Europabrunnen für con_Temporary?
Auch innerhalb der Koalition sind nicht alle begeistert von der Bepflanzungsidee des Umweltbürgermeisters.
Was wird aus dem teuersten Loch Regensburgs? Der Showdown über diese Frage – der wie ein Künstler-Vendetta zwischen Jürgen Huber und Jakob Friedl anmutet – wurde, wie von unserer Redaktion bereits vermutet, am Dienstag von der Tagesordnung des Umweltausschusses genommen. Es bestehe noch „verwaltungsinterner Abstimmungsbedarf“, so Bürgermeister Huber zu Beginn der Sitzung.
Tatsächlich hatte Hubers Vorschlag, die Brunnstube am Ernst-Reuter-Platz mit zwei Bäumen zu bepflanzen, nicht nur für Verärgerung bei dem streitbaren und umstrittenen Künstler Jakob Friedl gesorgt, sondern war schon im Koalitionsausschuss auf Skepsis und Widerstände gestoßen. Zum einen kam er sehr überraschend, zum anderen hatte Huber – auch er ist Künstler – in der Vergangenheit selbst dafür plädiert, dort Raum für urbane Kunst zu etablieren. Unter anderem gibt es aus den Reihen der SPD nun den Vorschlag an Oberbürgermeister Joachim Wolbergs, den Brunnenschacht der Künstlerinitiative con_Temporary zur Verfügung zu stellen, die bereits mit vorübergehenden Aktionen in einer Stadtbau-Immobilie oder dem früheren K&L-Gebäude für viele positive Rückmeldungen gesorgt hatte.
Huber indes hat gegenüber dem Bayerischen Rundfunk erklärt, dass er davon ausgehe, dass sein Bepflanzungsvorschlag – Kostenpunkt 70.000 Euro – unverändert beschlossen wird, wenn er im März erneut auf die Tagesordnung kommt. „Man muss nicht immer am selben Spielplatz dasselbe Förmchen umkippen. Deswegen bin ich nicht gegen urbane Kunst“, so Huber zum BR.
Unterstützung erfährt der Umweltbürgermeister vom Bund Naturschutz. Dessen Vorsitzender Raimund Schoberer, selbst bei den Grünen, plädiert in einer Pressemitteilung für mehr Bäume in der Altstadt, gerade auch Eingangsbereich an der Maximilianstraße. Bäume an dieser „stark befahrenen und versiegelten“ Stelle seien wichtig fürs Klima. Im Gespräch mit unserer Redaktion betont Schoberer allerdings, dass es ihm nicht darum gehe, Kunst und Kultur von dieser Stelle zu verdrängen. Die Hintergründe der künstlerischen Nutzung des Europabrunnens durch Friedl seien ihm nicht bekannt gewesen, als er die Pressemitteilung verschickt habe.
Friedl selbst experimentiert derweil mit verschiedenen Grafiken zum Thema Europabrunnenerwartungsanlage – sogar mit Bäumen…
Die Kosten für die zwei Bäume setzen sich nach Auskunft der Stadtverwaltung übrigens so zusammen:
Die Kosten setzen sich wie folgt zusammen: € netto € brutto
– Abbrucharbeiten und Verfüllung der Brunnenstube 14.500,- 17.255,-
– neue Einfassung 3.000,- 3.570,-
– Verfüllung mit Baumsubstrat 10.050,- 11.960,-
– Baumlieferung und –pflanzung 16.500,- 19.635,-
– 2-jährige Anwuchspflege 3.000,- 3.570,-
– wassergebundener Belag 4.720,- 5.617,-
– Unvorhergesehenes 5.000,- 5.950,-
Summe 56.770,- 67.557,-
Summe gerundet 59.000,- 70.000,-
Die Hans-Schaidinger-Wasserspiele hätten übrigens 360.000 Euro gekostet…
Art Stalker
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Zitat aus dem Kommentar eines “Jürgen Huber” vom 29. Mai 2013 bei:
“Welterbetag: Künstler Schaidinger verhindert Künstler Friedl”:
“Regensburg ist halt doch ein hot-spot, was die Kunst aus und im Rathaus angeht”
Brunnenerwarter
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– Unvorhergesehenes 5.000,- 5.950,-
der Posten is gut .. Jakob – ich glaub, damit bist du gemeint ;-)
dugout
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“Friedl selbst experimentiert derweil mit verschiedenen Grafiken zum Thema Europabrunnenerwartungsanlage ”
Ja da staunt der Laie, und wird ganz klein angesichts so großer Kunst.
