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Glosse

Die Tolerantel: Nur die Maschine versteht mich und weiß, was ich will.

Toleranz ist eine löbliche Eigenschaft, die den meisten Menschen aber erst mühsam eingeprügelt werden muss. Der Abschwung im Regensburger Einzelhandel ist nämlich gar kein richtiger Abschwung, sondern bloß ein Anlaufnehmen mit neuen Konzepten, hinauf in ungekannte Höhen!

Weihnachten kommt endlich wieder, und das wurde auch höchste Zeit, weil sonst der Regensburger Winter echt nicht viel zu bieten hat. Weihnachten ist auch einer der ganz wenigen Termine, bei denen Regensburg nicht drei Wochen hintendran ist. Pünktlich am 24. Dezember kommt das Christkind, Koalitionskrach hin oder her. So soll das sein. Und alle acht Meter ein Christkindlmarkt, wobei Gottseidank nur die wenigsten romantisch sind, so dass man sich in Ruhe ein paar Glühwein hineinpfeifen kann.

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Wie der Chef der IHK liebe ich die Beschaulichkeit dieser Tag in der Regensburger Altstadt, die staade Zeit, in der jetzt alles menschliche Hetzen zum Erliegen kommt. Zwangsläufig eigentlich, wenn man sich den Verkehr so anschaut.

Wo sich nichts bewegt, kann man auch nichts zum Stillstand bringen.

Insofern kann ich auch seiner Empörung wegen dieser angeblichen Störaktion von diesen sogenannten Klimaklebern nicht zustimmen. Ich finde, das war ein ziemliches Armutszeugnis von den Uhu-Fetischisten. Jetzt den Verkehr behindern. Jetzt! Ich mein, also, da hätten sie auch U96 in den Bavaria Filmstudios am Abtauchen hindern können. Wo sich nichts bewegt, kann man auch nichts zum Stillstand bringen. Das ist aristotelisch, glaub ich. Oder doch eher stoisch.

Ich glaube, die meisten Autofahrer haben gar nicht gemerkt, dass sie jetzt wegen denen nicht weiterkommen. In der Obermünsterstraße sitzen Menschen in ihren Autos und werden von der Kontinentaldrift überholt.

Das alles ist aber eben doch nichts anderes als ein Beleg für die ungebrochene Attraktivität der Altstadt, deren verfrüht angestimmter Abgesang jetzt im fröhlichen Klingeling der Glöckchen untergeht. Jaha, die Altstadt wird dermaßen überrannt, dass auch der letzte Nörgler zugeben muss, dass es wurschtegal ist, ob man in einem Auto oder in einer Stadtbahn nicht vom Fleck kommt.

Endlich muss die Stadt nicht mehr selber anmieten…

Der ich-hab-ja noch-Horten-gesagt-Kaufhof hat jetzt zwar endgültig zugemacht, aber das fällt im Gewusel so wenig auf, wie wenn beim FC Bayern der Vize-Rasenheizungsentlüfter in Rente geht. Wir stehen nämlich bereits jetzt schon an einem Punkt, wo die Stadt einzelne Leerstände nicht einmal mehr selber anmieten und irgendwie bespaßen muss! Oder ohne Bespaßung anmieten, was sie ja auch gerne macht.

Das liegt nun daran, dass sich anstatt des unzeitgemäßen Einkaufskastens kleine, moderne, attraktive und dezentrale Shopping-Gelegenheiten etabliert haben, die genau auf den veränderten Bedarf unserer Zeit zugeschnitten sind.

Ich rede, natürlich, von den vielen neuen Automatenläden, die es in der Stadt mittlerweile gibt, und die so ziemlich den kompletten Alltagsbedarf abdecken, vielleicht mal abgesehen von Einbauschränken und Kurbelwellen, aber das kommt bestimmt auch bald. Jedenfalls kommen die neuen Läden unglaublich gut an; schon wegen ihrer durchgängigen Öffnungszeiten, und bestimmt auch, weil die ganzen Menschen, die vorher ihre Jobs verloren haben, jetzt endlich genug Zeit zum Einkaufen mitbringen.

