Fünf Jahre nach dem Attentat von Halle: „Einen Schlussstrich kann es nicht geben.“
Eine Überlebende des Anschlags von Halle sprach kürzlich in Regensburg über ihr Trauma – und darüber, warum sie das Vertrauen in den deutschen Staat, in Polizei und Gesellschaft weitgehend verloren hat.
Der 9. Oktober 2019 stand in jenem Jahr für den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur. Seitdem ist dieses Datum aber auch der Jahrestags des terroristischen Anschlags von Halle, das – wenige Jahre nach der Mordserie des NSU – eines der schlimmsten rassistisch-antisemitisch motivierten Attentate der bundesdeutschen Geschichte hätte werden können.
Kürzlich sprach Christina Feist, eine der Überlebenden, auf Einladung der AG Input in Regensburg. Sie war zusammen mit 51 anderen Mitgliedern in der Synagoge, in die der Attentäter einzudringen versuchte, aber an der massiven Holztür scheiterte. Er ermordete dennoch zwei Menschen.
„Anschlechten Tagen ist es um mich herum so dunkel, dass ich vergesse, dass ich am Leben bin.“
„Wir sind Überlebende eines Terrorattentats“, sagt Feist. „Wir verdienen Respekt und Anerkennung. Wir verdienen, gehört zu werden.“ Es gebe ein Leben vor Halle und eines danach. Der 9. Oktober 2019 habe sie völlig aus der Bahn geworfen. Angst und Panikattacken bestimmten anschließend ihren Alltag.
„An guten Tagen kann ich mich überreden, rauszugehen. An schlechten Tagen ist es um mich herum so dunkel, dass ich vergesse, dass ich am Leben bin.“ Es hat Feist viel Kraft gekostet, über diesen Tag und die Zeit danach zu reden. Sie begann eine Therapie und fand Unterstützung bei ihrer Anwältin. „Die gab mir damals das Gefühl, nicht mehr allein zu sein.“
Beim Prozess gegen den Attentäter, der im Juli 2020 begann, war Christina Feist Nebenklägerin. Über mehrere Monate hinweg fuhr sie fast wöchentlich nach Magdeburg. Dort saß sie dem dem Mann gegenüber, der auch sie töten wollte. Am 9. Oktober 2019 hatte er selbstgebaute Waffen und Sprengsätze dabei. Doch die Holztüre der Synagoge hielt Stand. Als der Täter begann, auf Passanten zu feuern, verfehlte er sie, oder die Waffe funktionierte nicht. Dennoch sollte es zwei Opfer geben: Jana Lange und Kevin Schwarze.
Taten live ins Netz gestreamt
Der Prozess in Magdeburg sei für sie ein wichtiger „Ort der Resilienz und Wehrhaftigkeit“ geworden, erzählt Feist. Sie nahm sich dort den Raum, um wütend zu sein, um ihre Stimme zu erheben und gesellschaftliches und politisches Versagen anzuprangern.
Im Sitzungssaal sah Feist auch Aufnahmen vom Attentat. Wie der Attentäter von Christchurch, der nur wenige Monat zuvor zwei Moscheen in Neuseeland angegriffen und über 50 Menschen getötet hatte, streamte auch der Mörder von Halle seine Taten mit einer Helmkamera live ins Internet. Wie der Attentäter von Christchurch, war auch der 27-jährige Deutsche getrieben von rechtsextremen, antisemitischen und rassistischen Verschwörungserzählungen. Parallelen finden sich auch zum OEZ-Attentat am 22. Juli 2016 in München und zum Rechtsextremisten Anders Breivik, der 2011 in Norwegen 77 Menschen ermordete.
„Es war auch ein frauenfeindliches und rassistisches Attentat.“
Die Ermordung von Jana Lange auf offener Straße, flankiert von misogynen Beschimpfungen, zeige das frauenfeindliche Weltbild des Täters, so Feist. Anschließend fuhr der Attentäter zum nahegelegenen Kiez-Döner. Nun wollte er dort ein Blutbad anrichten – aus rassistischen Motiven, wie die spätere Vernehmung bei der Polizei offenbarte.
Er erschoss Kevin Schwarze, einen jungen Mann ohne Migrationshintergrund. Ja, Halle sei ein antisemitischer Anschlag gewesen, sagt Feist. Der Täter wollte möglichst viele Jüdinnen und Juden ermorden. „Es war aber auch ein frauenfeindliches und rassistisches Attentat.“
Nach dem Schuldspruch wollte sich Feist erholen, Kraft tanken, auch um ihr Studium doch noch fortzusetzen. Sie wollte Heilung finden, wie sie sagt. „Aber dafür braucht es Stabilität.“ Feist hält an dieser Stelle einen kurzen Exkurs – darüber wie in Deutschland mit Opfern von rechtsextremen Attentaten umgegangen werde. Eigentlich stehe diesen Menschen eine Entschädigung zu. Die Kosten für Therapien wird zum Beispiel übernommen. Im Fall von Feist war das Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales zuständig. „Sechs Wochen nach dem Anschlag habe ich eine Traumatherapie begonnen“, erzählt sie.
