Ein Königreich für einen Pümpel
Regensburg muss gerettet werden von Menschen mit einer kleinen Idee, mit einem Blick für einen unmittelbaren Bedarf. Und von Vermietern, denen die Gier noch nicht das letzte bisschen Hirn ausgebrannt hat. Ein Plädoyer.
Ja gut, der Ich-hab-ja-noch-Horten-gesagt-Kaufhof bleibt jetzt wohl erst einmal bestehen. Aber das Ganze wirkt doch schön langsam wie die Einzelhandelsversion des HSV, dessen lange zelebrierte Unabsteigbarkeit irgendwann von der Realität ins Reich der Mythen und Legenden verbannt wurde. Meines Erachtens ist die Frage beim Kaufhof ja nur noch, was man da jetzt schon gekauft hat und womit man noch bis zum nächsten Räumungsverkauf wartet.
Im Übrigen scheint das ganze Zentrum Regensburgs unter dem Motto „Räumungsverkauf“ zu stehen; ein Leerstand neben dem anderen, eine Sahara des Handels breitet sich aus. Altstadt wie Altglas und Alteisen. Außer Kaffeetrinken wird man bald nicht mehr viel können hier. Gefährdeter als der Regensburger Einzelhandel ist nicht einmal der westliche Flachlandgorilla, aber zumindest bei den Immobilienbesitzern ist diese Information noch nicht so recht angekommen: Deren preisliche Wunschvorstellungen erinnern nach wie vor ein bisschen an den RTL2-Messie, der vom Trödeltrupp seine Happy-Hippo-Sammlung mit Gold aufgewogen haben möchte.
„Faszination Leerstand“
Es schaut nicht gut aus.
Doch halt: Es regt sich Widerstand! Es gibt ein Lebenszeichen! Es blüht ein Pflänzchen aus den Ritzen im Asphalt, da mag die Stadt ihre öffentlichen Plätze noch so hässlich versiegeln. Tata: In der Schwarzen-Bären-Straße 2 hat ein gewisser Andreas Kölbl einen Mini-Baumarkt namens „Da Bastler“ eröffnet.
Ist denn das tatsächlich eine Nachricht wert? Aber hallo, natürlich! Gerade aus den vorgenannten Gründen! Sogar, wenn in Regensburg nichts passiert, gab es vorher drei Machbarkeitsstudien, eine Bürgerbefragung und 17 Ausschusssitzungen. Und, das muss man schon nochmal betonen: In der Regel passiert dann genau – nichts.
Nun ist die Verödung der Innenstädte tatsächlich mal kein Regensburg-exklusives Problem, und ich gestehe, dass auch ich etwas ratlos bin, was Lösungsansätze angeht. Höchstens könnte ich mir vorstellen, meine Hilflosigkeit in eine städtisch finanzierte Initiative zu überführen, die eventuell den Namen „Faszination Leerstand“ tragen könnte.
Ein sauteures politisches Feigenblatt
Wie in Michael Endes unendlicher Geschichte greift das Nichts schier unaufhaltsam um sich, und Regensburg wird täglich ein Stückchen mehr zu einem Museum mit Live-Rollenspiel-Charakter und Event-Gastronomie. Als Bewohner kann man sich manchmal nicht des Gefühls erwehren, nur Teil der Kulisse zu sein, wie in einer immerwährenden Landshuter Hochzeit.
Wohin die Entwicklung führen könnte, zeigen eindrücklich die zu Schlafstädten umfunktionierten Trabantendörfer rund um Regensburg, in denen es außer einem Edeka rund um den neugestalteten, leeren Dorfplatz so ungefähr rein gar nichts sonst gibt.
Nun lebt aber der Mensch nicht vom Brot allein, und dass man immer ausreichend Platz zum Beten findet in dieser Stadt, reißt die Gesamtsituation jetzt auch nicht unbedingt raus. Und dieser, umfassend gesprochen, schönen Scheiße soll jetzt ein kleiner Laden für den besseren Heimwerkerbedarf entgegenwirken? Ja, warum auch nicht, finde ich.
