Erst zur Fürstin, dann zum Fürst
Es war sicher nicht der Frühjahrsmüdigkeit geschuldet, dass sich beim „Frühlingserwachen” der CSU im Fürstlichen Brauhaus kein Vertreter der Schaidinger-Seite blicken ließ. Die Fronten sind nach der Wahl verhärteter denn je.
Bei der Ersatzveranstaltung fürs traditionelle Starkbierfest am Flachlberg – das Wirtshaus dort wird bereits ausgeräumt – hatte sich sogar kurzzeitig Fürstin Gloria unter die etwa 300 bierseeligen CSUler gemischt, als Franz Rieger – als Schirmherr – das Festbier anzapfte. Auftakt für den Landtagswahlkampf. Christian Schlegl, neuer Chef der CSU-Fraktion und solchen Veranstaltungen ansonsten durchaus zugetan, um bei Bier und Brotzeit mit „der Basis“ zu plauschen, tat vermutlich gut daran, seine öffentlich verkündeten Integrationsbemühungen nicht im Brauhaus fortzusetzen und fernzubleiben. Er hätte keine Freude gehabt.
Schon die Tatsache, dass die Organisatoren Rudi Beier und Herbert Lorenz vom CSU-Ortsverband Konradsiedlung ihr Festl zusammen mit der Altstadt-CSU begingen, dürfte Schlegl und den meisten Schaidinger-Anhängern ein Dorn im Auge gewesen sein. Immerhin war die Neuwahl im CSU-Ortsverband Altstadt der Startschuss für die Schlammschlacht der Christsozialen, in deren Zug sich die CSU spaltete und Hans Schaidinger eine Palastrevolution erlebte, an der er bis heute zu knabbern hat. Die Mehrheit im Stadtrat ist futsch. Und im Moment deuten alle Signale darauf hin, dass sich eine weitere CSU-Fraktion, neben der vorhandenen und neben der CSB bilden wird.
Thomas Fürst, der damals den Vorsitz im Ortsverband Altstadt übernahm, hat man mittlerweile mit Rechtslastigkeitsvorwürfen aus der Partei gebissen und sich angesichts der heuchlerisch geführten Auseinandersetzung unter dem Motto „Anstand“ bei weiten Teilen der CSU aber auch der Regensburgerinnen und Regensburger unglaubwürdig gemacht.
Der, Fürst, feierte gestern auch. Seinen Geburtstag. Allerdings nicht im Brauhaus, sondern andernorts in einer Regensburger Kneipe. Unterschriften für seine Glückwunschkarte wurden aber beim Frühlingserwachen durchaus gesammelt. Und sie kamen zahlreich. In der CSU – wenigstens an der Basis, wenigstens bei den Leuten im Fürstlichen Brauhaus – hat Fürst mehr Freunde als Feinde. „Das hier ist halt die Partei. Das sind nicht diejenigen, die sich für die Elite halten”, meint ein altgedientes CSU-Mitglied zu fortgeschrittener Stunde. „Die“, damit ist die CSU-Fraktion gemeint, die unter Führung von Christian Schlegl treu an der Seite Schaidingers steht.
Als Affront dürfte es diese CSU-Fraktion auffassen, dass die verstoßene Martina Dräxlmaier im Kreis der Anwesenden herzliche Aufnahme fand. Ebenso die – wegen des Dräxlmeier-Rauswurfs – abtrünnig gewordenen CSU-Stadträte Hans Melzl und Hans Renter. Ebenso CSB-Gründer Gero Kollmer, mit dem auch CSU-Chef Rieger ein Schwätzchen hielt. Dafür bekommt der Regensburger CSU-Chef und -Landtagskandidat von der 16 Mann und Frau starken CSU-Fraktion sicher kein Fleißkärtchen in punkto Integrationsbemühungen.
Auf die Integrationsbemühungen von Christian Schlegl angesprochen wird Rieger am Samstag gegenüber mehreren Medien ungewohnt deutlich, ohne Schlegl ausdrücklich zu erwähnen. Ihn verwundere es, „wenn einer den Feuerwehrmann spielt, der vorher Brandstifter war”.
Zu diesem Zeitpunkt leert sich das Fürstliche Brauhaus allerdings schon. Einige der 300 Anwesenden sind unterwegs zu einer anderen Feier. Der von Thomas Fürst. Und das dort noch lange weiter gefeiert wurde, ist sicher nicht dem Frühlingserwachen geschuldet: Die Fronten in der CSU sind klar. Die Mehrheiten auch. Wenigstens an der Basis.