Fünf Stunden Begutachtung durch den Amtsarzt
Während des Prozesses dann reichte sie den Antrag ein. Eher sei sie psychisch einfach nicht dazu in der Lage gewesen. Sie besuchte weiter die Therapie, bezahlte diese aus eigener Tasche – und hörte über ein Jahr lang nichts von der Behörde. Ende 2021 musste sie sich dann in Berlin begutachten lassen. „Als Überlebende musste ich erst einmal bezeugen, dass ich wirklich Hilfe brauchte.“ Fünf Stunden habe sie „Rede und Antwort stehen müssen“. Ohne Pause. Der Amtsarzt sei an „Unsensibilität kaum zu übertreffen gewesen“.
Feist: „Er wollte mir erst einmal die Psyche des Attentäters erklären.“ Er habe ihre Psychologin kritisiert und Widerworte nicht gelten lassen. „Absolut alles an dem Termin war retraumatisierend.“ Danach habe sie sechs Wochen psychosomatisch bedingte Schmerzen gehabt.
Im September 2022, zwei Jahre nach dem Antrag, kam der Bescheid zur Übernahme der Kosten. Feist erzählt das auch, weil sie kein Einzelfall sei. Opfer und Hinterbliebene anderer rechtsextremer Attentate – wie das vor dem OEZ in München 2016, in Hanau 2020 oder der NSU-Anschläge – hätten ähnliche Erfahrungen mit den Behörden gemacht.
Jedes Jahr kommt das „Trauma von Halle“ wieder
Feist gab nicht auf. Ihre Hilflosigkeit habe sie in Resilienz umgewandelt. „Meine Angst in Wut.“ Sie kämpfte sich zurück, lernte ihren eigenen Umgang mit Panikattacken, die bis heute kommen. Im Sommer 2023 schaffte sie ihre Dissertation. Kurz danach sei sie erstmals seit dem Attentat ohne eine Panikattacke durch die größte und unübersichtlichste Pariser U-Bahnstation gegangen. Schließlich ein Einkauf bei Ikea. Kleine Schritte, aber wichtige. Doch ganz weg sind die Angst und schlaflosen Nächte nach wie vor nicht. Gerade wenn Jom Kippur und damit der Jahrestag von Halle näher rückt.
Am 2. Oktober feierten Jüdinnen und Juden dieses Jahr Rosh Haschana, das jüdische Neujahrsfest. Zehn Tage später steht dann Jom Kippur an (dieses Jahr am 12. Oktober). Feist will sich ihr Judentum nicht nehmen lassen, wie sie sagt. Sie mag diese wichtigen Feiertage, diese besinnliche Zeit als Moment des Rückblicks und der Auseinandersetzung mit sich selbst. Gleichzeitig sei es eine Zeit, in der sie sehr verwundbar sei, eigentlich keine Kraft für Interviews und Feiertage habe. Und doch muss sie sich jedes Jahr wieder ihrem „Trauma von Halle“ stellen.
„Deutschland hat ein tiefsitzendes Antisemitismus- und Rassismusproblem.“
Für ihre Dissertation zog sie 2019 von Berlin nach Paris. Zurück nach Deutschland? Das ist für sie heute unvorstellbar. Nach Halle könne es keinen Schlussstrich geben. „Weil Deutschland ein tiefsitzendes Antisemitismus- und Rassismusproblem hat.“ Das zeige sich politisch in den Erfolgen von Rechtsaußen-Parteien – auch in ihrer Heimat Österreich.
Es werde offenkundig, wenn CDU-Politiker im Rahmen von Gedenkveranstaltungen unbedarft eine Versöhnung fordern. Es werde unübersehbar in allem, was seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 passiert. „Nicht mehr die Frage, ob wir gehen“, beschäftige Jüdinnen und Juden hierzulande, sagt Feist. Sondern nur noch: „wann und wohin“. Feist sagt, sie kenne keine jüdische Person mehr, die in Deutschland lebt und noch nicht antisemitisch beleidigt wurde.
