Grenzland-Filmtage zu Gast in Regensburg
Drei Tage osteuropäisches Filmprogramm aus Produktionsländern, die im deutschen Kino unterrepräsentiert sind, bieten exotische Blicke über den Tellerrand.
Barrieren zwischen Ost und West abbauen und Einblicke in die Lebenswelten osteuropäischer Nachbarländer geben – dieses gemeinsame Ziel verbindet das Europaeum, Ost-West-Zentrum der Uni Regensburg, und die Grenzland-Filmtage Selb, ältestes Filmfestival Deutschlands mit Schwerpunkt Osteuropa.
Seit 2020 kooperieren die beiden miteinander – deshalb wird auch heuer (18. bis 20. April) eine Auswahl von sechs langen und 16 kurzen bis mittellangen Filmen der 47. Grenzland-Filmtage auch in Regensburg in den Kinos im Andreasstadel zu sehen sein.
Länder, die im deutschen Kino unterrepräsentiert sind
Die Filme stammen aus osteuropäischen Produktionsländern, die im deutschen Kino unterrepräsentiert sind, wie Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Lettland, Litauen, Moldawien, Polen, Serbien, Tschechien und Ungarn. Darüber hinaus sind auch weiter östlich gelegene postsowjetische Staaten wie Georgien, Kasachstan und Kirgisistan vertreten.
Auch russische Produktionen finden sich im Programm, wobei unabhängige Stimmen mit außergewöhnlich regimekritischen Filmen („It’s fine“ und „Baum ohne Blätter“) und Regiearbeiten aus besonderer Herkunft wie Tadschikistan („Niso“) oder auch Ossetien („Ma“) ausgewählt wurden.
Inhaltlich geht es bei den Grenzland-Filmtagen jedes Jahr um Grenzthemen, sei es im wortwörtlichen geografischen oder im übertragenen Sinne. Wer die Regensburger Filmfestivals kennt und liebt, wird sicherlich auch beim Gastspiel der Grenzland-Filmtage fündig, denn auch hier ist in der großen Vielfalt für jeden etwas dabei.
Fans der Kurzfilmwoche Regensburg seien beispielsweise die beiden Kurzfilmprogramme am Freitagabend empfohlen, wobei der polnische Beitrag „Fence“ auch sehr gut bei den Queerstreifen und die russisch-georgische Produktion „It’s fine“ beim Hard:Line Filmfestival hätte laufen können.
Grundsätzlich stehen große Themen wie Liebe, Familie, Krieg, Verlust, aber auch Hoffnung im Vordergrund. Auch Einzelschicksale werden immer wieder thematisiert, wie etwa im Film „Kretsul“, der die wahre Geschichte eines erblindeten Judoka erzählt, der sich zurück ins Leben kämpft und schließlich Paralympics-Sieger für Moldawien wird.
Oscar-Gewinner im Programm
Eine Orientierung bei der Filmauswahl können auch bisherige Auszeichnungen bieten. So wurde der Eröffnungsfilm in Regensburg „God’s gift“, ein herzerwärmendes modernes Märchen aus Kirgisistan, in Selb mit dem Publikumspreis in der Kategorie Spielfilm ausgezeichnet. Außerdem erhielt der Film eine lobende Erwähnung der Jury für den besten osteuropäischen Film, wobei der Hauptpreis selbst an den beklemmenden russisch-georgischen Kurzfilm „It’s fine“ ging.
Das Regiedebüt „Cherry Juice“, eine außergewöhnliche Liebesgeschichte, in der die Hauptdarstellerin und Regisseurin Mersiha Husagic auch autobiografische Erlebnisse rund um rund um ihre Flucht aus dem Bosnienkrieg verarbeitet, erreichte in Selb den dritten Platz in der Publikumswertung. Mit „Istina“, einem mittellangen Film über eine von Rechtsextremen bedrohte Enthüllungsjournalistin, ist sogar ein Oscar-Gewinner im Programm vertreten. Die serbisch-deutsche Produktion überzeugte 2023 bei den Student Academy Awards.
Dialog mit Nachbarland Tschechien
Ein besonderes Anliegen der Grenzland-Filmtage ist auch immer der Dialog mit den unmittelbaren osteuropäischen Nachbarn in Tschechien. Der deutsch-tschechische Dokumentarfilm „Über unsere Schwellen hinaus“ begleitet ein Schulprojekt, in dem sich Jugendliche beiderseits der Grenze mit der gemeinsamen Geschichte ihrer Großelterngeneration auseinandersetzen. Eine Sondervorstellung dieses Films am Freitagnachmittag richtet sich vor allem Schüler, die anschließend diskutieren können.
Mehr Informationen zum Programm gibt es auf den Seiten des Europaeums (www.europaeum.de) und der Grenzland-Filmtage (www.grenzlandfilmtage-selb.de). Tickets sind direkt vor Ort an der Abendkasse erhältlich.