Bürger gegen Kraftwerkspläne
In großer Zahl wenden sich Bürger aus Lappersdorf und Zeitlarn, aus der Stadt und dem Landkreis Regensburg gegen den von der bayerischen Landeskraftwerke GmbH beantragten Einbau von Turbinen am Wehr Pielmühle. Dies zeigte sich bei der Informationsveranstaltung, die die Donau- Naab-Regen-Allianz (DoNaReA) am 16. Juli 2012 in Lappersdorf abhielt. Der Jugendraum der Gemeindehalle in Lappersdorf war rappelvoll, denn mehr als hundert Bürger waren gekommen, um sich über diese Kraftwerkspläne zu informieren und ihre Haltung dazu kund zu tun.
Hans Holler, Vorsitzender des Regensburger Anglerbunds und Vertreter des Fischereiverbands Oberpfalz in der DoNaReA, moderierte die Veranstaltung und konnte die Landtagsabgeordneten Tanja Schweiger und Margit Wild und den Präsidenten des Landesfischereiverbands Bayern Manfred Braun begrüßen. Am Podium hatten der Erste Bürgermeister der Marktgemeinde Lappersdorf Erich Dollinger und der Bürgermeister der Gemeinde Zeitlarn Franz Kröninger Platz genommen. Norbert Breidenbach war als Vorstandsvorsitzender der Regensburger Energie- und Wasserversorgung (REWAG) und Vorsitzender des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft gekommen, Johannes Schnell als Leiter des Referats Fischerei, Gewässer- und Naturschutz beim Landesfischereiverband Bayern und Renate Schwäricke als Sprecherin des Landesarbeitskreises Wasser im Bund Naturschutz.
Dr. Josef Paukner, Sprecher der DoNaReA, umriss zu Beginn die Geschichte des Wehres und der Auseinandersetzungen um den Bau eines Kraftwerks. Nachdem bislang mehrere Antragsteller nicht nachweisen konnten, dass der Kraftwerksbau unbedenklich sei und Verbände und Kommunen ihre Ablehnung erklärt hatten, blieb Pielmühle frei von einem Kraftwerk. Nun hat die Bayerische Landeskraftwerke GmbH, ein Unternehmen des Freistaats Bayern, den Einbau von zwei Turbinen vom Typ VLH beantragt. Die DoNaReA wendet sich entschieden gegen den Bau eines Wasserkraftwerks Pielmühle und fordert stattdessen einen raschen Umbau dieses Wehres, der die Gefahren für Badende und die ökologischen Schadwirkungen dieses Wehres beseitigt. Als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Fluss-Allianzen berichtete er von den heftigen Konflikten, die derzeit in ganz Bayern um die Wasserkraft bestehen. Es droht der Bau von vielen hunderten oder gar tausenden neuer Wasserkraftwerke mit massiven Schäden für die bayerischen Gewässer. Spontanen Applaus erhielt er, als er an die Politik appellierte, nicht länger vor der Lobby von ca. 4.000 Wasserkraftbetreibern einzuknicken und zu bedenken, dass sich in Naturschutz und Fischerei hundert Mal so viele Menschen engagieren – friedliche Menschen, die eigentlich in Ruhe fischen, paddeln und bei sich daheim Natur fördern wollen. Die Friedfertigkeit sei aber zu Ende, wenn unsere Gewässer einem Ausbau der Wasserkraft geopfert würden.
Bürgermeister Dollinger, der in Pielmühle geboren ist und sich als Pielmühler „Gwachs“ vorstellte, betonte die Bedeutung des dortigen Naherholungsgebiets für die Marktgemeinde. Er verwies auf die hohen Investitionen der Marktgemeinde und auf die Beliebtheit des Strandbads Pielmühle. Er wollte sich nicht entschieden gegen den Bau eines Kraftwerks an diesem Wehr festlegen, äußerte aber seine Zweifel, ob sich dieses Kraftwerk mit der Naherholung vertragen könne.
Bürgermeister Kröninger wollte sich weder für noch gegen ein Kraftwerk aussprechen und verwies darauf, dass sich die Planungen noch in einem frühen Stadium befinden. Der Zeitlarner Gemeinderat hatte sich mit einem Beschluss gegen einen früher bereits geplanten Kraftwerksbau ausgesprochen.
Norbert Breidenbach vertrat grundsätzlich, die Wasserkraft könne einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Energiewende leisten. Er hob hervor, dass Wasserkraft verfügbar sei, wenn andere Energieträger witterungsbedingt weniger Strom liefern können. Als REWAG-Chef wies er darauf hin, dass das nahe gelegene Wasserschutzgebiet nicht beeinträchtigt werden dürfe. Neu für viele Anwesende war, dass Breidenbach betonte, die Planungen seien offener als es die bislang bekannt gewordenen Informationen aussagen. So sei noch nicht endgültig entschieden, welcher Kraftwerkstyp letztlich angestrebt werde.
Johannes Schnell und Renate Schwäricke erläuterten ihre grundsätzliche Ablehnung neuer Wasserkraftwerke. Übereinstimmend wiesen sie als Vertreter des Landesfischereiverbands und des Bund Naturschutz auf das sehr geringe Potenzial hin, das der Ausbau der Wasserkraft liefert. Nur um wenige Promille ließe sich die Stromerzeugung dadurch steigern und die zu erwartenden ökologischen Schäden seien sehr hoch. Sie beschrieben die Wirkungen des Aufstaus und der Turbinen in den Flüssen und Auen und begründeten damit ihre Ablehnung. Johannes Schnell informierte über die herausragende gewässerökologische Bedeutung, die dem unteren Regen zukommt, und die außergewöhnliche Artenvielfalt in dieser Gewässerstrecke. Er betonte, dass dem Wehr Pielmühle als dem ersten Wehr am Regen über den Regen hinaus große Bedeutung für die Bewahrung des Fischartenreichtums der Donau und ihrer Zuflüsse zukommt.
Eine Vielzahl von Bürgern nutzte anschließend die Gelegenheit zu Diskussion und die meisten äußerten sich gegen die Planungen zum Einbau von Turbinen am Pielmühler Wehr. Günter Schobert, Leiter des Sachgebiets Wasserwirtschaft bei der Regierung der Oberpfalz, verwies auf einen „Runden Tisch“, der zum Wehr Pielmühle eingerichtet werden soll.
Das Landratsamt Regensburg wird nun mit Beteiligung der Fachbehörden prüfen, ob der Einbau von Turbinen an diesem Wehr zulässig und vertretbar ist. Es wird vor allem zu klären sein, ob dies mit dem Verschlechterungsverbot zu vereinbaren ist, das für das FFH-Gebiet Regen gilt. Die DoNaReA wird darauf achten, dass diese Prüfung bei der hohen ökologischen Bedeutung dieses Wehres mit der gebotenen Sorgfalt geschieht.
„Am besten wäre es, man würde es einfach bleiben lassen und Pielmühle nicht als Kraftwerksstandort entwickeln, sondern als Naherholungsgebiet und als Refugium für bedrohte Arten“ resümierte zuletzt Dr. Paukner die Diskussion. Die DoNaReA wird sich, wie er ankündigte, weiter für Pielmühle engagieren und wieder Informationsveranstaltungen abhalten, wenn sich neue Entwicklungen ergeben. Ob wirklich Turbinen – welcher Art auch immer – an diesem Wehr eingebaut werden, ist offen. Es wird auf die Bürger und die betroffenen Kommunen ankommen, was weiterhin am Pielmühler Wehr geschehen wird.