Stadt hatte nicht auf Warnungen der Gemeinde reagiert
„Deutschland hat ein Problem“, und Christina Feist nur noch wenig Vertrauen in den Staat, die Gesellschaft und die Polizei. Jene Polizei, die ebenso wie die Stadt Halle nicht auf die Warnungen der jüdischen Gemeinde reagieren wollte.
Immer wieder habe man mehr Sicherheit eingefordert – vor dem Attentat. Schließlich wurde selbst Geld gesammelt und damit die Türe verstärkt. „Deshalb hat sie gehalten“, erklärt Feist und will damit einer Erzählung entschieden entgegentreten. Kurz nach der Tat sei die „deutsche Eichentür“ als Symbol des Deutschen Staates, der sich schützend vor jüdisches Leben stelle, stilisiert worden. Blödsinn sei das.
Während des Attentats harrten Feist und die anderen in der Synagoge aus, ohne zu wissen, was überhaupt los war. Dann kam eine bewaffnete Person in Vollmontur über einen Eingang herein. Der Polizist befahl die Räumung. Sensibilität? Fehlanzeige. Einer der Beamten habe sich über die jüdische Praxis an Jom Kippur lustig gemacht, sagt Feist. Sie kamen in einen Bus. „Das war der einsamste Moment in meinem Leben.“ Von dort ging es in ein christlich geführtes Krankenhaus.
Was für ein Gegensatz. Eigentlich, so Feist, hätten laut Protokoll auch sie als Jüdinnen und Juden in der Hauskapelle unterkommen sollen. „Aber weil sich der Leiter des Krankenhauses Gedanken gemacht hat, wurde dann für uns die Cafeteria geöffnet.“ Eine der Bediensteten gab Feist später ein Handy, damit sie ihre Familie anrufen konnte.
Viele Ungereimtheiten nach der Tat
Auch diese Erlebnisse lassen Feist bis heute nicht los. Das Verhalten der Polizei wirkt nach. Sie fragt sich bis heute, wie es dem Attentäter möglich war, in seiner Zelle Waffen zu bauen, mit denen er im Dezember 2022 zwei JVA-Bedienstete kurzzeitig als Geiseln nahm. Wieso wurde für seine zwei Fluchtversuche niemand zur Rechenschaft gezogen? Warum niemand dafür, dass die strengen Sicherheitsvorkehrungen zuvor entgegen einem Erlass des Justizministeriums gelockert wurden und das erst deshalb möglich war? Warum hatte eine Polizistin lange Zeit unentdeckt eine Brieffreundschaft mit dem Inhaftierten? Im Schriftverkehr drückte die Polizistin Bewunderung für die Taten aus.
Es gibt viele Gründe, weshalb Christina Feist auch fünf Jahre nach dem Attentat, sagt: „Einen Schlussstrich kann es nie geben.“ Doch es gab auch andere Momente. An jedem Prozesstag gab es vor dem Gericht in Magdeburg eine Kundgebung aus Solidarität mit den Überlebenden und Hinterbliebenen. „Wenn du völlig ermüdet zum Gericht gehst und du siehst zuerst die fünf Leute, die da bei Wind und Wetter ihre Demo abhalten, dann gibt dir das Kraft.“ Mittlerweile ist daraus eine Initiative entstanden, erzählt Feist.
Fabian Schneider
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Es ist erschreckend, wie der Staat die jüdische Gemeinden im Stich lässt. Dieser Bericht zeigt deutlich, wie mies die Lage ist: Warnungen vor dem Anschlag wurden ignoriert, danach gab es einen re-traumatisierenden Hindernislauf durch die Bürokratie für die Überlebenden.
Kein Wunder, dass sich viele Juden hier nicht mehr sicher fühlen. Das ist ein Armutszeugnis für ein Land, das gerne seine “besonderen Verantwortung” betont, aber dann solche Erfahrungen erzeugt.
Es ist alarmierend, dass Leute jetzt über Auswanderung nachdenken, weil sie sich hier nicht mehr wohlfühlen. Da läuft doch was grundlegend falsch.
Gleichzeitig steckt der Bundestag Ressourcen in nicht evidenz-basierte Grenzkontrollen, nur weil die AfD Druck macht. Aber wenn’s um den Schutz von Synagogen geht – Fehlanzeige, da gilt der Sparzwang. Die Prioritäten sind echt verschoben.
Es wird Zeit, dass die Verantwortlichen endlich handeln und effektiven Schutz für die jüdische Gemeinschaft und andere bedrohte Gruppen sicherstellen, sowie einen menschenwürdigen Umgang mit Überlebenden von Anschlägen im Staatswesen pflegen.
An alle Betroffenen: Seid laut, stellt Ansprüche und lasst euch nicht abspeisen! Eure Erfahrungen müssen gehört werden, damit sich endlich was ändert.
