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Nach MZ-Recherchen und CSU-Kritik

“Dilettantischer Vertrag”? Was der Challenge recht ist, war dem Ironman billig

Der Ironman 2010: Der aktuell kritisierte Vertrag zur Challenge ist in weiten Teilen wortgleich. Foto: Archiv/ Staudinger

Der Ironman 2010: Der aktuell kritisierte Vertrag zur Challenge Regensburg ist in weiten Teilen wortgleich. Foto: Archiv/ Staudinger

Die CSU übt ätzende Kritik am Vertrag zum Challenge-Triathlon und rückt die Veranstaltung in die Nähe der Korruptionsaffäre. Ein Vergleich zeigt: Der Vertrag zum Ironman, unter OB Hans Schaidinger mit den Stimmen der CSU beschlossen, ist nahezu wortgleich formuliert.

Es war das sprichwörtliche Schweigen im Walde. Als regensburg-digital 2015 anlässlich der Entscheidung für den ersten Challenge-Triathlon thematisierte, dass Veranstalterin Sonja Tajsich Oberbürgermeister Joachim Wolbergs im Wahlkampf unterstützt hatte, mochte sich niemand mit diesem Thema beschäftigen, geschweige denn, es erwähnen. Die Mittelbayerische Zeitung veröffentlichte vorfreudige Jubelberichte. Die CSU lehnte die Veranstaltung zwar ab, vermied aber tunlichst das Thema Wolbergs-Tajsich. Hätten sich Joachim Wolbergs, der auf die Berichterstattung regelmäßig mit spitzen Bemerkungen reagierte („Darf ein Oberbürgermeister in dieser Stadt keine Freunde haben?“) und unsere Redaktion nicht gegenseitig hochgeschaukelt, hätten auch wir es – spätestens nach einem damals geführten Gespräch mit Thomas Tajsich – mit zwei Artikeln zu dem Themenkomplex bewenden lassen.

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Der Schwenk der Tageszeitung

Überraschend war das Schweigen der Mittelbayerischen indes nicht: Ähnlich erging es uns mit unserer kritischen Berichterstattung zum Ironman, die sich zwei Jahre später – als der Vertrag schließlich platzte – in wesentlichen Teilen inhaltsgleich in der MZ wiederfand. Etwas anders verhält es sich bei der aktuellen MZ-Berichterstattung zur Challenge. Wenngleich die Mittelbayerische Zeitung auch dieses Mal einen bemerkenswerten Schwenk hingelegt hat.

Seit die Staatsanwaltschaft gegen Joachim Wolbergs ermittelt und dieser – flapsig ausgedrückt – nichts mehr zu melden hat, sind in der Tageszeitung umfangreiche Recherchen und Berichte zur Challenge erschienen, in denen die Bekanntschaft zwischen Wolbergs und den Tajsichs nun plötzlich ausführlich thematisiert und nach möglichen Ungereimtheiten geforscht wird.

CSU-Chef Rieger: “Chaos, dilettantisch, Mauschelei”

Aktueller Aufhänger ist der Fünf-Jahres-Vertrag zur Ausrichtung der Triathlon-Veranstaltung, den die Purendure GmbH der Tajsichs mit der Stadt geschlossen hat. Dieser sei „auffällig schwammig formuliert“, heißt es in einem Bericht vom 9. September. Die Pflichten der Stadt seien klar geregelt, die der Veranstalter dagegen nicht. Bei den Nutzungsrechten für das Challenge-Logo habe die Stadt „komplett geschlafen“, zitiert die MZ einen Rechtsanwalt. Bei der Stadt habe kein Jurist den Vertrag geprüft.

