Der SS-General Schottenheim – ein Mann mit humanen Ideen!
Auf reges Interesse stieß eine kürzlich gezeigte Fotoausstellung zu „Dorf Schottenheim“ in der Konradsiedlung. Im Nachgang gibt es nun Protest, Distanzierungen und Peinlichkeiten. Vorher will niemand mitbekommen haben, dass im Rahmen der Ausstellung versucht wurde, den Nazi Otto Schottenheim weißzuwaschen. Teils lange zurückliegende Versäumnisse der Stadtverwaltung und des Historischen Museums rächen sich.
In massive Kritik geraten ist die Ausstellung „Vom Dorf Schottenheim zur Konradsiedlung 1933 bis 1945, Geschichte Er-Leben“, die bis letzten Sonntag im Pfarrheim St. Konrad in der Meraner Straße 2 gezeigt wurde. Passenderweise in eben jenem Gebäude, das von 1937 bis 1945 als Schwesternheim des von der Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) geführten Siedlungs-Kindergartens genutzt wurde.
Veranstaltet hat die Ausstellung der Siedler- und Eigenheimervereinigung Regensburg e.V. unter Schirmherrschaft von Planungsreferentin Christine Schimpfermann und mit „freundlicher Unterstützung des Kulturamtes der Stadt Regensburg“. So steht es auf den Veranstaltungsplakaten und auf mehreren Internetseiten.
Mastermind: Ehrensiedler Josef Mös
Über 650 Interessierte haben die Ausstellung laut einem Bericht von Erich Tahedl, CSU-Stadtrat und Beirat der Siedlervereinigung, in der Vereinszeitung (hier als PDF) besucht. Darunter Schulklassen, Vereine und Familien. Bei der feierlichen Eröffnung waren demnach rund 60 Gästen anwesend – auch eine Handvoll Stadträte von Brücke, Grünen, CSU und CSB, namentlich Thomas Thurow und Ernst Zierer, Jürgen Mistol, Jürgen Eberwein, Ericht Tahedl und Christian Janele.
Als Macher und Mastermind der Ausstellung gilt Josef Mös (83), der Ehrenvorsitzende des Siedlervereins und langjährige Vorsitzende des Seniorenbeirats, der als Kind der Siedlung noch in den Genuss des NSV-Kindergarten gekommen sein könnte. Mös, seit 2019 Träger einer der höchsten städtischen Auszeichnungen, des goldenen Ehrenblatts der Stadt Regensburg, empfing die Besucher Pfarrheim. Er beantwortete ihre Fragen und wehrte geäußerte Kritik ab.
Dem Vernehmen nach stieß die Fotoausstellung auf reges Interesse, insbesondere bei Anwohnern, aber auch bei der Bürgermeisterin Dr. Astrid Freudenstein.
Finanzielle Unterstützung von der Stadt Regensburg
Der Titel der Ausstellung ist in vielerlei Hinsicht irreführend. Beispielsweise weil der Begriff „Dorf Schottenheim“ historisch nicht überliefert ist. Oder, weil eine Reihe von durchaus sehenswerten Bildern aus der Gegenwart und interessante Beispiele von nach 1945 renovierten, umgebauten oder erweiterten Häusern gezeigt werden, also auch der gegenwärtige Zustand der Siedlungshäuser Thema ist.
Ein kleiner, unproblematischer Teil der Ausstellung, der den aktuellen Bauzustand behandelt, stammt vom Eichhorn Creative Studio. Nur dessen Arbeit hat die Stadt Regensburg laut Pressestelle finanziell unterstützt. Darauf legt man nun im Nachhinein ausdrücklich Wert.
Denn gleich nach den ersten Stellwänden (die vom Eichhorn Creative Studio erstellt wurden) beginnt die Ausstellung höchst problematisch zu werden. Etwa wenn die Gründungsurkunde der Siedlung von 1933 stolz präsentiert wird, ohne dass die völkisch-rassenhygienischen Vorstellungen des SS-Offiziers und Antisemiten Otto Schottenheim und die Ziele des mörderischen nationalsozialistischen Regimes kritisch thematisiert oder wenigstens erwähnt werden.