Bürni
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Sehr sehenswert, berührend und erschütternd dazu auch die mehrteilige Doku in der ARD Mediathek „Der Anschlag von Halle“. Man kann nur erahnen, wie viel Kraft es die Menschen, die dort vor der Kamera sprechen, gekostet haben muss, über diese Erlebnisse zu sprechen.
Und was ich beim Anschauen gelernt habe: Das Attentat fand nicht nur in Halle, sondern auch in Wiedersdorf statt, was selten miterwähnt wird und aus diesem Grund den Menschen, die in diesem Ort traumatisiert wurden, erneute Wunden zufügt, weil ihre schrecklichen Erfahrungen nicht benannt werden. Vielleicht könnte man die Erwähnung von Wiedersdorf im Artikel ergänzen?
joey
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@Fabian Schneider
die historische Synagoge in Straubing wurde sofort nachgerüstet und hat nun eine “Panzertür” und einen eigenen Sicherheitsmann. Bereits vorher aber war in der Regel ein Polizeiauto vor der Synagoge stationiert. In Bayern können sich Juden noch sicher fühlen und ich bin stolz darauf.
Den Täter von Halle soll man in Haft lassen und nie wieder raus, auch nicht wegen psychischer Gutachten.
Es gibt Nazis. Derzeit aber sind Greta und ihre Kreise recht zahlreich in Berlin und anderen außerbayrischen Großstädten unterwegs. In Weiden läuft aktuell ein Prozeß gegen einen Deutschen (eingesickert 2015), der in einer Moschee offen zum Judenmord aufgerufen hat. Das fehlt in der Betrachtung des Artikels.
tom lehner
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Neben der Trauer um die Opfer, dem Schmerz für die Angehörigen und der Traumatisierung vieler die das erleben mussten kommen mir viele der Politiker Zitate wie blanker Hohn vor. Dazu kommt eine sich hinter Vorschriften und Bestimmungen versteckende Bürokratie, die es den Opfern und ihren Angehörigen nicht leicht macht sich adäquate Hilfe zu holen. Allein das ist Schande genug.
Die Politiker*Innen versprechen reflexartig lückenlose Aufklärung. Gerade bei rechten Gewalttaten geschieht das aber nur zwischen den geschwärzten und geschredderten Akten der Behörden und Dienste. Das hinterlässt einen fahlen Beigeschmack und untergräbt das Vertrauen in die Institutionen.
Versprechen wie die von Frau Merkel, den Angehörigen Antworten auf ihre Fragen zu geben und die Taten vorbehaltlos aufzuklären, verhallen in der medialen Aufmerksamkeit und sind schnell vergessen.
Zurück bleiben die Menschen die unschuldig zu Opfern wurden, ihre trauernden Angehörigen und Freunde, sowie die Menschen die sich nach den traumatisierenden Geschehen wieder in die Realität zurück kämpfen müssen und manchmal auch scheitern. Sie bleiben allein.
Sie alle haben Antworten verdient. Ihnen muß unser Respekt und unsere Unterstützung gehören. Ihre Geschichte gehört zu uns und es ist unsere Verantwortung alles dafür zu tun um Straftaten und ihre Hintergründe aufzuklären, sie wieder in das Leben zurückzuholen. Wir als Gesellschaft ließen es zu das rechte Gewalt seit Jahrzehnten präsent ist. Wir verleugneten und bagatellisierten sie, redeten sie klein. Reduzierten rechten Hass auf Einzeltäter. Oder verunglimpften und beschuldigten Angehörige mit falschen Beweisen oder Konstrukten die man sich als Polizei aus der Nase zog, ganz einfach um den “Rechten Gewaltfall” auszuschließen. Wir ließen es zu das rechter Terror jahrelang unter uns lebte. Als Nachbar in der Siedlung, als Nachbar auf dem Campingplatz.
Das ist eine Wahrheit die gerade in diesem Land, mit diesem geschichtlichen Hintergrund und den aktuellen Wahlergebnissen noch unerträglicher geworden ist. Ich schäme mich dafür.
Spartacus
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@joey
Hören sie auf diese antisemitisch motivierte Tat für die Delegitimierung von Protest gegen den israelischen Genozid an den Palästinenser:innen zu instrumentalisieren!
joey
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@Spartacus
habe ich was mit Israel geschrieben?
Ich habe mit solcher Reaktion gerechnet. War ja in vorhergehenden Artikel schon so, daß wieder alle Juden an allem schuld sind, alle Juden für Israel verantwortlich und am Ende noch der 7.10.23 von den Israelis selbst veranstaltet wurde. Fehlt nur noch die Kindermordlegende, dann sind Sie gleich bei der Judensau am Dom.
