Erfahrung sticht Jugend
Viel Motivation und reichlich Erfahrung wollen sie bei der Kommunalwahl am 15. März in die Waagschale werfen. Als eine der letzten Parteien haben am Dienstagabend im Dechbettener Hof nun auch die Freien Wähler ihre Wahlliste verabschiedet. Die Partei setzt vor allem auf die Erfahrung des Alters und auf neuen Schwung durch Altbekannte.
50 Kandidatinnen und Kandidaten konnten für die Liste gewonnen werden. „Wir haben in den vergangenen Monaten wirklich viel Zulauf gehabt und viel positive Rückmeldung bekommen“, so die Stadträtin und Landtagsabgeordnete Kerstin Radler am Dienstagabend. „Es freut uns natürlich, wenn unsere Politik bei den Leuten ankommt.“ Dass fast die Hälfte der Plätze von Frauen eingenommen wird, freut die Anwältin dabei besonders. “Das hat mich durchaus Kraft gekostet.”
Radler selbst wird auf Platz 2 gewählt. Ihr Mann, Ludwig Artinger rangiert als OB-Kandidat naturgemäß auf der Pole-Position und der dritte amtierende Stadtrat und “Vater” der Freien Wähler im Stadtrat, Günther Riepl, hat mit Platz 3 ebenfalls beste Chancen auf eine weitere Amtszeit. Sollte die Partei ihr Ergebnis von 6,9 Prozent bei der Wahl 2014 verbessern können, dann dürfen sich auch die hinteren Listenplätze Hoffnung auf einen zusätzlichen Stadtratsposten machen. Davon könnte dann etwa Dr. Christoph Schiessl, Schwiegersohn von Artinger, auf Platz 4 profitieren.
“Engagiert, ehrlich und unbestechlich”
In knapp zwei Stunden stellt Radler die Listenplätze vor. Wer anwesend ist, darf selbst einige Worte zur Person und über die Beweggründe sagen, weshalb man sich im Wahlkampf für die Freien Wähler einsetzen wolle. Während die einen wie die Gründungsmitglieder der Regensburger FW, Günther Riepl und Rudolf Graf (Platz 34), das Engagement als eine Art Lebensaufgabe deklarieren, sind manch andere durch die Arbeit der vergangen Jahre überzeugt worden. Sabine Homeier (Platz 25) etwa dankt den drei Stadträten. „Engagiert, ehrlich und unbestechlich, das zeichnet euch aus und das hat mich einfach begeistert.“ Deshalb wolle sie ihren Teil zum Erfolg der Partei beitragen.
Für zwei weitere Kandidaten sollen die Freien Wähler eine neue politische Heimat werden. Denn nach 44 Jahren Parteimitgliedschaft und vielen Jahren als Stadträtin verließ Brigitte Schlee bereits am 18. September die CSU und gab bekannt, künftig für die Freien Wähler kandidieren zu wollen. Mit Platz 9 wäre Schlee zwar nicht mehr im Stadtrat vertreten, doch man hofft wohl auf einen gewissen Promi-Satus, der sie nach vorne katapultieren könnte.
Die Freien Wähler als neue Polit-Heimat
Ebenfalls aus der CSU kommt Nicolas Schmidl, Sohn von Stadträtin Dagmar Schmidl, die bei den Schwarzen im Rennen um die OB-Kandidatur gegen Astrid Freudenstein das Nachsehen hatte. Erst vor zwei Wochen hatte Nicolas Schmidl seinen Austritt aus der CSU und der Jungen Union bekannt gegeben. Seit vier Jahren ist er im Jugendbeirat tätig und hat dort mittlerweile den Vorsitz inne. Zudem übernahm er Ende Juni den Vorsitz der Schüler Union in Regensburg. „Ich bin verwundert, dass für mich trotz meiner Ämter in politischen Gremien, insbesondere als amtierender Jugendbeiratsvorsitzender unter 50 Listenplätzen auf der Stadtratsliste der CSU kein Platz war“, ließ Schmidl in einer offenen Mail an die Kreisvorsitzenden der CSU und JU Regensburg vom 30. Oktober wissen. Nun kandidiert er für die Freien Wähler auf Platz 8.
