09 Feb.2012
Bund Naturschutz: Engagement der Bevölkerung gibt Rückenwind
Das breite Engagement der Bevölkerung für eine intakte Umwelt gibt uns Rückenwind!
Bund Naturschutz stellt „Grüne Bilanz 2011“ und Schwerpunkte 2012 für die Oberpfalz vor
Der Bund Naturschutz (BN) zieht insgesamt eine sehr positive Bilanz seiner Aktivitäten in den sieben Kreis- und 65 Ortsgruppen der Oberpfalz:
“Wir stehen in der ganzen Oberpfalz für Vielfalt, ob beim Einsatz zur Erhaltung der Artenvielfalt, bei Klimaschutzprojekten oder unserer breitgefächerten Umweltbildung. Sichtbar wurde dies im vergangenen Jahr u. a. bei der engagierten Beteiligung unserer oberpfälzer Mitglieder an Großdemonstrationen für den Atomausstieg z. B. in Landshut oder für eine umfassende Agrarwende in Berlin, aber auch bei den zahlreichen Mahnwachen nach der schrecklichen Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima und bei vielen Aktionen vor Ort“,
so Prof. Hubert Weiger, der Landesvorsitzende des Bundes Naturschutz.
Die für den BN in der Oberpfalz erfreulichsten Erfolge und Entwicklungen waren im vergangenen Jahr:
· Der Stopp für die Nordumfahrung Wackersdorf
· Die Planung für einen Golfplatz bei Dießfurt ( Lkr. Neustadt a. d. Waldnaab) ist vom Tisch
· Die erfolgreiche Durchführung des 6. Tännesberger Regionalmarktes im Rahmen eines von vielen Kooperationspartnern getragenen gemeindlichen Biodiversitätsprojektes
· Der erste Flächenankauf der Kreisgruppe Regensburg im Rahmen des Projekts „Donauinsel Mariaort“
Auch 2011 gelang es dem BN, in der Oberpfalz wieder wertvoller Biotopkomplexe durch Ankauf zu sichern. Damit haben wir alleine in diesem Regierungsbezirk über 225 Hektar Schutzgrundstücke auf Dauer gerettet, weitere 43 Hektar sind gepachtet, um sie zu pflegen”, freut sich Dr. Kai Frobel, der Artenschutzreferent des BN.
“Die Bereitschaft, sich vor Ort für die Erhaltung einer intakten Umwelt und die Sicherung einer lebenswerten Zukunft gerade auch für künftige Generationen zu engagieren, ist ungebrochen. Deutlich gezeigt haben dies v. a. die erfolgreiche Mitgliederwerbung in den Kreisgruppen Cham (143 neue Mitglieder) und das Rekordergebnis der Kreisgruppe Amberg-Sulzbach mit 10.500,00 € bei der Haus- und Straßensammlung.
Diese erfreuliche Spenden- und Mitgliederentwicklung (zur Zeit über
14 000 Mitglieder/Förderer in der Oberpfalz) werten wir auch als positive Resonanz auf das breit gefächerte und überzeugende Engagement unserer Kreis- und Ortsgruppen“, so Helmut Schultheiß, der Regionalreferent des BN.
“Wir müssen allerdings immer noch Rückschläge verkraften – v. a. beim Flächenverbrauch. Klimafreundliche und nachhaltige Siedlungs- und Verkehrspolitik ist in vielen Gemeinden trotz Bevölkerungsrückgangs nicht in Sicht. Unsere Landschaft wird weiter Tag für Tag verschandelt“ betont Richard Mergner, der Landesbeauftragte des BN.
Bayerns Schönheit & Naturreichtum bewahren
Auch 2011 hat sich der BN vor Ort zusammen mit Heimat liebenden BürgerInnen gegen naturzerstörerische Eingriffsprojekte engagiert und mit Erfolg Zeichen für eine Trendwende gesetzt:
· Der langjährige Einsatz der Kreisgruppe Schwandorf gegen die Nordumfahrung Wackersdorf hat mit dazu beigetragen, dass die Regierung der Oberpfalz dieser Planung eine klare Absage erteilt und sich für einen Ausbau der vorhandenen Industriestraße ausgesprochen hat. Neuzerschneidungen, Waldverluste von über 5 Hektar und massive Störwirkungen für das benachbarte Charlottenhofer Weihergebiet können so vermieden werden!