Wer sonst, mag man hinzufügen. Die großen Konzepte und Strategiepapiere funktionieren als sauteures politisches Feigenblatt, an ihrem praktischen Nutzen darf gezweifelt werden.
Die Lösung eines klassischen urbanen Alltagsproblems
Andreas Kölbl nun ist nun tatsächlich ein Fachmann des praktischen Nutzens abseits aller Strategiepapiere, und er hat sich Gedanken gemacht: Der Regensburger mit rumänischen Wurzeln wusste aus der alten Heimat, wie praktisch, nützlich und selbstverständlich der Mini-Baumarkt um die Ecke war, bei dem man schnell das Nötigste besorgen konnte.
Diese Erfahrung hat er einfach transponiert auf die Bevölkerung des Wohnmuseums Regensburg: Viele Altstadtbewohner benötigen kein Auto und verzichten ganz darauf, andere haben zwei Wochen lang einen Parkplatz gesucht und wollen den dann zu Lebzeiten möglichst nicht mehr verlassen, aber auch passionierte Radfahrer mögen nicht unbedingt jedes Mal in die Regensburger Banlieus zum Baumarkt gurken, wenn ihnen ein Dübel fehlt.
Der fehlende Dübel ist natürlich das klassische urbane Alltagsproblem. Werkzeug ebenso. Die Mieten in Regensburg tragen das ihre dazu bei, dass man sich sowohl platzmäßig als auch finanziell manchmal zwischen dem zweiten Kind oder der Schlagbohrmaschine entscheiden muss. Andererseits kann man ja unmöglich jede anfallende Arbeit von einem Handwerker erledigen lassen; zum Einen ist das sauteuer, zum Anderen tut man sich heutzutage leichter damit, einen privaten Ägyptologen zu finden als einen Elektriker.
Und so finden sich auch die Hedonisten unter uns dazu gezwungen, ganz alleine einen Nagel in die Wand schlagen zu müssen. Der Bedarf an Werkzeug ist überraschend demokratisch und trifft so ziemlich alle Einkommensgruppen gleichermaßen, das hat der Herr Kölbl ganz gut erkannt.
Völlig überteuerte Historienbaracken
Bedarfsanalysen hin oder her, im Grunde muss Regensburg froh sein um jeden Puff, der neu eröffnet. In Amsterdam stehen die käuflichen Damen in ihren Fenstern rund um die Kirche herum, und diese perfekte Symbiose aus Sünde und Beichtgelegenheit würde auch unserer Stadt gut zu Gesicht stehen; jedenfalls besser als all die Schaufenster, in denen sich weder Damen noch sonst irgendwas befindet.
Wenn nun ein Immobilienbesitzer seinen völlig überteuerte Historienbaracke über Jahre hinweg leerstehen lässt, weil sich einfach kein ausreichend Dummer dafür finden lässt – dann erklärt sich immer mal wieder die Stadt dafür bereit, ausreichend dumm zu sein und betätigt sich – Stichwort Zwischennnutzung – als Kulissenschieber im Leerstands-Theater. So dürfen Vermieter wie der, von dem sich der Obst Sarik am Kassiansplatz vor Jahren in gegenseitigem Unvernehmen getrennt hat, weiterhin ohne Druck dem unverdienten Verdienen frönen.
Oder, ein anderer Fall, über den Regensburg Digital bereits berichtete: der Laden in Stadtamhof, der für irgendwas, aus dem nichts wurde, angemietet wurde, weswegen dann etwas anderes damit geplant war, aus dem auch nichts wurde, weshalb da jetzt, ganz konsequent, einfach nichts ist. Wobei, könnte die Stadt sagen, von einem Leerstand kann man da im Grunde nicht sprechen, weil da ja immerhin ein paar Schachteln drin stehen.
Als die Hutmacherin Lilo Kincaid darum bittet, die städtisch finanzierte Ödnis nebenan ein wenig dekorieren zu dürfen, wird ihr beschieden, dass das aus rechtlichen Gründen nicht möglich sei. Als wäre die Stadtverwaltung eine einzige Kleingartensatzung gegen jeden, der es wagen sollte, vor dem Untergang das lutherische Apfelbäumchen pflanzen zu wollen.