Mös fordert Rückbenennung der Konradsiedlung nach Schottenheim
Mit Hilfe von euphorisch-propagandistischen Berichten aus Nazizeitungen (die nicht als solche benannt, sondern als neutrale Quellen präsentiert werden) versucht die Ausstellung die damalige Aufbruchsstimmung unter den Nationalsozialisten erlebbar zu machen – getreu ihrem Motto: Geschichte Er-Leben. Statt den nationalsozialistischen Kontext der Siedlung zu thematisieren, mündet die Ausstellung letztendlich bar jeder Distanz in die Verklärung des damaligen Nazibürgermeisters Otto Schottenheim.
Schottenheim mit seinen „idealen Vorstellungen vom Wohnen in Licht, Luft und Sonne“ sei „während der Zeit des 3. Reiches Oberbürgermeister“ nur geworden, „weil er seine humanen Ideen verwirklichen wollte“, heißt es im flankierenden Text. Die Umdeutung und Verklärung der Siedlergeschichte durch Mös ist integraler Teil einer offenbar ungebrochenen Erinnerungskultur, deren Hauptanliegen in der Rehabilitierung des Nazis Schottenheim und der (Wieder)Bezeichnung der Siedlung ihm zur Ehren zu bestehen scheint. Mös zur Person Schottenheim:
„Es ist an der Zeit, … der Siedlung den Namen ihres Gründers zurückzugeben, den Namen eines aufrechten, zutiefst menschlich denkenden Mannes, Dr. Otto Schottenheim!“
Regensburger Wohnungsnot um 1930
Die generelle Regensburger Wohnungsnot um 1930 und die renovierungsbedürftigen Kleinwohnungen in der Altstadt beschäftigte bereits den letzten demokratisch gewählten Oberbürgermeister Otto Hipp nach Ende des I. Weltkriegs. Doch trotz intensiver Neubautätigkeit blieb die Not bestehen. Anfang 1933 fehlten laut Wohnungsamt rund 4.000 Wohnungen.
Als Hipp nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im März 1933 von SA-Schlägertrupps aus dem Rathaus vertrieben wurde, versuchte sein Nachfolger, der rechtsextreme Arzt Otto Schottenheim (Mitglied der SS und NSDAP seit 1929, NS-Ärztebund 1931), eine Verbesserung der Lage herbeizuführen. Anders als die Fotoausstellung der Siedler mit Artikeln aus Nazizeitungen suggerieren will, konnte aber auch Schottenheim mit seiner Siedlung keine grundlegende Wende am Wohnungsmarkt herbeiführen. Auch nicht mit den fünf Erweiterungen der Siedlung, die in den folgenden Jahren um den Flachlberg herum aufgebaut wurden.
Schottenheim verhinderte Verbesserung der Lage
Helmut Halter kommt in seinem Standardwerk (Stadt unterm Hakenkreuz – Kommunalpolitik in Regensburg während der NS-Zeit, hg. vom Stadtarchiv 1994) vielmehr zu dem Schluss, dass Schottenheims fanatische Vorliebe für den Siedlungsbau eine nennenswerte Verbesserung der Wohnungslage in Regensburg tatsächlich verhindert habe. Entgegen den Forderungen des damaligen Wohnungsamtes, endlich größere neue Wohnblocks und Mehrfamilienhäuser statt Siedlungshäuschen mit Garten bauen zu lassen, forcierte Schottenheim in seinen ersten Amtsjahren nämlich den rassenpolitisch motivierten Siedlungsbau.
Für Schottenheim war die Siedlung „die Keimzelle des neuen Staates“. „Blut und Boden“ gehörten seiner Ansicht genauso zusammen wie „Fleiß“ und „gesundes Blut“. Der mit dem Boden verwurzelte Siedler sollte in dieser völkischen Ideologie „den wahren Sinn der Volksgemeinschaft“ ahnen und so zu einem „verschworenen Kämpfer für Deutschlands endgültigen wirtschaftlichen und geistig-kulturellen Wiederaufstieg“ werden.
Voll von seiner Blut-und-Boden-Phantasie begeistert sprach Schottenheim 1940 von „ungebrochener völkischer Siedlungskraft“ und stellte seine „nationalsozialistische Siedlungsstadt“ in die Tradition der mittelalterlichen Städtegründungen, “die sich im östlichen Kolonisationsgebiet vollzogen“ habe. Das Hitler 1937 stolz präsentierte Modell der Siedlung zeigte das Nazi-Propagandaministerium in der großen Deutschland-Ausstellung von 1938 in Japan und der Mandschurei als vorbildliche Stadtrandsiedlung.
