23 Feb2010
Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Kultur-Unger
Kulturreferenten Klemens Unger (re. im Bild) hat Ärger. Derzeit muss er sich mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde auseinandersetzen. Robert Werner, Kenner der Regensburger Geschichte und Mitglied im Historischen Verein für Regensburg und die Oberpfalz, fordert Konsequenzen für Ungers Gedenkinschrift in Stadtamhof und seine Versäumnisse in Zusammenhang mit der städtischen Publikation „Regensburger Hochfinanz”.
Das von den Museen und dem Archiv der Stadt herausgegebene Buch hatte der renommierte Universitätsverlag kürzlich aus seinem Programm genommen. Die Restauflage wird vernichtet. In dem 2003 erschienenem Buch wird der Antisemit und NS-Karrierist Wilhelm Grau als ernstzunehmender Historiker ausgewiesen. Das Buch zeichnet sich zudem durch einen wenig kritischen Umgang mit einer Publikation Graus aus, die unter Fachleuten bereits in den 80ern als „nationalsozialistische Hetzschrift” bekannt war.
Kulturreferent Unger hatte es als Hauptverantwortlicher jahrelang versäumt, ein Blatt mit entsprechenden Korrekturen beilegen zu lassen. Als er auf Nachfrage durch unsere Redaktion ein veraltetes, inhaltlich peinliches und eigentlich bereits verworfenes Beiblatt an den Verlag verschicken ließ, zog der Geschäftsführer Konsequenzen und nahm das Buch aus dem Programm.
Bereits vor über sechs Jahren hatte Robert Werner die Stadt Regensburg, allen voran Kulturreferent Klemens Unger, über die Kritikpunkte an der städtischen Publikation informiert. Er hat jetzt eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Unger erhoben – wegen des Verdachts auf „grobe Dienstvergehen”. Werners Schreiben liegt unserer Redaktion vor.
Er listet darin detailliert den Briefwechsel mit der Stadt, nicht gehaltene Versprechen und diverse Versäumnisse auf. Die Entscheidung des Verlags bezeichnet Werner als „beachtliche und längst überfällige Korrektur, die leider nicht von der Stadtverwaltung vollzogen, sondern durch ihr Nicht-Handeln provoziert wurde”.
Ein zweiter Punkt der Beschwerde widmet sich der von Unger veranlassten Inschrift am Pylonentor in Stadtamhof („1809 Schreckenstage durch Napoleon – zum Gedenken an die Opfer”). „Der Inhalt der Schrift ist weder sachlich richtig, noch gedenkpolitisch sinnvoll”, schreibt Werner und befindet sich damit in Einklang mit der gängigen Geschichtsschreibung, dem Historischen Verein für Regensburg und Oberpfalz, der dezidiert ein Änderung der Inschrift fordert, und Experten wie Dr. Marcus Junkelmann. Nicht Napoleon, sondern die Österreicher hatten Stadtamhof 1809 in Brand geschossen.
Unger hatte diese Inschrift ohne Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege einmeißeln lassen. Eine Genehmigung von dort gab es nicht. Das hat das Landesamt unserer Redaktion auf Nachfrage erneut bestätigt.
Oberbürgermeister Hans Schaidinger hatte Unger kürzlich in Schutz genommen: Die Stadt als untere Denkmalschutzbehörde habe für die Genehmigung der Inschrift gesorgt, so der OB. Das heißt im Klartext: Unger hat sich die Inschrift selbst genehmigt. Er ist direkter Vorgesetzter des Amts für Archiv und Denkmalpflege, damit der der unteren Denkmalschutzbehörde.
„Herr Unger konnte bislang nicht einen Fachkundigen aufbringen, der seine abwegigen Ansichten in diesem historischen Sachverhalt stützt”, schreibt Werner. Er bezeichnet das Vorgehen Ungers als „nicht demokratisch legitimierten vergangenheitspolitischen Willkürakt”. Mit Blick auf Ungers Äußerungen dazu spricht Werner von einer „Desinformationskampagne”. Der Kulturreferent verkürze historische Sachverhalte, wälze wider besseren Wissens die Verantwortung für die Inschrift auf den Stadtamhofer Heimatverein ab und verschweige bewusst wesentliche Informationen in Zusammenhang mit der Genehmigung der Inschrift.
Die Motivation für seine Beschwerde legt Werner am Ende seines Schreibens dar.
„Historische Unwahrheiten, antifranzösische Ressentiments und antisemitische Stereotypen sollten von einer Kommune bzw. deren Stadtverwaltung bekämpft und nicht, sei es in Stein gemeißelt, oder in einer städtischen Publikationsreihe verpackt, verbreitet werden.”
Patricia Wehrmann
| #
Danke, Herr Werner !