· Auch der im nördlichen Bereich des geplanten Freizeitzentrums Dießfurt forcierte Golfplatz ist vom Tisch. Die Kreisgruppe Neustadt a. d. W. hatte beantragt, im ehemaligen Sand- und Kiesabbaugebiet statt dessen besonders wertvolle Bereiche als Naturschutzgebiet auszuweisen – u. a. als Lebensraumsicherung für Kreuzotter, Sonnentau, Laubfrosch und Kammmolch.
Artenschutz und Erhaltung der Biodiversität
Der aktive Artenschutz begann wieder im Frühjahr mit Amphibienaktionen in fast allen Landkreisen und endete im Spätherbst mit Biotoppflegeeinsätzen auf den vom BN angekauften oder gepachteten „Naturparadiesen“.
Allein von der Kreisgruppe Amberg-Sulzbach wurden fast 6 km Amphibienzäune betreut und dabei mehr als 8500 Frösche, Kröten und Molche vor dem Überfahren gerettet.
Bei 24 Einsätzen wurden Hornissennester vor der Zerstörung bewahrt.
Alle oberpfälzer Kreisgruppen und viele Ortsgruppen haben bei zahlreichen Biotoppflegeaktionen mit großem Einsatz zur Erhaltung unserer Kulturlandschaft beigetragen.
Besonders zu erwähnen sind zudem:
· Die mit einem ersten Flächenankauf erfolgreich gestartete Initiative der Kreisgruppe Regensburg zur Sicherung und Umgestaltung der Donauinsel bei Mariaort als wertvoller Lebensraum und als ungestörtes Areal für naturbezogene Erholung.
· Die Reaktivierung mehrerer Waldweiher bei Velburg als Amphibienlebensraum durch die Kreisgruppe Neumarkt
· Die Sicherung eines Moorgebietes bei Groppenheim über die Kreisgruppe Tirschenreuth durch Flächenankauf und gezielte Biotopentwicklungsmaßnahmen.
Klimaschutz leicht gemacht:
Zu einem zentralen Schwerpunkt ihrer Arbeit machen immer mehr Kreis- und Ortsgruppen den Einsatz für die Energiewende vor Ort.
· Das Projekt „Wärmebildkamera“ der Kreisgruppe Regensburg ist auch im Winter 2010/2011 auf große Resonanz in der Bevölkerung gestoßen: 250 Haus- und Wohnungseigentümer ließen Thermografie-aufnahmen als Einstieg in eine gezielte Wärmedämmung durch-führen.
· In der Kreisgruppe Schwandorf konnte 2011 ebenfalls ein Projekt „Wärmebildkamera gestartet werden. Mehrere ehrenamtliche Teams sind dafür extra geschult worden.
· Mit der Aktion „In die Schule geh’ ich gern“ hat die Kreisgruppe Regensburg bereits Schülerinnen und Schüler für aktiven Klimaschutz begeistern können: Hierbei wurde ein Schulweg zu Fuß oder per Rad als Alternative zum umweltbelastenden „Taxi Mama“ erprobt. Gleich 18 Schulen mit über 2700 SchülerInnen haben bei dieser Aktion mitgemacht!
Bund Naturschutz als ökologische Volkshochschule
Durch eine breite Palette ebenso phantasievoller wie attraktiver Umweltbildungsangebote haben in der Oberpfalz die Kreis- und Ortsgruppen des BN auch 2011 erfolgreich Sympathiewerbung für den Natur- und Umweltschutz betrieben und zahlreiche MitbürgerInnen zu umweltschonendem Verhalten motiviert.