Ein Überblick über Regensburgs Automatenläden

Gerade jetzt werden diese Läden auch immer wichtiger für die Zentralregensburger, weil, wenn von außen keiner mehr reinkommt, dann wird’s auch schwer, zum Einkaufen rauszukommen, und vor dem neuen Edeka am Neupfarrplatz liegen gerade zu viele Lebkuchen-Landminen, um gefahrlos hinzugelangen.

Als stolzer Mitarbeiter von Regensburg Digital, dem Organ, das immer schon näher am Bürger war als, zum Beispiel, „Der moderne Philatelist“, ist es mir ein besonderes Vergnügen, hier einen weihnachtlichen Automatenladen-Shoppingguide zu veröffentlichen. Advent, Automaten, Alkohol. Weihnachten kann kommen.

Als ersten Automatenladen möchte ich den meines Wissens ersten seiner Art hier erwähnen, nämlich den in der Gesandtenstraße da beim Foto Zacharias. Der heißt, wie ich selbst erst im Zuge meiner extensiven Recherchen erfahren habe, „Der neue Tante-Emma-Laden“, und das ist natürlich ein dermaßen uncooler Name, dass man auch gleich noch eine Bedienung mit reinstellen hätte können.

Weihnachten für alle

Dafür ist es der meines Erachtens nach weihnachtlichste aller Konkurrenten. Also, weniger 24. Dezember., sondern eher zweiter Weihnachtsfeiertag, wenn einem die Verwandtschaft schon genauso zum Hals raushängt wie der Spekulatius. Die Automaten tragen die Spuren etlicher Einbruchsversuche; Glas ist gesplittert und Blech verbogen, und trotzdem erfüllt der Laden unerschütterlich seine Pflicht, genau wie die durchschnittlich lädierte Familie unserer Zeit.

Das Angebot ist nicht riesig, aber ausreichend. Diverse Nikotine, Essen eher von nachrangiger Bedeutung, dafür eine kleine Auswahl an Bieren: Augustiner, Spital, Chiemseer, bisserl ein Despo für die Kinder, und Fanta und Spezi für den nächsten Morgen.

Fazit: Der Laden für das traditionelle Weihnachten ohne Firlefanz.
Negativ: Kein Nuts unter den Schokoriegeln.

Der nächste Laden ist der „Spätsünder“ unten da beim Fischmarkt. Gleich ein viel lustigerer Name! Mit Wortspiel!

Der Laden, dessen Anfänge noch stark hopfenlastig angelegt waren, wurde mittlerweile ordentlich gentrifiziert, das muss man leider so sagen. Twix in verschiedenen Geschmacksrichtungen, Tony’s Schokolade, Weine (mehrere!) und sogar Club-Mate. Was für eine eigenartige Entwicklung. Vielleicht liegt’s an der Nähe zu Stadtamhof. Bier dafür sehr unterrepräsentiert.

Fazit: Fancy Laden für das eher poshe Automatenweihnachten.
Positiv: Die FotoFix-Kabine für das obligatorische Familienfoto zu Weihnachten. Und sie haben Nuts.

Zwei Läden in der No-Drive-Area

Wir gehen in die Obermünsterstraße (man erinnert sich: da hinfahren geht eh nicht; früher No-Go-Area, jetzt No-Drive): gleich zwei Läden buhlen da metallisch glitzernd um Kundschaft und beweisen, dass das einstige Glasscherbenviertel federführend im Wandel zum kundenfreundlichen, weil menschenunabhängigen Einzelhandel ist. Nur einer Maschine kommt das BitteDankeAufWiedersehen derart natürlich über die Lippen bzw. auf den Bildschirm.

Beginnen wir mit dem kumpeligen „Automatenbuddy“ an der Ecke zur Fröhlichen Türken. Da wurde aber mal geklotzt und nicht gekleckert! Für meinen Geschmack ein bisschen zu sehr auf den Nachwuchs ausgerichtet, aber für die Jungen hat Weihnachten ja doch nochmal eine andere Bedeutung, da ist es auch in Ordnung, den Kleinen mit Despo, Becks Gold, Salitos und Corona schöne Feiertage zu bereiten. Ein Boxautomat und so eine Plüschtier-Greifer-Kiste tragen ihren Teil bei zu einem gelungenen Fest.