Seine Penetranz, der Vertreter der (Selbst) darstellenden Kunst hatte ja nun jahrelang seinen privaten Partykeller, wird Zeit für was Neues!
Vielleicht mal ein Brunnen…… Oh das geht ja nicht!
altstadtkid
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Haben wir in Regensburg keine anderen Probleme, dann gehts uns ja gut.
Zur Zeit kann man die Verödung der Innenstadt übrigends ganz toll beobachten.
Ganz wenige Touristen da, die Stadt ist errschreckend leer, ausser den Party Zeiten natürlich.
Da sieht man dannwie es um die vielbeschworene Urbanität der Regensburger Innenstadt steht
Da sollte sich einer mal Gedanken machen!
Radlertölpel
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@Art Stalker:
Der zitierte Kommentar von Jürgen Huber aus dem Jahr 2013 (http://www.regensburg-digital.de/welterbetag-kunstler-schaidinger-verhindert-kunstler-friedl/28052013/#comment-45221) ist ein weiteres Indiz dafür, dass Bgm. Jürgen Huber mit seinem Gestaltungsvorschlag „2 Bäume“ ein Reenactment der Europabrunnendeckel-Politik der Ära Hans Schaidinger inszeniert. Die von Jürgen Huber vorgebrachte Beschlussvorlage “Bäume statt (T)Räume” ist eine vielversprechende und gelungene Provokation mit der Absicht wach zu rütteln. Er beabsichtigt wohl mit seinem offensiv paradoxen Handeln, Überrumpelung der Stadträte und gezielter Desinformation, Widerstand zu generieren. Er tritt in diesem Spiel als Antipode auf, um die altbewährte Verhinderungsmaschine heißlaufen zu lassen. (Ganz nach dem Motto: Schlagen sie die Vögel mit ihren eigenen Waffen!) Seine Pläne und sein Vorgehen lesen sich wie die logische Konsequenz aus 10 Jahren Schaidinger-Verwaltung. Er nutzt taktisch klug das Potenzial, dass sich in 10 Jahren des Stillstands angestaut hat, verursacht mit seinem unterirdischen Vorschlag eine tektonische Entladung, hofft wohl insgeheim auf die Künstler als Seismographen gesellschaftlicher Missstände. So surft er geschickt die Welle … ganz ohne dabei aus der Rolle zu fallen.
Er spielt die Karten aus, die er auf der Hand hat. Er verkündet z.B. gegenüber dem BR die bei den Stadträten umstrittene Beschlußvorlage in einem Monat einfach nochmal zu stellen, weil es Diskussionsbedarf innerhalb der Verwaltung gebe. (Auf einmal? Das ist erfreulich! Hoffentlich wird demnächst im Stadtrat über verschiedene Vorschläge diskutiert!) Huber nutzte den vorauseilenden Gehorsam der Tagespresse, um dort dreist den dümmstmöglichen Vorschlag als alternativlos zu präsentieren.
Hoffen wir, dass es in der Folge nun endlich gelingt aufzuklären, die lange überfällige, öffentliche, ergebnisoffene und angstfreie Auseinandersetzung über die Möglichkeiten des Ortes in Gang zu setzen. Hoffentlich werden Bäume gepflanzt – daneben.
Wie bereits gesagt:: Es kann sich bei Hubers Vorstoß nur um Kunst, Satire oder eine Camouflage von besonders verknöcherter Realpolitik handeln.
Lasst uns die Folgen der Schaidinger-Ära auch an dieser prominenten Stelle überwinden!
@Brunnenerwarter, ja auch der Posten „Unvorhersehbares“ lässt sich vor dem Hintergrund der Vorhersehbarkeit der Ereignisse als ein Wink mit dem Zaunpfahl verstehen. Das ist der Unwahrscheinlichkeitsdrive!
