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Stadtteilprojekt

Dem Ostpark ein Bürgerhaus

Am Dienstag berät der Umweltausschuss über die Umgestaltung des Ostparks. Stadtrat Jakob Friedl sieht hier Chancen für ein sozio-kulturelles Stadtteilprojekt. Am Freitag stellte er seine Idee in der Grünanlage vor.

Seit Jahren treibt den Regensburger Künstler Jakob Friedl die Erleb- und Nutzbarmachung von öffentlichen Räumen um. Zum Kommunalwahlkampf 2020 gründete er eine eigene Partei, die Ribisl-Partie (Ribisl sind Johannisbeeren). Zentrale Forderung damals: Ribislhecken an allen Ecken. Den Wahlkampf interpretierte er zudem zum Malkampf um. Anstatt die gewohnten Wahlplakate zu drucken, lud er alle Interessierten ein, selbst Plakate mit künstlerischer Note und persönlichen Forderungen an die Stadt zu entwerfen. Hundert solcher Holztafeln schmückten mehrere Wochen lang das Stadtbild. Ein großer Aufsteller thematisierte die Korruptionsaffäre. Nun schlägt der umtriebige Stadtrat mit einer neuen Idee auf.

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Im Regensburger Ostpark will der 41-Jährige nämlich das in die Jahre gekommene und seit längerem ungenutzte Gerätehaus des Gartenamtes umgestalten, vielleicht auch komplett neu konzipieren und das mit tatkräftiger Unterstützung all derer, die eben Lust haben. Ein Gemeinschaftshaus, geschaffen von Bürgerinnen und Bürgern. Einen Kiosk solle es bestenfalls geben, Sanitäranlagen und auch die Möglichkeit, Spielgeräte und andere Sachen auszuleihen. Friedl spricht am Freitag auch von einer Musikanlage für kleinere Kulturevents. Gegen 17 Uhr haben er und einige Mitstreiterinnen zur potentiellen Bürger-Baustelle geladen und präsentieren die Ideen.

Architekturprofessor soll Idee gut finden

Die Architekturstudierenden Miriam Schrott, Moritz Heuberger und Eva Hierl stehen buchstäblich neben sich, als Friedl erzählt, dass ihnen eine wichtige Rolle zukommen soll. Da nicht alle Unterstützer an diesem Tag Zeit haben, kam man auf die Idee, lebensgroße Pappaufsteller zu basteln. Ein ums andere mal müssen sich Hierl und Heuberger selbst wieder aufrichten, wenn der Wind ihre Papp-Versionen umwirft. Auch Markus Emde, ihren (gedruckten) Architekturprofessor an der OTH Regensburg müssen sie gelegentlich stützen.

Studentin Miriam Schrott legt Professor Emde (links) schon mal seine Position zu dem Projekt in den Mund. Foto: bm

Der habe ebenso wie der Architekturkreis Regensburg und der Bürgerverein Südost (BüSo) bereits Gefallen an dem Projekt signalisiert, wie die Studierenden mitteilen. Emde fand vor einigen Jahren mit der Neugestaltung der Berliner Brunnenstraße 9 viel Beachtung und trägt nicht nur seiner „Antivilla“ wegen auch den Titel „Architektur-Punk“. In Regensburg hat sich der gebürtige Berliner außerhalb des Lehrplans der OTH bislang noch nicht verewigt. Das könnte sich im kommenden Jahr ändern. Jedenfalls wenn es nach Friedl und den Studentinnen und Studenten geht.

„Ein architektonisch einmaliges Vorhaben“

Die haben sich derzeit im Ribisl-Haus am Minoritenweg einen Arbeitsplatz eingerichtet, gehen dort einem Studienprojekt nach, haben hierbei das eigentlich fiktive Architekturbüro Beletage gegründet und sollen nun die Pläne für ein künftiges Bürgerhäuschen im Ostpark entwerfen.

Der Ostpark soll ertüchtigt werden. Die Stadt rechnet mit Bruttokosten in Höhe von 196.588 Euro. Davon sollen 60 Prozent über die Städtebauförderung finanziert werden. Im Hintergrund steht noch bis Ende Juli die Freiluftbühne des Stadttheaters. Foto: bm

Friedl erklärt sein Vorhaben so: „Wir könnten hier ein architektonisch einmaliges Vorhaben starten, fernab von den Standardbauten.“ Und da anstatt einer Baufirma die Leute aus dem Stadtteil zur Hand gehen würden, könnte das ganze relativ kostengünstig werden, verspricht der Stadtrat. Genaue Kosten habe er aber noch nicht überschlagen. „Wenn wir es schaffen, hier die Menschen aus dem nahegelegenen UfO (Unterkunft für Obdachlose, Anm. d. Red.) und aus den Flüchtlingsunterkünften miteinzubeziehen, hätte das auch einen sehr integrativen Charakter und würde die unterschiedlichsten Leute zusammen bringen.“ Die seien jetzt auch schon im Park anzutreffen, würden aber jeweils unter sich bleiben.

