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Nachruf auf Helmut Meier

Ein Kämpferherz hat aufgehört zu schlagen

Helmut MeierAm 16. Oktober verstarb der Ehrenvorsitzende und Gründer des Bürgervereins Regensburg Nord, Helmut Meier. Ein Nachruf.

Wenn man Helmut Meier darauf ansprach, dass er bisweilen als „Rebell des Stadtnordens“ bezeichnet wird, spielte er den Ärgerlichen. Aber ein wenig geschmeichelt war er doch. Das merkte man an seinem Lächeln. Nicht nur im Stadtnorden Regensburgs kam man an dem diskussionsfreudigen Verfechter des „Sich-Einmischens“, an seiner Verbindlichkeit nicht vorbei.

Als Sprecher der BI Bauschutt kämpfte Hemut Meier in den 90ern gegen eine Deponie im Kalkwerk. 1994 wurde unter seiner Ägide der Bürgerverein Regensburg Nord (BRN) gegründet, der drei Jahre später das Aus für die Bauschuttdeponie erleben durfte. Doch auch danach warfen der Verein als Institution, und Meier als Person ein wachsames Auge auf alles, was die Stadt plant und baut.

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Der Bürgerverein ist Meiers Kind, das er leidenschaftlich hegte und pflegte. Mehrere hundert Mitglieder warb er persönlich. Und von fast allen hatte er Namen und Telefonnummern im Kopf. Diese Ausdauer war eine seiner Stärken. Vielleicht rührte sie davon her, dass er lange ein leidenschaftlicher Schwimmer und Tänzer war.

Zu den Mitgliedern des BRN, den der pensionierte Rechtspfleger gründete, um ein Gegengewicht zur stadtplanerischen Devise „Dem Stadtsüden der Speck, dem Stadtnorden der Dreck“ zu bilden, gehören Vertreter aller Stadtratsfraktionen. Meier selbst hingegen hielt mit seiner parteipolitischen Präferenz stets hinterm Berg. In dem Verein sollten alle politischen Haltungen Platz haben. Auch im hohen Alter blieb er stets offen für neue Ideen und Meinungen.

Dem gebürtigen Fürther, der kurz nach dem Krieg nach Regensburg kam und sich sein erstes Geld als freier Mitarbeiter einer hiesigen Zeitung verdiente, gingt es um die Sache: mehr Lebensqualität im Stadtnorden. Dafür setzte er sich ein und forderte unermüdlich die Bürger auf, „ihre Zuschauerrolle aufzugeben“.

Und mit der Zuschauerrolle hat er sich bis zuletzt nie abgefunden.

Noch in den letzten Jahren, während derer er wegen seiner schweren Krankheit nur noch eingeschränkt das Haus verlassen und an öffentlichen Veranstaltungen teilnehmen konnte, verfolgte er intensiv das politische Geschehen in Regensburg und die Planung für den Stadtnorden. Wegen der Feinstaub-Problematik etwa oder wegen der Planungen für die Sallerner Regenbrücke wandte er sich in mehreren Briefen an Oberbürgermeister Joachim Wolbergs und die Regensburger Stadtverwaltung.

Bis zuletzt, noch vom Krankenbett aus, stand er seinem Nachfolger als Vorsitzender des BRN, Norbert Hauner, mit Rat und Tat zur Seite, gab Abweisungen und organisierte. Und trotz seiner Krankheit konnte er auch in den letzten Monaten immer noch manchmal herzhaft lachen.

Meiers Humor, aber auch seine Toleranz und Herzlichkeit waren in Regensburg weithin bekannt. Rief er Freunde zum Geburtstag an, kamen zunächst keine großen Worte, stattdessen schmetterte Helmut Meier ihnen ein kräftiges Happy Birthday entgegen.

Ebenso bekannt war Meier für seine Eloquenz. Wenngleich mancher Vertreter der Stadtverwaltung oder Kommunalpolitik diese Eigenschaft fürchtete. Denn bei aller Toleranz und Verbindlichkeit hielt Meier mit seiner Meinung nicht hinterm Berg. Doch selten nahm es ihm jemand übel.

Für Regensburgs Altoberbürgermeister Hans Schaidinger, dem vielfach nachgesagt wurde, das Gespräch mit Kritikern zu meiden, blieb Meier während seiner Regierungszeit stets Ansprech- und Diskussionspartner. Es lag wohl an Meiers umgänglicher und verbindlicher Art. Und daran, dass er zwar in der Sache stets beharrlich blieb, nach außen aber eher ein Freund der leisen Töne war und bei aller inhaltlichen Kritik nie persönlich wurde.

Beharrlich war der engagierte Senior auch in seiner Eigenschaft als Personalrat am Amtsgericht Regensburg, dessen Vorsitz er fast 25 Jahre innen hatte, und als Bezirkspersonalrat am Oberlandesgericht Nürnberg. 1986 wurde ihm für dieses Engagement das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Als „freier Bürger in einem freien Land“. So sah sich Meier selbst. Ein offener, hilfsbereiter und liebevoller Mensch, ein Kämpfer – das war er für seine Freunde und die Familie. Am 16. Oktober hat Meiers Kämpferherz aufgehört zu schlagen. Er wurde 87 Jahre alt.

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