Schottenheim war ein eingefleischter Nazi
Schottenheims rassenhygienisch motivierter Fanatismus von einer „reinrassigen“ Siedlung korrespondiert mit seiner Befürwortung von Zwangssterilisation und der Ermordung von als „lebens-unwerten“ und unproduktiv eingestuften Menschen. Zu Schottenheims Nazi-Programm gehörte ebenso die Ausgrenzung, Entrechtung, Vernichtung der Regensburger Juden, die in Regensburg mit großem Eifer ausgeführte Verfolgung von (mutmaßlichen oder echten) Trinkern, sogenannten Asozialen und politischen Gegnern der Nazis.
Die fürs NS-Regime tadellos arbeitende Stadtverwaltung unter dem SS-Förderer und rechtskundigen Bürgermeister Hans Herrmann und der aufstiegsorientierte NS-Multifunktionär Walter Boll organisierten den NS-Staat und seine Propaganda in Regensburg.
Nach dem Krieg, zum 25jährigen Gründungsjubiläum 1959, feierten die Siedlervereine zusammen mit dem zwischenzeitlich für die CSU zum 1.Bürgermeister gewählten Hans Herrmann das rassenhygienisch motivierte Projekt und wünschten dafür erneut “Gottes Segen” herbei (hier genauer).
Rechtsextremer „Siedlungsfanatiker“ und Antisemit
Es überrascht nicht, dass bei der Vergabe der Siedlungshäuser streng ideologisch ausgewählt wurde. Gefordert war nicht nur das Bekenntnis zum völkischem NS-Staat und eine „arische“ Abstammung, sondern auch Gutachten der Gestapo, der NSDAP-Kreisleitung und des Gesundheitsamts. Letzteres sollte die „Erbgesundheit der Familie“ bestätigen. Nach Gutdünken hat Schottenheim ihm missliebige Siedler samt ihren Familien auch wieder aus der Siedlergemeinschaft entfernt. Unter anderem sind als Gründe dafür überliefert: Betteleien, Streitereien mit Nachbarn, Alkoholismus oder auch Mietrückstände.
Helmut Halter, der zur Regensburger NS-Geschichte als Angestellter des Stadtarchivs viele Jahre forschte und promovierte, bezeichnete Schottenheim als rechtextremen „Siedlungsfanatiker“, der die Schuld an der Wohnungsmisere in Antisemiten-Manier den „zersetzenden Kräfte der parlamentarischen Demokratie und des Judentums“ zuschrieb. Halter analysierte die damaligen historischen Zusammenhänge umfassend, die Ausstellung der Siedler ignoriert ihn. Ebenso ignoriert wird die Arbeit des Historikers und Volkskundlers Stefan Maier, der zum Thema einschlägig publizierte (Schottenheim “Die neue Stadt bei Regensburg“ als völkische Gemeinschaftssiedlung, 1992) und als früher Experte der Zusammenhänge gilt.
Eine Ausstellung, die schon bei kleinsten Details scheitert
So gesehen verwundert es auch nicht, dass die Ausstellung inhaltlich schon bei kleinen Details schlicht überfordert ist und völlig daneben liegt. So wird zum Beispiel abwegig behauptet, dass die Kirche St. Konrad gegen den Willen der Nationalsozialisten erbaut worden sei. Tatsächlich unterstützte Bischof Michael Buchberger die völkische Siedlung (laut Buchberger ein wirklich soziale Tat und „ein Werk wahrer Volksgemeinschaft“) hocherfreut und die nationalsozialistische Stadtverwaltung unter dem 2. Nazibürgermeister Hans Herrmann stellte nicht nur das Grundstück für die 1936 errichtete Kirche kostenlos zur Verfügung, sondern bezuschusste den Bau auch noch. Laut Halter ist der einvernehmliche Bau der Konradkirche „eine seltene Ausnahme im NS-Siedlungswesen“.
Unabhängige Quellen oder wissenschaftliche Zitier-und Ausstellungspraktiken finden sich in der Fotoausstellung nicht. Stattdessen werden Propagandaberichte aus Nazizeitungen verschiedener Jahrgänge oder die (laut Halter “ausgesprochen substanzlose”) Propagandaschrift des Regensburg Assistenzarztes Hubert Wartner (Mustergültige Volksgesundheitspflege in Regensburg durch die vorbildliche Siedlung „Schottenheim“, 1940) als laminierte und spiralgebundene Kopien zur Vertiefung ausgelegt. Ebenso werden in laminiert-gebundener Form willkürlich ausgewählte Fetzen von Schottenheims Erzählungen und Selbstdarstellung dargeboten, wieder ohne Quellen- und Autorenhinweise. Auch Schulklassen wurden damit behelligt.
