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CSU und SPD: Keine Gedenktafel fürs Colosseum!

Wohnen in der KZ-Außenstelle: Das Colosseum in Stadtamhof. Foto: MirwaldMan drückt sich um eine klare politische Aussage herum. In der Diskussion um eine Gedenktafel, die an das ehemalige KZ-Außenlager Colosseum in Stadtamhof erinnern soll, werden CSU und SPD einen entsprechenden Antrag der Grünen am Donnerstag im Kulturausschuss aller Voraussicht nach ablehnen. Die CSU hat „in Abstimmung mit der SPD-Fraktion“ einen Erweiterungsantrag gestellt, der den Vorschlag der Grünen „nicht befürwortet“.Der CSU-Fraktionsvorsitzende Christian Schlegl verweist auf den „ in Sichtbezug zum Colosseum stehenden“ Gedenkstein und die Stadtamhof-Stele und will stattdessen die Verwaltung beauftragen, „die etwas unglückliche Aufstellung“ der beiden Denkmäler „zu verbessern“. Wie das erreicht werden soll – dazu gibt es offenbar keinen Vorschlag der Koalitionäre. \Im Moment ist der Gedenkstein von der Straße aus praktisch nicht sichtbar, steht versteckt zwischen Bäumen, Fahrrädern und etwas Hundedreck neben dem Café Ciao in Stadtamhof. Anfang der 90er wurde er nach einer über zehn Jahre währenden Diskussion dort aufgestellt. Schüler der 11. Klasse an der Berufsfachschule für Wirtschaft hatten 1983 mit einer Arbeit zur Geschichte des KZ-Außenlagers Colosseum den „Preis des Bundespräsidenten“ beim Schülerwettbewerb Deutsche Geschichte gewonnen und das Preisgeld für eine Gedenktafel zur Verfügung gestellt. Hier hing ehemals eine Gedenktafel für die Opfer des Colosseum. Als die Stadt die Tafel entfernen ließ, wurde sie zerstört. Foto: AignerBei einer Demonstration wurde eine solche Gedenktafel Jahre später – gegen politische Widerstände – an der Steinernen Brücke angebracht. Dem Zeter-und-Mordio-Geschrei der CSU – „Der Schwarzbau (= Gedenktafel) muss weg“ – stellte sich die zwischenzeitlich gewählte SPD-Oberbürgermeisterin Christa Meier entgegen. Die Tafel blieb also gut sichtbar an der Steinernen Brücke hängen, bis schließlich der Gedenkstein kam. Mehrere Initiativen, allen voran die „ARGE ehemaliges KZ Flossenbürg“, hatten sich dafür seit 1983 eingesetzt. Foto: AignerWo sich das KZ-Außenlager in Stadtamhof befunden hat, bleibt dem interessierten Städtereisenden allerdings auch nach dem Studium des Textes auf dem Gedenkstein ein Rätsel: Das Wort „Colosseum“ ist darauf nicht zu finden. Ebensowenig erfährt man, dass 65 Menschen in dem KZ-Außenlager ums Leben kamen. Ihre Namen sind beim alljährlichen Gedenkweg für die Opfer des Faschismus am 23. April – an diesem Datum wurden 1945 die 400 Insassen zum Todesmarsch aus Regensburg getrieben – auf einem Transparent zu lesen. Alljährlich wird bei dieser Veranstaltung auch immer wieder die Forderung nach einer Gedenktafel laut. Seit Jahren weigert sich die Stadtspitze, daran teilzunehmen. Man gedenkt tags darauf. Den Wunsch nach einer Gedenktafel am Colosseum, der in diesem Jahr auch per Brief an alle Stadtratsfraktionen gerichtet wurde, wird mit dem Verweis zurückgewiesen, dass der Hausbesitzer dagegen sei. Der Besitzer hat kürzlich gewechselt. Die Haltung zu einer Gedenktafel hingegen nicht („nach unserem Kenntnisstand“, schreibt die CSU-Fraktion.). Eine entsprechende politische Willensäußerung gab es von Seiten der Stadt seitdem nicht. Das bleibt wohl auch am Donnerstag im Kulturausschuss (15 Uhr, Altes Rathaus) so. „Ich versteh nicht, warum diesem Thema seit Jahren immer wieder ausgewichen wird“, sagt Luise Gutmann von der ARGE Flossenbürg dazu. Sie glaubt, dass vor allem Touristen auf eine Hinweistafel positiv reagieren würden. „Schließlich will man wissen, wo man sich befindet.“ Wenn schon alternative Vorschläge gemacht würden, um die Situation zu verbesern, „dann sollten die Parteien wenigstens wissen, was zu verbessern wäre“. Aber wie gesagt: Um eine klare Aussage drückt man sich herum. Nachsatz: Ebenfalls am Donnerstag im Kulturausschuss wird der Antrag der CSU behandelt, an den Gebäuden in der Oberen Bachgasse 3 und 5 eine Hinweistafel für die ehemalige jüdische Synagoge anzubringen. Diese wurde 1938 während der Reichspogromnacht verwüstet und wenig später abgerissen. „Die Verwaltung möge (…) auf die Eigentümer dieser Häuser einwirken, der Anbringung der Hinweistafel zuzustimmen“, heißt es in dem Antrag der CSU.

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