„Das darf sich die Stadt nicht gefallen lassen.“
Das Vorgehen der „Immobilien Zentrum Regensburg“-Gruppe bei seinen Plänen für ein „Quartier West“ sorgt für Verärgerung bei der ÖDP-Fraktion im Regensburger Stadtrat. Die Stadt dürfe sich so etwas nicht länger gefallen lassen, fordert das Spitzenduo Astrid Lamby und Benedikt Suttner.
Die ÖDP-Fraktion im Regensburger Stadtrat ist sauer. Hintergrund ist die jüngste Pressemitteilung des „Immobilien Zentrum Regensburg“ (IZ), in dem die Bauträger-Gruppe erneut für ihr Bauvorhaben „Quartier West“ wirbt und einen bereits geschlossenen Kooperationsvertrag für die Energieversorgung des nach wie vor nicht genehmigten Bauvorhabens anpreist (unser Kommentar dazu).
„Was uns stört, ist das Selbstverständnis, das die Firma hier an den Tag legt.“
„Was uns stört, ist das Selbstverständnis, das die Firma hier an den Tag legt“, kritisiert ÖDP-Fraktionschef Benedikt Suttner. „Obwohl bisher im Stadtrat lediglich ein Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan gefasst wurde, versucht das IZ anscheinend durch offensive Kommunikation nach außen den Druck auf die Stadtverwaltung zu erhöhen, um schnell Baurecht zu bekommen.“ Dabei gebe es inzwischen erhebliche Bedenken gegen das Vorhaben.
Wie mehrfach berichtet, sammeln mehrere Naturschutzverbände Unterschriften gegen das „Quartier West“, in dessen Umgriff sich ein größeres kartiertes Biotop befindet. Dass die Stadträte darüber nicht informiert wurden, als ihnen der Aufstellungsbeschluss 2016 zur Entscheidung vorgelegt wurde, bemängelt Suttner in der heute verschickten Pressemitteilung der ÖDP zum wiederholten Mal.
Einladungen und Betretungsverbot
Das IZ versucht es derweil mit Zuckerbrot und Peitsche – einerseits hatte man sich zunächst mit einer begütigenden Pressemitteilung an die Naturschützer gewandt und zum „Austausch der Argumente“ geladen, andererseits reagierte man auf die Proteste mit einem eher dünn begründeten Betretungsverbot für die Fläche. Offenbar befürchtet man eigenständige Kartierungen durch die Verbände. Und ansonsten macht man mit den Planungen, die nach Informationen unserer Redaktion schon sehr weit gediehen sind, ebenso ungerührt weiter wie mit der öffentlichen Bewerbung des Vorhabens. Die erwähnte Pressemitteilung des IZ zum Kooperationsvertrag erschien im heutigen Wochenblatt im kompletten Wortlaut und dem Layout eines redaktionellen Artikels.
Informationen abseits von Interessen der Immobranche gefordert
Die ÖDP-Fraktionsvorsitzende Astrid Lamby fordert angesichts dieses Vorgehens die Stadt auf, sich diese „Taktik“, einfach Realitäten abseits der legitimierten Gremien zu schaffen, nicht länger gefallen zu lassen. „Auch wenn die Stadt die Kommunikation des IZ nicht zu verantworten hat, so muss es das Ziel der Stadt bleiben, beim Genehmigungsprozess den Hut aufzuhaben und nicht einseitig den Investoreninteressen hinterherzulaufen.“ Die ÖDP erwarte „schnellstmöglich“ einen umfangreichen Bericht über den Ist-Stand der Planungen im Stadtrat.
Außerdem will die dreiköpfige Fraktion nun in der kommenden Woche einen Antrag einreichen, um sicherzustellen, dass zumindest in künftigen Beschlussvorlagen Biotope ausdrücklich kartiert und bezüglich ihrer Bedeutung bewertet werden. „Dies würde die differenzierte und objektive Beurteilung durch die Stadträt*innen verbessern – fern irgendwelcher Interessen der Immobilienbranche.“
Mr. T.
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Das darf sich die Stadt auf keinen Fall gefallen lassen und es freut mich, dass Stadträtin für Stadtrat langsam aufwacht.
Es müssen sich ja nicht alle so gottergeben gerieren wie die graue Koalition.
Was mich immer noch umtreibt: War die Teilrodung des Unterholzes zur Schaffung von Tatsachen dort legitim?
Raimund Schoberer Bund Naturschutz
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Sehr geehrte Leserinnen und Leser von RD:
@ÖDP: Dito
@All: Bitte weiter Unterschreiben: openpetition.de/!xhsgy
@Mr.T.: Da die Frage nach der “Teilrodung” schon öfters kam: ich habe mir das heute daraufhin angeschaut. M.E. wurde durch die Gehölzarbeiten in 2020 die Biotopfunktion wohl nicht signifikant geschädigt. Die Fläche ist, so wie sie sich aktuell darstellt als Biotop sehr wertvoll. Weitere Gehölzarbeiten sollten unbedingt unterlassen werde.
Wichtig ist diese Fläche für die Zukunft als Klima-, Natur- und Naherholungsfläche dauerhaft zu sichern.
MfG
Raimund Schoberer
Vors. Bund Naturschutz Regensburg
XYZ
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Mr.T. 17.07
Schon die Teilrodung war bei einem Biotop nicht legetim, geschweige andere Eingriffe. Das Problem liegt m.E. darin, dass weder seitens des Stadt noch des Investors irgendein Verständnis besteht: das ist doch nur Gestrüpp und mikrige Bäume. Und falls es durchgehen sollte: da wären Ausgleichsflächen zu schaffen – wo denn?