Wenn gleich 15 der insgesamt 50 Kandidaten unter 40 Jahre alt sind, acht davon unter den ersten 21 Plätzen, soll der Erfolg vor allem über die Erfahrung garantiert werden. „Wir wollen die Jugend nicht nur ihrer Jugend wegen würdigen“, erklärt Artinger mit einem kleinen Seitenhieb gegen die Grünen. „Auch Erfahrung ist wichtig.“
Und noch etwas unterscheidet die Freien Wähler von den Grünen – neben den politischen Inhalten. Während bei den Grünen über die ersten 20 Listenplätze in Einzelwahlen mit teils mehreren Kandidaten abgestimmt wurde, wird bei den FW am Dienstagabend die komplette Liste in einem Aufwasch erledigt. Die 35 stimmberechtigten Vereinsmitglieder schließen sich einstimmig dem Vorschlag des Vorstands an. Demokratie kann dennoch anstrengend werden. “Ja kann denn das jetzt wahr sein”, moniert eine der mehr als 50 Anwesenden. Doch es ist, wie es ist: Für die fünf Ersatzbewerber braucht es dann doch noch einen eigenen Wahlgang.
Bildung als “Kernkompetenz”
Bereits vor der Listenwahl wird an diesem Abend das fertige Wahlprogramm, ebenfalls einstimmig, verabschiedet. Einiges kennt man bereits: So soll der Radverkehrsplan zügig und konsequent umgesetzt werden. Die Freien Wähler wollen sich etwa für Fahrradschnellwege entlang von Autobahnen einsetzen und das bestehende Verkehrsnetz auf die Schaffung von weiteren Fahrradstraßen überprüfen lassen. „Den Zielen des Bürgerbegehrens Radentscheid Regensburg stehen wir aufgeschlossen gegenüber und werden deren Umsetzung konstruktiv begleiten“, heißt es im Programm.
Im Bereich Bildung, „eine der Kernkompetenzen der Freien Wähler“, wie es in dem Schriftstück heißt, soll weiterhin investiert werden. Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf solle sichergestellt und der Umweltschutz als wichtiges Thema gesetzt werden. Der Ausbau des ÖPNV wird als wichtiger Bestandteil eines modernen Verkehrsnetzes angesehen. Für die Altstadt „kann der Verkehrsraum zwar optimiert, aber nicht erweitert werden.“ Deshalb gehe es hier darum, PKW-Verkehr, Radfahrer und Fußgänger, sowie den ÖPNV in Einklang zu bekommen.
Wohnen und die Kreuzfahrer im Wahlprogramm
Zudem soll Regensburg auch künftig eine Stadt für alle Menschen sein. Senioren, Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen mit Behinderungen sollen noch stärker integriert werden und sich als Teil der Gesellschaft fühlen. Auch deshalb bleibe die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum als „Daueraufgabe städtischer Politik“ bestehen, heißt es im Programm weiter. Neben dem bereits angestoßenen Nachverdichtungsprogramm und der Kapitalaufstockung der Stadtbau fordert die Partei für die kommende Legislaturperiode weitere Maßnahme. „Wir wollen, dass die Stadt große, zusammenhängende Gebiete künftig selbst erwirbt und entwickelt.“
Ein solider Haushalt und die Förderung der Wirtschaft als „Grundlage des Wohlstands der Bürgerinnen und Bürger“ werden ebenso genannt wie ein verträglicherer Tourismus. Um den Welterbetitel erhalten zu können, brauche es künftig bessere Konzepte, um den voranschreitenden Massentourismus, etwa durch Kreuzfahrtschiffe, begrenzen zu können.
Die Freien Wähler sehen sich gut aufgestellt und scheinen mit viel Motivation in den Wahlkampf zu gehen. „Wir haben ein überzeugendes und schlagfertiges Personal aufgestellt“, bekräftigt Artinger am Ende des Abends. „Wir sind bereit mehr Verantwortung zu übernehmen. Regensburg, wir kommen.“
checker 123
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Schade, die FW haben ihre Chance, als echte Alternative wahrgenommen zu werden, verpasst und hat eine Metamorphose von der eigenen Partei zur CSU-Insolvenzmasse durchgemacht.
