Entdecke Veranstaltungen in Regensburg Alle Kultur Oekologie Soziales Kino
Das Porträt hängt

Ganz schön schräg, dieser Schaidinger

IMG_2013„Dieses Bild haben wir vorher noch nicht gesehen.“ Mit starker Betonung auf „dieses“ scheint das im Rathaus die allgemeine Sprachregelung zum Porträt von Hans Schaidinger zu sein. Am Dienstag wurde es unter zahlreichen Krawatten-Witzen enthüllt.

Endlich hängt er – Hans Schaidinger in Öl an der für die Oberbürgermeister-Ahnen reservierten Wand im alten Rathaus. Viel war spekuliert worden über das Porträt.

Mit etwa 30.000 Euro sei es zu teuer, hieß es. Man zog zum Vergleich das fast 20 Jahre ältere und wohl auch deshalb günstigere Porträt von Altoberbürgermeisterin Christa Meier (7.000 D-Mark) heran. Die erste Darstellung ohne Krawatte sei zu leger gewesen und das Porträt deshalb zurückgesandt worden, hieß es in verschiedenen Medien. Ob der Künstler nachbessern werde, sei ungewiss, wurde spekuliert.

WERBUNG

Auf dem Porträt: Ein OB zum Kuscheln

Nach der feierlichen Enthüllung am Dienstag lässt sich vor allem eines feststellen: Es ist ganz schön schräg dieses Porträt. Beziehungsweise: er, der darauf sich befindliche Altoberbürgermeister.

Was Jan Peter Tripp da auf die Leinwand gebracht hat, könnte – so wie es sich für eine Realisten gehört – auch eine Fotografie sein, abgesehen von der Körperhaltung des Porträtierten. Der steht ein bisschen so da, als hätte er das eine oder andere Gläschen Sekt zu viel erwischt. Eines ist sicher: In Amtskette und Krawatte hätte man Hans Schaidinger so wohl nie herumstehen sehen. Und diese Körperhaltung lässt ihn zwischen den übrigen Porträts all seiner Amtsvorgänger so erscheinen, als sei Schaidinger der kuscheligste Oberbürgermeister gewesen, den Regensburg je erlebt hat – da stößt eben auch ein realistischer Maler wie Tripp an seine Grenzen.

Gemeinsamkeiten von Maler und Gemaltem

Apropos Realismus, das sei nur eine Eigenschaften, die Tripp und Schaidinger gemeinsam hätten, so OB Joachim Wolbergs in seiner mit allerlei Krawattenwitzen gespickten Festansprache. Daneben gehörten beide zu den „ganz Großen“

Apropos Krawatte – Tripp räumte bei der Vorstellung seines Werks unumwunden ein, dass er den Altoberbürgermeister zunächst ohne eine solche gemalt und deshalb nachgebessert habe. Die Krawatte habe man über die Amtskette „vergessen“, so Tripp. Schaidinger, selbige anzulegen und er, Tripp, sie zu malen.

Geteilte Begeisterung, als Schaidinger Jan Peter Tripp um den Hals fällt. Fotos: as

Geteilte Begeisterung, als Schaidinger Jan Peter Tripp um den Hals fällt. Fotos: as

Was aber dazu in „der Presse“ gestanden sei, bezeichnete Tripp als „Falschbehauptungen“ und „Zerfledderung“. Zum ersten Mal habe er ob der Berichterstattung anonyme Briefe an seinen Wohnsitz ins Elsass bekommen. „Zeitungsartikel bei den am Rand ‘Ha, ha’ stand“, so der Künstler. Er scheint wohl viele Neider zu haben – auch das hat er gewiss mit Hans Schaidinger gemeinsam.

Print Friendly, PDF & Email

SUPPORT

Ist dir unabhängiger Journalismus etwas wert?

Dann unterstütze unsere Arbeit!
Einmalig oder mit einer regelmäßigen Spende!

