Digitale Bildung als Schlüssel
PM des SPD-Ortsvereins Kumpfmühl/Königswiesen/Ziegetsdorf
SPD diskutierte mit Experten über Netzpolitik
Die Digitalisierung schreitet voran. Für viele ist dies ein Segen, anderen ist die Entwicklung nicht ganz geheuer. Dieses Spannungsverhältnis beleuchtete der SPD-Ortsverein Kumpfmühl/Königswiesen/Ziegetsdorf in seiner Diskussionsveranstaltung „Digital leben dahoam. Netzpolitik vor Ort“. Hierzu hatten die Genossinnen und Genossen um den Vorsitzenden Dr. Thomas vier hochkarätige Experten eingeladen. Deren einhelliges Fazit am Ende der Veranstaltung: Digitale Bildung ist der Schlüssel.
Wie breit das Themenfeld der Veranstaltung war, zeigte auch die Auswahl der Referenten und ihrer unterschiedlichen Eingangsstatements, die Moderator Bastian Vergnon, Bildungsbeauftragter des Ortsvereins, einforderte. Alexander Rupprecht, Geschäftsführer der R-Tech GmbH und des Regensburger IT-Speichers, erläuterte, dass bei Unternehmen das Thema fast ausschließlich als Chance und weniger als Gefahr gesehen werde. Er räumte aber ein, dass mit der Digitalisierung auch Risiken verbunden seien, vor allem im Bereich der IT-Sicherheit, als Beispiel nannte er den aktuellen Cyberwar gegen die Regierung.
Doris Aschenbrenner, Dipl.-Informatikerin und netzpolitische Sprecherin der BayernSPD, brach das Thema Netzpolitik auf die Grundwerte der SPD – Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität – herab. Denn Netzpolitik sei nicht nur Teil der Innenpolitik, sie sei in allen Bereichen des Lebens präsent. So widerspreche die Vorratsdatenspeicherung der Freiheit als Grundrecht. Die Frage des Zugangs betreffe den Grundwert „Gerechtigkeit“. Denn noch immer gäbe es einige Regionen, die schlecht ans Internet angebunden seien oder kaum Handyempfang hätten. Diese seien dadurch auch in der Industrieansiedlung benachteiligt. Open-Community-Projekte wie Wikipedia stünden für „Solidarität“.
Alexander Holl, Referent bei der Google Partner Akademie und ehemaliger Director bei AltaVista und Yahoo, machte deutlich, dass für ihn „Netzpolitik kein Altersthema ist“. Das laufe nicht nach dem Motto „die Jungen nutzen das, die Älteren kennen sich nicht aus“. Vielmehr gebe es eben diejenigen, die ständig im Netz unterwegs seien, und diejenigen, denen das Thema eher Angst mache. Gerade als Vater zweier Kinder sei ihm die digitale Bildung eine Herzensangelegenheit.
Den Blickwinkel der Medien brachte Christian de Vries, Leiter der Online-Redaktion beim Medienhaus „Der Neue Tag“ ins Spiel. Er erläuterte, dass sich Tageszeitungen immer schwerer täten und hier langsam ein Umdenken stattfinde. So würden viele immer mehr auf Online-Produkte setzen.
Derart unterschiedlich wie das Podium besetzt war, waren auch die Fragen, die im Anschluss an die kurze Vorstellungsrunde auf die Experten einprasselten. Wieso lässt sich der Bundestag so leicht hacken? Wie sicher sind eigentlich meine eigenen E-Mails? Werden diejenigen, die sich nicht in der digitalen Welt bewegen, abgehängt? Kommen ältere Leute einfach irgendwann nicht mehr mit? Wann kann ich endlich online wählen, online zahlen? Werden manche Entwicklungen nicht zu vorschnell der Digitalisierung zugeschrieben? Bei all den vielen Fragen, die gestellt und auch beantwortet wurden, kam ein Aspekt aber immer wieder durch, den IT-Speicher-Chef Rupprecht auf den Punkt brachte: „Zentrales Thema dieser Diskussion ist doch das Spannungsverhältnis zwischen dem Nutzen und dem Komfort, den ich habe, auf der einen Seite und den Folgen und Risiken auf der anderen.“ So seien einige über die Risiken nicht gut genug informiert, andere schlichtweg zu unvorsichtig. Verschlüsseln sei aufwändig und WhatsApp einfach zu benutzen, und wer lese heutzutage schon die AGBs. Zudem habe jeder die Möglichkeit, vor Ort einzukaufen, dennoch würden viele den bequemeren Weg übers Online-Shopping wählen. De Vries ergänzte, dass die Digitalisierung ganz viel Angst oder ganz viel Freude bereite, aber „selten vernünftig nachgedacht werde“. So überrolle die Technologie sämtliche Institutionen. Er fordere deshalb, Internetverständnis in den Lehrplan aufzunehmen und auch besser in die Lehrerfort- und ausbildung aufzunehmen. Zudem müsse sich aber auch jeder selbst an die eigene Nase fassen. Denn noch immer gäbe es genug Menschen, die immer und für alles dasselbe Passwort nutzten. Da müsse man eben auch selbst aktiv werden und sich informieren. Er stelle aber immer wieder fest, dass Beiträge zum Thema Netzsicherheit und Vorratsdatenspeicherung auf wesentlich weniger Interesse stießen als jede „Blaulichtgeschichte“. Das Thema mache zwar vielen Angst, genauer damit beschäftigen würden sich viele aber dennoch nicht.
Ein ähnliches Beispiel führte Holl an: Google, Amazon, Facebook und Co. stellten den Nutzer so ins Zentrum, dass andere langsam untergehen würden. Viele bemerkten diese Gefahr und schimpften auf die Monopolisierung, wenn es um den schnellen Einkauf geht, würden sie dann aber doch online bestellen oder die immergleiche Suchmaschine benutzen.
Am Schluss waren sich alle Referenten einig: Die Digitalisierung ist nicht aufzuhalten. Sie ist nicht völlig unkritisch zu sehen, birgt aber viele Chancen, die es zu nutzen gilt; die Risiken gelte es mit digitaler Bildung zu minimieren.