25 Juli2013
Goethe in Regensburg
Die Staatliche Bibliothek Regensburg erhält das Fremdenbuch aus dem
Naturalienkabinett von Jacob Christian Schaeffer mit einer Eintragung
Goethes unter dem Pseudonym „Moeller“
Berühmt und viel zitiert sind Goethes Worte über Regensburg:
„Regensburg liegt gar schön. Die Gegend mußte eine Stadt herlocken,
auch haben sich die geistlichen Herrn wohlbedacht. Alles Feld um die
Stadt gehört ihnen, in der Stadt steht Kirche gegen Kirche und Stift gegen
Stift. Die Donau erinnert mich an den alten Mayn.“
Weitaus weniger bekannt ist jedoch, dass Goethe nicht nur in seinem
Tagebuch die Erlebnisse seines Aufenthalts festhielt, sondern auch ein
handschriftliches Zeugnis seines Regensburgbesuchs hinterließ. Es ist nur
ein kleiner unscheinbarer Eintrag: „Joh. Phillip Moeller aus Leipzig“, der
sich im Fremdenbuch des Naturalienkabinetts von Jacob Christian
Schaeffer findet. Und doch ist es das einzige handschriftliche Zeugnis von
Goethes Aufenthalt im September 1785 in Regensburg. Aus dem
Tagebuch des Dichters erfahren wir näheres über seinen Besuch des
Museums: „Den Pastor Schäfer habe ich gesehn und sein Cabinet, unter
dem angenommenen Nahmen Moeller, den ich auch beibehalten werde.“
In seinem Ausgabenbuch hielt er fest, dass der Eintritt in Schaffers
Naturalienkabinett einen Gulden kostete.
Jacob Christian Schaeffer, der seit 1741 in Regensburg als evangelischer
Prediger wirkte, hatte sich einen weit über Regensburg hinaus reichenden
Ruf als Naturforscher erworben. Er war Mitglied in zahlreichen in- und
ausländischen wissenschaftlichen Vereinigungen und Akademien. So zählt
er etwa zu den Gründungsmitgliedern der Bayerischen Akademie der
Wissenschaften. In seinem Wohnhaus in der heutigen Pfarrergasse 5
betrieb Schaeffer eine Naturaliensammlung, die zu den Attraktionen in der
Stadt des Immerwährenden Reichstags zählte. Sein Fremdenbuch zeugt
von regem Interesse zahlreicher Besucher Regensburgs.
Nach Schaeffers Tod ging Schaeffers Sammlung mit dem Fremdenbuch
an das Augustinerchorherrenstift St. Nikola in Passau. Als dieses 1803 im
Zuge der Säkularisation aufgelöst wurde, kamen Teile in die Sammlungen
nach München. Das Fremdenbuch seines Naturalienkabinetts blieb aber in
Passau und ging in die dort neugegründete Staatliche Bibliothek ein. Nun
kommt das Fremdenbuch mit dem berühmten Goethe-Eintrag nach mehr
als zwei Jahrhunderten als Dauerleihgabe nach Regensburg zurück. Für
den Herbst dieses Jahres ist eine Präsentation des Buches für die
interessierte Öffentlichkeit zusammen mit Frau Prof. Dr. Ursula Regener
von der Universität Regensburg geplant.
Über die Staatliche Bibliothek:
Die Staatliche Bibliothek Regensburg zählt mit ca. 360.000 Medien zu den großen
kulturellen Institutionen in Regensburg und der Region. Gegründet 1816 fanden die
Bibliotheken der Reichsstadt Regensburg sowie der geistlichen Institutionen, etwa die
Büchersammlung des bedeutenden Reichsstiftes St. Emmeram, Eingang in das Haus
an der Regensburger Gesandtenstraße. Heute ist die Bibliothek mit mehr als 90.000
Drucken mit Erscheinungsjahr vor 1800, mehr als 1.000 Handschriften und
Autographen sowie etwa 7.000 Altkarten eine Schatzkammer des gedruckten
Kulturerbes der Region. Sie nimmt überdies die Aufgabe als Archivbibliothek nach dem
Bayerischen Pflichtstückegesetz für den Regierungsbezirk Oberpfalz wahr. D.h. von
jedem veröffentlichten Werk der Region wird ein Exemplar dauerhaft in der Staatlichen
Bibliothek verwahrt und steht einer öffentlichen Nutzung zur Verfügung. Die Staatliche
Bibliothek Regensburg dient der wissenschaftlichen Literaturversorgung im engeren
Sinne und der Deckung des über die Grundversorgung durch örtliche Bibliotheken
hinausgehenden gehobenen Literaturbedarfs breiter Bevölkerungsschichten im
regionalen Bereich. Öffnungszeiten: Mo – Fr 9-18 Uhr, Sa 14-18 Uhr