18 Apr2013
Eisvogelbrutplatz auf der Jahninsel
Mit vereinten Kräften haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamtes (WWA) sowie des Gartenamtes und des Umwelt- und Rechtsamtes der Stadt Regensburg eine Eisvogelwand mit drei künstlichen Brutröhren und drei natürliche Steiluferböschungen als potenzielle Brutstellen für den Eisvogel geschaffen.
Eine Anregung der ornithologischen Gesellschaft Regensburg hatte das Projekt ins Rollen gebracht. Nachdem der Lebensraum dieser Vögel auch in Regensburg rückläufig ist und alte Brutreviere aufgrund der Freizeitnutzung der ufernahen Flächen nicht mehr angenommen werden, war der Wunsch aufgekommen, etwas für den Schutz und das Überleben dieser Tiere im Stadtgebiet zu tun. Dazu stellte die ornithologische Gesellschaft eine Bauanleitung für eine künstliche Brutwand zur Verfügung.
Zunächst musste allerdings nach einem geeigneten Ort gesucht werden, der wenig frequentiert ist. Außerdem sollte sichergestellt sein, dass dort Spaziergänger und Hunde die scheuen Vögel nicht stören. Auch sollte das Wasser am Ufer klar und dessen Qualität möglichst gut sein, um ein ausreichendes Nahrungsangebot sicherzustellen. Neben Ufergehölzen, die für Beschattung sorgen, sind Gehölze als Ruhe – und Ansitzwarten in unmittelbarer Umgebung unbedingt wichtig. Somit kamen viele Uferbereiche im Stadtgebiet nicht in Frage.
Gemeinsam mit dem WWA wurde dann aber doch ein Grundstück gefunden, das all diese Voraussetzungen erfüllt. Der ausgewählte Uferbereich ist im Besitz des Wasserwirtschaftsamtes und hat zudem den Vorteil, dass Hochwasserschwankungen erfahrungsgemäß dort geringer ausfallen, was die Gefahr einer Überschwemmung der Nistplätze dort zumindest verringert. Ein weiterer Vorteil auf diesem Gelände ist, dass der Eisvogel hier früher schon gebrütet hat.
Danach ging es an die Planung und Umsetzung des Projektes. Geplant war, neben der Neuanlage steiler natürlicher Uferböschungen auch eine dauerhafte künstlich Eisvogelwand zu bauen, die auch nach einigen Hochwasserereignissen noch einsatzfähig bleiben soll. Erforderliche Ansitzwarten wurden bereits im Vorfeld durch entsprechende Schnittmaßnahmen im nahen Umfeld geschaffen.
Über das Wasser ragende Baumtorsi sollen jetzt dem Eisvogel als Ansitzwarten dienen. Von dort aus kann er jagen und nach Beute ins klare Wasser stechen. Mit drei künstlichen Eisvogelröhren, jeder Menge Baumaterial, Eichenpfählen, Schalbrettern, Boot und schweren Steinen, Schaufel und Spaten ging es gemeinsam ans Werk.
Unter den wachsamen Augen eines Jahnbadmitgliedes wurden die ersten Befestigungspfähle eingeschlagen. Als Baumaterial wählte man Eiche, um eine möglichst lange Haltbarkeit zu gewähren Die künstlichen Brutröhren wurden mit Sand gefüllt, damit sich der Vogel wie im natürlichen Gelände, durchgraben kann.
Entstanden ist so eine künstliche Eisvogelwand mit drei Brutmöglichkeiten und drei natürliche steile Böschungsbereiche in unmittelbarer Nähe.
Sollte der Eisvogel hier tatsächlich einziehen, wäre das für alle Beteiligten ein großer Erfolg und ausreichend Lohn für die Mühen.
Der Eisvogel – Lebensraum und Beschreibung:
Den Eisvogel kann aufgrund seiner einzigartigen Färbung mit keiner anderen heimischen Vogelart verwechselt werden. Je nach Lichteinfall wirkt seine Oberseite blau bis türkisfarben, die Unterseite ist orange. Er hat einen spitzen, langen, dolchartigen Schnabel und ist etwas größer als ein Spatz. Wie ein Pfeil durchstößt er beim Jagen mit angelegten Flügeln und gestrecktem Körper die Wasseroberfläche. Meistens taucht er dabei ganz unter. Geschickt wird der Stoß unter Wasser mit den Flügeln abgefangen. Mit der Beute kehrt er mit raschen Flügelschlägen zu seinem Sitzplatz zurück. Auf seinem Sitzplatz schüttelt er seine Beute tot oder schlägt sie gegen einen Ast oder Zweig. Kleinere Fische bis etwa sieben Zentimerter Länge verschlingen Eisvögel ohne Mühe. Die Fische werden immer mit dem Kopf voran heruntergeschlungen. Wenn der Eisvogel den Fisch anders herum hält, kann man sicher sein, dass er damit seine Jungen füttern will. Wie der Turmfalke kann er seine Beute in der Luft rütteln, vor allem, wenn er einmal keinen geeigneten Ansitz findet. Eisvögel leben unmittelbar am Wasser und brüten dort üblicherweise in Röhren, die sie sich in natürlichen Steilufern in die Erde graben.
Der bunte Vogel verbringt den Winter in unseren Breiten. Sind Gewässer aufgrund langer Kälteperioden zugefroren, findet er keine Nahrung und die Population kann dadurch stark zurückgehen.
Seine Brut in unmittelbarer Ufernähe ist durch Erosion oder Hochwasserereignisse gefährdet. Er versucht dies zu kompensieren, indem er durch sogenannte Schachtelbruten innerhalb einer Brutsaison hintereinander und auch überlappend möglichst viele Nachkommen in benachbarten Nestern ausbrütet und großzieht.
Der Lebensraum des Eisvogels ist dadurch gefährdet, dass natürliche Flussufer lange Zeit intensiv verbaut und besiedelt wurden. Zwar ist die Gewässerverschmutzung rückläufig, dafür jedoch nimmt der Freizeitdruck in Uferbereichen und in Gewässern stark zu. Aufgrund des Rückganges des natürlichen Lebensraums gibt es keine flächendeckende Eisvogelpopulation in Bayern mehr.