24 Okt.2012
Wenn Deutschland dicht macht
Kein Job, kein Mann – kein Visum!
Ein Visum für Deutschland? Dafür reicht weder Geld auf dem Bankkonto, noch eine gute Ausbildung, noch ein Deutscher, der sich verpflichtet, bei Bedarf anfallende Kosten zu übernehmen. Vor allem nicht für eine alleinstehende Frau aus Afrika.
Stellen Sie sich vor: Sie haben einen Studienabschluss einer Universität in London, haben seit einigen Jahren einen gut bezahlten Job bei einem internationalen Unternehmen und wollen sich nun mal eine Auszeit nehmen, um für zwei Monate Freunde im Ausland zu besuchen. Sie investieren einige hundert Euro für Auslandskrankenversicherung, Termine bei Botschaft und Visumsantrag. Am Ende wird Ihnen die Einreise verweigert, weil man Ihnen nicht glaubt, dass sie nach Ablauf des Visums wieder ausreisen werden.
Was dem Inhaber eines deutschen Passes reichlich fremd vorkommen mag, hat Sophia Ndiaye (Name geändert) erlebt. Ndiaye stammt aus Sambia. Seit mehreren Jahren arbeitet sie in Kapstadt in Südafrika und lebt dort in finanziell gesicherten Verhältnissen.
Sophia Ndiaye ist kein Einzelfall. Wie mehrere Anfragen der Linken an die Bundesregierung ergaben, sind gerade die Ablehnungsquoten in ärmeren afrikanischen Ländern besonders hoch. Durchschnittlich lehnt Deutschland weltweit zwischen sieben und acht Prozent der Visaanträge ab. Im vergangenen Jahr waren Guinea (55,79 Prozent), Nigeria (46,47) und der Kongo (40,77) die Spitzenreiter. Das bloße Ankreuzen des Standardsatzes „Ihre Absicht, vor Ablauf des Visums aus dem Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten auszureisen, konnte nicht festgestellt werden“, sei dabei die Regel, so die Antragssteller der Linken.
Sambia ist dagegen mit einer Ablehnungsquote von 6,5 Prozent eine absolute Ausnahme.
Weshalb wurde dann gerade Sophia Ndiaye ihr Visum mit ebendieser kaum zu widerlegenden Standardbegründung verweigert?
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Auszeit in Deutschland? Nicht für Afrikaner
Nach dem Tod ihres Verlobten wollte sich die 32jährige eine Auszeit zweimonatige Auszeit nehmen und Freunde in Deutschland besuchen, die sie in Kapstadt kennengelernt hatte. Sie kündigte ihre Arbeitsstelle – in Südafrika, wo sie mit ihrem Studienabschluss recht problemlos wieder einen neuen Job finden kann, nichts Ungewöhnliches – und beantragte ein Visum. Neben Nachweisen über ihre finanziellen Verhältnisse und einer Auslandskrankenversicherung verlangt Deutschland dafür insbesondere ein Einladungsschreiben eines deutschen Staatsbürgers, der sich zudem verpflichtet, „für alle aufgrund des Aufenthaltes des Ausländers in Deutschland entstehenden Kosten, einschließlich der Kosten für eventuelle Krankenbehandlung und Rückführung in das Heimatland aufzukommen“. Der Regensburger Christian Hierl hat diese Verpflichtungserklärung unterschrieben. Auch er musste dafür seine finanziellen Verhältnisse offenlegen und all das anschließend an die deutsche Botschaft nach Sambia schicken. Sophia Ndiaye musste von Kapstadt zur deutschen Botschaft nach Sambia reisen. „Eine Visumsantrag bei der Botschaft in Südafrika sei nicht möglich, wurde mir mitgeteilt.“ Die Kosten für Anreise, Versicherungen, Schriftverkehr und eine einwöchigen Aufenthalt in Sambia, wo die Botschaft wegen Computerumstellungen eine Woche geschlossen hatte, beliefen sich auf knapp 400 Euro, das ist etwas weniger als ein durchschnittliches Monatsgehalt in Südafrika.Standardbegründung: Fehlende „Rückkehrbereitschaft“
Und während es recht aufwändig war, zur Botschaft zu gelangen und den Antrag dort abgegeben zu können, lief es mit dessen Ablehnung umso schneller: Die kam einen Tag, nachdem der Antrag gestellt war. Auf einem Standardformular mit neun möglichen Ablehnungsgründen ist angekreuzt: „Your intention to leave the territory of the Member States before the expiry of your visa could not be ascertained“. Zu deutsch: Man glaubt Sophia Ndiaye nicht, dass sie Deutschland auch wieder verlassen würde, wenn ihr Visum abgelaufen ist. Weitere Erläuterungen dazu gibt es nicht, lediglich den Hinweis, dass man dagegen binnen eines Monats Beschwerde einreichen könne. „Mir wurde in einem Telefonat von einer Mitarbeiterin des Auswärtigen Amts klipp und klar gesagt, dass das keinen Sinn habe. Der Antrag würde wieder abgelehnt“, erzählt Hierl.
Standard-Ablehnungsgrund 9: Die “Rückkehrbereitschaft” wird bezweifelt.
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Dubh
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Struktureller/institutioneller Rassismus UND Sexismus pur!
Wer soll schon glauben, dass so eine Afrikanerin, auch noch eine unbemannte, einfach Urlaub in Europa machen will/kann, wo die doch alle nichts anderes wollen als ins gelobte Land einfallen.
Wer will schon in Afrika leben, ein ganzer Kontinent voll Dreck, Armut und absolut nichts weiter!
Man wundert sich, warum die Europäer massenhaft dort eingefallen sind und sich Anfang des 20. Jh. nahezu den gesamten Kontinent unter den Nagel gerissen hatten – wozu nur?!
Wunderbar, wie der deutsche Staat seinen BürgerInnen vorexerziert, dass Rassismus und Sexismus nach wie vor doch voll o.k. sind!
Da muss man sich nicht wundern, dass hierzulande Rassismus, von Sexismus ganz zu schweigen, in der “Mitte der Gesellschaft” fest verankert ist.
Gondrino
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Wie rückständig und provinziell sich die deutsche Bürokratie geriert. Haben wir allewirklich so viel Angst um unseren Wohlstand, dass wir jedwede Gefährdung desselben ausschließen wollen. Oder ist das alles nur ein Beruhigungspflaster für die Konservativen im Lande? Da spart man sich dann das Nachdenken, da die C-Parteien ja so gut für den braven Bürger sorgen. Da kann man dann auch für INDECT und Vorratsdatenspeicherung sein. Ist ja alles nur zum Besten des deutschen Michels.