Längst widerlegte Lügen werden wiederholt
Eines dieser Gehefte von Mös zeigt auf dem Titel ein Nachkriegsfoto von Schottenheim im Arztkittel, sie fordert die bereits erwähnte Umbenennung der Siedlung und wiederholt Schottenheims Entlastungsreden aus seinen Spruchkammerverhandlungen. Freilich darf dabei auch nicht die Legende des Tagebuchfälschers Robert Bürger fehlen, der zufolge Schottenheim im April 1945, „nach der Flucht aller Parteibonzen und dem Abzug der Kampftruppe“ die Stadt vor der Zerstörung durch die Amerikaner gerettet habe. „Unter eigener Lebensgefahr“, versteht sich. Diese „rettende Tat … sollte nicht vergessen werden“, so Mös.
Dass Schottenheims Erzählungen schon mehrfach widerlegt und der Lüge überführt wurden – zuletzt durch einen über 250.000 Euro schweren Forschungsauftrag der Stadt – all das interessiert Josef Mös nicht. Schottenheim ist für ihn der wohltätige Humanist, dem statt Ehre Unrecht widerfahren sei.
Eine laminierte Sammlung geschichtsklitternder Ergüsse
Wird Mös angesprochen, was genau in den Tafeln und Texten präsentiert werde, aus welcher Quelle bzw. von welchem Autor die Zitate und ganze Textpassagen stammen würden, erklärt er unwirsch: aus seiner seit Jahrzehnten aufgebauten privaten Sammlung. Das eine oder andere habe er auch von Schottenheim persönlich. 90 Jahre nach Siedlungsgründung sei es an der Zeit, all dies zu zeigen, so Mös.
Denn, „der Name ‚Schottenheim‘ “ habe nach dem Krieg zu Unrecht und „auf Weisung der amerikanischen Militärregierung“ nicht mehr genannt werden dürften, heißt es in seiner laminierten Sammlung von nicht nachvollziehbaren geschichtsklitternden Ergüssen.
Schimpfermann distanziert sich, Freudenstein duckt sich weg
Was sagen die an der Ausstellung Beteiligten? Wir haben bei der Stadt wegen der finanziellen Unterstützung nachgefragt und um Stellungnahme zu den Rehabilitierungsversuchen Schottenheims gebeten. Während Bürgermeisterin Dr. Astrid Freudenstein die Ausstellung nur am Rande eines Termins besucht haben will und laut Pressestelle von ihr zu den Ausstellungstexten „keine Stellung genommen werden“ könne, distanziert sich Planungsreferentin Christine Schimpfermann unmissverständlich.
In ihrem Beisein sei „kein einziges Mal weder positiv über die Person Schottenheim noch über eine Rückbenennung gesprochen“ worden. Wären diese Worte in den Vorbesprechungen gefallen, dann hätte sie sich „sehr deutlich und entschieden dagegen positioniert und auch keinesfalls die Schirmherrschaft zu dieser Ausstellung übernommen“. Von der Forderung nach Rückbenennung zu Schottenheim höre sie „zum ersten Mal“, sie distanziere sich aber ausdrücklich. Schimpfermanns Anliegen sei einzig und allein die städtebauliche Entwicklung des Stadtteils gewesen, so die Pressestelle in ihrer Antwort.
Siedlervereinigung: „die private Meinung von Josef Mös“
Philipp Eichhorn, dessen Firma (im Rahmen der „Kulturpatenschaft Konradsiedlung-Wutzlhofen“ und gefördert mit 7.000 Euro vom Kulturamt) ein bauhistorisches Projekt zur Schottenheimsiedlung erarbeitete und Bilder dazu in der Ausstellung präsentierte, zeigte sich am Telefon gegenüber unserer Redaktion “zutiefst schockiert” und distanziert sich von der Forderung nach Umbenennung.
Der derzeitige 1. Vereinsvorsitzende des Siedlervereins Herbert Schmid erklärte gegenüber unserer Redaktion auf Anfrage, die Forderung nach Wiederbenennung der Siedlung zur Ehren Schottheims überrasche ihn, diese sei „die private Meinung von Josef Mös“. Die Siedlervereinigung wolle „definitiv keine Umbenennung“ der Konradsiedlung.
