Der letzte Kericht (vor der Sommerpause)
Wenn die Regensburger CSU schon pressewirksam McDonalds-Filialen besucht und das Wochenblatt abstruse politische Sexartikel veröffentlicht, ist klar: In Regensburg sind nun auch die Letzten urlaubsreif. Darum nun noch einmal vor der Sommerpause: Ein bisschen Kulturelles aus der vergangenen Woche, übersichtlich gehäufelt für den schnellen Überblick.
Arm in einer reichen Stadt: Aber wir meinen es gut
Am Donnerstag feierte das Stück „Arm in einer reichen Stadt“ im brühend heißen Parkhotel Maximilian Premiere. Die Inszenierung, eine Koproduktion von Bürger- und Stadttheater, will als Collage von Textfragmenten rund um das Thema Armut in Regensburg überzeugen. Die Rahmenhandlung bietet eine fiktive Gala im Parkhotel, die sich schließlich als eine Art Spielshow ohne Fernsehkameras entpuppt. Die Ballgäste sollen Geschichten über Armut erzählen – am Ende wird per Voting entschieden, welcher Beitrag der Beste war.
Vom statistischen Vortrag über Anekdoten aus dem Jobcenter bis hin zur Geschichte einer jungen Frau mit Behinderung, deren Rollstuhl auf die Bühne gehoben wird und die dort auf anrührend persönliche Weise von ihrem Alltag erzählt, wird dabei alles geboten. Leider ist „Arm in einer reichen Stadt“ im Großen und Ganzen nur halb so spannend und mitreißend, wie man es ob des durchaus brisanten Themas erwarten könnte. Das liegt weniger an den Leistungen des Ensembles, sondern vielmehr an der Anlage der Inszenierung und des Stückes selbst.
Der Text von Regisseur Ulf Goerke, Petra Teufl und Daniel Thierjung nämlich ähnelt eher einem Skript für eine fiktive Vortragsveranstaltung als einer dramatischen Arbeit. Vielleicht hätte man die Inszenierung eher als „szenische Lesung“ anlegen sollen – dann aber kürzer als die sich doch arg ziehenden knapp eineinhalb Stunden. Dazu kommt, dass die gesellschaftliche Relevanz des Stoffes von „Arm in einer reichen Stadt“ höchstens annähernd deutlich wird – viele Passagen kommen einfach zu sehr mit dem Hammer daher, um den Zuschauer wirklich innerlich zu konfrontieren. Fast schon programmatisch mutet da der vom Ensemble immer wieder im Chor vorgetragene Satz „Aber wir meinen es gut“ an, und denkwürdig ist, wie Mitglieder der sozialen Initiativen während (!) der Vorstellung Broschüren zum Stadtpass zwischen den Stuhlreihen durchreichen.
Ein echter Höhepunkt ist der bereits erwähnte Auftritt von Marina Siebert im Rollstuhl, bei der Rolle und persönliches Schicksal auf besondere Weise zu verschmelzen scheinen. Sie schafft es gekonnt, Ironie immer wieder in bitteren Ernst umschlagen zu lassen und das Publikum in den Bann zu ziehen. Und letztlich muss man dem Bürgertheater trotz aller Kritik auch gratulieren: Eine Laienspielgruppe, die Theater „von unten“ macht und bei der der Prozess eben dieses Theatermachens ohnehin das wichtigste ist, kann der Regensburger Kultur- und Theaterlandschaft langfristig nur guttun. Dass man sich dabei nicht nur auf Klassiker und Komödien stürzt, sondern auch brisante Themen anfasst, ist der Gruppe hoch anzurechnen.
W1: Vollversammlung der Nutzerschaft im Oktober
Das W1 – Zentrum für junge Kultur in der Weingasse ist nicht nur Konzertbesuchern ein Begriff. Auch als Anlaufstelle für die – zugegebenermaßen noch sehr fragile – freie Theaterszene, Poetry Slammer oder Handmade-Liebhaber hat sich das Zentrum in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht. Um das Angebot noch attraktiver und das W1 insgesamt noch lebendiger zu gestalten, sollen jetzt die Möglichkeiten zur Partizipation gestärkt werden. Nicht nur regelmäßige Gäste, sondern vor allem die Nutzerschaft sind aufgefordert, sich einzubringen und im W1 künftig mitzubestimmen.
Dafür soll im Oktober eine Vollversammlung der Nutzerschaft einberufen werden. Unter anderem kann diskutiert werden, welche Formen der Mitbestimmung im W1 künftig etabliert und institutionalisiert werden sollen. Wer weiß – vielleicht wird der Nährboden für Subkulturen ja so noch einmal ein Stück fruchtbarer. Ein genauer Termin wird in Kürze bekannt gegeben.