Flankiert wird diese Berichterstattung von beißender CSU-Kritik. Die Fraktion im Stadtrat hatte zunächst einen Antrag gestellt, eine Kündigung des Vertrags zu prüfen. Nachdem dieser Antrag abgelehnt wurde, folgte unter der Überschrift „Challenge-Chaos“ eine Pressemitteilung, die es in sich hat. CSU-Chef und Landtagsabgeordneter Franz Rieger fordert eine rechtliche Überprüfung des Vertrags und prangert eine „mögliche Dienstpflichtverletzung des Oberbürgermeisters“ an. Zudem kündigt er an, dass die CSU „eine staatsanwaltschaftliche Überprüfung des Pleite-Geschäfts“ erwäge. Und Rieger wird noch deutlicher und deutet strafbare Handlungen an, wenn er sagt: „Der Vertrag ist dilettantisch. Wolbergs hat ihn mit seinen Freunden ausgemauschelt.“

Staatsanwaltschaft sieht keinerlei Anfangsverdacht

Diese Erklärung ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Denn tatsächlich hat die Staatsanwaltschaft den Vertrag zwischen der Stadt Regensburg und der Purendure GmbH bereits überprüft – auf Initiative von CSU-Stadtrat Christian Schlegl. Dieser war im Zuge der Ermittlungen in der Korruptionsaffäre mit einem entsprechenden Hinweis (flankiert durch Artikel von regensburg-digital) zur Staatsanwaltschaft gegangen.

CSU-Chef Rieger keilt gegen Joachim Wolbergs und die Tajsichs. Fotos: Archiv

CSU-Chef Rieger keilt gegen Joachim Wolbergs und die Tajsichs. Fotos: Archiv

Wie Oberstaatsanwalt Theo Ziegler unserer Redaktion bestätigt, wurden im Zuge dessen zunächst Unterlagen des städtischen Sportamts beschlagnahmt. Ebenso wurde Sonja Tajsich von der Kripo als Zeugin vorgeladen. Eine Vernehmung fand allerdings nie statt. Ziegler dazu: „Derzeit bestehen für die Staatsanwaltschaft keine zureichenden Anhaltspunkte, um die Angelegenheit in einem förmlichen Ermittlungsverfahren zu untersuchen.“ Anders ausgedrückt: Es besteht nicht einmal der Anfangsverdacht einer Straftat.

Challenge-Vertrag und Ironman-Vertrag im Vergleich

Erstaunlich ist die Empörung über den Challenge-Vertrag aber auch noch unter einem anderen Gesichtspunkt. regensburg-digital liegt neben diesem Vertrag auch jener vor, den die Stadt 2010 mit der Xdream Sports & Events GmbH zur Ausrichtung des Ironman geschlossen hat – unter Ägide von Oberbürgermeister Hans Schaidinger, auf Initiative und mit den Stimmen der CSU.

Weite Teile beider Verträge sind nahezu wortgleich gefasst. Die darin aufgeführten Pflichten der Stadt unterscheiden sich lediglich in Details. Die Höhe der Ausfallgaratien – sollten sich nicht genügend Starter finden – ist zwar leicht anders formuliert, macht aber keinen nennenswerten Unterschiede. Im Höchstfall wären sowohl beim Ironman (weniger als 7.500 Starter in fünf Jahren) wie auch beim Challenge (weniger als 1.800 Starter pro Jahr) 75.000 Euro pro Jahr fällig geworden.

Auch für die viel kritisierten, „schwammig formulierten“ Pflichten des Veranstalters gilt: Das Meiste ist nahezu wortgleich formuliert. Eine Ausnahme ist beispielsweise, dass sich die Purendure GmbH im Rahmen des Challenge-Programms verpflichtet, unter anderem ganzjährig Schwimmnächte und Lauftreffs zu veranstalten, sowie Talentförderung zu betreiben. Im Ironman-Vertrag findet sich dazu nichts. In dessen Vertrag wird dagegen versprochen, bei jeder Veranstaltung mindestens 50 Startplätze für den Ironman Hawai zu vergeben (was die Challenge nicht kann). Daneben hat die Stadt bei der Challenge das Recht, Luftaufnahmen der Veranstalter zu nutzen, beim Ironman nicht.

