15 Jan2009
Fährnisse des Lebens
Brücken! Gar wenig Vertrauensstiftendes gibt es darüber zu berichten. Ob es nun um eine Ersatztrasse für die Steinerne geht, bei der die Stadt entweder nicht mit offenen Karten spielt (siehe Grieser Brücke und Artenschutz) oder Kritiker mit harten Bandagen bekämpft werden (siehe Professor Achim Hubel und Westtrasse). Ob man auf die Pläne für die Sallerner Regenbrücke schaut, bei der die Stadtspitze ein Bürgervotum scheut wie der Teufel das Weihwasser. Und wenn man schließlich das Engagement sieht, mit dem die Stadt einen zügigen Neubau der zerstörten Protzenweiherbrücke „voran treibt“, der mehr Zeit in Anspruch nimmt als mancher Neubau inklusive Genehmigungsverfahren (Mehr dazu).
Zu all dem Übel kommt nun auch noch die Frankenbrücke. Eine 29jährige Frau durchbrach mit ihrem Wagen deren Brüstung und stürzte in die Tiefe. Dank des zugefrorenen Regens ging die Sache glimpflich aus. Die Frau und ihre Tochter blieben bei dem Unfall unverletzt.
Ein Unfall intellektueller Natur ist die Diskussion, die sich nun daraus entsponnen hat. Bekanntlich ließ Hans Schaidinger Anfang August die Steinerne Brücke sperren, weil ein Gutachten die – ohnehin offenkundige – Tatsache bestätigt hatte, dass deren Brüstung einem Aufprall nicht standhalten würde. Müsste man dann nicht auch die Frankenbrücke sperren?, fragen die einen. Die Sperrung der Steinernen war überzogen, sagen die anderen bzw. Landrat Herbert Mirbeth. Eine Brückenbrüstung zu durchbrechen gehöre zu „den Fährnissen des Lebens“, befindet Herr Mirbeth. Oberbürgermeister Hans Schaidinger verweist nun zurecht darauf, dass die Brüstung der Frankenbrücke den DIN-Vorschriften entspricht, die der Steinernen eben nicht. Es sei „Pflicht der Stadt, auf eine korrekte Einhaltung der technischen Vorgaben zu achten, um nicht mit Haftungsfragen konfrontiert zu werden“, erklärt der Oberbürgermeister. Deshalb: Steinerne gesperrt, Frankenbrücke nicht. Logisch! Nun verbringt man noch ein wenig Zeit mit diesem sinnlosen Diskurs und dann ist auch wieder Ruhe.
Interessant wäre es freilich, die Frage zu stellen, weshalb die Steinerne Brücke nicht schon wesentlich früher für den Busverkehr gesperrt wurde. Immerhin war spätestens nach der Hauptuntersuchung der Steinernen 2005 auch von fachlicher Seite klar: „Die neuzeitlichen Brüstungen stellen keinen adäquaten Schutz für den vorhandenen (Bus-)Verkehr dar.“ Seinerzeit reichte es aber offenbar, Schrittgeschwindigkeit anzuordnen. Wäre etwas passiert, hätte das eben zu den „Fährnissen des Lebens“ gehört. Da beschleicht einen doch ein etwas mulmiges Gefühl. Egal, auf welcher Brücke.
(Ent)spannende Lektüre!
kardinal
| #
No risk no fun!