Es geht hier um deutsche Nazis, einen syrischen Möchtegern Massenmörder in der Moschee in Weiden und andere deutsche Themen. Aber gern, dann führen wir off topic eine Israel Debatte – wenn die Mods auf 300 posts Lust haben.
Mr. B.
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Zu Spartacus
10. Oktober 2024 um 12:54 | #
Haben Sie heute auf Phönix die Aussprache zum Jahrestag des Überfalls der Hamas auf Israel gesehen.
Die Grünen und sogar die Linke haben das Massaker verurteilt und Israel ein Selbstverteidigungsrecht zugestanden.
Sie sollten sich vielleicht parteiintern anpassen.
Jürgen
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Vielen Dank für die Berichterstattung.
Mich hat, neben der Tat selbst, besonders das Verhalten der Behörden nach der Tat bestürzt. Selbt der Abgestumpfteste merkt allmählich, dass sich unser Land nicht gerade zum Besten verändert.
Paul
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Servus
Es wäre angebracht gewisse Begriffe zu verwenden oder NICHT zu verwenden,
die klar definiert sind.
Der Begriff “Genozid” ist definiert.
Ein Völkermord oder Genozid ist seit der Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes von 1948 ein Straftatbestand im Völkerstrafrecht, der durch die Absicht gekennzeichnet ist, auf direkte oder indirekte Weise „eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören“; er unterliegt nicht der Verjährung. Die auf Raphael Lemkin zurückgehende rechtliche Definition dient auch in der Wissenschaft als Definition des Begriffs Völkermord.
Völkermord wird oft als besonders negativ bewertet und etwa als „Verbrechen der Verbrechen“ (englisch „crime of crimes“) oder „das schlimmste Verbrechen im Völkerstrafrecht“[3] umschrieben.
[3]
Christoph J. M. Safferling: Wider die Feinde der Humanität – Der Tatbestand des Völkermordes nach der Römischen Konferenz. In: Juristische Schulung. 2001, S. 735–739 (736).
Günther Herzig
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@Paul
11. Oktober 2024 um 13:40 | #
Ob verwendete Begriffe immer so präzise sind, wie es möglich wäre, ist meiner Meinung nach nicht so sehr von Bedeutung, wenn erkannt wird, was die Aussage bedeuten sollte.
Wenn die Politik nicht so effektv umsetzt, was sie soll, können auch Zweifel erlaubt sein, ob diejenigen, die sich darum zu kümmern hatten, Legislative, Judikative und Exekutive, nicht auch durch Verlangsamung der Umsetzung oder nicht ausreichende Finanzierung die eigentliche Aufgabe sabotieren. Dieser Verdacht kann natürlich nicht die Vielen betreffen, die alle in ihrem Aufgabenbereich in der Lage sein sollen, richtig zu handeln. Staatsräson, die nicht umgesetzt und mit Leben erfüllt wird, bleibt ein hohler Begriff.
Paul
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Als Ergänzung oder Infornation zu der allgemeinen Diskussion
Zitat
Jacques Schuster
Mitglied der Chefredaktion
WELT AM SONNTAG
„Auge für Auge, Zahn für Zahn …“ – wie häufig hört man diese biblischen Worte seit dem 7. Oktober 2023, als die Hamas Israel überfiel und mehr als 1000 Menschen abschlachtete. Gerade die Kommentatoren der öffentlich-rechtlichen Medien nutzen sie mit Vorliebe. Sie sollen belegen, wie rachsüchtig der jüdische Staat und die Juden sind.
Was sie nicht ahnen (wenn sie es täten, wäre es schlimm), ist, dass sie mit den Worten aus Exodus 23–25 eine grobe Verfälschung der Hebräischen Bibel wiederholen und jahrtausendealte Instinkte wecken, die aus der Kirche und dem christlich motivierten Judenhass stammen. „Auge für Auge, Zahn für Zahn, Hand für Hand, Fuß für Fuß, Brandmal für Brandmal, Wunde für Wunde, Beule für Beule“ ist Teil des jüdischen Vergeltungsrechts, des sogenannten jus talionis. Wenige Abschnitte der Bibel wurden derart grundlegend oder bösartig missverstanden.