Auch für die Raucher ist gesorgt, und das ist ja auch wichtig für die strapazierten Weihnachtsnerven. Das Bierangebot eher Standard: Augustiner, Chiemseer, Tegernseer, dafür aber auch ein schwer nachvollziehbar reichhaltiges Angebot an nichtalkoholischen Getränken. Vielleicht speziell für das muslimische Weihnachten; ich kann’s nicht genau sagen.

Fazit: Ein absoluter Familien-Automatenladen, der zu längerem Verweilen einlädt.
Positiv: Auch viel exotischer Genuss, wie etwa Nachos. Und natürlich gibt’s auch Nuts.

Alkopops und Vape-Bedarf

Zu guter Letzt gehört noch der Kiosk24 erwähnt, ebenfalls in der Obermünsterstraße, aber am anderen Ende, gegenüber vom First Class Tattoo. Für dessen Kunden ist die Chance auf einen schnellen Energieschub während einer Sitzung bestimmt auch nicht zu verachten.

Der Laden präsentiert seine Waren rund um einen zentralen Zigarettenautomaten herum, der ganz christbaumig leuchtend die Mitte des Raumes einnimmt. Das Ambiente stimmt also schon mal. Wieder wird viel auf die Bedürfnisse der Jugend geschaut, es gibt etliche Alkopos, und offensichtlich wir heutzutage mehr gevapet als konservativ geraucht. Aber so ist das halt; keine Kritik.

Aber dann: auch als etwas älteres Semester fühlt man sich rundum wohl. Die Bierauswahl ist sensationell, kann man nur sagen. Schlägt die Mitbewerber um Meilen. Hier ist wirklich für jeden Geschmack etwas dabei: Eichhofener, Augustiner (Vollbier UND Edelstoff!), Chiemseer und Tegernseer, sogar ein Radler als leichtes Zwischengetränk, Astra, Paulaner, Oberdorfer Helles, Heineken, 5.0 Biere und sogar auch ein Warsteiner für den Besuch, der vielleicht doch ein bisschen früher wieder gehen sollte.Sensationell.

Im Grunde könnte man die gesamten Feiertage im Kreise seiner Familie nur in diesem Laden verbringen, mit einem Truthahn-Bifi und einem Festbier. Und wenn einen die Kinder nerven, schickt man sie einfach die Straße hoch zum Spielen in den Automatenbuddy. Perfekt.

Fazit: Der Kiosk24 leuchtet als Herberge für die Verlorenen in die Nacht hinaus wie einst die Krippe in Betlehem. Man fühlt sich sofort geborgen, sicher und warm.

Positiv: Man kann sich zum Beispiel mit einem Bier selber überraschen, wenn man beim Bestellterminal die Augen zumacht. So spannend, dann zu sehen, was das Christkind in den Ausgabeschacht geworfen hat! Ob es allerdings ein Nuts gegeben hat, weiß ich nicht mehr.

Kein Lachgas weit und breit

Abschließend gehört noch erwähnt, dass in keinem der Altstadt-Automaten die berüchtigten Lachgas-Kartuschen zu finden waren. Ich sehe das positiv, auch wenn auch ich, ganz besonders an diesen Tagen, schon selbst oft den dringenden Wunsch verspüre, mich mal auf ganz innovative Weise wegzuschädeln. Aber da muss man als Erwachsener auch mal seine Vorbildfunktion wahrnehmen und dem Nachwuchs klarmachen, dass es bei Weihnachten vor allem um ein Gefühl geht und nicht um moderne Besinnlichkeits-Enhancer.

Weihnachten, das ist etwas, das ist in uns drin.
Genau wie das Bier und vielleicht ein paar Erdnussflips.
Und, wenn man Glück hat, auch noch ein Nuts.

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Kommentare (12)

  • thomas otto

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    gips da auch die 20er packung “binisodum”?

