CAMPUSAsyl erhält den Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus der Deutschen Bischofskonferenz
Am Donnerstagabend (3.12.) war es dann so weit – der Katholische Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus der Deutschen Bischofskonferenz wurde zum ersten Mal verliehen. Bei dem Festakt in der Berliner Gedenkkirche Maria Regina Martyrum wurden drei Initiativen aus ganz Deutschland mit dem Preis ausgezeichnet, der mit insgesamt 10.000 Euro dotiert ist und ein deutliches Zeichen für das respektvolle Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft und gegen jede Form der Menschenverachtung steht.
Neben dem Duisburger Prämonstratenser-Pater Oliver Potschien und das von ihm geleitete Sozialpastorale Zentrum Petershof (erster Preis mit 5.000 Euro), wurden auch die beiden Initiativen „hingucken… denken… einmischen… Magdeburg aktiv gegen rechts“ sowie „CAMPUSAsyl“ der Katholischen Hochschulgemeinde Regensburg (jeweils dotiert mit 2.500 Euro) vom stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und Vorsitzendem der Migrationskommission, Bischof Norbert Trelle (Hildesheim) ausgezeichnet.
Der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Nikola Eterovi
, begrüßte die rund 300 Gäste und übermittelte in seinem Grußwort den drei Preisträgern die Segenswünsche von Papst Franziskus. Dabei betonte er, dass Rassismus in all seinen Erscheinungsformen mit der Lehre der katholischen Kirche unvereinbar sei. Außerdem erinnerte Erzbischof Eterovi
daran, dass das christliche Engagement für eine „Kultur der Begegnung“ angesichts der großen Zahl von Flüchtlingen verstärkt werden müsse.
Als Festrednerin warf Prof. Barbara John, die Ombudsfrau der Bundesregierung für die Hinterbliebenen der NSU-Opfer, unter anderem die Frage auf, warum wir in Deutschland immer wieder Gewalt zu beklagen hätten, die wir mit Konzepten wie individueller Fremdenfeindlichkeit und strukturellem Rassismus begrifflich zu fassen versuchten? Ihre Antwort darauf ist so einfach wie erschreckend: „Weil wir es zulassen.“ Auch ihr Fazit lautet an diesem Abend: Gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus könne und müsse noch viel mehr unternommen werden als bisher.
Die drei Projekte und Initiativen, die bei diesem Festakt ausgezeichnet wurden, sind allesamt eindrucksvolle Beispiele dafür, wie bürgerschaftliches Engagement dort ankommt, wo Hilfe am meisten benötigt wird.
So hob Bischof Trelle als Vorsitzender der Jury hervor, dass bei „Pater Olivers Wirken die christliche Nächstenliebe, Gastfreundschaft und Barmherzigkeit unter den Bedingungen einer durch Migration geprägten Gesellschaft erfahrbar wird.“ Dieser hatte im September 2012 als Reaktion auf die kirchlichen und gesellschaftlichen Veränderungen, die sich in Duisburg-Marxloh besonders deutlich abzeichnen, das Sozialpastorale Zentrum Petershof ins Leben gerufen. Auch die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Ulla Schmidt, würdigte in ihrer Laudatio das herausragende Engagement des ersten Preisträgers: „Pater Oliver Potschien und der von ihm geleitete Petershof widmen sich – oft unter schwierigen Umständen – der Entwicklung, Durchführung und Begleitung sozialer Projekte im multikulturell geprägten Stadtteil Duisburg-Marxloh. Pater Oliver liegen vor allem jene Menschen am Herzen, bei denen die staatlichen Unterstützungsangebote nicht ankommen. Er setzt sich für einen lebendigen interreligiösen und interkulturellen Dialog ein und tritt in der Öffentlichkeit als wichtiger politischer und gesellschaftlicher Impulsgeber auf.“