Es gibt keine Erläuterung, keine biblische Geschichte, die auch nur auf Spuren grausamer gerichtlicher jüdischer Vergeltungsbräuche hinweist. Körperliche Talion (Vergeltung) kommt in der Bibel nicht vor. Das jüdische Vergeltungsrecht im Alten Testament legt ausschließlich die Höhe der Ersatzleistung fest, welche die verletzte Partei fordern konnte: den Wert eines Auges für ein Auge, den Wert eines Körperteils für den Verlust eines Körperteils. Der Staat selbst bestrafte nur Verbrechen, die das Wohl der Gemeinschaft gefährdeten, wie Gotteslästerung oder Verrat.
Wer „Auge für Auge“ mit Blick auf den Krieg erwähnt, den Israel seit dem 7. Oktober zu führen gezwungen ist, der begibt sich in die düstere Niederung so dümmlicher wie bedenklicher Vorurteile.
Mr. B.
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Paul
12. Oktober 2024 um 19:53 | #
Wie recht Sie haben.
Aber hierzulande bezeichnen sich ja die Gegner (deutsche Staatsbürger) von Israel als besonders gebildet und wissend.
Burgweintinger
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Paul, warum ist Israel gezwungen, diesen Krieg zu führen, und vor allem in dieser Art und Weise?
Mr. T.
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Die biodeutschen Antisemiten sind meist nicht sehr gebildet oder nur sehr selektiv “gebildet”. Wenn es um Israel geht, sind sie ganz große Antiimperialisten, dabei sind sie meist sehr willfährige Handlanger, Verehrer und deutsche Statthalter desImperialisten Putin.
Darüber hinaus gibt es schon immer eine latente Skepsis (um es mal sehr vorsichtig auszudrücken) gegenüber Juden und dem jüdischen Leben in beängstigend großen Teilen der Bevölkerung.
Der Antisemitismus, den ein Teil der Migranten im Rucksack mitbringt, macht auf jeden Fall das Kraut auch nicht mehr fett.
Und ja, man kann sowohl die terroristische Hamas als auch die rechtsextreme Regierung Israels kritisieren, als auch die Leiden der palästinensischen und israelischen Bevölkerung bedauern – man sollte aber nie vergessen, jeweils beides zu tun, um, nicht in irgendeinen Verdacht zu geraten.
Zurück zum Thema: Es ist gut, dass es unter dem widerlichen Attentat von Halle keinen Schlussstrich gibt. Unter Hassverbrechen darf es nie Schlussstriche geben! Solche Taten müssen immer der Mahnung dienen und dürfen nie verblassen.
joey
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@Mr.T.
wer nun das Kraut fett macht, ist eine Frage der Statistik. Wenn jede judenfeindliche Tat als rechtsextrem verbucht wird, ist der Nazi in Deutschland wieder an der Tagesordnung und hat sich auch an den Unis mit Pali-Tüchern getarnt.
Gleiches Recht für alle bedingt auch gleiche Aufmerksamkeit gegenüber allen Taten und Tätern. Ja, es gibt deutsche Nazis, die hier sind und leider nicht nach Neuschwabenland (Antarktis) abgeschoben werden können. Für die muß im Knast immer ein Zimmer frei sein. Die anderen aber werden wir los, wenn die Ampel das nicht weiter verhindert. Ich spreche nicht von Ausländern allgemein, sondern Schwerkriminellen und Leuten, die das Ansehen und den inneren Frieden der Bundesrepublik Deutschland schädigen.
Unser Land sei friedlich allen Friedlichen.
Mr. B.
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Burgweintinger
14. Oktober 2024 um 08:35 | #
Israel führt diese Selbstverteidigung aus, weil die Hamas mit ihren Unterstützern Israel überfallen hat und in bestialischer Weise gemordet, vergewaltigt und gehütet hat.
Zudem halten die Hamas mit ihren Unterstützern noch immer über 100 israelische Geiseln fest.
Als der Iran vor kurzem mit vielen Raketen in Israel angriff, feierten viele im Gaza und auch in Berlin. Quelle: NT-V.
Günther Herzig
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@Mr. T.
14. Oktober 2024 um 08:54 | #
Die vorbehaltlose Freilassung der Geiseln nähme den Israelis den Grund weiter in Gazah zu wüten. Die öffentliche Meinung zu Gunsten der einen oder anderen Partei würde sich verändern, auch die Zustimmung zu einem veritablen Krieg, der dann nur noch zu rechtfertigen wäre, wenn die Hisbollah ihre Angriffe mit Raketen und Drohnen nicht einstellte.
Mr. T.