@ dogout::
Das Foto, der Verwaltungsstudie „2Bäume“ stammt übrigens von mir, …die weisungsgebundenen Sachbearbeiter fanden ihren Auftrag bestimmt auch voll daneben…
Zu den animierten Grafiken (hier auf der europabrunnendeckelwebseite: http://europabrunnendeckel.de/?p=3387#baumdenkengegenueber ) hat mich die Pressemitteilung des Bund Naturschutz inspiriert, die in der Folge des MZ Artikels samt Kommentar vom 26.1. verschickt wurde. Die Leute vom Bund Naturschutz wussten auf Grund der Ihnen vorliegenden Informationsgrundlage(n) nicht einmal, dass sich unter dem Deckel ein lichtdurchfluteter Raum mit Wasser und Strom befindet und es sich nicht um irgendeine x-beliebige Fläche in der Stadt handelt. Die Verfasser wollten keinesfalls die Möglichkeiten für Kunst und Kultur schmälern, was sie in einem Telefongespräch bestätigten. Ich schrieb einen Brief an den Bund: http://europabrunnendeckel.de/download/euro/reaktion_Pressemitteilung_BundNaturschutz.pdf
Dogout, Ihre unsachlichen und bösartigen Äußerungen sind wohl Auswuchs äußerster Unkenntnis in dieser Sache. Darum möchte ich Sie aufklären: Von Juni 2009 – 2010 gab es einen Zwischennutzungsvertrag mit dem Fvfu-uüiUF.e.V. 2011 und 2012 gab es je eine Kunstaktion und seit 2013, als der Ort seitens der Verwaltung zur einsturzgefährdeten Baustelle deklariert wurde, tatsächlich ein Kunstverbot! Dieser Logik folgend müsste der Brunnendeckel eigentlich eingezäunt werden. Der Fvfu-uüiUF.e.V. hatte hier leider keinen privaten Partykeller, sondern nutzte die Jahre seit 2010 für partizipative Kunstprojekte an anderen kunstfernen Orten. (siehe Webseite:http://europabrunnendeckel.de/ )
Informationen zu den aktuellen Vorgängen finden sich hier auf der Webseite:http://europabrunnendeckel.de/?p=3387#baumdenken
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zum Artikel:
Die Nutzung durch andere Künstler-Gruppen war übrigens schon immer das zentrale Anliegen des Fvfu-uüiUF.e.V. Interdisziplinäre Vernetzung könnte auch nicht schaden: (vergleiche Briefe über dem Tag #baumdenken)
Zur Feier des Tages kauf ich mir heute eine neues Deck!
Lothgaßler
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Friedls kollabierender Bau mit Tiefgarage und Bäumchen gefällt mir gut. Leider hat er seinen Vorschlag nicht in den Architekturwettbewerb eingebracht. Auch der zweite Vorschlag mit Gysir (oder solls ein “wachsender” Hinkelstein sein?) hat was. Das wäre schon ein Hingucker.
Davon mal abgesehen sind gut gestaltete Brunnenanlagen eine Bereicherung des urbanen Raums. In Regensburg haben wir nicht viele Brunnenanlagen, und die sind auch noch sehr schlicht gehalten.
Diese Stelle jetzt mit Großbäumen bepflanzen zu wollen, damit der Platz irgendwie nicht mehr nackig aussieht, zeugt von Konzeptlosigkeit. Ein schöner Brunnen wäre ein starker Eintritt in die ansonsten eher misslungene Maxstraße.
An dieser Stelle 70.000 Euro für die Pflanzung zweier (bereits groß gewachsener) Bäume ausgeben zu wollen, zeugt von der Bereitschaft Geld zu verschwenden. Grünplanung und damit Begrünung im Nahbereich des Europabrunnens muss sowieso im Zuge des Baus der Kongresshalle vollzogen werden.
Warum der Brunnenbau 360.000 Euro verschlingen soll, habe ich nie verstanden. Warum muss das so teuer werden? Wie wäre es mit einer Ausschreibung, welche die Kosten stark deckelt? Ja, dann würden wohl nur unbekannte Künstler Vorschläge einreichen, aber was solls! Dann gibts eben keine Bronze, keine teuren Steine und keine bekannten Namen. Womöglich wären auch Konzepte denkbar, die eine sich wandelnde Brunnenanlage zulassen. Öfter mal was Neues, andere Ideen, andere Materialien, andere Eindrücke.
Gut möglich, dass auch innerhalb der Stadtverwaltung genug Sach- und Fachverstand für Bau und Gestaltung einer Brunnenanlage vorhanden sind. Das freilich wäre wohl zu “preiswert”.