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  • joey

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    “die den meisten Menschen aber erst mühsam eingeprügelt werden muss”. Wer muß hier wen prügeln für eine “Toleranz” und was hat das mit Automatenshops zu tun?

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  • Burgweintinger

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    Otto, Ich glaube, die Sorte ist schon ausverkauft, hat wahrscheinlich alle joey geraucht…

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  • joey

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    @Burgweintinger
    ichh denk, daß es dabei um Drogen geht. Nein, damit kenne ich mich nicht aus, Sie offenbar schon.

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  • Daniela

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    Wenn es nicht so traurig wäre, dass die Automaten zu und der Einzelhandel, mit all seiner Menscheleien, ab nimmt, wäre es zum schmunzeln, auch ohne Lachgas.

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  • Burgweintinger

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    Ich kenne mich auch nicht aus, aber ich bin mir ziemlich sicher, es geht nicht um Drogen.
    Tipp: Lesen Sie sich doch den ersten Kommentar laut vor, vor allem das letzte Wort, dann kommen Sie sicherlich drauf, schließlich haben Sie schon so viel erlebt, da dürfte der bayerische Dialekt keine Hürde mehr sein…

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  • Tom Lehner

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    Schwammerl24.de

    es menschelt, auch hier..

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  • tom lehner

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    @ Martin Stein:

    Danke für das “Wegschädeln”! Das hat mir den Dienstagmorgen versüßt. Daran werde ich beim nächsten Tegernseer denken…..

    Frohe lachgasfreie Festtage!

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  • Studi

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    @Daniela
    16. Dezember 2024 um 20:41

    Die Automaten sind wohl kaum eine Konkurrenz zum Einzelhandel. Hauptsächlich wird da ja billig Zeug verkauft wie instant nudeln, tk pizza usw. Alles Sachen die nicht für viel Umsatz Sorgen. Der Einzelhandel wäre eher froh wenn er diese Sachen nicht mehr im Sortiment haben müsste. Sie ziehen auch keine Zahlungskräftige Kundschaft an. Es ist ja auch nicht so dass man sich 10 Tiefkühlpizzen aus dem Automaten zieht.

    Das Angebot an Getränken ist eher eine Konkurrenz zur Gastronomie, bzw Bars, Kneipen und so weiter. Da sind die Preise in den letzten Jahren ja enorm gestiegen. Da die Kundschaft dort vor allem junge Leute sind, mit wenig Geld, ist es nur verständlich, dass man sich jetzt eher mal noch ein Bier beim Automaten holt anstatt gleich wieder einzukehren und das dreifache zu zahlen.

    Wenn man es sich mal genauer überlegt, bedienen diese Automatenshops eine ziemlich offensichtliche Nische. Scheinen sich ja auch zu lohnen.

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  • Native

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    „…. es wird no schlimmer“, sagt die Frau Wimmer.
    Steigerung: Futterkrippe -Kinderkrippe – Weihnachtskrippe – Virusgrippe (Influenza).
    „Husten ist der Wintersport der Armen“. (Thurn und Taxis)
    „Der Auswurf ist die Auster des kleinen Mannes“. (Gerhard Polt)

    Frohe, friedliche, harmonische, fieberfreie Weihnachten für alle Forumsteilnehmer und Leser von RD und „Peace on Earth“

    Späßle zum Fest für Freunde des bissigen Humor. 😊

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  • Günther Herzig

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    @Native
    Sie werden sich doch hoffentlich nicht schon für Weihnachten verabschiedet haben? Es gibt noch so vieles zu beklagen!

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  • Daniela

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    @Studi
    17. Dezember 2024 um 10:36 | #

    Vielen Dank für Ihr Feedback.

    Ich überlege die ganze Zeit schon, welche Geschäfte früher in den Ladenlokalen waren, wo jetzt die Automaten stehen. Glauben Sie ich würde darauf kommen?

    Aber egal, schöne neue Automatenzeit, alles so schön entpersonalisiert. Mag und braucht man 24/7. Ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, wie wir noch vor ein paar Jahren ohne das alles ausgekommen sind?

    Ich wünsche Ihnen einen schöne Adventszeit und Frohe Weihnachten.

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