Von der Kulturbaustelle zum Gemeinschaftshaus?

Durch das gemeinsame Basteln, Hämmern, Schrauben und was eben so an Arbeiten anfällt, könne schon während der Bauphase ein Gemeinschaftsprojekt entstehen, die Baustelle werde selbst zur Kultur. „Später könnte dann ein gemeinnütziger Verein das Gebäude unterhalten.“ Schließlich müsse jemand den Kiosk betreiben und die Toiletten reinigen.

Friedls Idee kommt keineswegs aus dem Nichts. Tatsächlich kam die Überlegung, aus dem bisherigen Gerätehaus ein Multifunktionshäuschen zu machen, bereits im Laufe eines integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts, kurz ISEK, auf. 2018 führte die Stadt zusammen mit dem BüSo (Bürgerverein Süd-Ost) und Anwohnern Stadtteilbegehungen im Inneren Osten und Bürgerbefragungen durch. Auf dieser Grundlage hat der Stadtrat am 25. Juli 2019 einen umfangreichen Maßnahmenkatalog zur Entwicklung des Inneren Südosten Regensburgs beschlossen.

Mehr soziales Leben und Aufenthaltsqualität

Das Gebiet umfasst Teile des Kasernenviertels, Ostenviertels und den Stadtteil Hohes Kreuz sowie die Flächen im sogenannten Gleisdreieck. Ziel der Maßnahmen ist es unter anderem, die Wohnsituation in den Stadtteilen zu verbessern. Die Baugebiete auf dem ehemaligen LERAG-Gelände und das künftige Stadtviertel auf der Prinz-Leopold-Kaserne sowie die Bebauung des einstigen Boschmarktes in der Guerickestraße sind hier zentrale Projekte.

Offiziell wurde das „Guericke” bereits vor einigen Wochen eingeweiht. Doch noch ist der Betrieb nicht gestartet. Foto: bm

Mit dem neugeschaffenen Jugendzentrum „Guericke“ und dem geplanten Sportpark Ost mit Schwimmbad sollen auch hier wichtige Lücken in naher Zukunft geschlossen und eine höhere Aufenthaltsqualität gewährleistet werden. Mittelfristig sollen zusätzliche Fußgängerbrücken über die Bahnstrecke die drei Stadtteile stärker miteinander verknüpfen.

Ostpark soll „erleb- und nutzbar“ werden

Mehr Wohnraum bedeutet in der Folge auch mehr Menschen. Und das erhöht den Nutzungsdruck auf die Grünflächen wie den Ostpark an der Landshuter Straße. Die Stadt plant deshalb ab kommenden Herbst eine umfangreiche Ertüchtigung des rund 2,5 Hektar großen ehemaligen Exerzierplatzes im Kasernenviertel. Die Wege sollen neu angelegt und zum Teil verbreitert werden. Der bisher quer durch den Park geführte Weg soll verschwinden.

Im nordwestlichen Teil sieht der Vorschlag der Stadtverwaltung, der am Dienstag dem Umweltausschuss vorgelegt wird eine umfangreiche Neugestaltung vor. Tischtennisplatten, eine Boulefläche und Schachtische sollen eine „Aufenthaltsatmosphäre für Jung und Alt“ schaffen, heißt es in der Vorlage. Die Rasenflächen sollen zudem durch Holzliegen „erleb- und nutzbar“ gemacht werden.

Jakob Friedl erklärt seine Pläne für das Gerätehaus Rupert Karl und Gertrud Deckart. Foto: bm

An dem vorgesehenen Ort steht etwas versteckt hinter Büschen und Bäumen auch das Gartenamtshäuschen. Dessen Neugestaltung ist in den aktuellen Plänen allerdings nicht enthalten. Friedl geht davon aus, dass es daher noch einige Jahre dauern könnte, bis das realisiert werden würde. Deshalb will er im Umweltausschuss seinen Vorschlag eines von den Bürgern selbst gebauten Projekts einbringen. Ob das auf viel Gegenliebe stoßen wird, bleibt abzuwarten. Gertrud Deckart, Vorstand des BüSo und Quartiersbeirat Rupert Karl sind am Freitag jedenfalls sehr angetan von der Idee. Es sei einfach mal was anderes und könne ein Ort mit viel Identifikationskraft werden, glauben beide. Friedl nutzt derzeit auch die Veranstaltungen des Stadttheaters auf der Freiluftbühne im Park und wirbt mit Postkartenflyern auch beim Publikum für seine Pläne.

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Kommentare (7)

  • Mane

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    Der Friedl ist einfach an top Mann.
    Ich hoffe, dass er mit der Idee durchkommt.
    Ein bisschen mehr Miteinander kann nie schaden.