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Günther Herzig, das Problem ist ja, dass sowohl die Hamas, als auch die Regierung Netanjahu den Krieg brauchen, um an der Macht zu bleiben. Gibt eine Seite nach, verlieren beide.
joey, das Problem ist ja, dass die Abschiebung von Schwerkrminellen zum Vorwand genommen wird, mehr abzuschieben, auch in Ländern, in die eine Abschiebung gefährlich ist. Dann werden dann die Zahlen damit erhöht, dass die integrierte 18-jährige, die eine Ausbildung zur Pflegekraft beginnen will, hochgenommen wird, wie sie in der Ausländerbehörde Dokumente dafür abholen wollte, und dann abgeschoben wird. Schwerkriminelle gehören meiner Meinung nach in den Knast.
Burgweintinger
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Mr. B. Ihre Argumentation ist mir klar, aber ist denn der 07.10. 2023 nicht schon ein vielfaches gerächt worden? Jetzt geht es sogar schon gegen Blauhelme…
Herr Herzig, ich teile Ihre Meinung, nur glauben Sie wirklich, Netanjahu möchte die Freilassung? Er hatte mehrmals die Möglichkeit zur Unterzeichnung eines Abkommens, nur das hätte auch sein Ende bedeutet…, das letzte Mal “machte ihm der Mossad einen Strich durch die Rechnung” mit den manipulierten Pagern…
joey
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@Mr.T.
schon lange fordere ich, daß man die Ehrlichen und Erfolgreichen (gute Schulleistungen bzw Abschlüsse) mit einem Gnadenrecht behandelt und nicht stur nach Gesetz – das ja seit Merkel an der Grenze auch nicht beachtet wird. Wenn aber praktisch ein Vorteil ist, den Paß wegzuwerfen, zieht man Kriminelle geradezu an.
Für die Judenhasser aller Welt haben wir nicht genug Haftplätze. Nun gut, wenn man auch nur wenige einsperrt, spricht sich das auch rum. Deswegen sind die deutschen Nazis ja lieber “Grenzgänger” als direkt, die haben schon ein wenig was über Repression gelernt.
Ich hoffe, daß bei RD über das Verfahren gegen den Imam aus Weiden berichtet wird. Der hat in Klartext zum Judenmord aufgerufen. Anderer Imam hat die Gläubigen aufgerufen, ihre Schußwaffen (sowas hat man für Hochzeitszwecke) gegen Juden einzusetzen oder sie zu diesem Zweck zu spenden.
Message an die, welche die Schriften der Zentrale für politische Bildung nicht gelesen haben: Mord ist bei uns verboten und ganz besonders in Bezug auf Juden.
joey
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@Burgweintinger
es geht nicht um biblische Rache, wie Paul ja dargelegt hat. Die sollen einfach die Geiseln rausrücken und aufhören, Wasserrohre in Raketen umzubauen. Dann haben sie dort übrigens auch wieder Wasser.
Mr. B.
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zu Burgweintinger
14. Oktober 2024 um 17:36 | #
Wenn man diese Irren nicht auf das Schärfste schwächt, werden sie immer wieder angreifen. Das ist meine Meinung.
Und es ist schlimm, daß wir im eigenen Land Menschen haben, welche auch noch für diese Irren jubeln dürfen.
Das muß ein Ende haben.
Burgweintinger
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Irre ist, Friedenssoldaten der UN anzugreifen, Generalsekretär der Vereinten Nationen Guterres als persona non grata die Einreise nach Israel zu verwehren…
Schade, dass die Israelis nicht selbst Netanjahu stürzen, das wäre ein Zeichen an die Welt.
Joey, hätte Netanjahu das Abkommen unterschrieben, als er in New York war, und nicht den Mossad losgeschickt, dann wären die Geiseln freigekommen, aber wie gesagt, das hätte sein Ende bedeutet…, er ist sich selbst am Nächsten, so wie Trump…
Paul
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Servus
Wie wird der “gordische Knoten” NAHOST gelöst?
Ich verweise auf den SZ Artikel 6. Oktober 2024
Prantls Blick
Die politische Wochenschau
Prof. Dr. Heribert Prantl
ODER
Überlegt, reflektiert, durch Gründe bestimmt – so soll das eigene Handeln sein, befand Immanuel Kant.
Das mache die menschliche Vernunft aus.
Wichtig ist dabei: Sie gilt für jeden.
Dieser Gedanke zur Moral ist zeitlos, findet der Philosoph David Lauer.
Mr. B.
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Zu Burgweintinger
15. Oktober 2024 um 06:35 | #
Guterres und seine linken Freunde sind nicht mein Fall.
Sein Vorgänger im Amt war da um einiges besser.
joey
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@Burgweintinger
Für bestimmte Verbrechen (Babys grillen) gibts nur noch die bedingungslose Kapitulation.
