Das Regeninselfest
Es musste ja eigentlich so kommen. Nachdem es das ganze Wochenende nahezu trocken war, schüttete es beim Headliner-Auftritt des diesjährigen Jahninselfests wie aus Kübeln. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Die Berliner Punkband ZSK konnte ihr Set zwar noch im Trockenen beginnen, doch dann stürzte der Regen regelrecht vom Himmel. Vorbei war es mit einem trockenen Festival. Es ist ohnehin mehr als nur ein Running Gag unter langjährigen Anwesenden, dass es beim Jahninselfest eigentlich immer regnet – oft sogar ziemlich ordentlich. So auch diesmal.
Rockzipfel statt Jahninsel
Das 31. Jahninselfest fand in diesem Jahr, wie in jüngster Vergangenheit gelegentlich auch, nicht auf der namensgebenden Insel, sondern auf dem als „Rockzipfel“ bekannten Grieser Spitz statt. Es hieß, der Jahninselrasen müsse geschont werden. Wohl damit er erst wieder am kommenden Bürgerfestwochenende stilecht plattgetreten werden kann.
Die Verlegung hat ihre Vor- und Nachteile. Während die Jahninsel als Lokalität das alternative Festival mitten in das Welterbe unter die staunenden Blicke tausender Steinerner-Brücke-Touristen zieht, ist der (noch) verkehrsberuhigte und geräumigere Gries insgesamt festtauglicher zu bespielen. Am Grieser Spitz bleibt das Festival unter sich, die Zaungäste müssen sich andere Attraktionen suchen.
Nichtkommerziell und ehrenamtlich
Als nichtkommerzielle und ehrenamtlich organisierte kleine Veranstaltung hat das Jahninselfest auf dem hart umkämpften Festivalmarkt seit Jahren seine eigene Nische gefunden und es immer wieder geschafft, neben lokalen Acts auch (mittlerweile) große Bands nach Regensburg zu holen. So finden sich auf vergangenen Festivalplakaten etwa The Gaslight Anthem oder Against Me!
Auch der diesjährige Headliner ZSK war 2005 schon einmal hier und hat sich im Oktober letzten Jahres bei einem Solidaritätsset auf einer Anti-AfD-Kundgebung mehr oder weniger selbst eingeladen erneut zum Jahninselfest zu kommen (siehe regensburg-digital-Interview mit Sänger Joshi).
Als Initiatoren der Kampagne „Kein Bock auf Nazis“ sind ZSK weithin bekannt für ihre antifaschistische Haltung und politisch explizite linksradikale Songs. So gehören etwa die Agit-Gassenhauer „Make Racists Afraid Again“, „Küsst Die Faschisten“, „Kein Mensch Ist Illegal“ oder „Antifascista“ zum Standardrepertoire linker Demonstrationen.
Ein politisches Festival
Auf der Jahninselfestbühne funktioniert das natürlich auch, zumal Politik auf dem Festival ohnehin stets eine Rolle spielt. Ob bei Age of Rats oder den Dorks am Freitag oder auch bei Brew Berrymore am Samstag, die sogar einen mehrminütigen Slot ihres Sets an die Seenotrettungsorganisation See Eye für eine Ansprache abtraten. Nie davor und danach war es leiser vor der Bühne. Sonst fand man eine ausgelassen gute Stimmung vor, die sich allenfalls durch den heftigen Regenguss am Samstagabend ein bisschen trüben ließ. Oder es half der Galgenhumor weiter – es musste ja eigentlich so kommen.
Als weitere Bands begrüßte das diesjährige Jahninselfest unter anderem den Freitagsheadliner Distemper (Ska/Moskau), die Münchner Psychadelic/Stoner-Combo Black Voodoo Train und die Hardcore/Metal-Veteranen Death By Stereo (Kalifornien). Daneben gab es in Umbaupausen wie immer Singer-/Songwriter- und artistische Einlagen sowie Zauberei und Jonglage auf der Kleinkunstbühne – und die sogar bei bestem Wetter.
Butt-Head
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Cool wars! Viel cooler als unter der Brücke. Yeah!