Viva la Vulva!
Eine sensationelle Expedition ins Bermudadreieck: Ein Fernsehtipp fürs Wochenende.
Es geht ja schon los mit dem Namen der Filmemacherin: Gabi Schweiger. Die Schweiger Gabi, würden sie am Land sagen. D‘Schweigergabi hod an Fülm draht. Und dann sowas. Vielleicht gibt es doch noch Hoffnung.
Worum geht‘s? Um S I E, die Unaussprechliche, die Namenlose, die Ungenannte, l‘origine du monde, wenn Ihnen das was sagt: es geht um den Ursprung der Welt. Wenn S I E doch mal ausgesprochen wird, dann hat sie hundert Namen: Möse, Muschi, Fotze, Pussy, Papaya, Honigtopf, Scham, Scheide, Vulva, Vagina. Früher, in der guten, alten Zeit, begnügte man sich mit der schönen Beschreibung: untenrum. Oder: Geschlecht, Betonung auf der zweiten Silbe.
Jawohl, meine heterosexuellen Herrn: in diesem Film sind Sie sozusagen pausenlos am Ziel Ihrer Wünsche! Und nein, meine Herrn: nicht so, wie Sie sich das vorstellen! Und ja, meine Damen: hier geht‘s ans Eingemachte! Und aber leider nein: Sie sind nicht unter sich! Während Sie sich das anschauen, schauen sich das auch Männer an. Aber Sie dürfen davon ausgehen, dass das nichts macht. Denn die Schweiger Gabi hat das im Kreuz. Die versteht ihr Handwerk. Da bleibt kein Auge trocken.
Denn es ist nicht der Männerstammtisch, der hier herangezogen wird, um dem Geheimnis der Weiblichkeit auf die Spur zu kommen, es sind keine männlichen Experten, keine Ärzte, keine Psychologen, keine Anthropologen, keine Philosophen, die hier aus dem Nähkästchen plaudern. Um genau zu sein: in dem ganzen Film kommt kein einziger Mann zu Wort. Es ist nicht mal einer zu sehen. Ja okay, bis auf einen, gleich am Anfang. Das ist der Teufel. Auf einem Stich von Charles Eisen (1720-78) hebt eine Frau ihren Rock, entblößt vor dem Teufel ihre Vulva, und der Teufel erschreckt sich zu Tode (wenn das beim Teufel überhaupt geht). Die Kulturhistorikerin Mithu M. Sanyal bekam als Kind allerdings eine ganz spezielle Erklärung für dieses Bild serviert: „Weil die Vulva so hässlich ist, deswegen erschreckt sich sogar der Teufel davor.“
Kein Wunder, fährt Sanyal fort: „In ganz vielen Sprachen ist das schlimmste Schimpfwort, das man sich denken kann, das weibliche Genital.“ Und Ovidie ergänzt: „Franzosen verwenden drei Schimpfwörter: Scheiße, Hure und Fotze.“
Ovidie? Ja, meine Herrn, auch eine veritable französische Pornoschauspielerin ist in diesem Film zu sehen! Aber leider nein, meine Herrn: nicht, wie Sie sich das denken. Ovidie spricht in „Viva la Vulva“. Ausschließlich. Was man, wenn man sie z.B. in „Der Pornograph“ (2001) von Bertrand Bonello gesehen hat, zutiefst bedauern mag. Andererseits: Wer von Ovidies intellektuell-erotischem Auftritt in „Viva la Vulva“ nicht umgenietet wird, der sollte vielleicht besser daheim bei Mutti bleiben.
Das ist wohl das Rätselhafteste an diesem Film: Er behandelt das Sexualproplem Nr.1, die Frau, das unbekannte Wesen, um nicht zu sagen: das weibliche Bermudadreieck, das auch für Generationen von Frauen terra incognita war. Und immer noch ist. Das beinhaltet, wie jedermann, der hin und wieder eine Zeitung aufschlägt, weiß, Zurichtung, Unterdrückung, Entfremdung, Verstümmelung, Vergewaltigung, Mord und Totschlag, endlos unschöne Sachen. Die von Gabi Schweiger und ihren Expertinnen ausführlich besprochen werden. Seyran Ateş und Fatou M. Diatta („Sister Fa“) übernehmen den schlimmsten Part, Sandra Konrad redet „nur“ über das Sexualverhalten junger mitteleuropäischer Frauen in der Gegenwart, aber auch dabei könnte einem (einer sowieso) jede Lust vergehen: zwanghaftes Nachspielen von stereotypen Sexfilmen ist angesagt, man glaubt es nicht.
Und dennoch und trotz alledem, das ist das Rätsel, das Wunder dieses Films, atmet „Viva la Vulva“ eine schwerelose Leichtigkeit, kommt Gabi Schweigers Meisterwerk wummernd und vibrierend vor Erotik daher. In keiner einzigen Sekunde dieser 52 Minuten vergisst dieser Film, dass es hier um Sex geht, um Lust, um Hingabe, ums grenzenlose Sichverlieren.