Stadt hat keine zentrale Vertragsabteilung

Die Stadt Regensburg räumt auf Nachfrage ein, dass man den Ironman-Vertrag als Vorlage für den Challenge-Triathlon genutzt habe. Auch den Vorwurf, dass kein Jurist den Vertrag geprüft habe, lässt man nicht gelten. Es gebe „keine zentrale Vertragsabteilung“ bei der Stadt Regensburg. „Das Rechtsamt und das Rechtsreferat beraten und prüfen Verträge dann, wenn sie von den Ämtern oder Referaten darum gebeten werden.“ Das sei in diesem Fall nicht geschehen und darin sieht man bei der Stadt auch keine Verfehlung:

„Der Beschluss des Sportausschusses hat Eckdaten festgelegt, auf denen der Challenge-Vertrag basiert. Der Vertragstext formuliert inhaltlich die beschlossene Maßnahme und verwendet dabei Textpassagen des Ironman-Vertrages aus dem Jahr 2010. Der Vertragstext hält sich im Rahmen der Vorgaben und ist nicht zu beanstanden. Das Vier-Augen-Prinzip ist eingehalten worden; der Vertrag ist von den zuständigen Referaten und Fachdienststellen mitgezeichnet worden.“

Heuchlerische Kampagne

Ohnehin wirken all die Vorwürfe wie ein Sturm im Wasserglas, eine Kampagne, in deren Zuge der Versuch unternommen wird, teils berechtigter, teils überzogener Aufregung über eine weitere Großveranstaltung (Sperrungen, Lärm, Müll, Kosten etc.) einen bislang nicht zu belegenden Drall in Richtung Korruptionsaffäre zu geben. Größter Aktivposten dabei ist die CSU, die – wenn sie ihre eigene Kritik ernst nimmt – sich selbst in ihrem Abstimmungsverhalten „dilettantisch“ und ihren damaligen Oberbürgermeister Hans Schaidinger als „Mauschler“ bezeichnen lassen muss. Doch tatsächlich muss man eher konstatieren: Mit ihrer letzten Pressemitteilung outen sich die Partei und ihr Vorsitzender Franz Rieger als billige Heuchler.

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Kommentare (13)

  • Mr. T

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    Ich weiß nicht, wie sie es machen, aber die CSU schafft es im lokalen Dilettanten-Limbo immer wieder, noch einen drunter zu setzen.

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  • Lenerl

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    Endlich sagt das mal jemand. Gut, dass wir regensburg digital haben.

    Die CSU in Regensburg scheint vergessen zu haben, dass sie nicht die „Guten“ im Regensburger Politik- Spiel sind, sondern die Vorlage. Das Original sozusagen. Dass sich Herr Wolbergs blöderweise im Politikstil vertan hat (nach all der Zeit unter Schaidinger), das ist das Glück der CSU. Besser macht es sie nicht. Ich würde mich als CSUler jetzt einfach mal zurücklehnen, nichts sagen und vielleicht zwischendurch 5 Minuten nachdenken. Wenn´s möglich ist.

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  • Ernst Seler

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    Danke für die aufklärenden Tatsachen. Sie zeigen auf wie das Zusammenspiel von Medien und Politik im Einzelfall funktionieren!

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  • buergerbegehren korruptinssumpf schaidinger/wolbergs

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    Pack schlägt sich, pack verträgt sich.
    Sobald CSU und SPD wieder zusammen an den Sautroegen der Macht saufen können, werden sie alles vergessen haben, worüber sie sich vorher geschlagen haben.
    Gibt’s eigentlich was neues in Sachen Aufklärung des schaidinger-wolbergs-Sumpfes mit Hilfe von Transparency international?

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  • Ralph

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    Schaut man sich das veröffentlichte Schwarzbuch 2017 und speziell das von der CSU regierte Bayern an, bemerkt man sehr deutlich das ein Klagen über 200 000 Euro Veranstaltungsunterstützung ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Die CSU ist doch total unglaubwürdig – in allem was Sie tun.