Per PayPal:
Per Ãœberweisung oder Dauerauftrag:

 

Verein zur Förderung der Meinungs- und Informationsvielfalt e.V.
IBAN: DE14 7509 0000 0000 0633 63
BIC: GENODEF1R01

Kommentare (6)

  • erik

    |

    der BayernLB-Skandal, das Banken-Tschernobyl der bayrischen Nachkriegsgeschichte, nur mit dem Unterschied, dass die Verantwortlichen und Beteiligten am Steuerpult der Schaltzentrale nicht verstrahlt wurden bzw. sich für die Milliardenschäden verantworten mussten, sondern mit einem Posten oder Geldregen oder beidem bedacht wurden, auch mit Orden, Huldigungen oder auf Leinwand gebrachte Ebenbilder wird nicht gespart. Politik ist halt ein Marionettenspiel, man muss es nur schaffen die Fäden in den Händen zu behalten und seine Marionetten an den Schlüsselpostionen in Stellung zu bringen.

  • blauäugig

    |

    Hoffentlich gibt es das nächste OB-Portrait schon in 5 Jahren.

  • Schlips Frei

    |

  • Lothgaßler

    |

    Ist das Kunst, oder kann das weg?

  • Radlertölpel

    |

    Portraibildhauerei bei der Art BuZZ`l:
    Such den Schaidinger:
    http://europabrunnendeckel.de/slideshow.php?title=Auf_jedem_Foto_ist_ein_Schaidinger_oder_ein_hartl_versteckt_beide_sa%C3%9Fen_1998_zusammen_mit_Prof_Dr_Schneckenburger_in_der_Jury_fuer_Kunst_in_Burgweinting&slides=download/buz/suchdenschaidinger/

    …..
    Warum Politiker?
    – Weil garantiert jeder Passant von sich aus fragen wird: „Und habt ihr den OB auch schon porträtiert?“ (Kinder orientieren sich an Superstars u.Ä.). Diese Lust am Karikieren von Personen des öffentlichen Lebens, deren Abbilder uns allen täglich in der Presse in allen erdenklichen Zusammenhängen präsentiert werden, kommt nicht von ungefähr. Politiker sind darauf angewiesen, öffentlich wahrgenommen zu werden, und sind so in unseren Köpfen allgegenwärtig. Im alten Rom war der gottgleiche Kaiser in seiner Porträtbüste, z.B.vor dem Circus, präsent (in effigie), der man Opfer bringen musste und vor dem man sich keinesfalls danebenbenehmen durfte. Das Verhältnis
    von Profanem und Heiligem in Bild und Abbild (imago) wandelte und differenzierte sich in unserer christlich geprägten Kunstgeschichte fortwährend aus, so dass sichergestellt war, dass das Privilieg der öffentlichen Repräsentanz von Fürsten und Kirchenfürsten in Porträts und Plastiken nicht in Konkurrenz zu übergeordneten Glaubensprinzipien bzw Machtstrukturen treten konnten.
    Wir wollen die sonst passive Rolle des Publikums als Beobachter von Stellvertretern überwinden und es dazu einladen, es einfach selbst auszuprobieren. Sie werden feststellen, dass es wesentlich leichter ist, sich an Umstehenden und weiteren Beteiligten zu orientieren, als treffende Porträts von Abbildern von Stellvertretern zu schaffen. Die Leute werden sich und anderen so durch ihre eigenen frei gewählten Kreationen ihre Erwartungen an die Kunst erweitern. Als Vorbilder dienen uns also prominente Regensburger. Als lebende Modelle alle, die Lust haben, sich porträtieren zu lassen. Im Endeffekt modellieren wir jede Menge imaginäre Köpfe in unterschiedlichsten Arten der Annäherung an die uns angemessen erscheinenden Proportionen.

    Warum figürliche Bildhauerrei?
    http://europabrunnendeckel.de/download/buz/Modellierworkshop.pdf

    Wie gefährlich kann figürliche Bildhauerrei sein?
    http://europabrunnendeckel.de/?p=3028

Kommentare sind deaktiviert

drin