Buslinien über die Autobahn: Licht und Schatten
Mit Spannung erwarten Gegner und Befürworter einer Ersatzbrücke die Informationsveranstaltung der Stadt Regensburg am kommenden Dienstag (2. Dezember, 19.30 Uhr, Turnhalle der Albert-Schweitzer-Realschule, Isarstraße). Doch egal, wie die Diskussion hier letztlich weitergehen wird – von einem Ende kann noch gar nicht die Rede sein: Eine Lösung für die momentane Situation des ÖPNV scheint nicht in Sicht.
Dabei gilt es – optimistisch geschätzt – wenigstens vier Jahre zu überbrücken, bis eine eventuelle neue Brücke kommt. Angesichts des Widerstands von Bürgern und der Einwände von Denkmalpflegern dürfte es allerdings eher länger dauern. Unter Umständen werden die Brückenpläne scheitern. Ein Grund mehr, bereits jetzt Maßnahmen zu ergreifen, um die momentane Situation zu verbessern. Bislang sind die Bemühungen dafür allerdings recht spärlich. Nach wie vor werden alle vier Linien aus dem Stadtnorden – 4, 12, 13 und 17 – über die Nibelungenbrücke und durch die Wöhrdstraße geführt. Angesichts der Arbeiten zum Ausbau der Nordgaustraße bedeutet das nicht nur eine längere Fahrzeit – die Gesellschaft zur Förderung des ÖPNV im Landkreis Regensburg (GFN) spricht von ca. zehn Minuten –, sondern auch ein Belastung der Wöhrdstraße mit 281 Bussen täglich.
Nur unwesentlich weniger belastet ist die Achse Thundorfer-/ Keplerstraße, wo sich abgesehen vom Haidplatz immerhin das bedeutendste mittelalterlichen Fassadenensemble Regensburgs findet. Lediglich die Linie 12 nimmt nicht diese Route. Den Vorschlag des Vereins Donauanlieger („Bürgertrasse“), die Linien 13 und 17 nicht durch die Wöhrdstraße, sondern über Stobäusplatz, Landshuterstraße und Ernst-Reuter-Platz direkt zum Hauptbahnhof zu führen, wurde eine Absage erteilt. Eine solche Linienführung würde die Erreichbarkeit der Altstadt aus dem nördlichen Umland „schwächen“, urteilt das von der Stadt beauftragte Gutachterbüro, die Planungsgruppe Nord (PNG).
Ein schwacher Einwand, angesichts der Tatsache, dass die PNG an anderer Stelle eine Umleitung der Busse via Dachauplatz und Ernst-Reuter-Platz durchaus für möglich hält. Und auch angesichts dessen, dass der Ernst-Reuter-Platz und die Maxstraße durchaus zur Altstadt gehören und von dort eine direkte Anbindung an den Altstadtbus gegeben ist. Verständlicher werden die Bedenken des Gutachterbüros erst, wenn man die Ergebnisse der Fahrgastbefragungen betrachtet, die im vergangenen Jahr durchgeführt wurden. Wenigstens auf den ersten Blick. Der Befragung zufolge wollen 60 Prozent der Nutzer der Linien 13 und 17 in die Richtung westliche Altstadt.
