Das Schattendasein des Regionalfensters
Am gestrigen Mittwoch ging die 21. Internationale Kurzfilmwoche Regensburg zu Ende. Mit fast 7000 Einsendungen gab es so viele Filme zu sichten wie nie zuvor.
In vier Wettbewerben (Internationaler Wettbewerb, Deutscher Wettbewerb, Bayern- und Regionalfenster) konkurrierten Filme unterschiedlicher Herkunft, Machart und Ausrichtung um die Gunst der Jurys bzw. des Publikums. Daneben und außerhalb des Wettbewerbskontexts gab es einen Länderschwerpunkt zu den Vereinigten Arabischen Emiraten, Sonderprogramme zum Thema Rebellion (mehr dazu morgen) und weitere Specials wie z. B. ein Kinder- und Horrorprogramm, die legendären Plattenfilme oder die Sexy Shorts. Insgesamt wurden fast 300 Filme gezeigt.
„Alleinstellungsmerkmal“ Regensburgs
Das reichhaltige und vielseitige Angebot an Filmbeiträgen zeugt von einer stetig wachsenden Bedeutung der Kurzfilmwoche und der ihr zuteil werdenden Aufmerksamkeit weit über die Grenzen Regensburgs hinaus.
Oberbürgermeister Joachim Wolbergs sprach bei der Preisverleihung gar von einem „Alleinstellungsmerkmal“ Regensburgs. Die Kurzfilmwoche ist eben auch zu einer touristischen Marke geworden und wird von der Stadt Regensburg allzu gerne auch als solche begriffen.
Die Gewichtung der Wettbewerbe verteilt sich entsprechend des Einzugsgebiets. Das liegt in der Natur der Sache. Man möchte in den internationalen Gewässern eben ganz oben mitschwimmen. Grund genug, sich die regionalen Beiträge genauer anzusehen. Das Regionalfenster erfreut sich zwar eines großen Publikums, fristet sonst aber eher ein Schattendasein.
Flexible Regeln
In zwei Programmen liefen insgesamt 18 Filme von Filmemacher/innen aus Regensburg, der Umgebung und dem ostbayerischen Raum. Die Jury, bestehend aus Marcus Spangenberg, Tina Lorenz und Laura Freisberg fand für denäußerst minimalistisch angelegten, monoton-nervtötenden Dreiminüter Acoustic Anthropology, Tapetenwechsel von Carl Klein und für den ebenfalls dreiminütigen Experimantalfilm Dream Kiss von Elina Reimche jeweils eine lobende Erwähnung und verlieh Thomas Zeug für seinen galaktisch animierten Unterhaltungsfilm 2 Aliens den Regionalfensterpreis von Mittelbayerische.de.
Als qualitatives Urteil geht die Wertung in Ordnung, zumal Zeugs Witz, Aufwand und technisches Allround-Können (von der Synchronisation einmal abgesehen) im diesjährigen Regionalfenster tatsächlich konkurrenzlos waren.
Ob der Film allerdings überhaupt hätte laufen dürfen bzw. sollen, ist eine andere Frage. Mit seinen 23 Minuten war er gemäß den Regularien (max. 20 Minuten) zu lang und bedenkt man, dass in der Vergangenheit Filme aus diesem formalen Grund abgelehnt wurden, ist das nicht gerade ein Ausdruck von Fairness.
Dass die Kurzfilmwoche ihre eigenen Regeln im Regionalfenster ohnehin nicht allzu ernst nimmt, bewies sie allerdings auch schon im letzten Jahr als sie entgegen der Vorgabe („pro Filmemacher / Regisseur ist nur ein Film und Wettbewerbssektion zugelassen“) zwei Filme von Peter Kollross (übrigens 2. Vorsitzender des veranstaltenden Arbeitskreises Film) im gleichen Wettbewerb zeigte. Einer davon wurde sogar von der Jury prämiert. Gleiche Wettbewerbsvoraussetzungen sehen vermutlich anders aus.
Schwierige Vergleichbarkeit
Der Wettbewerbscharakter ist im Regionalfenster ohnehin ein schwieriger. Nicht nur Länge und Filmgattung, sondern insbesondere auch Niveau, Qualität und die filmischen Voraussetzungen der Beiträge schwanken erheblich und verunmöglichen die Vergleichbarkeit. Wie soll man den learning-by-doing-Beitrag einer Schülergruppe mit Zeugs 2 Aliens oder Kollross’ ganz eigene Machart mit einem fein komponierten Experimentalfilm in eine sinnvolle Wettbewerbssituation setzen und adäquat bewerten?
Das bleibt – wie auch das Medium Film an sich – ein großes Rätsel. Als Einblick in regionale Kurzfilmproduktionen ist das Regionalfenster gold wert, als Wettbewerb aber eigentlich untauglich. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass das Regionalfenster vergleichsweise stiefmütterlich kuratiert wird und dabei durch das immer betontere Schielen in die große weite Welt eher wie ein lästiges Muss wirkt: Gehört zwar zur Kurzfilmwoche, Tradition und so, interessiert uns aber nicht sonderlich! Man wird in den kommenden Jahren sicherlich die Gelegenheit haben dieses Dilemma weiter zu beobachten.
Die weiteren Preise der 21 Internationalen Kurzfilmwoche Regensburg lesen sich wie folgt:
Hauptpreis des Internationalen Wettbewerbs: Miguel López Berazas für Walls
Preis der Stadt Regensburg (Jury der Jungen): Alejandro Becerril Elías für Los Contreras Family
BMW-Kurzfilmpreis: Nora Fingscheidt für Boulevard’s End
Max-Bresele-Gedächtnispreis des Kartenhaus Kollektivs: Zora Rux für Geschützter Raum
Förderpreis des FilmFernsehFonds Bayern: Thomas Zeug für 2 Aliens
Publikums-Online-Preis Miteinander der Volksbank eG und Mittelbayerische.de: Filmgruppe des Goethe-Gymnasiums für Stufen (nicht im Wettbewerb)
Publikumsliebling/Kinokneipen-Preis: Michael Binz für Herman the German
Carl Klein
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Mehr von Carl Klein noch bis 12.4. in der Ausstellung 3 x Junge Kunst im Kunst-und Gewerbeverein, Ludwigstrasse 6, Regensburg.
Und Morgen:
Wir laden Sie ein zu einem Nicht-Pecha-Kucha-Event aus unserer Feder: Am Samstag, 28.03.2015 im Kunst- und Gewerbeverein Regensburg
19.00 Uhr „Das Mills – Archiv“ – Einführung und Lesung mit Florian Toperngpong
21.15 Uhr „Alles im Arsch, Frau Dobermann“ – Szenische Lesung und Liedgut mit
Carl Klein und Katharina Dobermann
Im Rahmen der Debütantenausstellung 2015
‘3 x Junge Kunst
Exklusiv nur hier:
[youtube http://www.youtube.com/watch?v=chnO6VbgZMw&w=420&h=315%5D