Eine Tiefgarage am Emmeramsplatz – vielleicht irgendwann
Selber bauen, einen Investor suchen – oder vielleicht komplett darauf verzichten? Im Regensburger Stadtrat gehen die Meinungen zu einer möglichen Tiefgarage am Emmeramsplatz auseinander. Am Dienstag wurde die Verwaltung nun mehrheitlich mit der Suche nach interessierten Investoren beauftragt.
„Das alles für 6,8 Millionen? Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.“ ÖDP-Stadtrat Benedikt Suttner traut der Vorlage nicht ganz, vor allem nicht dem angepeilten Kostenrahmen. Die Kosten seien „seriös ermittelt“ worden, entgegnet später Planungs- und Baureferentin Christine Schimpfermann. „Nach bestem Wissen und Gewissen“ habe man das geschätzt.
Es geht im Planungsausschuss am Dienstagabend um den möglichen Neubau einer Quartiersgarage auf beziehungsweise unter dem Emmeramsplatz. Eine im Sommer 2020 beschlossene verwaltungsinterne Machbarkeitsstudie kommt zu dem Schluss, dass der Bau einer solchen Garage mit 120 Stellplätzen technisch möglich ist. Das Projekt sieht vor, einen etwa 26 Meter tiefen runden Schacht in die Erde zu setzen und mit zehn Parkebenen zu versehen. Die automatisierte Parkanlage in Zylinderform benötigt an der Oberfläche nur einen kleinen „Übergabebereich“ in den die Autos gefahren werden. Über ein Aufzugsystem sollen sie dann in die Parkluken gehoben werden. Das Stadtplanungsamt schlägt ausdrücklich vor, die Anlage komplett mit E-Ladeinfrastruktur auszustatten.
Größte Hürde: Finanzierung
Im Zweiten Weltkrieg befand sich auf dem Emmeramsplatz ein etwa fünf Meter tiefes Löschwasserbecken, das laut Verwaltung die „einmalige Möglichkeit“ biete, dort eine solche Garage zu realisieren. Die Wahrscheinlichkeit archäologischer Funde werde dadurch als gering eingeschätzt. Neben der technischen Ausführung stellt sich auch die Frage der Finanzierung, auf die auch die Machbarkeitsstudie explizit eingeht. Und hier könnte die größte Hürde liegen.
Die nötige Investitionssumme wird, wie erwähnt, auf etwa 6,8 Millionen Euro beziffert. Die Herstellungskosten pro Stellplatz liegen damit laut Kalkulation bei mehr als 56.000 Euro. Knapp zwei Drittel der Kosten macht das Ingenieurbauwerk aus, der Rest verteilt sich auf Anlagetechnik und die E-Ladeinfrastruktur. Daraus ergeben sich monatliche Kosten für einen Stellplatz von 240 Euro. Laut Stadtwerk seien in dem Stadtteil Stellplatz-Mietkosten von 150 Euro realistisch. 90 Euro müsste also unter Umständen bezuschusst werden.
Für die Verwaltung kommen für das Gesamtvorhaben drei Finanzierungsvarianten infrage. Erstens, man finde einen Investor oder Anbieter, der die Garage ohne Beteiligung der Stadt bauen und betreiben möchte. Diese Variante wird derzeit favorisiert. Oder zweitens, wenn es nicht ohne städtische Kostenanteile gehen sollte, müsse man schauen, wie die Stadt etwa an den Stellplatzerlösen beteiligt werden kann. Und drittens, die Stadt finanziert das Projekt aus Mitteln der Städtebauförderung und möglicher weiterer Finanzierungsquellen.
Oberbürgermeisterin will den Platz vom ruhenden Verkehr befreien
Ob es die Parkgarage überhaupt braucht, ist auch ein Thema im Planungsausschuss. Vor allem Benedikt Suttner (ÖDP), Irmgard Freihoffer (Linke) und Maria Simon (Grüne) stellen vor allem im Hinblick auf den Klimawandel und eine vom motorisierten Individualverkehr beruhigte Altstadt das Projekt infrage.
Man wolle mit dem Bau der Quartiersgarage endlich auch den Emmeramsplatz vom ruhenden Verkehr befreien und ihm mehr Aufenthaltsqualität geben, entgegnet Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer. Bisher befinden sich dort um die Bischof-Sailer-Statue herum 52 öffentliche Parkplätze. Da die unterirdische Parkanlage nur Bewohnerinnen und Bewohnern des Viertels zugute kommen soll, werde der „Zu- und Abfahrtsverkehr überschaubar“ sein, ergänzt Planungsreferentin Schimpfermann.
Günther Riepl (Freie Wähler) sieht „das eigentlich nicht spannend, was wir jetzt da alles diskutieren“, denn mit der Machbarkeitsstudie werde die Stadt zunächst nur „auf Leute zugehen, die sagen: das baue ich gerne, weil ich in der Altstadt so viel Rolls Royce- und Porsche-Fahrer habe, die sich das gerne leisten wollen, wenn ich bei denen vermiete oder verkaufe.“
Gemäß Beschluss wird nun ein Interessenbekundungsverfahren durchgeführt, um zu erfahren, ob es Firmen gibt, die sich eine Realisierung vorstellen können. Und mit welcher Preisvorstellung. Alles weitere kommt irgendwann. Bisher sind im städtischen Investitionsplan keine Mittel für das Vorhaben eingestellt.