Manche Investoren betonieren sich in die Nachwelt, andere verewigen sich in Gerichtsurteilen
Bei aller Bewunderung für das ingeniöse Talent kommunaler Lösungsobstruktion, das hier an den Tag gelegt wird: Der absurde Gedanke, dass man für und mit den Bürgern Wege finden sollte, um Dinge möglich zu machen, würde mancher Amtsstube gut zu Gesicht stehen.
Natürlich gibt es Bürger, denen die Stadt gerne zur Seite steht; neben der angestammten Regensburger Erb-Importanz natürlich vor allem Investoren oder Wirtschaftsmagnaten; wenn da natürlich einer kommt, frisch von der Andreas-Scheuer-Business-School, und sagt, er wäre bereit, sagen wir mal, eine Million Euro zu investieren, falls ihm denn eine kleine Anschubsubvention in Höhe von zwei Millionen Euro gewährt würde – ja, da habe ich das Gefühl, da wird bei der Stadt der gute Prosecco vom Edeka aufgerissen und nicht der vom Lidl.
Manche dieser Investoren betonieren sich ihr Andenken für die Nachwelt, andere verewigen sich in Gerichtsurteilen. Ob jetzt nun das nächste Stadtoberhaupt gewählt wird, weil es einen Tunnel graben, eine Seilbahn errichten oder eine Magnet-Straßenbahn bauen will – ich bin mir recht sicher, dass das für das Schicksal der Stadt nicht relevant sein wird.
Weltläufigkeit beweist man nicht dadurch, dass man Aperol Spritz säuft
Regensburg ist reich geworden in den letzten zwei, drei Jahrzehnten, aber mit dem Geld geht es um, na ja, wie das so Neureiche eben machen. Manchmal fühlt man sich ein wenig an die alte Fernsehserie „Der Millionenbauer“ mit Walter Sedlmayr erinnert, wo auch noch so viel Prasserei die Provinzialität nicht kaschiert. Aber Regensburg war immer da am Schlimmsten, wo es versucht hat, München nachzuäffen, und Weltläufigkeit beweist man nicht dadurch, dass man Aperol Spritz säuft – wenn möglich noch aus dem Masskrug, damit die Umgebung sieht, dass man sich das leisten kann.
Gut, Thomas Bernhard war nicht gerade als kleines Sonnenscheinchen bekannt, aber es ist schon was dran, wenn er sagt: „Salzburg, Augsburg, Regensburg, Würzburg, ich hasse sie alle, weil in ihnen jahrhundertelang der Stumpfsinn warmgestellt ist.“ Dazu gleich auch noch die nie zu vergessende Aussage des Dieter Wieland: „In Regensburg fielen die bösesten Bomben erst nach dem Krieg.“
An sich gehört dieser Satz ins Stadtwappen, vielleicht, der Optik halber, auf Lateinisch.
Eventuell ist „Da Bastler“ wichtiger für die Stadt als so ein Stadion
Und ständig wird wieder groß gedacht, geplant, gepfuscht. Natürlich ist das nicht an sich schlecht, aber die Erfahrungen der letzten Jahre lassen Grund für Misstrauen. Was bringt den wirklich was?
Ohne den Jahn-Fans zu nahe treten zu wollen: Eventuell ist „Da Bastler“ wichtiger für die Stadt als so ein Stadion. Auch wenn so ein Lädchen nicht viel hermacht, auf den ersten Blick.
Regensburg muss meiner Ansicht nach von unten gerettet werden, von Menschen mit einer kleinen Idee, mit einem Blick für einen unmittelbaren Bedarf. Und, natürlich, mit Vermietern, denen die Gier noch nicht das letzte bisschen Hirn ausgebrannt hat.
Falls Regensburg vor der völligen Unerträglichkeit bewahrt wird – was keineswegs sicher ist – dann werden dafür Menschen verantwortlich sein wie der Arno Birkenfelder, der aus seinem geschäftlichen Erfolg für sich eine soziale Verpflichtung ableitet. Eigenartiger Mensch offenbar. Noch so ein Mensch wäre der Daniel Frost mit seinem Markt, dessen Kleingeldgeschäfte bei der Stadt auf so viel Unverständnis und Misstrauen stoßen, dass man ihm Fünf-Euro-Bescheide mit 15-Euro-Gebühren verpasst.
