblick gewähren, wie sich das kulturelle Leben in Regensburg künftig platzieren, positionieren und entwickeln kann und wird.An insgesamt 15 Orten finden 60 Veranstaltungen statt. Von Film über Kunst, Konzerte und Partys ist bis hin zu Workshops alles dabei. Ein überaus reichhaltiges Angebot also, das mit einmalig fünf Euro (= Festivalbändchen) spottbillig ist. Um so erfreulicher ist es, dass das laut Krottenthaler nicht auf Kosten der beteiligten Künstler geht: Sie erhalten im Schnitt 150 Euro pro Nase. Als Veranstalterin fungiert die Stadt Regensburg, die 89.000 Euro für das Festival locker gemacht hat.
Kritik an Kulturfest gab den Anstoß
Zum Vergleich: Für das „Kulturfest im Stadtpark“ im Jahr 2012 nahm die Stadt rund 300.000 Euro in die Hand. Unter anderem die (zum Beispiel hier geäußerte) Kritik an den (zunächst vorgesehenen) Eintrittspreisen, aber auch an dem einseitigen, fast ausschließlich auf Klassik beschränkten Programm dieses Kulturfestes war es wohl, die mit den Anstoß dazu gab, dieses Mal ein Festival mit anderem Fokus auszurichten.
In eigener Sache
Ein Hinweis in eigener Sache: Bei dem Programmpunkt „Date an Expert“ (Sonntag, 26. Oktober, 14 bis 18.30 im Thon-Dittmer-Palais) wird auch Regensburg Digital-Herausgeber Stefan Aigner als einer von 20 Teilnehmern Rede und Antwort stehen.Das komplette Programm findet sich hier, weitere Informationen zu allen Veranstaltungen sind auf der Homepage und/oder der Facebook-Seite des Festivals einsehbar. Hier schon mal ein kleiner Konzert-Planer:
FREITAG
20.30 Uhr | Heimat | RC Gäng + Aber Hallo! | Hip Hop + Alternative
21.00 Uhr | Büro | Dress + Johnny Firebird | Indie + Rock’n’Roll
21.30 Uhr | W1 | Ibrahim Lässing + Littarist & Baendit | Pop + HipHop
21.30 Uhr | Tiki Beat Bar | Diamond Dogs + The Loverangers | Country-Noir + Rockabilly
22.00 Uhr | Alte Mälzerei | MARIEMARIE + DJ Lotu & MR B | Pop + ElectroFunk
SAMSTAG
16.00 Uhr | Couch | Desmond Myers | Singer/Songwriter
20.30 Uhr | Wechselwelt | Cato Janko | Akustik-Elektric-Poetry-Pop
21.00 Uhr | Büro | Point Baker + Irish Handcuffs | Folkrock + Punkrock
21.30 Uhr | Tiki Beat Bar | The Walrus + Fuadadeimuada | Rock + Surf-Rock
22.00 Uhr | Alte Mälzerei | Ami + Mortal Kombat Sound & Big Family | Reggae-Soul
23.00 Uhr | Ostentor-Kino | Containerhead | Postrock
SONNTAG – 26/10
16.00 Uhr | Couch | Colours of Water + Lucca | Indie-Folk
20.00 Uhr | Leerer Beutel | Dombert’s Urban Jazz | Jazz
20.30 Uhr | Alte Mälzerei | SickSickSick + Kali | Rock + Stoner Rock
21.30 Uhr | W1 | Cat Stash | Folk
Disclaimer: Größere Passagen des Textes und den Konzertplaner haben wir mit freundlicher Genehmigung von heartcooksbrain übernommen. Und ja: Wir haben eine Werbung für dieses Festival auf der Seite, finden die Veranstaltung aber unabhängig davon gut.
pwillinger
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Schön wird es wohl schon werden und ich freue mich schon sehr. Jedoch: 150 € pro Nase ist eine Minderschätzung von Kulturschaffenden! Dafür spielte unsereiner in Schülerbands einst schlecht (aber laut) auf Hochzeiten. Komisch, dass man Kunst und Kultur nicht anständig entlohnen will und dass das hier auch noch gut geheißen wird.