Bernhard
| #
Unger war als K-Referent nie tragbar, ist nicht tragbar und wird es nie sein. dass er es trotzdem ist, ist ein armutszeugnis für csu und spd, die ihm gemeinsam wieder zu diesem posten verholfen haben. ludwig-statuen auf den domplatz saufen und irgendwelchen altbackenen zeugs als regensburger kulturprogramm organisieren. das gehalt für diesen mann einzusparen und stattdessen den gegenwert in bier in die donau kippen, wäre kulöturell wertvoller. aber: regensburg hat es anscheinend nicht anders verdient. biedermeier-kultur vom oberbürgermeisterlichen punchingball.
Historiker
| #
Gegenüber Herrn Unger scheint jedermann eine Art Beißhemmung zu haben. Ich frage mich, warum!
Herr Unger hat laut Angaben der Stadt Regensburg Kunstgeschichte, Geschichte und Erziehungswissenschaften studiert.
So what?
Sollte man meinen.
Hans Wallner
| #
Ich finde,
so schlecht ist Regensburg nicht,
dass es nicht einen besseren Kulturreferenten
(natürlich darfs auch eine Referentin sein)
verdient hätte.
Leider scheinen das immer noch nicht genügend Bürger und ihre “Vertreter” im Stadtrat so zu sehen, oder?
Kulturinteressierte
| #
Der Volksmund sagt “es kommt nix Besseres
nach!” Das sollten sich all diejenigen hinter
die Ohren schreiben, die an allem, was der vor-
malige Kulturdezernent Dr. Bernd Meyer machte,
herumnörgelten. Meyer war wenigstens noch ein
Mann mit Format, auch wenn er – wie jeder von
uns – Fehler gemacht hat.
peter.sturm
| #
@historiker
“Herr Unger hat laut Angaben der Stadt Regensburg Kunstgeschichte, Geschichte und Erziehungswissenschaften studiert.”
meines wissens ist herr unger reisekaufmann von beruf.
dieser befähigung entsprechend führt er sein amt.
Gonzo
| #
Ist doch Wurscht!
Wichtig ist nur, dass das Bier schmeckt!
Prost!!
gifthaferl
| #
meines wissens ist herr unger reisekaufmann von beruf.
dieser befähigung entsprechend führt er sein amt.
Von peter.sturm am 24. Feb 2010, 12:52 Uhr
Was für Nachkriegskarrieren in dieser Stadt noch möglich sind!
Anderswo geht schon ewig nix ohne Promotion für solche Jobs.
Passt aber perfekt zum Stil des “Hauses”.
Kultur ist wie alles andere in dieser Stadt rein als Kommerz zu sehen, bzw. dem untergeordnet.
Wen interessiert da schon historische Richtigkeit, oder gar Antisemitismus.
In der absoluten Monarchie Regensburg wäre es doch nur lästig, wenn sich ein Kulturreferent inhaltliche Gedanken zu diesem und jenem machen würde/könnte, am Ende gäbe es mal Widerspruch.
Gibt es hier nicht – von niemand, basta, egal was – alternativlos!
Nachdenken
| #
Meines Wissens hat H. Unger ein Studium nie vollendet. Sein Wiedersacher Dr. Tittel hat ihn einmal als abgebrochenen Kunststudent bezeichnet und dafür eine Abmahnung kassiert. Nach dem Tod seines Vaters hat er das Studium niedergelegt oder vielleicht auch abgebrochenen und dessen Einzelhandelsgeschäft, ich glaube es waren Lebensmittel etc., geführt. Er hat eine Lehr oder Ausbildung als Einzelhandelskaufmann absolviert und war später beim ostbayerischen Fremdenverkehrsverband beschäftigt.
Alexander Holz
| #
Schaidnger konnte ja auch nicht sogleich in den höheren Dienst. Da er als Amtmann unter Viehbacher nicht einsteigen wollte/konnte, mußte er erstmal Angestellter werden und dann mit Zustimmung des Landespersonalausschuss in den höheren Dienst übernommen werden. Dank Gastinger!!!!!!!
Matthias Beth
| #
In Regensburg waren in den vergangenen Jahren einige Karrieren möglich! Wozu ein Studium absschließen oder sich für den höheren Dienst bewerben und eine Prüfung ablegen, wenn es die Parteibuchwirtschaft erlaubt Abkürzungen zu nehmen, sei es für H. Unger oder für H. Schaidnger!
Bernhard
| #
@beth @holz
irgendwie kriegt man einfach immer den bogen zum schaidinger-beschimpfen, oder?
Alexander Holz
| #
@bernhard:
Mit welchen Worten und Taten wurde Ihr Herr Schaidinger hier beschimpft? Das zweite Staatsexamen, die Zulassung für den Höheren Dienst, fehlt ihm. Das wissen Sie doch am besten.
nachdenken
| #
H. Unger hat kein Studium abgeschlossen.