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  • Jakob Friedl

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    Die Stadt sollte dem Subsidiaritätsprinzip folgend konsequenterweise das beginnende Projekt bestehend aus zivilgesellschaftlichen Akteuren dabei aufgeschlossen unterstützen weitere erste Schritte gehen zu können.
    Dazu heute ein Brief an die Stadtratskolleg*innen mit Ausführungen u.a. zum Zeitplan und zur (sehr kostengünsten) Finanzierung des Projekts – mit der Bitte um überparteiliche Unterstützung: https://ribisl.org/wp-content/uploads/2021/07/Projektidee_Ostpark_Unterstuetzung_aus_dem_Stadtrat_05_07_2021.pdf
    “[…] Bitte setzen Sie sich dafür ein, dass die Akteure den Ort besichtigen und mit den für die Erarbeitung einer konkreten Konzeptstudie notwendigen Informationen aus der Verwaltung versorgt werden. Ich werde das Thema morgen im Umweltausschuss zur Sprache bringen und hoffe auf Ihre Aufgeschlossenheit für die Sache und Ihre kollegiale Solidarität.[…]”

    Weitere Infos zum Projekt: https://ribisl.org/projektidee-gemeinschaftshaus-ostpark-mit-angegliederter-oeffentlicher-toilette/

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  • Manfred

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    Die Stadt Regensburg hat hinten und vorne kein Geld. Jetzt sollen Bürger ihre Kräfte sammeln und selber bei den Projekten wurschteln.
    Hoffentlich ist das kein Omen für das Projekt, wenn bereits ‚der Wind ihre Papp-Versionen umwirft.‘

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  • Joachim Datko

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    Hoffentlich wird bei der Umgestaltung des Parks die Grünfläche nicht verkleinert.

    Als negativ Beispiel fällt mir der ehemalige Hans-Herrmann-Park (jetzt „Albert-Schweitzer-Park“) ein. Er wurde im Laufe der Jahrzehnte immer weiter verkleinert. Jetzt ist es nur noch ein kümmerlicher Rest des ehemaligen Parks.

    Wenn ich mich richtig erinnere, wurde zuerst ein Teil für eine Schulerweiterung abgezweigt, dann folgte ein Verkehrsübungsplatz für Schulkinder. Später wurden weitere Teile für einen Spielplatz und einen Kindergarten geopfert.

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  • Uli

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    Ich finde, man sollte die Kraft des Kollektivs nicht unterschätzen. Ich habe selbst bei der Enstehung des Gemeinschaftsgartens in Stadtamhof sehen und erleben dürfen, dass Das geht. Fast alles darin haben wir geschenkt bekommen, inkl. des Gartenhauses, dass wir an einem Tag zu 25st in einer Gartensiedlung abgebaut. Und ein halbes Jahr später am Protzenweiher wieder aufgebaut haben. Für nada, nix. 0 Euro.wenn die Medien mitspielen würden und auf den Gemeinschaftszug aufspringen und ihn fördern würden, bsw. In Folge von Gratis-Online-Inseraten für verschenkbare Sachen, ( Biete/ Suche). Wär nicht nur diesem ( Ostpark ) Projekt sondern auch vielen anderen geholfen. Dazu wäre es nachhaltig und wahrscheinlich eine abschreibbare PR-Aktion. Denn viele kennen es vom Wertstoffhof. Man steht vor den RiesenContainern und denkt sich nur: unglaublich, was die Leut alles wegschmeißen. Und darf nix mitnehmen, weil dann die Angestellten einem es verbieten. Obwohl es eigtl.“Schrott“ is/BZW- werden würde. Hier gäbe es großes Potential für eine nachhaltigere Stadt(-gemeinschaft ) , die sich auf sehr viele Bereiche auswirken könnte. CO2, Diebstahldelikte, Kultur,

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  • Burgweintinger

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    @ Uli
    dem kann ich nur zustimmen, allerdings möchte ich noch eins hinzufügen. Das Ganze fängt schon viel weiter vor dem Wertstoffhof an. Als Beispiel: Schauen wir uns doch das ganze aktuelle Thema Fahrrad an. Jeder kauft sich jetzt ein neues Fahrrad oder Ebike, obwohl eigentlich alle ein Rad zu Hause haben… Was passiert mit den alten Rädern? Warum gibt es denn keinen “Second Hand Fahrradladen”, der ausschließlich alte Fahrräder repariert, an- und verkauft? So etwas wäre nachhaltig und förderungswürdig, aber nein es werden Lastenräder gefördert, an den aber auch “nada, nix, 0 nachhaltig ist…, in ein paar Jahren werden dann diese Dinger in Afrika oder sonstwo entsorgt und eine “neue Sau” durchs Dorf getrieben…

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