Fachbeirat tagte unter dem Motto: „Hi`gschaut – gemeinsam für den Kinderschutz“
Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) im Landkreis Regensburg
Regensburg (RL). Wie können Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS), Schule, Polizei und Sozialpädagogische Fachdienste im Landkreis Regensburg zum Wohle von Kindern und Jugendlichen noch besser zusammenarbeiten? Diese Frage war vergangene Woche Thema in der Realschule Obertraubling bei einer JaS-Fachbeirats-Tagung mit dem Motto „Hi`gschaut – gemeinsam für den Kinderschutz“. Der Einladung von Landrätin Tanja Schweiger, dem Leiter der Sozialabteilung im Landratsamt, Karl Mooser, und Yvonne Hruby, Teamleiterin der JaS im Kreisjugendamt, waren rund 80 Fachleute von Regierung, Kreisjugendamt, Schulamt, Berufs-, Real-, Mittel- und Grundschulen sowie Sonderpädagogischen Förderzentren im Landkreis gefolgt.
„Kinderschutz ist immer ein aktuelles und brisantes Thema, über das man sich nie genug informieren und austauschen kann“, betonte Yvonne Hruby. Deshalb sei es eine gemeinschaftliche Aufgabe, dazu beizutragen, dass Kinder sich frei entfalten und ohne Angst vor psychischer und physischer Gewalt zu eigenverantwortlichen und gesellschaftsfähigen Persönlichkeiten aufwachsen können.
Landrätin Tanja Schweiger betonte wie wichtig es sei, dass alle mit Kinderschutz befassten Gremien von Jugendamt und Schule bis hin zur Polizei vertrauensvoll und intensiv zusammenarbeiten. „Auch der Landkreis Regensburg ist für eine gelingende Zusammenarbeit beim Thema Kinderschutz immer wieder aufs Neue gefordert, um Kinder vor Misshandlungen und Vernachlässigung schützen zu können“, erklärte die Landrätin. Das Tagesmotto „Hi`gschaut“ sei deshalb hervorragend gewählt. Nur durch das große Engagement aller Beteiligten sei es auch möglich geworden, dass sich die Jugendsozialarbeit an Schulen im Landkreis so stark etablieren konnte. „Ein Herzliches Vergelt´s Gott dafür den Schulen, den Partnern und natürlich unseren JaS-Fachkräften, die sich ihrer Aufgabe mit einem bewundernswerten Einsatz widmen“, so Tanja Schweiger.
Ein großes Lob an die JaS im Landkreis Regensburg sprach auch der Leiter der Sozialabteilung im Landratsamt, Karl Mooser, aus: „Was hier geleistet wird, ist hervorragende Präventionsarbeit. Nicht umsonst liegt der Landkreis Regensburg in der Kriminalstatistik auf dem drittbesten Platz in Bayern. Seit es JaS gibt, haben wir in den kritischen Zeiten vor Weihnachten und in den Ferien deutlich weniger Problemfälle“, so Karl Mooser.
Um die bereits sehr gute und verantwortungsvolle Zusammenarbeit in Sachen Kinderschutz noch weiter zu optimieren, widmete man sich einen ganzen Nachmittag lang der Fragestellung: Wie kann ich als Person/Einrichtung die Institutionen Polizei, Schule, Sozialpädagogischer Fachdienst und JaS im Hinblick auf das Thema „Kinderschutz“ unterstützen? Wie könne man die Grenzen zwischen den unterschiedlichen Systemen – wo nötig – sinnvoll überwinden und gleichzeitig eigenständige Schutz- und Arbeitsbereiche aufrechterhalten? Ziel der Veranstaltung war auch deutlich zu machen, wo Verbesserungen möglich sind und wie diese über das Netzwerk erreicht werden könnten. Um die Möglichkeiten aber auch die Grenzen der unterschiedlichen Fachstellen und Organisationen zu kennen und Synergieeffekte bestmöglich zu nutzen, müsse man sich regelmäßig austauschen und Interesse für den jeweils anderen Arbeitsbereich aufbringen, erklärte dazu die Teamleiterin der JaS im Kreisjugendamt. „Denn sonst besteht die Gefahr, dass wir trotz bester Absichten aneinander vorbeiarbeiten“.