Das allerdings wenig erstaunlich: Richtung Osten fahren diese Linien nicht. Die restlichen 40 Prozent in den Linien 13 und 17 wollen zum Hauptbahnhof. Das gilt offenbar für einen Großteil der Busnutzer aller donauquerenden Linien: „Nur“ 35 Prozent haben tatsächlich die Altstadt als Ziel. Eine Lösung, um die Anbindung der westlichen Altstadt zu gewährleisten, wurde von den Donauanliegern ins Spiel gebracht: Eine Linie soll dauerhaft über die Pfaffensteiner Brücke fahren und so die Wünsche der Fahrgäste erfüllen. Der Landkreis hat – in Form seiner ÖPNV-Gesellschaft GFN – reagiert und zwei Direktlinien über die Autobahnbrücke eingerichtet. Nicht auf Anregung der Donauanlieger, wie GFN-Geschäftsführer Josef Weigl anmerkt. „Das war eine naheliegende Lösung.“
Und so fahren seit dem 10. November – morgens und mittags – Busse der Linien 13 und 17 nicht mehr den Umweg über die Nibelungenbrücke, sondern gelangen über die Autobahn direkt in den Stadtwesten. „Das Angebot wird, wie erwartet, gut angenommen“, so Weigl. Die eingesetzten Gelenkbusse seien sehr gut ausgelastet. Vor allem Schüler (Albertus-Magnus- und Goethe-Gymnasium, Piendl), aber auch Berufstätige nutzen die direkte und schnellere Anbindung. Ein Erfolgsmodell also? Wäre damit eine dauerhafte Buslinie über die Pfaffensteiner Brücke, wie sie die Donauanlieger vorschlagen, eine sinnvolle Alternative? Weigl hält diesen Vorschlag nicht für praktikabel. „Für alle Busse ist das nicht umsetzbar.“
Denn trotz aller Vorteile gestalte sich eine Busführung über die Pfaffensteiner Brücke auch „erwartet schwierig“. Während die Fahrten zur Mittagszeit „recht gut“ funktionieren, gibt es laut Weigl am Morgen – zur Hauptverkehrszeit – Probleme. Staus auf Frankenstraße und Pfaffensteiner Brücke, aber auch das hohe Verkehrsaufkommen rund um die Schulen – „zeitkritische Bereiche“ – machen eine genaue Vorhersage der Fahrzeit schwierig. „Teilweise liegen wir gut in der Zeit, teilweise, haben wir zehn Minuten Verspätung.“ Zum 14. Dezember will die GFN deshalb die Fahrten vorverlegen (im Moment kommen die Busse um 7.41 Uhr in der Regensburg an), um einen ausreichenden Zeitpuffer für Schüler und Berufstätige zu haben.
Weigl: „Für alle Busse ist diese Lösung nicht umsetzbar.“ Er plädiert für eine „altstadtnahe Donauquerung“, ohne sich auf eine bestimmte Lösung festzulegen. Was die Aktivität der GFN aber ungeachtet aller Probleme beweist: Eine Optimierung der ÖPNV-Situation ist durchaus möglich und notwendig, so lange es keine Ersatzbrücke gibt. Insbesondere lässt sich die Fahrzeit zu den – im Verkehrsgutachten postulierten Hauptzielen – reduzieren. Ob es sinnvoll ist, sich Vorschlägen zu verweigern, die – wenigstens kurz- und mittelfristig – diese Probleme minimieren könnten, nur weil sie von Brückengegnern kommen?
Angesichts der eher schwachen Gegenargumente im Verkehrsgutachten ist es unverständlich, weshalb nicht wenigstens eine weitere Linie auf direktem Weg zum Hauptbahnhof fährt. Auch die Einrichtung einer festen Buslinie über die Pfaffensteiner Brücke wäre es durchaus wert, erprobt zu werden. Trotz aller geschilderten Probleme und trotz der Einschätzung der Planungsgruppe Nord, die eine solche Möglichkeit im Stadtrat nicht einmal angedacht hat. Ansonsten entsteht der Eindruck, dass man sich einer optimalen Bewältigung der momentanen Situation verweigert, um den Leidensdruck zu erhöhen, die sinnvollen Argumente der Brückengegner als „egoistisch“ abzutunn (vgl. Bürgerversammlung in Stadtamhof) und so die umstrittene Brückenlösung auf Biegen und Brechen durchzusetzen. Das schadet nicht nur dem – ohnehin schlechten – Vetrauensverhältnis zwischen Politik und Verwaltung auf der einen und den Bürgerinnen und Bürgern auf der anderen Seite. Es schadet auch dem ÖPNV. Und gerade um den geht soll es ja angeblich ausschließlich gehen – bei der Brückendiskussion.
Radfahren in der Altstadt bleibt erlaubt » Regensburg Digital
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[…] solche Vorschläge, die unter anderem vom Verein „Donauanlieger“ kamen, stets verworfen worden. Auch der RVV sah eine solche Lösung bislang skeptisch. Zunächst soll allerdings eine Befragung klären, ob ein solcher Bedarf überhaupt gegeben ist. Ein […]