Und natürlich wäre es auch der Andreas Kölbl mit seinem kleinen Baumarkt. So etwas muss diese Stadt wieder mit Leben füllen, wenn es denn auch der letzten internationalen Kette zu blöd geworden ist, ihre überteuerten Läden hier als Abschreibungsobjekte zu nutzen. Natürlich müssen sich die Regensburger auch retten lassen; sie müssen die Existenz des Geschäft im Hinterkopf behalten und dann halt da auch einkaufen. Das Geld, das man da drin lässt, gibt man im Grunde für sich selbst aus, das muss klar sein. Wenn der Bastler floriert, könnte das die Keimzelle für ein Regensburg werden, das abseits von der hübschen Kulisse auch wieder eine neue Lebensqualität bekommt.
Ich würde mir das wünschen.
Vielleicht ist der Pümpel, den der Kölbl verkauft, genau das Werkzeug, mit dem sich die chronische Verstopfung des Einzelhandels hier lösen lässt.
Superstructure
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Die Kolumne hat die Regensburger Verhältnisse auf den Punkt gebracht. Insbesondere der Satz -“Sogar, wenn in Regensburg nichts passiert, gab es vorher drei Machbarkeitsstudien, eine Bürgerbefragung und 17 Ausschusssitzungen. Und, das muss man schon nochmal betonen: In der Regel passiert dann genau – nichts.” – gefällt mir besonders. Möchte mich bedanken, Herr Stein trifft den Nagel auf den Kopf.
Native
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Zum Glück hat die Stadt Regensburg Masterpläne zur Gestaltung touristisch ausgerichteter, notwendiger Notdurften. Hoffentlich kollidiert die Luxus-Bedürfnisanstalt am Schwanenplatz nicht mit dem Masterplan Stadtbahn am Schwanenplatz und überdehnt ihn nicht beim Kosten-Nutzen-Faktor des beabsichtigten Mega-ÖPNPV-Projektes, das die Bedürfnisse der Mobilität in Regensburg (Pendlerverkehr) nur unzureichend befriedigt. Aber man hat´s ja – scheinbar (oder der Steuerzahler). Die eigentlichen Probleme zeigen sich in der bewohnergerechten Gestaltung der Innenstadt. Beispiele wie der Mini-Baumarkt in der Schwarzen-Bären-Str. sind leider nur seltene positive Beispiele innerstädtischer belebnder Bereicherung. Mehrheitlich „stinkt“ es in der Altstadt gestalterisch (außer touristisch ausgerichtet) leider immer noch zum Himmel. (Venedig oder Dubrovnik 2.0)
Anomaler Circus
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Thomas Bernhard geht immer, besonders in diesem Fall wäre Regensburg gut beraten, anders zu sein. Sonst passiert nämlich das hier:
https://presse-augsburg.de/lob-und-kaffee-zum-15-jaehrigen-jubilaeum-des-polizeipraesidiums-schwaben-nord/884078/
Die Erbrechensrate ist sprunghaft angestiegen, die FuGäZo wurde zur No-Go-Area, die Lattochino-Umsätze der 1000 Hipsterbuden tendieren gegen Null! Mal im Ernst, das ist so falsch auf so vielen Ebenen, erst recht nach dem Kober-Büro der Bundeswehr in selbiger Location. Demnächst in diesem Theater: Der Pope-Up-Store mit Instant-Tauf-Service. Dafür muss ich schon seit Jahren für eine schnöde Schraube durch die halbe Stadt zum Mondpreis-Baumarkt pilgern, simple Eisenwaren sucht man im Zentrum vergeblich… Da Bastler lebe hoch!
Mr. B.
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Ein in meinen Augen bestens geschriebener und absolut zutreffender Bericht.
Danke.
Native
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Der Mini-Baumarkt in der City ist ein Segen und dringend notwendig in der Innenstadt, in der vermutlich viele „Schrauben locker“ sind. Basteln ist sinnvoller wie Fehlplanung, Vandalismus und Müßiggang. (Ironie)
Spartacus
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Herr Stein, Sie treffen hier den Nagel (hoffentlich vom Bastler) auf den Kopf!