Kommentar: Wenn Geschichtsverdrängung sich rächt
Eine professionelle Ausstellung zur Bau- und Sozialgeschichte der rassenhygienisch motivierten Schottenheimsiedlung und dem Umgang der Konradsiedlung mit ihrem Erbe stünde der Stadt gut zu Gesicht. Stattdessen präsentiert der ehemalige Seniorenbeiratsvorsitzende Josef Mös den „Gründer“ der Siedlung, den nationalsozialistischen Rassen- und Siedlungsfanatiker Otto Schottenheim, als weißgewaschen Wohltäter mit humanen Idealen.
Mös stützt sich dabei auf seinen privaten Fundus und auf Schutzbehauptungen des SS-Generals Schottenheim. Dass dergleichen in einer Ausstellung mit dem Logo und unter vorgeblicher Unterstützung der Stadt gezeigt werden kann und erst im Nachhinein Proteste und Distanzierungen vernehmbar sind, passt gut in eine Stadt(verwaltung), die ihren Aufstieg im NS-Regime und die Nazipolitik eines Hans Herrmann verdrängt.
Stellvertretend für diesen problematischen Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit und für diese täterschützende Vergangenheitspolitik fällt der Blick auf die CSU-Bürgermeisterin Dr. Astrid Freudenstein, die sich von der Nazipropaganda eines Josef Mös, Träger des goldenen Ehrenblatts der Stadt Regensburg, nicht distanzieren kann oder – die Konradsiedlung ist eine CSU-Hochburg – nicht distanzieren will. Man weiß es nicht.
Während die Stadtverwaltung mit Hilfe des universitären Zentrums für Erinnerungskultur herausfinden will, ob bzw. wie sie mit einem anderen NS-Belasteten, dem Ehrenbürger und ehemaligen NS-Kreiskulturwart und Direktor des NS-Ostmarkmuseums Walter Boll, umgehen soll, meldet sich in der Konradsiedlung seit 1945 immer wieder eine Erinnerungskultur zu Wort, die den Nazi-Oberbürgermeister und Antisemiten Otto Schottenheim rehabilitiert sehen will.
Schuld daran hat auch die Stadtverwaltung, die auf den 1980 verstorbenen Schottenheim einen unglaublich beschönigenden Nachruf geschrieben hat.
Es ginge auch anders. Ein Historisches Museum etwa, das seinen Bildungsauftrag und die historische Wahrheit ernst nehmen würde, könnte zum Beispiel anhand des Modells, das Schottenheim stolz seinen „geliebten Führer“ vorzeigte und von Boll später ins Ostmarkmuseum aufgenommen wurde, in einer historisch korrekten und museums-pädagogisch gelungenen Ausstellung präsentierten und der Verklärung von Schottenheim und Boll so das braune Wasser abgraben.
Luise Gutmann
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eine sehr genaue und in ihrer Ausführlichkeit sicher notwendige Darstellung mit einer deutlichen Stellungnahme. Vielen Dank!
joey
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Eine offizielle Umbenennung dürfte ja wohl ausgeschlossen sein.
Schottenheim ist historische Realität, er hat mehr mit der Siedlung zu tun als der heilige Konrad. Er hat auch viel mit NS Verbrechen zu tun, auch das geht nicht weg, da wird Herr Mös nicht weit kommen.
Die Leute können die Häusl nennen wie sie wollen, da hilft eine Ausstellung nicht viel. Nazis fahren auch noch über die Reichsautobahn und keiner kann sie daran hindern. Die meisten Menschen wissen aber nichts über Reichsautobahnen, Schottenheimsiedlungen und auch nichts über den Platz “Danziger Freiheit” in der Konradsiedlung. Umbenennung der Schottenheimsiedlung war ok, die Danziger Freiheit kann man lassen, weil es in Deutschland keinen mehr interessiert.
Danzig ist polnisch, Polen hat die größte Landarmee Europas und weiß warum.
Nochmal: Herr Mös kommt nicht weit. Aber danke trotzdem für den Artikel – er hilft, daß Mös wirklich nicht weit kommt.
R.G
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Nach Ende des Zweiten Weltkriegs beeilten sich Nazis, in ihren unverfänglichen beruflichen und öffentlichen Texten ein “Aufrecht” unterzubringen.
Meine zwei aktuellsten Funde betreffen einen aufrechten Arzt, der bis in die dritte Generation genaue Angaben über Herkunft, Religion, Berufe, Haar- und Augenfarbe und Namen der Vorfahren haben will, sowie Auskunft über Missbildungen bei den Ahnen, bevor er jemand behandele; und einen aufrechten Verkäufer aus einem Kleinanzeigenportal, von dem ich Aussagen über KZ’s fand, er habe persönlich herausgefunden, es habe sie nie gegeben.