Äpfel und Birnen
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Das kann man nicht vergleichen. Es gibt einerseits die Bierzeltbands/Tanzmucker, die Musik als Dienstleistung(eben zum Bier, auf Hochzeiten, Geburtstagen, …) anbieten und durchaus solche Gagen verlangen können und auch bezahlt bekommen. So wie die Brauerei Ihr Bier und der Caterer seinen Schweinshaxen.
Dann gibt’s die, die Musik als Hobby machen, eigene Songs schreiben und gerne zu Gehör bringen wollen. Die letztlich froh sein können, wenn sie überhaupt jemand einlädt, sie mal nicht alles selbst organisieren müssen, und statt dem bisschen was in der Abendkasse über bleibt sogar Festgage bekommen.
Und das sind die meisten hier, wohlgemerkt, es geht bei dem Festival eher um die sog, “Underground-Szene”, keine Berufsmusiker oder sog. Top-40-Bands.
Bei ner 4-köpfigen Truppe macht das immerhin 600 Euro Gage, viele davon werden soviel wohl eher selten bekommen, wenn überhaupt schon mal.
Den Vorwurf der ang. schlechten Entlohnung finde ich ziemlich daneben, wenn man die Realität kennt. Was wäre die Alternative? – Für so ne Band 1.500 Euro für eine Stunde Spielzeit (soviel bekommen “angesagte Szene-Acts”, die gerade nen Artikel im Intro haben), und das Festivalticket dafür dann 20 Euro?
Damit kein falscher Eindruck entsteht: Ich spiele selbst seit Jahren in Bands, ich würde nie auf die Idee kommen, mehr als 150 Euro/Stunde dafür zu _fordern_, dass ich mich auf ne Bühne stelle und da Spaß mit meinem Hobby habe.
Das könnte ich vielleicht, wenn ich 40x im Jahr im Bierzelt/auf Hochzeiten die selben Gassenhauer zum Besten gäbe, aber das mag halt auch nicht jeder machen. Ist ne komplett andere Welt.
pwillinger
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Ich denke nicht, dass die Kunstschaffenden und Kreativwirtschaftler, die sich am Popkulturfestival beteiligen nur Hobby-Künstler sind. Sie werden jedoch als solche weiterhin kurzgehalten, da eine anständige Gage mit eben diesem Argument: Sollen sie doch froh sein, dass… ausgeschlagen wird. Ebenso könnte man den nicht immer blendend spielenden Orchstermusikern sagen: Na denn: Spielen sie doch im Operngraben für 150 Euro pro Abend. Übungsraum, KSK , Intrumente… ach was.
Provokant ausgedrückt: Künstler und Kunstschaffender ist nur der, der von seiner Kunst nicht leben muss. Oder kann.
Ich möchte absolut NICHT gegen das Engagement argumentieren und betone ausdrücklich, wie wichtig ich es finde, dass solch ein Festival stattfindet. Aber warum hat die Stadt nicht ebenfalls 300.000 auf den Tisch gelegt?
Äpfel und Birnen
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“Ich denke nicht, dass die Kunstschaffenden und Kreativwirtschaftler, die sich am Popkulturfestival beteiligen nur Hobby-Künstler sind.”
Die meisten – es geht hier ja genau um den “kreativen Underground” in Regensburg, nicht ein Pop-Festival mit lauter hochbezahlten Stars.
Die meisten Bands in der Liste oben kenne ich persönlich, das sind (fast) alles keine Profis in dem Sinn, dass sie von der Musik leben können oder müssen.
Bei den übrigen Akteuren ist das m.W. nicht viel anders.
“Sie werden jedoch als solche weiterhin kurzgehalten, da eine anständige Gage mit eben diesem Argument: Sollen sie doch froh sein, dass… ausgeschlagen wird.”
?! – verstehe ich nicht. Nochmals: Die Bands z.B. bekommen hier Gagen, die im Schnitt von “mind. das übliche” bis das doppelte oder mehr reichen, was hat das mit “kurz halten” zu tun? – Es _ist_ eine anständige Gage, die hier gezahlt wird!
“Ebenso könnte man den nicht immer blendend spielenden Orchstermusikern sagen: Na denn: Spielen sie doch im Operngraben für 150 Euro pro Abend.”
Angebot und Nachfrage: Wenn sie im Bereich Klassik einen Musiker finden, der für 150 Euro spielt, dann nehmen Sie den – wird nur schwer.
