Benefizgala für Pfennigfuchser?
Breite mediale Unterstützung erfährt auch heuer wieder das „Regensburger Weihnachtssingen“ unter der Ägide von Sportmoderatorenlegende Armin Wolf. Doch ebenso wie bei den großen Unternehmen der Region scheint auch bei den Besucherinnen und Besuchern die Spendenbereitschaft für den guten Zweck begrenzt zu sein.
„Wir dürfen Sie bitten uns aus Ihrem Verteiler zu nehmen und uns nicht mehr anzuschreiben.“ Wenn man auf eine konkrete Anfrage eine solche Antwort erhält, ist das nicht gerade ein ermutigender Anfang für eine Recherche. Dabei ist es eigentlich ein erfreulicher Anlass, wegen dem wir uns an die Steuerberatungs- und Rechtsanwaltskanzlei Zeilhofer gewandt haben. Es geht um das „Regensburger Weihnachtssingen“. Eine Benefizaktion zugunsten des Mutter-Kind-Hauses der Katholischen Jugendfürsorge. Heuer wird bereits zum zweiten Mal gesungen und auch Zeilhofer findet sich mit einem Banner auf der Unterstützerseite.
Engagement der großen Unternehmen “sehr eingeschränkt”
Organisiert wird das Ganze von Armin Wolf, der sich als Moderator so große Meriten erworben hat, dass man ihn auch die „Sportstimme Ostbayerns“ nennt und bereits zu Lebzeiten ein Baseballstadion nach ihm benannt hat: die Armin-Wolf-Arena der Regensburger Legionäre. Dort stehen auch in diesem Jahr die Regensburger Domspatzen und die Big Band Convention Ostbayern auf der Bühne, Solokünstler und Überraschungsgäste, und erneut werden auch Spieler der Legionäre und Eisbären das eine oder andere Ständchen zum Besten geben. Über 150 Sängerinnen und Sänger insgesamt – die bis zu 2.550 Gäste, die auf den Zuschauerrängen Platz finden, nicht mitgerechnet. Und für entsprechende mediale Unterstützung im Vorfeld sorgen auch in diesem Jahr Radio Charivari, TVA und die Mittelbayerische Zeitung, die auch noch eine Moderatorin stellt.
Nicht alle Sponsoren reagieren so abweisend auf eine Anfrage zu ihrem Engagement wie Zeilhofer. Eisbären-Gesellschafter und EVR-Vorstand Christian Volkmer spricht von einer „absoluten Leuchtturmveranstaltungen der Region“. Auch er unterstützt das Weihnachtssingen mit seiner Projekt 29 GmbH und beklagt: „Auch wenn Regensburg sicher keine arme Region ist, ist es immer wieder traurig zu sehen, dass das Engagement und die Spendenbereitschaft für Soziales, Kultur und Sport gerade bei den größeren Unternehmen der Region sehr eingeschränkt ist und kleine Unternehmen, wie das meine, hier ‘einspringen’ müssen.“
Eingeschränkt scheint die Spendenbereitschaft allerdings auch bei den Besucherinnen und Besuchern des Weihnachtssingens zu sein, zumindest, wenn man die 13.143 Euro nimmt, die vergangenes Jahr für das Mutter-Kind-Haus zusammengekommen sind.
Kostenlose Tickets mit “Hoffnung auf Spende”
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Im Gegensatz zu ähnlichen Veranstaltungen in anderen Städten, die sich Armin Wolf zum Vorbild genommen hat, gibt es beim Regensburger Weihnachtssingen keine festen Eintrittspreise. Zwar müssen Eintrittskarten vorbestellt werden, um die Kapazitäten der Armin-Wolf-Arena nicht zu überschreiten, allerdings sind diese Tickets kostenlos. „Verbunden ist mit der Kartenabgabe die Hoffnung auf eine Spende“, heißt es in der MZ.
Dank vieler Ehrenamtlicher der Legionäre, die notwendige Arbeiten übernehmen, reduzieren sich die Kosten, die für eine Veranstaltung dieser Größe eigentlich anfallen, laut einer Schätzung von Legionäre-Vorstand Armin Zimmermann von 50.0000 bis 75.000 auf lediglich 13.000 Euro. Da diese wiederum von Werbepartnern, Sponsoren und aus Erlösen von Verkaufsständen der Legionäre übernommen werden, kommen damit alle Spenden der Besucherinnen und Besucher dem Mutter-Kind-Haus der KJF zugute, plus des Überschusses aus dem Verkauf von Essen und Getränken der anderen Stände.
Gab es einen Überschuss?
Wie hoch dieser Überschuss im vergangenen Jahr war, ist leider nicht zu erfahren. Die Brauerei Bischofshof und die Bäckerei Biendl&Weber, die auf der Veranstaltungsseite genannt sind, antworten nicht auf eine entsprechende Anfrage. Organisator Armin Wolf verweist darauf, dass die Legionäre die Abrechnung gemacht hätten und dort hat Armin Zimmermann nur die Unterlagen der eigenen Verkaufsstände vorliegen.
Doch selbst wenn man davon ausgeht, dass beim Verkauf von Essen und Trinken nichts übrig geblieben ist, nimmt sich der an sich stattliche Spendenscheck von 13.143 Euro, über den sich KJF-Geschäftsführer Michael Eibl nach der letzten Veranstaltung freuen durfte, bescheiden aus, wenn man ihn auf die einzelnen Besucher umrechnet. Und es sind gerade einmal 143 Euro mehr, als Sponsoren und Werbepartner an angefallenen Kosten übernommen haben.