In dem Portal ein “aufrecht” in einem Verklärungsprozess-Text, der mich neugierig macht:
Man solle einer Siedlung „den Namen ihres Gründers zurückzugeben, den Namen eines aufrechten, zutiefst menschlich denkenden …..“
Sollte den politisch tätigen Damen die Bedeutung des Wortes “Aufrecht” aus der Feder von NS-Ortsgrößen-Verehrern ganz entgangen sein? Sie können deshalb keine Stellung beziehen oder sich nicht distanzieren?
Nichts gelesen, in keiner Schrift nachgelesen, nur geguckt und sich bewundern lassen?
Sie haben von nichts gewusst.
Wir wissen immer noch von nichts.
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Herbert Grabe
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Danke für Berichterstattung und Kommentar. Zum Glück gibt es regensburg-digital und Forscher wie Helmut Halter oder Stefan Maier. Denn der Herr Mös hat offensichtlich keine Probleme mit dem Nazipack und ihren Verbrechen.
Hthik
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Wenn wir Robert Werner nicht hätten, müsste man ihn erfinden.
Daniela
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Man möge seitens der Stadt doch künftig im Vorfeld mehr Augenmerk darauf legen, was an welcher Stelle und vor allem mit welchem Inhalt veröffentlicht wird.
Ansonsten ist das Ganze mehr als peinlich! Von der Danziger Freiheit!? über fast alle Straßennamen in der Konrad-Siedlung und deren Ausgang/ Ursprung hätte man berichten sollen. Die Krone, der geschichtlichen Verzerrung wird dem Ganzen aufgesetzt, dass Mös auch nur darüber nachdenken wolle, aus der Konrad-Siedlung wieder eine Schottenheim – Siedlung machen zu wollen. Es ist unbeschreiblich!
rumpelstilzchen
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@Hthik: Pflichte Ihnen bei.
Wie kann man nur die Schirmherrschaft übernehmen ohne eine schriftliche Unterlage zur Ausstellung vorliegen zu haben. Mös ist in Kreisen der Politik und Verwaltung hinreichend bekannt.
Mrs. Universa
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… und der Pfarrer dort??? Warum hat er in “seinem” Pfarrheim eine solche Ausstellung nicht verhindert oder gleich nach deren Eröffnung, bei der er doch wohl anwesend war, wieder entfernen lassen? Ist er auch auf dem rechten Auge blind so wie wohl viele in der CSU-Hochburg Konradsiedlung?
Hartl Norbert
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Ich finde die Berichterstattung fundiert. Die Meinung von Herrn Möß bezüglich einer Benennung der Konradsiedlung nach Schottenheimsiedlung ist seit vielen Jahren bekannt und nicht erst seit dieser Ausstellung. Ich habe hier Herrn Möß immer widersprochen. Eigentlich hätte man wissen müssen, dass unter Mitwirkung des Herrn Möß ein solches Ergebnis rauskommt. Ich würde es begrüßen, wenn zu 100 Jahre der drei Siedlungen aus der Zeit des dritten Reichs eine fundierte Ausstellung von der Stadt gezeigt würde, die sowohl das Gedankengut der Nazis aufzeigt, aber auch den Siedlern und der Weiterentwicklung bis heute gerecht würde.
Norbert Hartl
Anwohner
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Guter Artikel und klare Kante. Evtl sollte man noch Hinweisen dass Herr Moes ein alter Mann ist. Alle Nachbarn die ich kenne wuerden klar eine Umbenennung ablehnen. Und fuer den braunen Bodensatz der hi und da noch rumkrautert gibts nur eins. Den Mittelfinger
Gscheidhaferl
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Nur so der Vollständigkeit halber: Das Siedlungskonzept ist keine Nazierfindung (genauso wenig wie übrigens auch die Autobahnen). Es passte nur eben auch den Nazis sehr gut ins Konzept und fügte sich nahtlos in die Kriegsvorbereitungen ein. Weit auseinanderstehende, relativ kleine Gebäude sind bei Luftangriffen einfach kein so günstiges Ziel. Und eine hohe Selbstversorgungsquote entlastet ebenfalls von der Verpflichtung, sich im Kriegsfall um die Versorgung der Zivilbevölkerung kümmern zu müssen. Soviel zu den ‘humanistischen Beweggründen’, die einen Herrn Schottenheim zu seinem entsprechenden Engagement veranlasst haben dürften. Abgesehen davon waren solche Einheimischen-/Arierwohnbauprojekte natürlich bestens geeignet, die Treue zur Partei zu erhöhen. Wer die entsprechende ideologische Überzeugung an den Tag legte, konnte schließlich auf ein Eigenheim mit großem Garten hoffen. Die Enteigunung v a. jüdischen Vermögens waren zweifellos hilfreich, um solche Zuckerl für die Volksgenossen zu finanzieren. Dafür gehört dem Herrn Schottenheim zweifellos ein Denkmal gesetzt. Aber eben nur in der Abteilung für zynische Völkermörder und Kriegsverbrecher.