Im Amateur-Pop/Rock-Bereich gibt es viele, die sich über so eine Gage freuen. Ich habe auch noch keinen gehört, der sich hier beschwert hätte. Inkl. mir selbst, ich bin auf dem PKF auch vertreten.
“Übungsraum, KSK , Intrumente… ach was.”
Ja, ach was! – ernsthaft! – das ist jetzt schon wieder die oft geführte Grundsatzdebatte über Bandgagen allgemein.
Ist man kein “gefragter Star”, für den der Veranstalter einen Betrag, der zum Leben reicht, auf den Tisch legt, weil er den über die Nachfrage nach entsprechend teuren Eintrittskarten wieder rein bekommt, dann ist das ganze halt ein Hobby.
Für das man (wie bei den meisten Hobbys) keinen Gewinn erwarten kann.
Z.B.: Ich bin früher Ski gefahren, ein Hobby. Ich wäre doch auch nie auf die Idee gekommen, dass mir da irgendwer Geld gibt, damit ich meine Ausrüstung und Liftkarten, Anfahrt etc. nicht selbst zahlen muss.
Ebenso dann bei der Band: Ich würde nie auf die Idee kommen, dass mir irgendwer meinen Proberaum und Klampfe mit Amp, Saiten etc., bezahlen soll..?!? – Ein Hobby kostet nun mal.
Mache ich mit meinem Hobby anderen Leuten Spaß, dann bekomme ich Eintritt, Geld für verkaufte CDs etc. – interessiert es keinen, dann halt nicht.
Aber gerade in diesem Bereich ist es leider oft so, dass jeder, der weiß wo bei ner Gitarre hinten und vorne ist, gleich meint, er kann nen Batzen Geld verlangen, wenn er sich mal auf ne Bühne stellt. Weil er ja “Künstler” ist.
Wieso sollte dann irgendwer, die “öffentliche Hand”, Stadt, etc. dem Musiker dafür Geld geben, dass er vor 10, 20 Zuschauern seinem Hobby nachgeht? – Und wieso dem Hobby-Skifahrer, Modelleisenbahner, etc. nicht?
Und was würde sich denn an der ganzen Situation ändern, wenn die Stadt hier nun einmalig utopisch hohe Gagen zahlen würde?
“Provokant ausgedrückt: Künstler und Kunstschaffender ist nur der, der von seiner Kunst nicht leben muss. Oder kann.”
Nee, es gibt sowohl Künstler, die davon leben können, wie solche, die nicht davon leben können. Und solche, die davon leben können, und man sich eigentlich fragt, wie das denn geht. :-D
rattlesnake
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Ich frage mich, warum Künstler aus Berlin eingeladen sind. Es soll doch um die Förderung der Kunst- und Kulturschaffenden aus Regensburg gehen. Hier schließt sich auch gleich noch die Frage an, ob die mit 150,00 € Gage (es heißt ja im Schnitt 150,00 € Gage) zufrieden sind.
Außerdem wird hier nur über die Musikszene diskutiert. Was ist denn mit den anderen Sparten der Kunst? Gibt es die in Regensburg nicht? Wurden die nicht berücksichtigt? An der Uni gibt es z.B. etliche Theatergruppen. Keine einzige von denen habe ich im Programm gefunden. Überhaupt fehlt hier etwas – es kann doch nicht sein, dass in einer Stadt wie Regensburg nichts in Sachen Performance/Theater läuft. Ich hätte mir mehr Vielfalt und wirklich Neues und zwar aus Regensburg (!) gewünscht.
R&R Rentner
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Also ich finde 150 Euro pro Musiker auch in Ordnung, das sind die Gagen die früher so in Regensburg im, wie gesagt, kreativen Bereich gezahlt wurden.Bands die eigene Stücke spielen.
Heutzutage muss man allerdings schon froh sein wenn man nicht noch bezahlen muss beim
spielen oder man kriegt Minimalgagen.
Ein ganz neues Modell das sich gerade in München breit macht , ist das man als Musiker sich selber als Veranstallter einmieten muss, wobei man das ganze Risiko selbst trägt.
(Eintritt,Gema Abrechnungen, Gage ……), wenn man Pech hat verlangt der Location Betreiber auch noch Miete für die Anlage.
„Es muss aufrichtig sein, wie und was man spielt!“ » Regensburg Digital
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