XYZ
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R. Schoberer 18.46
Mag ja stimqmen – vermisse nur die naturschutz-rechrlichen Lage, die bei Intervention gefragr, wenn es ums wohl schon eingemachte bei Stadt und investor geht.
Anwohner
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Wir wissen doch alle ganz genau wie das ausgehen wird.
Hallo! Wir sind hier in Regensburg, und da wurde das schon “immer” so gemacht.
Traurig, aber wahr.
Mr. T.
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Raimund Schoberer, danke für Ihre Einschätzung. So weit ich das gesehen habe, wurde nur Unterholz rausgeschnitten. Das heißt, es wurde evtl. ein Biotop für kleiner Tiere wie Igel oder so zerstört.
Realist oder Zyniker?
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Aber Leute,
wir müssen doch erstmal die Stadt komplett und renditemaximiert zubauen, bevor wir auch das Umland optimal zersiedeln können. In den kommenden 15 Jahren erwarte ich daher: Pürkelgut-Bebauung, Bebauung “Auf der Platte”, äußere Prüfeninger Schlossstraße, an der Donau zwischen Donaupark und Mariaorter Eisenbahnbrücke, westlich der Donau-Arena, zwischen Friedhof Ziegetsdorf und Monsterspielplatz, und einen ersten Wolkenkratzer nördlich der Aufeldstraße im Gleisdreieck. Und dann werden die drei Donaubrücken im Westen kommen, geht nicht anders. Wenn Regensburg dann die 200000 Einwohner reißt, wird der Ruf nach neuen Gewerbegebieten so laut werden, dass der Ruf nach weiteren Wohngebieten so laut wird, … lustig. Wetten, dass… das Quartier West kommen wird, schließlich: Wo kämen wir denn da hin, wenn die Baumogule schon beim Klein-Klein nicht durchmarschieren dürften?
XYZ
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Realist oder Zyniker11.12
Herrlich, und mi profunder Ortskenntnis; so soll’s dann wohl weitergehen bis alles zugebaut und dann Wolkenkratzer genehmigungsfähig sind, sind ja up to date.
Roche-Dirac
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Die Aufzählung der möglichen Baugebiete von Realist oder Zyniker gefällt mir gut.
Ich möchte sie noch ergänzen. Vergesst mir den Regensburger Süden und Osten nicht! Da bei Irl und in der Gegend von Leoprechting und Oberisling sehe ich noch jede Menge unbebaute Wiesen und Felder. Da kann man doch was machen …
Und jetzt denken wir mal ganz gross. Muss denn jede Parkanlage, jedes Sportgelände im Stadtgebiet so gross bleiben? Klar, an den Stadtpark und an den Villapark wird sich wohl keiner rantrauen.
Aber muss den der etwas abseitige Aberdeenpark wirklich so gross sein? Reicht da nicht auch die Hälfte? Muss denn das Sportgelände an der Brandlbergerstrasse wirklich diesen Umfang haben? Da könnte man doch auch was machen …
Die Macher haben diese Areale sicher schon auf ihrem Zettl. Würd mich wundern wenn nicht …
Zynismus Ende.
Mr. T.
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Allerdings ist zu beachten, dass die Bebaubarkeit von sauren Wiesen und Feldern stark davon abhängt, wem sie gehören. Im Zweifelsfall muss sie halt ein Unionspolitiker vorher übernehmen, um sie dem Baumarkt zuführen zu können. Die sind da sehr selbstlos wenn es darum geht, den Wohnungsmarkt zu stärken.
Wintermute
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@Roche-Dirac, da sind sie nicht ganz auf dem Laufenden, denn das Gebiet um Irl ist schon verplant. Da wo die wertvollsten Böden um Regensburg sind und sich in und um einige wertvolle (da schon durch Baumaßnahmen verlagerte und aufgewertete) Biotope befinden, mit seltenen Vogelarten, ist Gewerbebebauung gesetzt. Formschöne Logstikhallen, in modernem grau werden die Eintönigkeit der Natur beseitigen, und wo jetzt sinnlos Vögel zwitschern und brüten, können dann endlich LKW-Schlangen für den Fortschritt der Wirtschaft sorgen. Die zusätzliche Versiegelung von etwa 100 Hektar Bodens bereitet den Grund für weitere Wohnbebauung in anderen Stadtbereichen. Vielleicht können wir dann wirklich irgendwann die Parks gewinnbringend nutzen, Gewinn natürlich nur für Investoren, am besten solche, die bereits einen früheren OB bestochen haben, denn die wissen ja, wie es geht.
Mr. B.
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zu Wintermute:
Nachdem die Immo-Haie auch schon verstärkt im Landbereich gesehen wurden und sie vermutlich jetzt auch dort die Preise treiben!!! dürfen, wird es vermutlich auch an den Stadträndern noch teurer? Ja wenn’s mal läuft! Sie haben, wie die “Regensburger-Stadtmodelle” der letzten etwa 20 Jahre gezeigt haben, nichts zu verschenken! Spenden und Zuwendungen an Verantwortliche für die städtische Grundstücksvergabe müssen erst verdient oder vermutlich erst eingerechnet werden? Solange sie auf sog. “EMPFÄNGLICHKEIT” von Gewählten stoßen, wird sich hier nichts ändern, gar nichts!