Breite Mehrheit will dauerhaft mehr Freisitze
Die coronabedingte Großzügigkeit der Stadt Regensburg bei den Freisitzflächen für die Gastronomie läuft zum März 2022 aus. Die Brücke hat eine Verlängerung und Verstetigung beantragt. Die Koalition sagt: Daran arbeiten wir schon länger.
Die Stimmen, die eine Beibehaltung der coronabedingt großzügigeren Freisitzregelungen für Gastronomen in Regensburg fordern, werden lauter. Nach einem entsprechenden Vorstoß der Brücke-Fraktion gibt es nun auch aus der Koalition positive Signale. Entsprechende Bestrebungen aus der Bürgerschaft gibt es bereits seit dem Sommer. Vertreter der evangelischen Gemeinde haben im Juli sogar eine Petition gestartet, um die zusätzlichen Freisitze von Chin Chin, Café Bar und Legato rund um die Dreieinigkeitskirche zu erhalten.
Pfarrgemeinde und Pfarrer einig: Die Stadt hat dadurch „deutlich gewonnen“
Joachim Roller vom Pfarrgemeinderat spricht davon, dass die Gesandtenstraße seitdem deutlich an Flair gewonnen habe. „Der Durchgangsverkehr ist langsamer geworden und rund um die Kirche ist es einfach sauberer.“ Früher habe man fast jeden Tag die nächtlichen Hinterlassenschaften von Feiernden mit dem Wasserschlauch entfernen müssen. „Das hat weitgehend aufgehört.“ Pfarrgemeinderat und die Pfarrer Martin Schulte und Magnus Löffelmann seien sich einig: Die Freisitze sollen bleiben.
Und auch wenn sich die Petition nur für den Erhalt der Regelung rund um die Dreieinigkeitskirche einsetzt, macht Joachim Roller klar: „Ich hätte nichts dagegen, wenn das weitere Kreise zieht.“ Auch andere Plätze hätten durch die Zunahme an Freisitzen „deutlich gewonnen“.
Brücke-Fraktion bringt Antrag in den Stadtrat
Auch wenn Vertreter verschiedener Parteien sich bereits in der Vergangenheit positiv zu der neuen Freisitzregelung geäußert haben, hat die Brücke-Fraktion Anfang Oktober dazu nun den ersten Antrag an den Stadtrat vorgelegt. Gefordert wird, die bislang bis Ende Februar 2022 laufende Genehmigung zunächst um ein Jahr zu verlängern. Während dieser Zeit sollte dann „dauerhafte Lösungen“ erarbeitet werden. Dazu gehört insbesondere die Änderung Altstadtschutz- und Sondernutzungssatzung.
SPD-Fraktionschef Thomas Burger teilt auf Anfrage mit, dass er sich bereits im Sommer in der Sache klar positioniert habe. Ihm sei wichtig, „möglichst viel von der jetzigen Situation“ beizubehalten. Wenn es um eine längerfristige Satzungsänderung geht, müssten „noch einige Interessen abgewogen werden“, zumal sich die Erweiterungen „auf die Verfügbarkeit von Stellplätzen oder Durchgangsbreiten ausgewirkt“ hätten. In der Verwaltung werde bereits an der Thematik gearbeitet. Er hätte sich zwar früher eine Entscheidungsgrundlage gewünscht, allerdings habe die Oberbürgermeisterin nun für November einen Vorschlag angekündigt.
Deutlicher wird SPD-Chef Raphael Birnstiel, selbst Altstadtgastronom. Für ihn ist eine zeitgemäße Anpassung der Satzungen „überfällig“. Eine großzügigere Freisitzregelung komme „ja der Stadt selber zugute“, so Birnstiel. „Durch mehr Freisitze können Gastronomen mehr erwirtschaften, was sich wiederum positiv auf die Gewerbesteuereinnahmen auswirken würde.“ Er erwähnt auch die Parkplätze, die durch die erweiterten Freisitze weggefallen sind und verweist auf den Koalitionsvertrag, der vorsieht, „ein gewisses Kontingent an Stellplätzen in den Parkhäusern Anwohner:innen vorzubehalten“.
Koalition: Was die Brücke beantragt, wird bereits gemacht
Auch die CSU-Fraktion steht einer großzügigen Freisitzregelung „positiv gegenüber“, sagt Fraktionschef Jürgen Eberwein. Die Altstadtsatzung gehöre überarbeitet und die CSU sei auch bereit sie zu lockern, sofern am Schluss „nicht überall Coca-Cola-Schirme stehen“. Man habe bei der Verwaltung auch nachgefragt, wie viele Parkplätze durch die derzeitige Regelung weggefallen seien. Eine Antwort gebe es aber noch nicht.
