Dieser Platz wird schöner werden
Der Dachauplatz soll aufgewertet werden. Im Moment ist man aber vor allem mit archäologischen Untersuchungen beschäftigt.
„Dieser Platz ist abgrundtief hässlich.“ Oberbürgermeister Joachim Wolbergs hat eine klare Meinung zum Dachauplatz. Allein ist er damit nicht. Deshalb hat der Stadtrat beschlossen, 150.000 Euro auszugeben, um den Platz neu zu gestalten und die „Aufenthaltsqualität zu steigern.“
Von den konkreten Plänen erzählt Wolbergs am Dienstagvormittag direkt vor Ort. Die meisten Details sind ohnehin bereits bekannt. Der Platz soll mit Bäumen begrünt werden – auch als Ausgleich für den nun geplatzten Baumwunsch von Bürgermeister Jürgen Huber am Europabrunnen, wo nun doch langfristig eine „Wasser- bzw. Brunnenlösung” angedacht ist, wie die städtische Pressestelle auf Nachfrage mitteilt.
Für die Neugestaltung des Brunnens am Dachauplatz will man einen Künstlerwettbewerb ausloben. Außerdem möchte man einen Kiosk aufstellen, aber „ohne Konsumzwang“, wie der OB betont.
Funde machen Zeitplan einen Strich durch die Rechnung
All das sollte schon bis zum Bürgerfest im Juni fertiggestellt oder zumindest eröffnungsbereit sein. Doch dann kam es „wie es immer kommt, wenn man in Regensburg gräbt“: Man stieß nur wenige Zentimeter unter der Pflasterdecke auf archäologische Funde.
Das ist auch der eigentliche Anlass für den Pressetermin. Im Nieselregen schwärmt Wolbergs von „richtig spannenden Sachen“, die die Grabungen zutage gefördert hätten, wenn auch „keine Breze“. Der Hintergrund dieser Bemerkung: Erst im März wurde am Donaumarkt die vermeintlich „älteste Breze der Welt” ausgegraben. Diesmal geht es um einen Teil der antiken Römermauer und Fundamente der historischen Klosterkirche Maria-Magdalena des ehemaligen Klosters St. Klara, das in den napoleonischen Kriegen niederbrannte.
„Das ist Alltag in Regensburg“
Dr. Lutz Dallmeier, der stellvertretende Abteilungsleiter für Bodendenkmalpflege und Stadtarchäologie, stellt die einzelnen Funde en Detail vor. Er führt die anwesenden Journalisten um die drei Löcher auf dem Dachauplatz, zeigt Estriche, Mauerwerk, Treppenstufen und den Sockel einer Säule, die die mittelalterliche Kirche einmal in zwei Schiffe teilte.
Dallmeier beschreibt die archäologischen Sondierungsgrabungen als „Routinemaßnahme“. „Das ist Alltag in Regensburg“, sagt er. Über die unterirdischen Reste der Bauwerke weiß man dank früherer Funde und urkundlicher Erwähnungen so einiges – unter anderem, dass die Kirche Maria-Magdalena, die direkt an der historischen Römermauer angebaut war, 1329 über die nun nicht mehr benötigte Mauer „drübergebaut“ werden durfte. Teile dieses Überbaus sind in einer der Gruben am Dachauplatz beispielhaft zu sehen.
„Wir wussten, dass diese Kirche hier drunterliegt“, sagt Dallmeier. Was man nicht gewusst habe, sei, dass es „in 30 Zentimetern Tiefe schon zur Sache geht“. An der Stelle, an dem die Kirche gestanden hatte, war später ein Exerzierplatz angelegt worden. Dabei sei wohl nicht sehr viel Material aufgeschüttet worden.
„Großflächig aufmachen“ will man den Dachauplatz jetzt aber nicht. Das bekräftigen sowohl Dallmeier als auch Kulturreferent Klemens Unger. „Das gibt es ja schon in Pompeji“, scherzt der städtische Archäologieexperte.