Vertreter der Polizei verwiesen auf das sensible Thema Datenschutz; er sei einerseits unabdingbar, denn Schüler dürfen sich zu Recht darauf verlassen, dass ihre Angaben vertraulich behandelt werden. Häufig hemme aber der Datenschutz den Informationsfluss. Was man austauschen darf und was man sogar austauschen muss, bleibt eine schwierige Einzelfallabwägung, erläuterten einige JaS-Fachkräfte. Ein Problem sei häufig, dass Daten beim Wechsel vom Kindergarten in die Grundschule verloren gehen. Es sei daher dringend notwendig, zwischen den Kooperationsstellen Beziehungspflege zu betreiben, so die Sozialpädagogen. Grundsätzlich müsse die Weitergabe von Daten immer mit den Betroffenen abgesprochen werden und ihnen erklärt werden, warum eine Datenweitergabe notwendig und sinnvoll wäre. Ohne Einwilligung für eine Weitergabe der anvertrauten Daten sei es nicht möglich sich auszutauschen. Transparenz sei in der Sozialarbeit besonders wichtig: Denn sei das Vertrauen von Eltern, Kindern und Jugendlichen in die jeweilige Fachkraft nicht mehr vorhanden, sei eine weitere Zusammenarbeit fast unmöglich. Gehe es um eine mögliche Kindeswohlgefährdung, stehe der Datenschutz jedoch immer hinter dem Kinderschutz zurück!
Der Sozialpädagogische Fachdienst warf Möglichkeiten in die Diskussionsrunde, die bei der Anbahnung eines vertrauensvollen Kontaktes zu den Eltern hilfreich sein können. Begriffe wie „Sorgfaltspflicht“, „Eigenverantwortung“, „Diskretion“, „Wachsamkeit“, „ganzheitliche Sicht“ bis hin zu „Inobhutnahme“ seien das tägliche Brot der Jugendarbeiter. Hilfreich wäre es, Infoabende anzubieten und konkrete Fälle am runden Tisch zu thematisieren.
Fingerspitzengefühl sei in jedem Fall gefragt, denn die Abschätzung einer möglichen Kindeswohlgefährdung sei eben nie nur „schwarz oder weiß“, zog Yvonne Hruby als Resümee der Tagung „Wir alle können etwas tun. Kleine Dinge helfen oft schon, Kinder zu schützen und zu beschützen. Wir schaun hi!“.
Hintergrund:
Insgesamt sind im Landkreis Regensburg derzeit 25 JaS-Fachkräfte (davon 8 in Teilzeit) an 22 Schulen tätig. Ab Herbst 2016 werden es 29 Stellen an 24 Schulen sein. Der Landkreis wendet dafür heuer 1.087.000 Euro auf. 330.000 Euro Förderung gibt es vom Freistaat Bayern. An allen förderfähigen Schulen ist eine JaS-Fachkraft eingesetzt und fungiert als „Filiale der Jugendhilfe“ vor Ort: vom Beruflichen Schulzentrum Regensburger Land über die Realschulen Neutraubling, Obertraubling und Regenstauf, die Sonderpädagogischen Förderzentren Neutraubling, Hemau und Regenstauf bis zu den Mittelschulen Alteglofsheim, Hemau, Kallmünz, Laaber, Lappersdorf, Neutraubling, Regenstauf, Schierling, Undorf, Wenzenbach und Wörth. Auch an den Grundschulen Neutraubling, Nittendorf, Hemau und Alteglofsheim-Köfering sind JaS-Fachkräfte tätig, ab Herbst auch in Regenstauf und Laaber.