Laut Günther Riepl (Freie Wähler) befindet sich die Verwaltung bereits in individuellen Gesprächen mit Gastronomen. Was von der Brücke beantragt werde, sei bereits „in Detailtiefe“ in Bearbeitung. „Grundsätzlich begrüßen wir die gewünschte Freisitzerweiterung, aber in einer Zuordnung zur Lokalitätsgröße“. So soll etwa „die Überflutung des Haidplatzes mit Tischen“ die Ausnahme bleiben.
Auch die Opposition ist mit im Boot
Zustimmung kommt auch aus der Opposition, beispielhaft von Grünen und ÖDP. „Wir haben das schon damals als mögliche dauerhafte Lösung gesehen“, so Grünen-Fraktionschef Stefan Christoph. „Die Aufenthaltsqualität in der Regensburger Innenstadt steigt durch die Freisitze merklich.“ Der Co-Fraktionschefin Maria Simon gefallen dabei besonders „die Umnutzungen im Straßenraum“. „Raum, der vorher von Autos eingenommen wurde, wird den Regensburger Bürger*innen zurückgegeben“, schreibt sie. Die Wahlenstraße beispielsweise habe dadurch „einen anderen Charakter bekommen“.
Am 21. Oktober wird der Brücke-Antrag im Verwaltungs- und Finanzausschuss des Regensburger Stadtrats diskutiert. Obwohl die Koalition – wie oben erwähnt – sich ebenfalls für eine Beibehaltung der großzügigeren Regeln ausspricht, darf man wohl davon ausgehen, dass die Koalition diesen ablehnt. Man freue sich zwar, „dass auch andere im Stadtrat vertretene Fraktionen das genauso sehen“ wie die SPD, heißt es in einer Pressemitteilung vom Donnerstag. Da es im November aber ohnehin eine entsprechende Verwaltungsvorlage geben werde, habe sich der Brücke-Antrag eigentlich erledigt, sagt SPD-Fraktionschef Burger.
Mr. T.
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Wenigstens wird ein guter Brückenantrag diesesmal blockiert, weil die Graue Koalition in eh schon so durchziehen will. Sonst hätte man Angst haben müssen, dieses Bestreben würde nur deswegen torpediert, weil es von der Brücke oder halt außerhalb der GK kommt. Wenn man was einfach nicht ablehenen kann, bleibt einem ja noch zu sagen, man hat die Idee schon vorher gehabt.
Die Brücke könnte höchstens mit ihrem Hauptklientel, den Altstadtkaufleuten, in den Infight geraten. Einige von denen hätten sicher lieber wieder Parkplätze vor jeder Tür.
Aber es ist unbedingt notwendig, den Weg weiterzugehen. Da hat erst eine Pandemie kommen müssen, um zu erkennen, dass die Aufenthaltsqualität in der Stadt deutlich gesteigert werden muss. Jeder Tisch, der einem Auto den Platz wegnimmt, ist ein Gewinn für die Altstadt. Autos raus aus der Stadt, Menschen und Leben rein in die Stadt!
Disclaimer: ich bin autofahrender Altstadtbewohner
Freiheit3
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In der Gesandtenstrasse ist nur jetzt weniger Platz für Busse ,Radler, Passsanten als vor Corona.
Es staut sich teils enorm bis zum Stillstand.
Da versteh ich die Massnahmen nicht ganz?
Verhindert nun eine Spritze, dass sich auf einem Haufen von ca 20 Passanten
weniger infizieren können ? Oder die Passanten die Kaffetrinker ?
Das ist unlogisch, wenn ich ins Westbad nicht reindarf ohne PCR Test der 70 EUR kostet.
Das auch noch gechlort wird.
Hier dürfen nun in den Innenstädten Dultstände alles dicht machen.
Letzte Woche Sa war so extrem viel los in den engen Gassen , dass selbst Vorbeischlendern schon gefährlich wird und ein Sanitäter sicherlich etwas länger braucht zwischen den Tischen hindurch.
Einige Tische stehen übrigens schon auf der Strasse.
Verkehrssicherheit ausgeblendet?
Dultstände auch noch an den engsten Plätzen neben dem Kaufhof, Cafes etc…
Klare Fehlplanung !
Ein Kinderkarussel im Eck wo keine Frischluft hinkommt!
Die damaligen Abstände sind jetzt zu engsten Stuhlgruppenparties geworden.
Ist das Veralberung was hier passiert?
Antwort T
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@Mr T
Da hast du schon recht, aber die Anwohner werden weiter reinfahren und jetzt stocken sie dahin und stinken noch mehr.
Eben weil der Durchgang noch enger ist.
Das ist falsch! Mit diesem Argument bringst du sie nicht raus.