Also darum, was alles theoretisch möglich wäre. Und praktisch fast immer nie geht. Weil immer irgendein angsterfülltes Männerkartell (zumeist mit tatkräftiger Unterstützung weiblicher Helfershelfer, siehe Genitalverstümmelung) darauf besteht, das Heft in der Hand zu behalten. Anstatt endlich loszulassen, sich zu ergeben und sich forttragen zu lassen von den Wogen der weiblichen Lust.
Last chance! Nur noch heute und morgen. Auf arte:
G.S.
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Die Feige lebe hoch!
Mein Vater sagte damals zu mir, Bua schau her, das ist eine Feige, und so schaut sie aus – und die buschigen lässt du links liegen.
Ich finde das Wort Feige wirklich schöner und besser als alle anderen Bezeichnungen zum Thema Vulva oder Pussy.
https://de.m.wiktionary.org/wiki/Pussy
R.G.
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@Günther Herzig
Ich kann Ihre Irritiertheit angesichts des seltsamen rosaroten Paragraphenzeichens im Bild oben verstehen.
Hat ja kein Jurist gezeichnet, war ein Laie.
Hans-Peter Dantscher
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@ Herzig
Was sollen Sie sich den trauen?
@ Paul Casimir Marcinkus
Vielen Dank für die Empfehlung und den erfrischend geschriebenen Text, welcher wiederum der Dokumentation gerecht wird. Habe mich auch gleich auf Expedition ins Bermudadreieck begeben. ;-)
Last chance to see! könnte meiner Meinung nach eine neue Rubrik bei rd werden.
XYZ
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Der Artikel ist indistukatabel, insbesondere mit dem wiederholten sprachlichen und nazi-völkischen Bezug auf Französinnen. Die sind gar nicht so. Das ist nur ein deutsches Trauma, die züchtige Hausfrau als Idealvorstellung.
Giesinger
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Sorry, es scheint mir, als wenn der Chef, in den wohlverdienten Urlaub mal eintaucht, hier vermehrt “Schmarrn-Nachrichten” auftauchen.
Piedro
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@Giesinger
Es handelt sich um einen Gastbeitrag aus der Rubrik Meinung, Kultur, nicht um Nachrichten. Der Artikel muss Ihnen nicht gefallen. So wenig wie der Film. Beides muss Sie nicht interessieren. Deshalb müssen Sie den Artikel aber auch nicht abwerten. Lesen Sie ihn halt nicht.
Giesinger
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@Piedro, ich habe keine Problem mit “Vulven” oder “Zwetschgen”.
Lesen tu ich hier alles.
Giesinger
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Kommentar gelöscht. Ihre Spekulationen sind falsch und haben mit dem Thema nichts zu tun.
Giesinger
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Giesinger
24. November 2019 um 18:23 | #
Kommentar gelöscht. Ihre Spekulationen sind falsch und haben mit dem Thema nichts zu tun.
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Dann halt so:
Dieser Artikel ist ein überflüssiger Schmarrn, Herr Paul Casimir Marcinkus!
Gehen Sie doch lieber mal zur Geburt Ihrer Tochter/Ihres Sohnes/Ihres Gender-Sternes.
Dann reden Sie mal bitte weiter, über die unaussprechliche Muschi. Pussy, Pflaume..etc.
Echt albern!
XYZ
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Zur Erheiterung : Als ich nach bestandenem zweiten Examen auf einem Gebrauchtwagen-Markt war stand neben mir ein behäbiger Bayer: “Gell, des is a Wagerl, der lantscha vulva!”
Es war aber ein lancia fulvia coupe, Frontantrieb und Scheibenbremsen, 1965-76 produziert.
Luchs
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Ein Hoch dem Hoden! Viva la Vulva! Praise the Penis! Und einen Toast auf alle noch nicht genannten lustbehafteten und diskriminierten Körperregionen und -öffnungen! Fortpflanzungsrelevant oder auch nicht. Das Patriarchat hat‘s mal wieder verkackt und ist schuld daran, dass nun völlig unerotisch Begriffsdefinitionen diskutiert werden müssen! Wäre es nicht schön, einfach so drauflos zu vögeln bis einem nichts mehr einfällt? Zumindest keine bekloppten Begriffe.
Giesinger
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Zitat:
“Wäre es nicht schön, einfach so drauflos zu vögeln bis einem nichts mehr einfällt? Zumindest keine bekloppten Begriffe.”
Toll @Luchs, das wäre was!
Ich glaube unsere Artvervandten, die Bonobos, tun dies zur Streßbewältigung.
Sie machen sogar Lesbo-Sex, Igitt, welche Schande!
Die Kirche schreite doch bitte ein!
Giesinger
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Kommentar gelöscht. Irgendwann langt es. (Stefan Aigner)