16 Feb2008
Comics, Pin-Ups, große Kunst
Creme de la Creme der Popkünstler bis April in Regensburg
Pop-Art befasst sich mit dem Trivialen, Pop-Art verleiht Gegenständen des Alltags Ikonenstatus, Pop-Art ist ein Massenprodukt und ein Produkt für die Masse. Populär, verbrauchbar, billig, witzig, sexy, spielerisch, verführerisch, auffallend, meist in hohen Auflagen gedruckt – die Kunstrichtung Pop ist allgegenwärtig und die Grenzen zwischen industriellem Design und Kunst sind fließend.
In der aktuellen Schau im Kunstkabinett (Untere Bachgasse, Regensburg) gibt es noch bis April Papierarbeiten der weltweit am meisten gefragten „Pop-Artisten“ Keith Haring, Roy Lichtenstein, Julian Opie, Mel Ramos, Andy Warhol und Tom Wesselmann zu sehen und zu kaufen. Frech, farbenfroh und frivol, die Blätter wirken heute gleichermaßen wie vor 50 Jahren, als Pop-Art den Kunstbetrieb gründlich durchrüttelte.
Pop-Art begnügt sich keineswegs mit der Abbildung, sie ist mehr als nur gefällige Illustration. Überdrüssig der abstrakten Malerei und den Ausläufern des Expressionismus’, erhoben in den 50er Jahren erstmals Maler, Grafiker und Bildhauer Banales zur Kunst. Dem Auge des Betrachters wurde Bekanntes geboten, um die Grenze zwischen Alltagsrealität und Kunst aufzuheben.
Warhol zeigt uns eine Suppendose, Marilyn Monroe und eine Pistole, lakonisch, umkommentiert, gleichberechtigt, Erzeugnisse, Dinge, Medienprodukte. In der Regensburger Schau ist u.a. Warhols Sicht auf das Kini-Schloss Neuschwanstein zu sehen, ein Motiv – tausendmal gesehen, massentauglich, prädestiniert für Pop-Art. Klassiker der Pop-Art, die auch in großen internationalen Museen hängen, finden sich noch bis 19. April auf zwei Etagen im Kunstkabinett. Zum Besichtigen und zum Kauf. In Zeiten schwankender Börsenkurse wird die Kunst als sichere Wertanlage wieder geschätzt.
Wie wär’s mit Warhols „Santa Claus“? Kostet 48.000 Euro. Das teuerste Werk der Ausstellung, Warhols Dollar-Zeichen, wird auf 120.000 Euro geschätzt, es ist aber unverkäuflich. Die unverwechselbaren Haring-Drucke sind für je gut 4.000 Euro zu haben.
Am günstigsten, weil ich höchster Auflage verbreitet, sind die Pin-up-Blätter von Mel Ramos. Hemmungslos (einige nennen es sexistisch) lässt er nackte Models, unerreichbar makellos, mit Kaugummipackungen, Schokolade und Coca-Cola-Flaschen posieren. Kunstgewordene Männerträume, glatt, ebenmäßig, die Shows der Profi-Stripperin Dita von Teese (Ex-Frau von Marilyn Manson!) ist von Ramos Fantasien beeinflusst. Die Wesselmann-Arbeiten (ebenfalls sehr sexy) dokumentieren die Vielfältigkeit des Stils und verweisen auf Henry Matisse als einen Vorläufer der Pop-Art. Lichtensteins Comic-Stil verdeutlicht am stärksten das stilisierte Triviale oder das trivial Stilisierte, in den in Regensburg ausgestellten Werken sind extrem vergrößerte Druckraster bereits wieder zu abstrakten Patterns geworden.
Einen genaueren Blick verdienen die beiden Werke von Julian Opie, 1958 in London geboren. Er ist der Warhol unserer Zeit. Seine Portraits haben die Gegenwartsgrafik nachhaltig beeinflusst. Punkt, Punkt, Komma Strich, fertig ist ein individuelles und unverwechselbares Portrait. Ein Meister der Minimal-Art, wenig Aufwand, große Wirkung. Sein an eine Modezeichnung erinnerndes „Bijou gets undressed in five stages“ oder die streng stilisierte „Landscape“ sind Klassiker der Gegenwartskunst. Äußerst sehenswert und inspirierend ist die Homepage des Künstlers: www.julianopie.com
In loser Folge wird der „Galerienbummel“ durch Regensburg fortgesetzt. Es gibt viele lokale und regionale Künstler in den vielen Altstadt-Galerien zu entdecken, den Anfang haben wir gleich mit einem Paukenschlag gemacht. Pop-Art im „Kunstkabinett“. Die Ausstellung ist Dienstag bis Freitag von 11 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Ein Abstecher beim Einkaufsbummel lohnt sich.