Und den ganz sperren wird ja nicht gehen.Setz dich doch mal ein dass
die Ampeln wegkommen.Da stehen viele PKWs tausendn Stunden jeden Tag umsonst!
Charlotte
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Dass allen Ernstes behauptet wird, dass vor Corona die Altstadt mit der bisherigen Freisitzregelung und Freisitzmenge zu wenig Aufenthaltsqualität hatte, ist absurd. Die Anzahl der Freisitze hatte sich bereits vor Corona in den letzten 15 Jahren wahrscheinlich mehr als verdoppelt. Und das war auch mehr als ausreichend.
Eine lebendige Altstadt zeichnet sich nicht dadurch aus, dass sie einem Vergnügungspark gleicht. Sie ist lebendig, wenn dort auch gewohnt, eingekauft und gearbeitet werden kann. Wer voll berufstätig ist, kleine Kinder hat oder einfach mal nachts dem Grundbedürfnis Schlaf vor ein Uhr morgens auch unter der Woche nachgehen möchte, wohnt schon seit Jahren nicht mehr in der Stadt. Gerade auch die Gesandtenstrasse ist eine reine Partymeile geworden und extrem laut. Und vom entspannten schlendern und einkaufen sind wir inzwischen meilenweit entfernt, das Welterbe versinkt zwischen feiernden Gruppen, Gastronomiebestuhlung, nicht ökologischen Wärmelampen und Sonnenschirmen. Mir tun Bewohner und Einzelhandel nur noch leid ehrlich gesagt.
Mr. T.
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Charlotte, sie verwechseln schon wieder einmal die Altstadt mit dem Dreifaltigkeitsfriedhof.
Altstadtkid
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@charlotte
Sie haben die Touristen vergessen. Ohne Touristen wäre die Altstadt eh schon tot, ausser wenn die Vergnügungsmaschinerie jetzt wieder anspringt von Do Abend bis Sonntag Morgen geht noch was, sonst ist da nicht mehr viel los
Mr. B.
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Freisitze bedürfen der Genehmigung der Stadt und das ist kostenpflichtig!
Mit einem Parkplatz kann die Stadt niemals soviel verdienen und schließlich brauchen ja die viel zu viel städtischen Mitarbeiter, wie wir kürzlich lesen konnten, eine Beschäftigung. Nicht zu vergessen sind die Kontrollen des Ordnungsdienstes der Stadt, etwa 3 Minuten nach eintreten der Sperrstunde am Freisitz! Da kann die Stadt dann nochmals erst richtig beim Bußgeldbescheid abzocken!!!!!
Leute, es geht nirgends mehr um z. B. vernünftige Lösungen. Es geht in allererster Linie nur noch ums Geld und das wird die ganze Gesellschaft in Zukunft weiterhin nicht nur immer mehr Geld kosten!!!!!!
Charlotte
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@ Altstadtkid
Sie haben natürlich Recht, die Touristen gehören in einem nachhaltigen Maß dazu.
Interessant ist die Wahrnehmung, wann eine Stadt tot ist. Wir können das überhaupt nicht bestätigen.. Und natürlich kann nicht erwartet werden, dass 7 Tage 365 Tage im Jahr Bürgerfestniveau stattfindet. Wobei seit 2 Jahren zumindest abends und nachts genau dieses Niveau stattfindet. Die Stadt ist pump voll. Allerdings hat sich Regensburgs Altstadt leider nur ein Partyimage zugelegt. Lebendig ist eine Stadt aber nur, wenn alle Menschen in der Altstadt wohnen können und wollen, Arbeitsplätze auch außerhalb des reinen Einzelhandels entstehen und nicht nur Gastronomiebetriebe das Stadtbild beherrschen, die Stadt gut erreichbar ist und zwar für alle Verkehrsteilnehmer und Parkplätze auch für Arbeitnehmer und Anwohner vorhanden sind.
Architekt
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Wenn ich die triste Biederkeit der Regensburger Altstadt mit heute vergleiche, ist das ein wunderschöner Fortschritt. Die Innenstadt ist lebendig und bunt geworden. Man verbringt gerne die Abende dort. Das war früher nicht so. Und in Zeiten der internetbedingt abnehmenden Anzahl an Ladengeschäften in den Innenstädten ist das Zunehmen des gastronomischen Angebots eine begrüßenswerte Entwicklung.
Wenn jetzt noch die Donauuferseiten durch eine schöne Promenade aufgewertet würden, mit entsprechendem gastronomischen Angebot, dann würde Regensburg weiterhin seinen Status als eine der lebenswertesten Bayerischen Städte behaupten.
Architekt
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… triste Biederkeit der Wenn ich die triste Biederkeit der Regensburger Altstadt mit heute vergleiche mit heute vergleiche …