Bei der Ökumenischen Initiative „hingucken… denken… einmischen… Magdeburg aktiv gegen rechts“ wirken katholische und evangelische Christen gemeinsam bereits seit acht Jahren rechtsextremistischen Tendenzen in ihrer Stadt entgegen. „In einem Umfeld, in dem Christen nur eine Minderheit darstellen, legt die Initiative ein überzeugendes christliches Zeugnis gegen jede Form der Fremdenfeindlichkeit ab“, so Bischof Trelle bei der Übergabe der Urkunde. Ulla Schmidt betonte, dass eine „Kultur der Aufmerksamkeit“ heute wichtiger denn je sei: „In einer Zeit, in der gewalttätige Übergriffe auf Asylbewerberunterkünfte zunehmen und fremdenfeindliche Stammtischparolen mancherorts salonfähig zu werden drohen, setzt die Magdeburger Initiative hier ein bedeutendes Zeichen für mehr Toleranz und Zivilcourage.“
Und auch die Regensburger Initiative „CAMPUSAsyl“, in der sich mittlerweile rund 400 Ehrenamtliche Studierende und Bürgerinnen und Bürger engagieren und dafür einsetzen, dass die Ressourcen und Kompetenzen der Universität Regensburg den Flüchtlingen und Asylbewerbern zugutekommen, wurde am Donnerstagabend geehrt. Bischof Trelle würdigte dieses Engagement als „herausragendes Beispiel für den Enthusiasmus und die Kreativität junger Christinnen und Christen“. Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags Schmidt wies in ihrer Laudatio außerdem darauf hin, dass die Aktivitäten der Initiative „CAMPUSAsyl“ eine Antwort auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen geben: „In der Regensburger Initiative packen zahlreiche Studentinnen und Studenten gemeinsam an: Mit großem persönlichen Engagement kümmern sie sich darum, dass Flüchtlinge sich willkommen fühlen und frühzeitig die Weichen für eine erfolgreiche gesellschaftliche Integration gestellt werden.“
So nutzt CAMPUSAsyl für die Zusammenarbeit mit Flüchtlingen beispielsweise gezielt die Ressourcen und Kompetenzen der Regensburger Hochschullandschaft. Die Initiative wurde von der Katholischen Hochschulgemeinde um Studentenpfarrer Hermann J. Eckl und dem Arbeitsbereich Deutsch als Zweitsprache an der Universität um Prof. Dr. Rupert Hochholzer ins Leben gerufen. Auch Bischof Voderholzer, der wie alle anderen Bischöfe der ausgezeichneten Städte auch mit am Festakt anwesend war, gratulierte den Preisträgern und freute sich mit ihnen über die Auszeichnung. Der Einsatz von Regensburger Studierenden für Flüchtlinge habe bundesweit Vorbildcharakter. „Ich gestehe, ich bin ein bisschen stolz auf die Regensburger“, so Bischof Voderholzer, der auch auf die „Signalwirkung“ dieses Preises setzt und hofft, dass CAMPUSAsyl nun bundesweit als Modellprojekt Schule macht: „Das Zusammenwirken von Flüchtlingshilfe, Studierenden und Lehrkräften bis in den Professoren-Bereich ist vorbildlich für jede Universität, Hochschule oder vergleichbare Einrichtung in Deutschland.“
Die 20jährige Studentin Lisa Thaller fühlt sich durch den Preis in ihrem Engagement „auf jeden Fall bestärkt“. Sie hilft mit im „Orga-Team“ und erzählt: „Organisieren, das habe ich schon in meiner Heimat-Pfarrgemeinde in Oberbayern immer gern gemacht.“ Der Kontakt zu CAMPUSAsyl hat sich für sie direkt über die Katholische Hochschulgemeinde ergeben: „Ich wollte mich einfach für Flüchtlinge einsetzen und dann kam eins zum anderen.“ Umso größer war die Freude, dass sie mit zur Preisvergabe nach Berlin fahren konnte. Die junge Studentin blickt mit Stolz auf die Auszeichnung: „Wir sind von Haus aus sehr motiviert. Aber der Preis bringt bestimmt noch mal zusätzlichen Schwung“, sagte sie bei der Verleihung in Berlin. „Das ist eine große Anerkennung, die zeigt, dass unsere Arbeit gewürdigt wird. Man weiß einfach: Es ist das Richtige, was man tut, und genau so muss man weitermachen.“
Hintergrund:
Auf Anregung der Migrationskommission hat die Deutsche Bischofskonferenz Anfang 2015 zum ersten Mal den Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus ausgelobt. Mit dem Preis werden Personen und Gruppen ausgezeichnet, die sich in Deutschland aus dem katholischen Glauben heraus im Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus bzw. für ein respektvolles Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft engagieren.
Insgesamt 86 Bewerbungen und Vorschläge für preiswürdige Einzelpersonen und Initiativen sind bei der Deutschen Bischofskonferenz eingegangen.