Besonders erfolgreiche Beispiele:
· Das vielfältige Umweltbildungsangebot der Kreisgruppe Schwandorf – u. a. auf der Weltwasserwoche Perschen (25 Schulklassen!) und beim Kinderumweltbildungsprojekt. An 27 Terminen wurde mehr als 600 Kindern ein ganz besonderer Naturerlebnistag geboten.
· Das Umweltbildungsprojekt „Naturgarten“ der Kreisgruppe Regensburg
· Das spezielle Exkursionsangebot der Kreisgruppe Amberg-Sulzbach im Rahmen der Europäischen Fledermausnacht
Bund Naturschutz vor Ort – drumherum und mittendrin
Dass der BN vor Ort längst in der Mitte der Gesellschaft steht, zeigten nicht nur die Beteiligung unserer Kreis- und Ortsgruppen bei Festen und Veranstaltungen in bzw. mit Gemeinden sondern auch die gute Resonanz bei eigenen Veranstaltungen und das große Interesse von Kindern wie Erwachsenen am Informations- und Aktionsangebot bei Umweltmessen und ähnlichen Veranstaltungen.
Als große Erfolge wertet der BN hier v. a.:
· Das schon zum 3. Mal durchgeführte Moorfest der Kreisgruppe Neumarkt – für über 250 begeisterte Besucher ein unvergessliches Naturerlebnis.
· Die Beteiligung der Kreisgruppe Cham am Kinderbürgerfest der Mittelbayerischen Zeitung bei der Quadfeldmühle und an der Messe „Gut Holz“ in Bad Kötzting.
· Die Teilnahme der Kreisgruppe Schwandorf an den Kunst- und Gartentagen in Maxhütte .
· Die phantasievolle Aktion der Kreisgruppe Regensburg beim Regensburger Bürgerfest – ganz ohne Atomstrom, dafür aber mit 400 schokoladigen AKW-Modellen zur genussvollen „Sofortabschaltung“.
· Das langjährige Engagement zahlreicher Mitglieder vor Ort – ablesbar u. a. an den Jubiläen der Ortsgruppen Beratzhausen, Laaber, Regenstauf (jeweils 25 Jahre) und Alteglofsheim (20 Jahre)
Für den BN ist dies Beweis dafür, dass seine Ziele bei Jung und Alt nicht nur eine positive Resonanz finden, sondern auch aktiv mitgetragen und überzeugend vertreten werden.
Schwerpunkte des BN in der Oberpfalz 2012
Die Oberpfalz ist v. a. aufgrund des weiter anhaltenden Flächenverbrauches für vielfach überdimensionierte und überflüssige Bau- und Gewerbegebiete auf Gemeindeebene ebenso wie für umwelt- und heimatzerstörerische Prestige- und Verkehrsprojekte noch weit von einer nachhaltigen und umweltschonenden Entwicklung entfernt.
Im „Jahr der erneuerbaren Energien“ der UNO sieht sich der BN besonders gefordert beim Einsatz für eine Energiewende mit Augenmaß, v. a. aber für gezielte Klimaschutzmaßnahmen auf örtlicher und regionaler Ebene.
Unser besonderes Engagement gilt 2012 aber auch naturzerstörerischen Eingriffsprojekten, wie dem geplanten Basaltabbau am Teichelberg (Lkr. Tirschenreuth) oder dem Kampf gegen das einen wertvollen Sandkiefernwald („Sanddickicht“) bedrohende Gewerbegebiet bei Roding im Lkr. Cham.
Ein besonderer Schwerpunkt unserer Arbeit vor Ort wird auch weiterhin die Umweltbildung mit motivierenden Angeboten für Jung und Alt bleiben – so Uli Sacher-Ley, die Bildungsreferentin des BN.
Diese Schwerpunkte werden durch lokale Projekte in den Kreis- und Ortsgruppen ergänzt.
Auch 2012 versteht sich der Bund Naturschutz als „Grünes Gewissen“ der Oberpfalz, dessen Mitgliedern der Einsatz für eine lebens- und liebenswerte Heimat nicht nur Verpflichtung, sondern ein echtes Herzensanliegen ist.