Warum soll man die Freien Wähler wählen, wenn dort zb eine frau Krohnschnabel ganz vorne aufgestellt ist, die sicher nicht für die Ziele dieser Partei steht. Wer vor wenigen Wochen noch fleißig für Frau Freudenstein als OB-Kandidatin samt Frauen-Union geworben hat und nun plötzlich die freien Wähler ganz toll findet, weil man bei der CSU-Wohl nicht den erhofften Listenplatz bekommen hat, der ist für mich unglaubwürdig. Wie sie alle aus der Partei austreten und dann in eine neue Partei eintreten, nur, weil man sich da die besseren Karrierechancen erhofft.
Kernel
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Kann mir jemand den Unterschied zwischen CSU und deren Kopie FW erklären?
Warum soll jemand nicht die CSU für bessere Wahlchancen verlassen? Ex Landrat Löhner ist in Neumarkt aus der CSU ausgetreten, hat eine eigene Liste gegründet und ist relativ kurz nach seinem Sieg über den CSU Bewerber wieder in die CSU eingetreten. Außer Herrn Graf – dem unterlegenen CSU- Bewerber – hat es eigentlich niemand gestört. Und in Regensburg ist es doch auch egal. Gibt es nach der Wahl halt eine Koalition wie in Bayern.
Wunderlich
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3 x Verwandtschaft + Resterampe der CSU als Spitzenkandidaten ist das Argument diese Partei nicht zu wählen.
Heute noch CSU, Morgen freie Wähler, weil der Listenplatz nicht passt. Das macht deutlich, dass diese Leute nicht das Beste für die Stadt sondern nur für sich selbst wollen. Brauchen wir solche Vertreter im Stadtrat? Gratulation an die Freien Wähler zu dieser Mannschaft, Chance verpasst.
Rengschburger
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Wenn von 50 drei aus der CSU kommen, und davon zwei jung und unverbraucht sind, dann ist das nicht schlimm. In der Brücke befinden sich auch ehemalige SPD´ler. Wechsel kommen vor in einer Demokratie.
R.G.
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Als Beispiel, ich habe heute einen Termin. Der Ort, ein kleineres Grundstück, gelockerte Mehrparteien-Wohnhäuser, viel Grün, Lebensraum für 1000+ Personen.
Grundstücke wie diese (Lebensraum für 1000!) stünden nach Vorschlag der freien Wähler außerhalb des Interesses für städtischen Wohnbau, da nur große zusammenhängende Flächen erworben und selbst bebaut wrden sollten.
Anders gesagt, man sichert den freien Bauträgern mit der Idee indirekt zu, dass sich nichts bis kaum etwas ändern wird.
Den größten regulierenden Einfluss auf das Gesamt- Mietniveau hätten jedoch mehrere kleinere bis mittlere, über die ganze Stadt verteilte Stadtbau – Wohnanlagen.
Konstantin R.
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Nicht zu vergessen Frau Sylvia Groß (MZ schrieb den Namen nur falsch) auf Platz 5. Sie war über 10 Jahre die Geschäftsleitung bei der CSU Regensburg. Platz 6 der Lebensgefährte von Frau Groß der selbst jahrelang bei der CSU Regensburg war und auch schon auf der Stadtratsliste der CSU war. Wir sind gespannt wann Frau Schmidl die CSU verläßt
Silvia Gross
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@Konstantin R. : Auch Sie schreiben meinen Namen falsch. Zudem war ich nicht Geschäftsleitung der CSU Regensburg, sondern Fraktionsgeschäftsführerin der CSU-Stadtratsfraktion und als solche bei der Stadt beschäftigt, wie zuvor auch schon bei der städtischen Pressestelle ebenfalls als städtische Angestellte. Ich selbst habe nie der Partei CSU angehört. Besser informieren wäre angesagt.
Nostradamus
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Frau Schmidl lässt sich noch auf ihrem guten Listenplatz bei der CSU wählen und wechselt dann auch zu den Freien Wählern. Wetten?
Konstantin R.
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Kommentar gelöscht. Wenn Sie jemanden derart konfrontieren wollen und dabei auch noch etwas unterstellen, dann bitte persönlich oder mit vollem Namen, aber nicht so.
Bertl
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Bei den Freien Wählern versteht man es offentsichtlich, bei politischen Ämtern an die Familie zu denken. Mir ist das zu viel Machtkonzentration und sorgen für sich selbst anstelle sorgen für den Wähler.