Livekultur-Kundgebung, die Dritte
Abschließend noch ein kleiner Hinweis: Am Freitagabend findet die nunmehr dritte Kundgebung „Mehr Raum für Livekultur“ am Bismarckplatz statt. Initiator ist einmal mehr der Verein Scants of Grace, dessen Konzertlocation H5 vor einigen Monaten endgültig beerdigt wurde. Live spielen diesmal GAFAS DE NADA (Drum’n’Bass) und SHORT STORY SPORTS (Singer-/Songwriter, Emofolk). Los geht es um 19 Uhr.
Franz Mahler
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Das sind die “Erfolge” der neoliberal-konservativen Politik von Opa Kohl, Onkel Schröder (alias Basta-Gerd) und “Mutti” Merkel. Außerdem sagt unsere Bundeskanzlerin, dass das alles “alternativlos” wäre, weil gewählte Politiker in der “marktkonformen Demokratie” immer das tun müssen, was die Märkte sagen, vor allem die Finanzmärkte.
Und was sagen die Finanzmärkte? Nun, die Finanzmärkte sagen, dass die Reichen noch nicht reich genug sind und noch reicher werden müssen, damit der Kapitalismus funktioniert, und alle Armen nur zu faul zum arbeiten sind. Schließlich müsse sich “Leistung” in der Marktwirtschaft lohnen. Neoliberale, Konservative und Pseudosozialdemokraten sprechen deshalb auch nicht gerne von den Reichen, sondern lieber von den “Leistungsträgern” der Gesellschaft. Das ist auch der Grund dafür, warum “Mutti” Merkel bei den konvervativen und neoliberalen Medien so beliebt ist, denn viele Zeitungen und Fernsehsender gehören den Reichen und Superreichen.
Da drängt sich schon der Verdacht auf, diese “Mutti” verkauft ihre Kinder für dumm.
Bin ich froh, dass ich kein Neoliberaler und Konservativer bin.
Lothgaßler
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Livekultur-Kundgebung am Bismarckplatz:
Also mal ehrlich, das war doch keine Kundgebung, sondern ein rollende Bühne mit Live-Musik. Es fehlte quasi alles, was eine Kundgebung ausmacht. Ein paar Worte vorweg, danach spielten die Bands, die erst mal üben sollten, bevor sie live spielen. Warum macht man solcherlei Veranstaltungen nicht am OTH- bzw. Uni-Campus, warum am Bismarckplatz? Weder fanden sich viele ein, noch fanden es viele toll. Ich war zweimal dort und hab mir die traurige Truppe angesehen. Versucht es mal woanders!
Kehrmeister
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Es ist doch jede Jahr das Selbe mit dem ehemaligen Jugendzentrum Weingasse, heute zusammengeschrumpft zum W1:
“Nicht nur regelmäßige Gäste, sondern vor allem die Nutzerschaft sind aufgefordert, sich einzubringen und im W1 künftig mitzubestimmen.” Aha und wiedereinmal gilt bis
bis Oktober:
“Aufgrund des Einsatzes der MitarbeiterInnen des W1 – Zentrum für junge Kultur bei der Ferianaktion mini-Regensburg des Amtes für kommunale Jugendarbeit sowie anschließender Sommerschließungszeit können bis Herbst 2015 keine Veranstaltungen angeboten werden.”
Hier der überaus lesenswerte Kericht von Kurt Raster, der ganz treffend das immer wiederkehrende Prozedere der Kulturpreisvergabe beschreibt:
http://www.regensburg-digital.de/nach-michlstift-streit-kurt-raster-sagt-einladung-zum-kuenstlerempfang-ab/20072015/
Peter B.
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@Kehrmeister
Das W1 – Zentrum für junge Kultur ist eben kein Jugendzentrum mehr (wie einst), sondern eine Art Mälze. Aber in städtischer Hand. Merke auf: Arbeitszeiten sind dort einzuhalten und nicht jeder darf dort jobben, nur weil er will!
Und ja: wenn Du dort etwas veranstalten willst, dann gehe hin und schau mal, ob es klappt. Theater, Film, Musik, Lesung… Im März habe ich zum ersten Mal was von binary kitchen mitbekommen. Und von Datenverschlüsselung. Weil sie es dort mache wollten und durften!
th. reiter
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….zum Trost gibt es immer noch andere unermütliche Sommerlochstopfer.