Chapeau
Radler33
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Tatsächlich, so könnte das was werden. Auch die “Viktor von Hugo velostation”, die jetzt am alten Kornmarkt die Apotheke ausfüllt, ist so ein Lichtblick. Denn auch beim Thema Fahrrad-Reperatur gibt es in der Regensburger Innenstadt eine permanente Unterversorgung. Das Angebot wird angenommen, an Nachfrage mangelt es Viktor nicht.
Nicht jeder hat Lust auf hochnäsige Feine Räder oder den Baumarkt für Zweiräder weit im Westen (der mit dem Parkhaus, aber mit nicht einem einzigen anständigen Fahrradstellplatz), wenn er/sie einfach nur das Fahrrad repariert haben will.
Ansonsten kann ich mich den Nagel-auf-den-Kopf Kommentaren anschließen.
Markus
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Supetoller Artikel….auch nicht zu vergessen das RADIS&BONA im Regensburger Westen ein Genossenschaftsbiohofladen in der Stadt der von fast mittlerweile 200 Genoss innen getragen wird….ein Beispiel von “Unten”….beste regenburg digital! Weiter so….was passiert eigentlich mit ghosttownradio? Müssen die auch raus ausm andreasstadl? LG markus
Bernd
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Wenn man gelegentlich hört, wie hoch die Pacht ist oder die Miete, dann frage ich mich immer, ob es nur des nachwachsenden Rohstoffs Naivität geschuldet ist, in der Innenstadt in den sogenannten “Filet-Lagen” ein Geschäft zu eröffnen und Personal zu bezahlen, oder ob der Verkauf von Zahnpflegeprodukten, Hanfgummibärchen, Postkarten, Luftblasentee etc. wirklich so profitabel ist.
Wäre Pacht/Miete im Schnitt 30-40% günstiger, dann käme vielleicht mehr Leben oder Vielfalt in die Innenstadt. Aber ich geb zu, ich habe keine Ahnung.
Native
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Die Zeiten zum Setzen moderner architektonischer Highlights im Regensburg des 21. Jahrhunderts, an die sich die Welt erinnert wurden leider zu Zeiten finanzieller Möglichkeiten nicht genutzt. Kongresszentrum, Gestaltung des Bahnhofsvorfeldes, Gestaltung des Donaumarktes, Gestaltung des alten Eisstadions, Plätze in der Altstadt, Dachauer Platz und Maximiliansstraße usw., wurden leider nur, in provinzieller Einfältigkeit angegangen und mit Einkauf fragwürdigen, externen „Expertentum“, versemmelt. Das überteuerte Luxus-Klo am Schwanenplatz mit dem Scharm einer Trafostation, passt sich nahtlos an die Parkhausarchitektur des Museums für bayerische Geschichte an. Aber Kunst liegt immer im Auge des Betrachters. Die Zeit für großzügige Finanzspielräume in Regensburg, sind jetzt vorbei. Derlei (nicht) praktizierte architektonische „Gestaltung“ liegt weit entfernt, von einem Guggenheim-Museum in Bilbao, dem Opernhaus in Sydney oder der Elbphilharmonie in Hamburg. In Regensburg gelingt nicht einmal die Verkehrsführung mittels Brücken. Knapp daneben ist auch vorbei!
Dugout
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@ Native
Puuh, jetzt hab ich mir schon Sorgen gemacht. Aber kurz vor Schluss kam sie ja doch noch, die”Brückensache”.
Ansonst, denken sie positiv, ist jetzt auch kein Geld mehr da die Stadt zu verschandeln.
Ist doch auch was….