Radlertölpel
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Auf der Südseite der Brunnendeckelverschalung steht
EUROPABRUNNENDECKELPROJEKT ?
Auf der westseitigen Fensterabdeckung steht:
Schöner wird es mit einem Zwischennutzungsvertrag //
/drüber Luft, Klang und Zusammenhang
/ oben: Plattform für Experimente
/ unten: Stadforschungswerkstatt
zusammen mit einem Zitat der Sozialarbeitsforscherin Silvia Stub-Bernasconi wird klar, worum es bei einem Europabrunnendeckelprojekt geht: Um Erkenntnisgewinn! Es geht darum, einen praxisorientierten Lernort zu schaffen.
„Träume, Utopien und Handlungstheorien
müssen an der Praxis, der Erfahrung
scheitern können, um neuen Träumen,
differenzierteren Utopien,
angemesseneren Theorien und
menschen- wie gesellschaftsgerechten
Lebensformen Platz zu machen.”
@Lothgaßler:
“Leider hat er seinen Vorschlag nicht in den Architekturwettbewerb eingebracht. Auch der zweite Vorschlag mit Gysir (oder solls ein “wachsender” Hinkelstein sein?) hat was. Das wäre schon ein Hingucker.”
-Es gab ja noch keinen Architekturwettbewerb und der Brunnen ist bisher ausdrücklich aus dem Planungsumgriff herausgelöst! Um die Qualität des Wettbewerbs zu fördern, wäre es meiner Meinung nach jedoch sinnvoll wenn dem RKK schon in oder vor der Planungsphase ein Europabrunnendeckelprojekt als lebendige und intelligente Kunst am Bau beiseite gestellt würde.
Kunstakademie-Absolvent/innen aus ganz Europa könnten leicht für eine kleine Gage als Stipendiaten am Europabrunnendeckelorganismus gewonnen werden – es wäre eine sehr gute Referenz und eine wertvolle Erfahrung für sie – und für uns Regensburger/innen auch!
Denn die Gegebenheiten der Brunnenanlage an diesem besonders öffentlichen Platz sind tatsächlich einmalig. Hier könnte Regensburg endlich mal in der Europaliga spielen und das mit sehr wenig Geld.
In der einen Grafik habe ich übrigens veranschaulicht wie ein Gastkünstler mit Brunnenwasser spielt und den Wasserhahn etwas weit aufdreht.
Interessant ist der Ort jedoch meines Erachtens besonders auch für künstlerische Arbeiten mit Sprache.
Im Grunde sind meine Vorschläge, die aus einer 1 1/2 jährigen täglichen Routine im Umgang mit dem Ort resultieren nur die konsequente Umsetzung der ursprünglichen Europabrunnenidee:
Ein Brunnen mit Wasser und Sprache aus ganz Europa. …Mit einem Unterschied: Die Vorschläge des Fvfu-uüiUF.e.V. setzen nicht auf starre Technik, sondern auf einen sozialen Organismus, der laufend Hirnschmalz pumpt und zwischenmenschlichen Austausch… dazu braucht es keine Esplanade und keinen gläsernen Triumphbogen, sondern nur eine emotional duchlässige und wandelbare Brunnedeckel-Architektur.
An dieser Stelle nochmals ein konkretes Konzept, die Petition an Bgm Wolbergs aus dem Jahr 2013, in dem den Kosten einer Bodensprenkleranlage die fiktiven Kosten eines Kunstprojektes entgegengestellt werden. (Natürlich funktioniert Kunst auch mit weniger, notfalls auch ganz ohne Geld, entscheidend ist hier eher die Beritschaft der Stadt Vernetzung zu fördern und einen offen Rahmen bereit zu stellen.) Hier ein konkreter Vorschlag:
http://europabrunnendeckel.de/?p=3387#petition
Europabrunnen: Zäune statt Bäume » Regensburg Digital
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[…] wurde Ende Januar zurückgepfiffen und „wegen verwaltungsinternen Abstimmungsbedarfs“ vertagt. Von SPD-Stadtrat Tobias Hammerl kam zwischendrin der Vorschlag, den Schacht nebst ein bisschen Geld … Die so beglückten wurden davon völlig überrascht und wiesen jede Verbindung dazu weit von sich […]