Der ungeliebte Stadthallen-Standort
Nach all der „Sisyphosarbeit“ in Sachen Stadthalle wollte Oberbürgermeister Hans Schaidinger den Beschluss, der am Dienstag im Planungsausschuss gefasst wurde, als Neuanfang verstanden wissen. Das ausgegebene Ziel ist bekannt: Regensburg soll ein Kultur- und Kongresszentrum bekommen. Am Ernst-Reuter-Platz. Mit Sisyphos dürfte Hans Schaidinger die CSU im Allgemeinen und sich selbst im Speziellen gemeint haben. Fast 20 Jahre lang haben die Christsozialen ihren Stadthallenwunsch vergeblich zum Donaumarkt gerollt.
Für die nun vollzogene Kehrtwende hin zum Ernst-Reuter-Platz wurden am Dienstag mit weitere Weichen gestellt: Mit breiter Mehrheit wurde im Planungsausschuss ein entsprechender Bebauungsplan nebst weiterer Planungsziele auf den Weg gebracht. Dass lediglich Linke und Grüne gegen diesen Beschluss stimmten ist kaum zu glauben, betrachtet man die Wortbeiträge der Koalition. „Einfach ist das nicht. Das wird uns sehr viel Geld kosten“, meinte etwa SPD-Fraktionschef Norbert Hartl. Herbert Schlegl (CSU) sprach gar von der „teuersten Lösung“.
Zudem müsse man sich fragen, ob die Fläche am Ernst-Reuter-Platz überhaupt ausreichend sei. Insbesondere der Erwerb des Luther-Wohnheims inklusive eines Erbbaurechts auf dem Areal hatte die Kostendebatte kürzlich entfacht. Die Stadt musste dafür 1,4 Millionen hinlegen (Mehr dazu). Wie viel das Grundstück selbst kosten wird ist noch unklar. Die Spanne der Schätzungen liegt zwischen acht und 20 Millionen Euro.
Die Finanzierung der Stadthalle als PPP-Modell ist selbst bei Befürwortern umstritten. Die wenig optimistischen Aussagen von SPD und CSU waren denn auch Wasser auf die Mühlen von Jürgen Mistol (Grüne). Seine Fraktion lehnt diesen Standort bekanntlich ab, favorisiert den Unteren Wöhrd (altes Eisstadion). Er sieht den Ernst-Reuter-Platz als „Fass ohne Boden“. Zu klein, zu teuer und dazu der Eingriff in den Alleen-Bestand – für Mistol Grund genug, die Stadträte dazu aufzurufen, ihre Entscheidung für den Ernst-Reuter-Platz zu revidieren.
Freilich vergeblich. Und auch das K.O.-Kriterium jüdischer Friedhof ist laut Planungsreferentin Christine Schimpfermann mittlerweile aus dem Rennen. Zwar seien die archäologischen Grabungen noch nicht abgeschlossen, allerdings gäben die bisherigen Ergebnisse Anlass zu dem Schluss: „Ein Kultur- und Kongresszentrum am Ernst-Reuter-Platz ist realisierbar.“ Günther Riepl (Freie Wähler) – der diesen Standort seit Jahren favorisiert hat – bekundete am Dienstag als einziger seine unumwunden Begeisterung. Schon 1963 hätten die Stadtväter erkannt, dass ein Kultur- und Kongresszentrum am Eingang zur Altstadt am Besten aufgehoben sei. „Die Qualität eines Hauses erkennt man an der Eingangstür und nicht an der Toilette“, so die Rieplsche Metapher.
Auch von „zu teuer“ könne keine Rede sein. Der Preis für das Erbbaurecht sei mehr als gerechtfertigt. Nur so habe die Stadt Planungshoheit auf dem Areal und diese sei – ob nun mit oder ohne Stadthalle – positiv zu werten. „Wer dort ein großes Versicherungsgebäude haben will, der soll ,Hier’ schreien.“ Diskussionen über die Finanzierung (derzeit geplant: PPP) und Verkehrskonzept sind allerdings durchaus noch zu erwarten. Im Zuge des Stadthallen-Baus soll die Verkehrssituation rund um den Ernst-Reuter-Platz neu geordnet werden. Der Bustreff Albertstraße wird aufgelöst; ein zentraler Busbahnhof unmittelbar am Bahnhof soll an dessen Stelle treten. Das Bahnhofsvorfeld wird für den Individualverkehr gesperrt. Dieser soll künftig durch die Albertstraße fließen.
Einen Seitenhieb konnte sich OB Schaidinger vor diesem Hintergrund nicht verkneifen: „Das ist nicht das Verkehrskonzept vom Herrn Riepl.“ Der wird’s verschmerzen. Riepls Bebauungskonzept aus dem Jahr 2004 wurde weitgehend übernommen. Und übers Verkehrskonzept will er noch diskutieren. Größere Änderungen werde es da nicht geben, bekräftigte dagegen Schaidinger. „Das geht nur so.“ Auch Schaidinger hat in Zusammenhang mit dem Stadthallen-Standort Ernst-Reuter-Platz eine schlechte Nachricht: „Die Erreichbarkeit für das Obermünsterviertel wird sich verschlechtern.“ (Mehr dazu) So richtig ins Herz geschlossen hat Sisyphos den neuen Standortfavoriten offenbar nicht. Und auch der Widerstand der Grünen lässt noch Einiges erwarten.
Joachim Datko
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Zu “Das wird uns sehr viel Geld kosten“, meinte etwa SPD-Fraktionschef Norbert Hartl.”
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Ich nenne das einfach nur verantwortungslos, Regensburg ist bereits jetzt schon überschuldet.
Joachim Datko
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Zu “Nach all der „Sisyphosarbeit“ in Sachen Stadthalle wollte Oberbürgermeister Hans Schaidinger den Beschluss, der am Dienstag im Planungsausschuss gefasst wurde, als Neuanfang verstanden wissen.”
Siehe auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sisyphos
“Sisyphos wird als der verschlagenste aller Menschen bezeichnet”
toni
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Mensch Datko geh ins Bett oder such dir eine sinnvolle Arbeit und hör endlich auf alle hier zu nerven.
Joachim Datko
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Der Ernst-Reuter-Platz ist zu schade für eine weitere Regensburger Bausünde.
Wenn man erst einmal die Bausünde da hat, wird man sie nicht mehr los.
Keinen m2 Grünfläche und keinen Baum für ein Mammut-Gebäude opfern.
Mündiger Bürger
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An die Redaktion: Wieso geht das hier nicht???! Oder führt zumindest – wie ein anderer Kommentator vorgeschlagen hat – einen Ignor-Datko-Button ein!
Dr. Sommer
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Auch interessant ist der oben angeführte Favoritisierung durch Stadrat Günther Riepl auf der Freie Wähler Webseite. Dort sieht man mal, dass diese Verfahren wirklich schon sehr lange am Laufen ist. http://www.freie-waehler-regensburg.de/pages/unsere-politik/staedtische-grossprojekte/regensburger-kultur–und-kongresszentrum-rkk.php
350.000 Euro für „Nonsense-Politik“ » Regensburg Digital
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[…] gegen jahrzehntelangen Widerstand der CSU auf die Agenda setzen konnten. Er verweist auf die drei bereits durchgeführte Bürgerentscheide zum Kultur- und Kongresszentrum in den vergangenen Jah…, die alle mit einem eindeutigen „Ja“ geendet hatten. Der letzte davon […]