Altstadtkid
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Genau so ist es….Bravo
Native
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Hot Twon Summer in the City
@ Dugout
Genau so ist es, ich habe die “Brückensache” nicht vergessen. Wer glaubt mit der geplanten Trassenführung einer Stadtbahn in Regensburg (by the way, dafür ist auch Geld mehr da) seien die Verkehrsprobleme gelöst, der glaubt auch an den Osterhasen. Mit soviel jahrzehntelanger Fehleinschätzung, Untätigkeit und falscher Prioritätensetzung auf Wohnungsbau mit wenigen Bauunternehmen in der Stadt haben sich die sozialen Verwerfungen durch Gentrifizierung noch verschärft. Bezahlbare Wohnungen wurden nur im überschaubaren Maß geschaffen. So kann man sich auch “selbst ins Knie schießen”. Isn´t it?
Robert Fischer ÖDP
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Ich gebe zu, ich kaufe viel zu selten in der Altstadt ein. Weil ich Alex-Center, DEZ und meinem Netto zu Fuß erreiche und ich lieber noch mehr arbeite oder im Internet surfe, als dass ich schnell was in der Stadt einkaufe. Vielleicht sollte ich mir eine 14-tägige Routine angewöhnen, auf einen Kaffee in die Stadt und dann dort alles einkaufen, was ich sonst bei den Großen gekauft hätte.
Aber eigentlich liebe ich die Stadt dafür und erzähl auch immer, dass es geil ist, dass es bei uns einen Seifenhändler gibt oder einen Laden, der nur Bürsten verkauft. Dass wir einen Unverpackt-Laden haben oder mit Peacehand einen modernen Second-Hand Laden. Der Hutmacher natürlich. Alles Privilegien, die andere Städte nicht mehr haben.
Deshalb muss man auch immer differenzieren, finde ich. Galleria, H&M, Zara und wie sie alle heißen waren auch der Anfang vom Ende des inhabergeführten Einzelhandels. Wird aber gerne als Beispiel für “damals als die Stadt noch toll war” als Argument hergenommen. Ich trauere ihnen nicht nach.
Wenn man sich mit Einkaufszentren beschäftigt, haben sie einen großen Vorteil, der selten mitbedacht wird. Die meisten denken, es liegt ausschließlich an den besseren Parkmöglichkeiten.
Aber ein großer Vorteil ist die unterschiedliche Flächenbepreisung und die eigenhändige Gestaltung des Einkauferlebnisses. Man weiß sehr gut, welche Zusammensetzung der Geschäfte man braucht, damit die Leute kommen. Und man schützt sie vor Konkurrenz, weil zum Beispiel nur eine gewisse Anzahl von Kleidungsgeschäften, Bäckern usw. erlaubt ist.
In der Stadt ist die einzige Optimierung, die vorgenommen wird, möglichst hohe Mieten der einzelnen Immobilienbesitzer zu erwirtschaften. Das führt dazu, dass oft aktuellen Trends nachgelaufen wird. Auf einmal ist überall eine Dönerbude drin, weil die Nachfrage groß ist. Dann sinkt die Nachfrage, weil zu viele Dönerbuden und es schließen wieder alle. Am Ende ist der Mangel an Dönerbuden wieder da. Eine Art Schweinezyklus.
Die Immobilienbesitzer müssten also eine Strategie entwickeln, die Altstadt zu diversifizieren. Eine gut laufende Dönerbude könnte sehr hohe m² Preise bezahlen, aber nur, wenn Kundschaft kommt. Die Kundschaft kommt aber durch den Schlüsseldienst, dem Mini-Baumarkt, den Arzthäusern und keine Ahnung, dem Theater in die Stadt. Der Schlüsseldienst und der Mini-Baumarkt erwirtschaften aber nicht so hohen Umsatz pro m². Also müsste man die wie im Einkaufszentrum einer niedrigeren Miete unterziehen und den hohen Umsatztreibern eine höhere Miete.
Wie das die Stadt regeln soll, ohne dass alle Angst haben, dass Sozialismus ausbricht, weiß ich nicht. Mehr als Vermitteln geht nicht.
Dass es dumm ist, irgendwelche Immobilien städtisch anzumieten, stimme ich zu. Da könnte man PopUp-Stores usw. eröffnen. So Sachen wie das Degginger und den Raum für Engagement am St.-Kassians-Platz finde ich aber gut. Obwohl bei letzterem es auch schade war, dass man den Früchtehändler rausgentrifiziert hat. Aber von der Grundidee her.