Funde haben „nix geändert”
An den Plänen zur Begrünung und Neugestaltung des Dachauplatzes habe sich aufgrund der Funde „nix geändert“, so Wolbergs. Es bleibe bei der Vorgabe, den Platz zu verschönern. Die Pläne würden jetzt eben „in die Befunde eingepasst“. „Wir haben überhaupt keinen Druck.“ Auf dem Platz sei „über Jahre hinweg nix passiert“ – da lasse man sich jetzt nicht „wegen ein paar Monaten unter Druck setzen.“
Dass der Dachauplatz bis zum Bürgerfest schon schöner geworden sein wird, ist derzeit eher unwahrscheinlich. Auch das findet Wolbergs aber nicht schlimm. „Dann wird halt am Bürgerfest gezeigt, was hier gefunden wurde.“
Tayfun
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Mir fallen spontan zwei weitere Plätze ein, die sich in der Altstadt bzw. am rande der Altsdat befinden und abgrundtief hässlich sind. Der eine ist der Bahnhofsvorplatz – jedesmal wenn ich mit dem Zug ankomme denke ich mir “Was muss das für ein erster Eindruck sein für Nicht-Regensburger?” und dann der bereich Alberststraße in Richtung Maximilianstr. Vielleicht sollte die Stadt in nächster Zeit diese zwei “Baustellen” in Angriff nehmen. Ich denke ein schöner Bahnhofsvorlplatz wäre einer – wie man selbst so stolz immer sagt – wirtschaftsstarken Stadt würdig.
Thea Jagga
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>„Dieser Platz ist abgrundtief hässlich.“ Oberbürgermeister Joachim <
Was Wolbergs plötzlich feststellt, wissen die Regensburger seit Jahrzehnten.
Aber warum wird dieser 'Vorgarten' nicht vom IZ gesponsert.
Der Quadratmeterpreis für die Neugestaltung des Platzes kostet wesentlich weniger als der bei den Karmelitenpalais Luxusapartment.
http://www.regensburg-digital.de/karmeliten-palais-neue-spitzenpreise-fur-wohnraum/28062012/
Peter Kern
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„Aufenthaltsqualität zu steigern.“ – an einem Platz, um den den ganzen Tag Autos drumrum fahren? Überall wird die Stadt hässlich, und ausgerechnet dort soll sie jetzt auf zehn Quadratmetern schöner werden? Ich versteh das alles nicht, außer: Geld ist offenbar genug da.
Und: “„Großflächig aufmachen“ will man den Dachauplatz jetzt aber nicht.”
Haha, schon lange nicht mehr so gelacht! Arbeiten. Hahaha!!
Mathilde Vietze
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Erstens ist Joachim Wolbergs noch nicht “seit Jahrzehnten” OB von
Regensburg und zweitens würden sich dieselben, die sich jetzt
künstlich aufregen, herummotzen, wenn nichts geschähe. Nie-
mand beabsichtigt, den Dachauplatz zur Prachtmeile aufzu-
stylen, aber eine kleine Verschönerung hat er auf jeden Fall
dringend nötig.
Franz
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Ich bin mit Sicherheit kein Gegner von Kultur, Kunst und Geschichte. Aber sollte man bei solchen Fundstücken nicht immer die Frage stellen und beantworten, welche zusätzlichen bzw. neuen Erkenntnisse gewinnt man daraus, die die noch lebenden Bürger oder Besucher der Stadt Regensburg oder die Menschheit allgemein irgendwie voranbringen?
Wie viele historische Gebäude, Brücken usw. sind z. B. im letzten Weltkrieg ganz gezielt oder als Kollateralschaden zerstört worden und das nicht nur auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland?
MfG
Franz
Reinhold Breuer
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Ich rege an, das weitere Umfeld gestalterisch einzubeziehen und die Überbauung der Dr-M-L-Straße am Parkhaus Dachauplatz bis zu diesem hin zu vervollständigen (symetrisch oder asymetrisch). Zum Vergleich: Die Erweiterung des Torbaus am Südende der Steinernen Brücke ist zwar asymetrisch, aber dennoch attraktiv.
Könnten dem Gestaltungsbeirat zu dieser Möglichkeit per Fotoshop ergänzte Fotos von der Minoritenkirche aus mit Dachauplatz und mit dem vervollständigten Straßentorbau vorgelegt werden?