Robert Fischer ÖDP
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Laut Google Maps: Parkhaus Petersweg zum Emmeramsplatz sind 300 Meter.
Jeden ÖPNV-Nutzer kann man das zumuten. Aber Parken muss selbstverständlich immer vor der Haustüre geschehen. Werde ich nie verstehen.
Burgweintinger
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Ich kann es nicht verstehen, die Radlbrücke am Grieser Spitz ist passé, aber die Verwaltung beschäftigt sich jetzt mit einer Tiefgarage am Emmeramsplatz…
OB MS wird als die deslateste OB in die Regensburger Geschichte eingehen…, warum habe ich sie nur gewählt…
Mr. T.
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Beim Pustet kostet ein Stellplatz schon lang so viel. 150 wäre da wirklich günstig. Das würde den Stellplatzmietspiegel drücken 😉
Wenn man mit dem Projekt aktuelle Parkplätze als Aufenthaltsbeteiche der Allgemeinheit zurückgibt, wär das Projekt in Ordnung.
Wie lange dauert so ein Parkvorgang eigentlich? Wenn da früh um Sieben mehrere Leute auf’s Auto warten müssen, wär das sicher nervig.
Egal, Hauptsache der blöde Bischof kommt weg.
Madame
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Die radlbrücke am grieser steg ist schon lange fällig. Besonders im sommer,wenn das junge gemüse von der brücke ins wasser springt, wirds eng. Und jetzt noch omg eine Tiefgarage am emmeramsplatz. Die damen und herren beamten von der regierung können auch ein paar schritte gehen. Das ist bestimmt Ihrer gesundheit nicht schädlich. Regensburg ist
für parkplätze. zu eng. Mit bus und fahrrad in der altstadt kann alles bequem erreichbar sein. Sein und nichtsein ist hier die frage. Im stadtparlament müssen bald lösungen gefunden werden
KW
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Diese Konstrukt soll mit Ladeinfrastruktur für E-Autos ausgestattet sein? Soll das heißen, Mensch sitzt im Auto während dieses über ein automatisiertes Aufzug-System, ähnlich eines Amazon-Hochregallagers, an den Platz gebracht wird, steigt dann dort unten aus, steckt das Ladekabel ans Auto und fährt über das System wieder zurück?
Habe gerade mal im Kalender nachgeschaut, heute ist der 24.11. nicht der 1. April. In welcher Welt lebt eigentlich genau das Stadtplanungsamt?
Mr. T.
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Ja, KW, die Diskrepanz ist sichtbar. Die Grafik und das Wort “Übergabebereich” suggerieren eine automatische Parkanlage. Dann müsste man quasi das Auto auf eine Plattform stellen, die bereits eine Steckdose hat, dort anstecken un dann wird die Plattform samt Auto automatisch ins Regal gestellt. Wäre es nur ein Aufzug, würde man mit dem Auto in die richtige Etage fahren und dort sein Auto selbst parken und anstecken. Probleme sehe ich auch zu Stoßzeiten, vor allem in der Früh, wenn man möglicherweise minutenlang warten muss und es einem pressiert.
Richard Freyber
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Warum muss man als Altstadtbewohner überhaupt einen PKW vor der Haustüre haben (30,70 EURO/Jahr)? Zusätzlich verstellen unzählige Wohnmobile über Monate (kostenlos) die Wohnstraßen der ganzen Stadt und bilden wegen der Abmessungen ein hohes Sicherheitsrisiko. Hier sollte endlich die Verwaltung eingreifen und generell ein Parkschild 314 mit dem Zusatzschild ‚PKW frei‘ verwenden.
Mr. B.
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Sehr guter Beitrag Herr Herzig!
Die Groß-Geld-SUV’s der sog Einflussreichen werden aber bestimmt noch lange so parken dürfen. Der kleine Mann hat das Nachsehen, weil er es sich bald nicht mehr leisten kann. Der Massenverkehr erübrigt sich dann von selbst. Umweltschutz überwiegend auf Kosten der kleinen Leute auszutragen, wird es vermutlich auch nicht ewig geben! Es wurde viel versäumt, bzw. vermutlich absichtlich nicht angepackt?
Robert Fischer ÖDP
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Die richtig kleinen Leute können sich gar kein Auto leisten. Also mal vorsichtig mit den Krokodilstränen. Am Ende führt Ihre Forderung noch zu kostenlosem ÖPNV, die von einer Citymaut finanziert wird. Denn dann würde man auf die wirklich kleinen Leute schauen.
joey
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Bevor man irgendwas ändert, sollte man analysieren, wer dort parkt und warum. Dann kann man erschließen, was mit welcher Maßnahme bewirkt wird. Vielleicht braucht man ja mehr Stellplätze für Porschefahrer: den reichen Wählern der Grünen, die damit ihren Ablaß kaufen möchten.
Der ÖDP Wähler fährt einen Benzin Kleinwagen: Lehrer, Krankenschwestern und Gemeindereferenten haben nicht das Geld für Elektromobil und auch nicht für eine Stadtwohnung.
Burgweintinger
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da sind sie wieder die Schubläden eine joey…