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Daniel Düsentrieb will nicht in den Himmel…

81 Jahre und kein bisschen leise – Hajo Burger will jetzt mit der Vermarktung und Produktion seiner Erfindungen beginnen. Er gründete die wohl kleinste Patentwerkstatt der Welt.	Foto: Aigner

„Weltmeister der Erfinder” gründet die wohl kleinste Patentwerkstatt der Welt – mit 81. „Natürlich ein Manko”, nennt Hans Joachim Burger blinzelnd seine Blindheit. Doch nicht nur, weil es ihn deshalb schon „ein paar Mal die Treppn runterghaut” hat, ist er vor ein paar Wochen vom dritten Stock ins Erdgeschoss gezogen: Burger, „Weltmeister der Erfinder” genannt, hat einen Plan. Dafür will näher an seiner Werkstatt sein, in der er – zusammen mit Helfer Valentin – neue Patente ausheckt. Die stecken in Autos von BMW, keine Blockflöte, gibt es ohne Burgers Synopor-Filter, in Ultraschallgeräten aus Singapur steckt Burger-Material, wieviele Kunststoffe und Metallegierungen dem Geist des „erfolgreichen Denkers” (Burger über Burger) entstammen, weiß er nicht mehr. Bekannt ist der kleinen Mann („Ich bin auf 1,60 Meter geschrumpft.”) mit zerzaustem Haar und Bart geworden, der Reichtum blieb aus.

„Ich kann keine Medaillen mehr sehen”, meint er grantig grinsend als er an einer Kommode mit den zahlreichen Trophäen steht. „Die Sau kann ich damit füttern, sonst nix.” Kein Reichtum, aber „bescheidenes Wohlhaben” will sich der fünffache Vater (zwölf Enkel) erwerben. Deshalb hat er vor kurzem die wohl kleinste Patentwerkstatt der Welt gegründet („So einen kleinen Popel wie mich gibt es sonst nirgends.”). Ist das nicht Spinnerei – mit 81 Jahren? „Wenn ich mir anschau, wie andere spinnen, spinn ich lieber so”, entgegnet Burger „Ich will doch nicht nur da hocken und warten, dass ich in den Himmel komm.”

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Sieht aus wie Frischhaltefolie, ist aber „künstliche Haut”, atmungsaktiv, weichmacherfrei und kann kilometerweise produziert werden.Man glaubt es kaum, aber hier wurden schon Erfindungen erdacht, die weltweit Furore machten.	Fotos: Aigner

Was Regensburgs Daniel Düsentrieb noch alles vor hat

Marke Eigenbau sind die Geräte und Werkzeuge, mit denen Burger in seiner Werkstatt künstliche Haut herstellt – die liegt beim Uniklinikum, zur Prüfung – oder die Filter für unterschiedlichste Bedürfnisse, „nur mit 80 Prozent weniger Volumen”. Dafür gibt es bereits Anfragen. Dasselbe gilt für Burgers Bauelemente aus Holzhackschnitzeln, die er hier gleichfalls mit selbstgebauten („Harmlos”, nennt Burger sie.) Geräten produziert. Für den Notfall gibt’s ein Hinterzimmer mit Bett und Bad. Burger hat sich antrainiert, jede Nacht um zwei Uhr aufzuwachen. Das sei die beste Zeit, um aus seinem Gehirn das Beste raus zu holen. „Ich steht auf, trink ein Bier, geh schiffen und zurück ins Bett.”

Recht einfach wirken Werkstatt und Geräte, doch so sind fast alle von Burgers Erfindungen entstanden, die mittlerweile weltweit im Einsatz sind. „Das Geniale an einer Erfindung ist die Einfachheit”, bemerkt er und schiebt grinsend nach: „Je länger ich nachdenke, desto einfacher wird’s, manchmal so einfach, dass man die Erfindung nicht mehr braucht.” Einen Pflegestuhl hat er in Arbeit, ebenso einen Rußpartikelfilter, dessen Material komplett recyclebar ist, wie Burger erzählt. Trotz Blindheit wirkt der Blick hellwach, nur wenn er Details seiner Erfindungen beschreibt, schließt er für längere Zeit die Augen und fährt sich mit der Hand durchs Gesicht. Er will von nun an Produkte vermarkten, nicht mehr nur das Patent. Denn dazu braucht es Patentberater und, das weiß Burger aus Erfahrung: „Die wollen nur Geld und haben nix drauf.” Ein transparenter Hochwasserschutz, den er entwickelte und damit in Regensburg abblitzte, hat mittlerweile das Interesse der Stadt Dresden geweckt. „Den schenk ich ihnen”, meint er befriedigt und ist wieder nur Erfinder, nicht Vermarkter.

Die für Burger „schönste Erfindung” stammt nicht von ihm – es ist eine sprechende Uhr, die er am Arm trägt. Denn auch fünf Operationen konnten nichts an seiner Makuladegeneration ändern und daran, dass die „kleinen schwarzen Flecken” immer größer wurden, er deshalb schon lange nicht mehr lesen kann und seit zwei Wochen nahezu völlig blind ist. „Seit August streite ich wegen dem Blindengeld.” Das fließt bis heute nicht. Doch das war schon genug gejammert. Denn auch die Blindheit machte erfinderisch. Auf seine Flugzettel „Lesehilfe gesucht”, die ein paar Kinder für ihn aufgehängt haben, meldeten sich zwei junge Damen. Die kommen nun abwechselnd täglich eine Stunde, um ihm vorzulesen, vor allem aus der Fachliteratur. „Blind sein ist halt ein Manko”, sagt er wieder – mit einem Grinsen. Denn über die tägliche Gesellschaft seiner Lesehilfen freut er sich. Auch über Interessenten und Mitarbeiter für seine Patentwerkstatt. Denn die Ideen gehen dem rührigen Geist, der so gern quatscht, nicht aus. Der Himmel kann noch eine Weile warten…

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