05 Sep2012
Dem Herpesvirus auf der Spur
Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert neues Projekt mit über 425.000 Euro
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) stellt der Virologin Dr. Christina Paulus vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universität Regensburg in den nächsten drei Jahren mehr als 425.000 EUR für ein neues Forschungsprojekt zur Verfügung. Im Rahmen des Projekts wird Paulus mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den molekularen Ursachen von Erkrankungen auf den Grund gehen, die durch das Cytomegalievirus (CMV) verursacht werden.
Hierzulande ist fast jeder Zweite mit dem Cytomegalievirus (CMV) infiziert. Das CMV gehört zur Familie der Herpesviren, hat aber mit den lästigen Lippenbläschen nichts zu tun. Es ist eine wenig bekannte, aber umso gefährlichere Bedrohung für ungeborene Kinder, deren Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt ist. So gehören CMV-Erstinfektionen und Virusreaktivierungen zu den häufigsten Ursachen für Schäden wie Gehörlosigkeit bei Kindern im Mutterleib. Zudem ist das Virus für teilweise lebensbedrohliche Komplikationen (z.B. Lungenentzündungen) bei immungeschwächten Transplantations- und Krebspatienten bekannt. Wie alle Herpesviren versteckt sich CMV nach der Erstinfektion lebenslang im menschlichen Körper und befindet sich dort meistens in einer Art Ruhezustand, aus dem es fast jederzeit „reaktiviert“ werden kann. Eine Infektion mit CMV bemerken nur wenige Menschen, da es bei normaler Immunfunktion selten zu Erkrankungsanzeichen wie Fieber kommt.
Bisher ist es nicht gelungen, einen wirksamen Impfschutz gegen die CMV-Infektion zu entwickeln. Gleichzeitig stehen für die antivirale Therapie nur wenige Medikamente mit beträchtlichen Nebenwirkungen zur Verfügung. Um neue Strategien gezielt entwickeln zu können, muss geklärt werden, wie die CMV-Infektion zur Krankheitsentwicklung führt. Aufgrund der enormen biologischen Komplexität des Virus und seiner Wechselwirkungen mit unserem Körper sind die Mechanismen bisher weitgehend unbekannt. Eine Gemeinsamkeit fast aller CMV-bedingter Erkrankungen sind allerdings ausgeprägte akute oder chronische Entzündungsreaktionen in den betroffenen Organen.
Das Team um Paulus beschäftigt sich, nicht selten in Kooperation mit PD Dr. Michael Nevels vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universität Regensburg, schon seit über zehn Jahren intensiv mit den Virus-Wirtswechselwirkungen bei CMV- und anderen Herpesvirus-Infektionen. Im Mittelpunkt des neuen Forschungsprojekts werden molekularbiologische Untersuchungen zu angeborenen Immunreaktionen (Aktivierung sogenannter „Interferon-Signalwege“) infizierter Körperzellen stehen. Diese Immunprozesse tragen auf der einen Seite wesentlich zur Kontrolle der CMV-Infektion im menschlichen Körper bei. Paradoxerweise spielen sie auf der anderen Seite wahrscheinlich auch eine entscheidende Rolle bei den infektionsbedingten Entzündungsreaktionen. Ziel des Projekts ist vor diesem Hintergrund die Entwicklung neuer medizinischer Strategien gegen die CMV-Infektion und die damit verbundenen Krankheiten. Diese sollen langfristig zu verbesserten Vorbeugungs- und Behandlungsmöglichkeiten bei Schwangeren und immungeschwächten Patienten führen.
Das Universitätsklinikum Regensburg auf einen Blick:
Das Universitätsklinikum Regensburg ist eines der modernsten Klinika der Bundesrepublik und dient der medizinischen Versorgung der Region Nordostbayern (Oberpfalz und Niederbayern). Gleichzeitig steht es der Fakultät für Medizin der Universität Regensburg für Forschung und Lehre zur Verfügung. Das Klinikum hält für die Patientenversorgung 833 Betten sowie 52 tagesklinische Behandlungsplätze bereit und beschäftigt insgesamt rund 3.600 Mitarbeiter. Derzeit sind ca. 1.700 Studenten der Human- und Zahnmedizin immatrikuliert. Neben der Krankenversorgung auf der höchsten Versorgungsstufe, die von 23 human- und zahnmedizinischen Kliniken, Polikliniken, Instituten und Abteilungen sichergestellt wird, sieht das Universitätsklinikum weitere Kernkompetenzen in der Ausbildung der Studenten auf höchstem Niveau sowie einer international renommierten Forschungsarbeit.