Und was Herrn Möß angeht: Dessen Ignoranz grenz für mich schon an Volksverhetzung und Holocaustleugnung. Es ist bezeichnend, dass so jemand mit städtischen Ehrungen bedacht wurde, während diejenigen, die zur Erinnerung an die NSU-Opfer aufrufen, bei uns nicht mal auf die Unterstützung einer SPD-Bürgermeisterin hoffen dürfen, wenn sie seitens derVerwaltung für falsch hängende Plakate verantwortlich gemacht werden.
Mag sein, dass es unfair ist, von der CSU (angeblich ja christlich und sozial) hier gar nicht erst etwas zu erwarten. Aber die ist seit 1945 eben auch noch nie wirklich mit dem Anspruch angetreten, konsequent und glaubwürdig gegen den braunen Sumpf zu sein. Speziell in Regensburg gibt es ja noch genug Schwarz-braune, die den Nachweis ihrer angeblichen Läuterung im Zusammenhang mit der Selbstzerfleischung der CSU unter Rieger und Schaidinger bislang konsequent schuldig geblieben sind.
Frau Freudenstein soll uns diese Dinge auf Geheiß der Staatskanzlei ja vergessen machen. Insofern erstaunt ihre ‘Zurückhaltung’ an dieser Stelle leider nicht im Geringsten.
Hscheidhaferl
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@Norbert Hartl
Sehr guter Vorschlag, mit einer fundierten, umfassendeAusstellung! Wobei ich persönlich nicht erst bis zum 100. warten würde. Mit Brückenschlag zu aktuellen Diskussionen rund um die Themen ökologisches, ressourcenschonendes Bauen (oder auch Urban Gardening etc ) könnte so eine Ausstellung jederzeit stattfinden. Wäre dich auch was für das Haus der Bay. Geschichte. Damit es nicht nur das Donauufer verschandelt…
Mathilde Vietze
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Zu Norbert Hartl! Ein ganz ausgezeichneter und wohl durchdachter Kommentar.
Ein großes Lob für Norbert Hartl^!
Luck
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Man sollte niemanden auch nur ansatzweise für einen Humanisten halten, wenn dieser ausgrenzend gebraucht wird.
Ein des Humanismus verdächtigter SS-General muss dies als verbrecherische Ehrabschneidung betrachten.
Den jüdischen Humanismus hat man ja als rassistisch zersetzend deklariert und zu dessen Vernichtung durch Auslöschung ihrer Träger zumindest in Europa aufgerufen und im Rahmen der Möglichkeiten auch durchgeführt.
Das hierbei die Kirchen eine Rolle als willfährige Mithelfer gerne spielten, dürfte nur von tatsachenfremden Firlefanzisten in Abrede gestellt werden. Das so leichtfertig gesprochene Schuldbekenntnis in der Liturgie entpuppt sich dann als primitivste Blasphemie.
Aber die Kirchen und Religionen werden noch ganz andere Sachen zu verdauen haben, welche an ihrem Geschäftsmodell des Seelenheils nicht nur rütteln werden. Und das bei durchaus Kirchenaffinen.
Almanachianer
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Josef Mös ist mit seinem Versuch, Otto Schottenheim zu rehabilitieren, leider nicht alleine.