Nun würde ich gerne was mit den NS Verbrechern vergleichen, was aber meistens zu sehr hinkt. Nehmen wir den Halle Attentäter (um zum Artikelthema zurückzukehren): hätten Sie mit dem verhandelt und was hätten Sie ihm zugestanden?
Burgweintinger
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Joey, warum gibt es Halle Attentäter?
Wachsen die einfach so auf den Bäumen?
Oder hängt das damit zusammen, dass die rechtsextreme israelische Regierung seit vielen, vielen Jahren spaltet und mit seiner Siedlungspolitik oder der Bevormundung der Gazabevölkerung solche Kreaturen hervoruft?
Unter Präsident Jitzchak Rabin gab es nicht annähernd so viele Attentäter…, vielleicht lag das an seiner Friedenspolitik…, schade, dass er von einem rechtsextremen Israeli ermordet wurde…
joey
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@Burgweintinger
der Attentäter von Halle hat erst Juden angegriffen und anschließend auf einen Dönerstand geschossen und dabei einen Menschen ermordet. Der Dönerstand hat mit Israel nichts zu tun. Der Attentäter ist ein ganz reiner deutscher Nazi. Der wollte nach Walhall, aber keiner hat ihm den Gefallen getan, ihn im Kampf zu erschießen.
Schwan68
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Burgweintinger und Mr.T,
Sie sollten in den Keller gehen und sich einfach mal schämen für ihre unsäglichen, antisemitischen Ausfälle.
Was machen diese Drecksterroristen in Gaza und im Libanon seit vielen, vielen Jahren mit den Milliarden an Hilfsgeldern, ein guter Teil auch von der aktuellen Bundesregierung, die eigentlich zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Bevölkerung dort dienen sollen?
Genau: Tunnel und Bunker bauen und Waffen kaufen und ihr Volk aufhetzen für die endgültige Beseitigung des jüdischen Erzfeindes. Vor kaum einem Jahr haben es diese feigen Gesellen geschafft über 1400 unbewaffnete Zivilisten zu massakrieren und weitere als Geiseln zu nehmen. Im Kampf verstecken sie sich hinter der eigenen Bevölkerung, dessen Schicksal ihnen Wurscht ist, in Krankenhäusern und Schulen.
Und Sie versuchen das auch noch irgendwie gut zu heißen und bringen Verständnis dafür auf.
Pfui!
Burgweintinger
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Oh je Schwan, sagen Sie mir bitte, an welcher Stelle ich antisemitisch gewesen wäre. Sagen Sie mir bitte wann ich die Massaker vom 07/107/23 gut geheißen habe?
Wahrscheinlich kaperen Sie nicht, was ich sagen möchte. Ist mir aber auch egal. Ich werde darauf anstoßen, wenn Netanjahu nicht mehr sein wird, so wie viel andere Israelis auch feiern werden, wenn Netanjahu nicht mehr an der Regierung ist.
Burgweintinger
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Joey, da haben Sie natürlich recht. Ich habe hier Ihren Kommentar (Baby grillen) gemeint, hat nichts mit dem Halle Terroristen zu tun.
Mr. B.
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Zu Schwan68
16. Oktober 2024 um 02:03 | #
Sehr guter Beitrag. Respekt.
Schwan68
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@Burgweintinger
“Wachsen die einfach so auf den Bäumen?
Oder hängt das damit zusammen, dass die rechtsextreme israelische Regierung seit vielen, vielen Jahren spaltet und mit seiner Siedlungspolitik oder der Bevormundung der Gazabevölkerung solche Kreaturen hervoruft”
Da mußte doch endlich mal was geschehen, gell?
Überhaupt “wird man doch nicht als Terrorist geboren, man wird dazu gemacht”, oder?
Solche und andere Rechtfertigungen gibt es einige und Sie wollten in ihrem propalästinensischem Eifer mit so einem Spruch sogar unfreiwillig das Attentat von Halle verständlich machen.
Wenn Netanjahu nicht mehr an der Macht wäre, würden die Terroristen also sofort die Geiseln freilassen, ihre Waffen abgeben, ihre Tunnel zuschütten, in ihren Schulen die kleinen Kinder nicht mehr zum Judenhass anstacheln und ihre seit Jahrzehnten bestehende Hauptforderung “from the River to the Sea” aufgeben?
Von was träumen Sie sobst so nachts?
Was die Siedlungspolitik betrifft, kann man geteilter Meinung sein, aber die Gaza-Bevölkerung wird nur von der Hamas bevormundet.
Und zu Rabins Zeiten waren die Terroristen einfach noch nicht so hochgerüstet.
Ansonsten, im Fall der Fälle, viel Spaß beim feiern und anstoßen, aber am nächsten Tag nicht über das Schadelweh klagen.