7,30 Euro pro Besucher
Zwar waren es nicht über 2.500 Besucherinnen und Besucher, wie die Mittelbayerische Zeitung zunächst unmittelbar nach dem letztjährigen Weihnachtssingen vermeldete – das Wetter habe leider nicht mitgespielt, sagt Armin Wolf. „Tatsächlich kamen zum ersten Weihnachtssingen zwei Tage vor Heiligabend knapp 1.800 Menschen ins Baseball-Stadion, um gemeinsam mit den Nachwuchschören der Domspatzen und der Big Band Convention Ostbayern zu singen“, hieß es vier Wochen später in einer Pressemitteilung anlässlich der Scheckübergabe.
Pro Besucher waren das dann gerade einmal 7,30 Euro an Spenden für eine zweistündige Benefizgala, mit großem Aufwand vorbereitet, mit 150 Sängerinnen und Sängern auf der Bühne und wochenlang medial beworben – mit Anzeigen, Artikeln und Videos, mit Testimonials von Promis und Werbepartnern – wenn der Überschuss aus dem Verkauf von Essen und Getränken bei null Euro gelegen sein sollte. Ist das nicht etwas enttäuschend?
“Überhaupt nicht enttäuscht”
„Überhaupt nicht“, sagt Organisator Armin Wolf, „weil ich mich über jeden Euro für das Haus Mutter und Kind freue“. Und folgt man Legionäre-Vorstand Zimmermann, dann muss man über diese Spendenhöhe sogar noch froh sein. „Aus unserer Erfahrung mit Spendenaktionen im Stadion rechnen wir bei uns bei Baseballveranstaltungen (Leukämiehilfe, etc.), wenn es gut läuft, mit 0,5 bis 1,- Euro pro Besucher.“ Offenbar scheinen „das Engagement und die Spendenbereitschaft für Soziales, Kultur und Sport“, wie es Eisbären-Gesellschafter Volkmer ausdrückte, nicht nur bei den größeren Unternehmen der Region „sehr eingeschränkt“ zu sein.
Lothgaßler
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Vielleicht geht es vielen potenziellen Spenderinnen und Spendern so wie mir: Träger ist die häufig auch steuerlich begünstigte Katholische, welche diese sozialen Einrichtungen nicht für Gotteslohn betreibt. Warum also soll ich an die Katholische spenden? Zumal ich kein Katholischer bin und gelegentlich deswegen auch Gefahr laufe von ihr benachteiligt zu werden. Und dann hat die Katholische auch noch immensen Reichtum angehäuft, mit dem Sie was eigentlich anstellt? Meine Spende sollte ausschließlich den Müttern mit Kindern zugute kommen, ohne Umweg Katholische. Ein kleines Dilemma, vor dem der Spendenwillige hier stehen kann.
Und die Katholischen, die zum Weihnachtssingen gehen, die denken sich womöglich: ich habe schon meine Kirchensteuer bezahlt, das Freibier bzw. das Frei-Event steht mir zu.
agneta
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Die “Veranstaltung” bzw. der Veranstalter des Weihnachtssingen ist nicht die Kirche.
Sepp Seppl
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Und was genau will man uns mit diesem Artikel sagen? Worauf will man hinaus? Am Ende standen über 13.000 Eueo und das ist eine Menge! Ob diese von einem Menschen kommt oder 1.800 Menschen kommen, spielt doch keine Rolle! Der Spendenzweck ist ein wunderbarer. Menschen wie “Lothgaßler” finden leider immer eine Ausrede, warum sie nicht spenden…
Lorena
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Ich gehe davon aus, dass das Finanzamt Regensburg die Spenden als Eintrittskarten bei dieser Veranstaltung besteuern wird und die Umsätze beim Verkauf der Schätzung unterwerfen wird. Der Veranstalter an sich -laut Impressum Weihnachtssingen-, ist keine gemeinnützige Organisation.
Dieter
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@Agneta: Das hat Lothgassler wohl auch nicht gemeint – der Träger des Mutter Kind Hauses ist die katholische Kirche.
Ich würde mich da mit Spenden ehrlich gesagt auch schwer tun.
Ich finde den Artikel gut und wichtig, geht es doch hier vor allem um mangelnde Transparenz. Die Summe erscheint mir nämlich auch etwas seltsam niedrig bei 2000+ Menschen und dem Überschuß aus Getränken.
Interessant ist immer, ob sich nicht in Wirklichkeit auch jemand an der Veranstaltung bereichert hat.
Allerdings ist es bei Benefizveranstaltungen aber nichts neues, dass letztendlich nicht mehr übrig bleibt als wenn es keine Veranstaltung gegebenen hätte und nur die handvoll Großspender eine öffentlichkeitswirksame Scheckübergabe gemacht hätten.
GSH
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Na und?
Wo ist das Problem? Was gibt es an der Veranstaltung auszusetzen? Wer es nicht mag, geht nicht hin. Wer nicht spenden mag, der spendet nicht. Wer den Träger nicht mag, der spendet nicht und mag den Träger nicht.
Punkt.