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  • Matthias Beth

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    Herr Aigner, danke für diese aufklärende Berichterstattung zu der die “Mittelmäßige” in Regensburg nicht fähig ist oder nciht fähig sein will!

    Die Mitglieder des CSU-Kreisvortandes ahben entweder selber ein Kurzzeitgedächtnis oder glauben die Bürger in Regensburg haben ein Kurzzeitgedächtnis.
    Das Original der ganzen Korruptionsaffäre haben führende Köpfe der Regensburger CSU, Herr ex OB Hans Schaidinger, alle drei ex. Stadträte Schlegl im Stadtrat gestaltet und dessen Netz geknöpft, die SPD unter Herrn Wolbergs und Herrn Hartl haben dieses nur schlecht kopiert und fortgeführt!
    Herr Dr. Rieger und sein CSU Kreisvorstand sollten sich zurücklehnen, nichts sagen und zunächst vor der eigenen Hautüre kehren!

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  • John Maier

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    Denkt man, man kann das Niveau nicht mehr unterbieten, dann schafft dies die CSU!

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  • Nina v. d. Gang

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    Warum den so sauer, ich lach mich kaputt: so ‘wirkt das Handeln eines Dilettanten oftmals belustigend, was näher an der ursprünglichen Wortherkunft ist’
    Berühmte Dilettanten:
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Dilettant

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  • Tom

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    Das ist so armselig!

    Wir haben hier offensichtlich einen klassischen Fall von massiver “Freunderlwirtschaft” zum Nachteil der Regensburger Steuerzahler und dann taucht endlich irgendwann ein CSU-Nebenaspekt auf und alle CSU-Basher inkl. dem Artikelschreiber treten sofort auf den Plan!

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  • Lothgaßler

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    Darin liegt doch ein Teil des Problems: Eine schon nicht gute Vertragsvorlage wurde kopiert! Und wiederum wurde auf im Hause vorhandenen Rechtsbeistand verzichtet, obwohl die Stadt Risiken eingegangen ist. Warum wird so verfahren, weil immer schon so verfahren wurde, oder weil dies politisch so vorgegeben wurde?
    Klar, die CSU baut auf schnelles Vergessen und verweist auf ihren Widerstand und Protest. Traurig ist, dass die “bunte Koalition” sich so vorführen lässt und scheinbar unfähig oder unwillig ist dagegen etwas zu tun. Nicht allein der politische Gegner gehört in den eigenen Mist getunkt, vielmehr muss die Verwaltung (zumindest in Teilen) erneuert werden (Personen und Abläufe/Zuständigkeiten).
    Der bzw. die thematisierten Verträge zeigen ja, dass hier sowohl Verwaltung als auch politische Führung keinen guten Job gemacht haben.

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  • Regensburg, die Challenge und der Prinz von Zamunda » Regensburg Digital

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    […] Zu Unrecht zwar, wie eine Prüfung der Staatsanwaltschaft und ein Vergleich der Verträge für Ironm…, aber spätestens mit Bekanntwerden der Ermittlungen gegen Wolbergs im Juni 2016 dürfte es schwer bis unmöglich für die Tajsichs gewesen sein, Sponsoren für die ohnehin umstrittene Veranstaltung zu finden, um das zuvor unterschätzte Defizit noch irgendwie zu decken. Geld verloren haben, abgesehen von der Challenge Family GmbH, alle Beteiligten: Die Stadt Regensburg und Rennorganisator Thomas Tajsich. Der hat sich mit einer Mischung aus übertriebenem Optimismus, Selbstüberschätzung und Vertrauen auf den damals noch völlig unumstrittenen und beliebten Oberbürgermeister in ein Abenteuer gestürzt, bei dem ihn viele bestärkt haben und steht nun allein da. […]

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  • Aus dem Redaktionstagebuch » Regensburg Digital

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    […] 2018 noch stattfindet oder nicht. Die Frage zu dem öffentlich heiß diskutierten Thema – sogar Verträge wurden offengelegt – wird am Dienstag in nichtöffentlicher Sitzung […]

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