Der langjährige CSU-Stadtrat Dr. Armin Gugau geht hierbei etwas geschickter vor. Gugau zitiert Otto Schottenheim in seinem vor kurzen im ALMANACH erschienen Artikel (Die Geschichte der Barackensiedlung Keilbergheim 1936-1980) ohne Distanz und Einordnung, ohne zu erwähnen, dass Schottenheim ein Nazi war und es auch in Regensburg ein NS-Regime gab. Dies ist besonders verwerflich, weil Gugau Konrektor einer Grundschule und promovierter Historiker ist (Thema: Untersuchungen zum Landshuter Erbfolgekrieg von 1504/1505), er also weiß, dass historische Darstellungen kontextualisieren und Quellen kritisch bewerten müssen. Kaum zu glauben ist etwa, dass Gugau verschweigt, dass die Bekämpfung und Isolierung von sog. „Asozialen“ zu Schottenheims Nazi-Programm gehörte, und so klassifizierte Menschen von der Stadtverwaltung in Konzentrationslagern eingewiesen und auch ermordet wurden. Stattdessen lässt Gugau „Oberbürgermeister Schottenheim“ ohne Einordnung und Benennung mit seiner NS-Ideologie zu Wort kommen. Dabei zitiert er – wie Mös – den Nazi Schottenheim hierfür ausführlich via Nazizeitung. Dem Zeitungsbericht zufolge hoffte Schottenheim damals, dass mit der Barackensiedlung am Keilberg „asoziale Mieter aus der Gemeinschaft herausgenommen werden können“.
Dass im Almanach Autoren schreiben dürfen, die sich für die Stadt verdient gemacht haben (Dr.Eckl), ist ja hinlänglich bekannt. Neu ist, dass diese Autoren auch Nazi zitieren dürfen, die sich in der Isolierung und Verfolgung von sog. Asozialen verdient gemacht haben.
Robert Werner
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Wegen Nachfragen von Lesenden und zur Klarstellung:
Bei dem im Text erwähnten Autor Hubert Wartner (Mustergültige Volksgesundheitspflege in Regensburg durch die vorbildliche Siedlung „Schottenheim“, 1940) handelt es sich nicht um den derzeitigen 1. Vorsitzenden des Geschichts- und Kulturverein Regensburg-Kumpfmühl und Träger der Regensburger Auszeichnung „Stadtschlüssel“ Hubert Wartner, geb. 1945.
Sondern um den damals am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder beschäftigten Assistenzarzt Hubert Wartner, der 1908 als Sohn des Regensburger Gärtnereibesitzer Hans Wartner hier geboren wurde.
Hans Wartner wurde im Oktober 1933 von Schottenheim ins Ratsherrnkollegium der Stadt berufen, er war SA-Vertreter im Stadtrat, Ortsgruppenkulturwart, Verwaltungsrat für Stadtgärtnerei und Theater und Aufsichtsrat in der Stadtbau bis 1938.
Mr. T.
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Almanachianer, wen wundert das bei dem Rupertianer Gugau, früher dem Fürst-Lager ergeben und bekannt aus Dossiers? Der braune Sumpf in der Regensburger CSU ist noch lang nicht trocken gelegt.
Andreas Beer
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Zu Almanachianer: Seit einem halben Jahrhundert ist die Rede von angeblich linken Lehrern, die unschuldige Schüler indoktrinierten und die deshalb unbedingt von der Schule fernzuhalten seien. Sogar Willy Brandt ist auf diese Saga hereingefallen.
In Wirklichkeit gibt es schon immer und bis heute eine Menge rechter Lehrer, die, wie man am Beispiel Armin Gugau sieht, nichts dabei finden, in einem historischen Artikel einen NSDAP-Oberbürgermeister wie Schottenheim kommentarlos zu zitieren, er hoffe, daß nun endlich “asoziale Mieter aus der Gemeinschaft herausgenommen werden können”. Gugau weiß als promovierter Historiker sehr wohl, was diese Formulierung bedeutet, auch damals hat das jeder verstanden. Es ist, wie Almanachianer völlig richtig schreibt, nichts anderes als der Wink mit dem Zaunpfahl namens KZ. Schon verwunderlich, daß der Almanach so etwas unbeanstandet durchgehen läßt.
Gscheidhaferl
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Anlässe wie diese belegen im Kleinen recht eindrucksvoll, wie schnell mitunter der zivilisatorische Lack bei uns ab ist und wie dicht unter der Oberfläche die Bereitschaft zum zwischenmenschlichen Kanibalismus lauert, allen anderslautenden Beteuerungen zum Trotz.
Vom Segen der Bank-Einweihung » Regensburg Digital
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[…] Damals traf sich Bürgermeisterin Freudenstein noch alleine mit einer Delegation um den damaligen Seniorenbeiratsvorsitzenden Josef Mös, um gleich zwei Bänke an der Schleuse in Steinweg feierlich der Öffentlichkeit zu […]