Baudesaster Köfering: Insolvenzverwalter will Neubeginn mit neuem Investor – doch es bleiben Fragen
Zuversichtlich zeigt sich der Insolvenzverwalter für das Graf-Lerchenfeld-Quartier bei der Suche nach potentiellen neuen Investoren. Nach der Pleite der Projektgesellschaft stellt sich die Frage, wer die Fertigstellung der Infrastruktur übernimmt. Und wo all das Geld der Grundstückskäufer hingekommen ist.
Der Regensburger Rechtsanwalt Daniel Barth richtet seinen Blick entschlossen nach vorne. Als Insolvenzverwalter der Graf Lerchenfeld Quartier GmbH & Co. KG (GLQ) steht er vor der Herausforderung, das gescheiterte Vorzeigeprojekt am nordwestlichen Ortsrand von Köfering zu retten. Auf 25 Hektar sollte hier ein modernes Quartier entstehen – ein Vorhaben, dessen Scheitern mittlerweile weithin bekannt ist.
Zunächst ging die Baufirma LiaTon pleite. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen die beiden Geschäftsführer, von denen einer gleichzeitig als Chefvermarkter der GLQ fungierte. Ein Unternehmen namens Urban Green übernahm daraufhin, und die GLQ stellte einen Sonderfonds von kolportierten 4,5 Millionen Euro bereit. Doch auch Urban Green verschwand im Wirrwarr von Umfirmierungen, Verkäufen und letztlich der eigenen Insolvenz. Und mit ihr verschwand auch das Geld.
18 Hektar suchen einen Käufer
Markus Dirnberger, geschäftsführender Gesellschafter der GLQ, erklärte daraufhin, dass die Leistungsfähigkeit und -bereitschaft seines Unternehmens erschöpft seien. Die GLQ sei lediglich für den Verkauf der Grundstücke verantwortlich, nicht für die zuvor noch gemeinsam mit den Grundstücken vermarkteten Häuser.
Betroffene Bauherren beauftragten Fachkanzleien, zivilrechtliche Schritte zu prüfen – kurz darauf erklärte die GLQ ihre Zahlungsunfähigkeit. Über 100 Bauherren sind betroffen. Einige können ihre Häuser mit externen Baufirmen fertigstellen, während andere vor dem finanziellen Ruin stehen.
Insolvenzverwalter Barth und der Rechtsanwalt Patrick Meyerle von der Ulmer Sanierungsgesellschaft PLUTA suchen nun Käufer für insgesamt 18 Hektar Land. Diese könnten das Areal entweder en bloc oder in Teilen erwerben. Barth zeigt sich nach ersten Gesprächen zuversichtlich, dass dies gelingen und das Quartier somit doch noch fertiggestellt werden könne.
Die GLQ verkaufte sieben Hektar an Bauherren
Eine aktuelle Erklärung des Insolvenzverwalters beleuchtet die Gründe für die Zahlungsunfähigkeit der GLQ. 2017 erwarben die geschäftsführenden Gesellschafter Markus Dirnberger und Michael Stark 25 Hektar von dem mittlerweile verstorbenen CSU-Bundestagsabgeordneten Philipp Graf von und zu Lerchenfeld. Die ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen des Wasserschlosses Köfering sollten in ein modernes Wohnquartier verwandelt werden.
Für 15 Hektar liegt ein rechtskräftiger Bebauungsplan vor, der den Bau von 355 Häusern ermöglicht. Grundstücksparzellen von insgesamt sieben Hektar konnten verkauft werden, wie aus der Erklärung des Insolvenzverwalters hervorgeht.
Doch bald nach dem Spatenstich traten Verzögerungen, Mängel und Firmenpleiten auf, was zu Unsicherheiten bei weiteren Grundstücksinteressenten und einem Rückgang der Transaktionen führte, wie es in der Erklärung heißt. Die ausbleibenden Verkäufe hätten schließlich zur Zahlungsunfähigkeit der GLQ geführt.
Wer zahlt für die Fertigstellung der Infrastruktur?
Nun stehen acht Hektar mit und zehn Hektar ohne Baurecht zum Verkauf. Der Verkauf dieser Flächen ist laut Insolvenzverwalter Barth entscheidend für die Fertigstellung des Graf Lerchenfeld Quartiers, insbesondere der Gemeinschaftsflächen und Infrastruktur, für die ursprünglich die GLQ verantwortlich war.
Unklar bleibt, wer die Fertigstellung dieser Infrastruktur nun finanzieren wird. Ein neuer Investor muss die Erschließung nicht übernehmen. Damit wäre die Gemeinde Köfering in der Pflicht. Diese müsste die Kosten auf die Bauherren umlegen, obwohl diese bereits für erschlossene Grundstücke bezahlt haben.
Millionen verbrannt
Die Preise, zu denen die GLQ erschlossene Grundstücke vermarktete – laut uns vorliegenden Verträgen zwischen 1.000 und über 1.400 Euro pro Quadratmeter – lassen vermuten, dass die Gesellschaft etwa 70 Millionen Euro eingenommen hat.
Der Kaufpreis für die knapp 25 Hektar von Graf Lerchenfeld lag dem Vernehmen nach bei etwa 100 Euro pro Quadratmeter, also insgesamt rund 25 Millionen Euro. Die GLQ veranschlagte laut uns vorliegenden Verträgen Erschließungskosten von rund 200 Euro pro Quadratmeter gegenüber den Grundstückskäufern, was für die 15 Hektar Bauland etwa 30 Millionen Euro ausmacht.
Bleibt eine Differenz von geschätzten 15 Millionen Euro, die offenbar nicht ausreichten, um die Zahlungsunfähigkeit der Gesellschaft mit den vollmundigen Marketingversprechen abzuwenden.
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nemo
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Geld verschwindet nicht, es wechselt nur den Besitzer. Der Vorgang hat jedenfalls ein ” Geschmäckle ” und erweckt einen Anfangsverdacht, dem nachgegangen werden muss.
Realist
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Was die Erschließung betrifft, sichern die Kommunen sich doch in der Regel ab. Eigentlich müssten der Kommune vor Baubeginn doch Sicherheiten durch den Investor zur Verfügung gestellt worden sein. In der Regel verlangen die Kommunen eine Bürgschaft von einer Bank oder einer Versicherung in Höhe der geplanten Erschließungskosten….So kenn ich es zumindest aus meiner alten Heimat in Hessen. Denke in Bayern wird es ähnlich sein…damit müsste die Erschließung gesichert sein und es sollten keine zusätlichen Kosten auf die Gemeinde oder die Käufer zukommen…..Bitte einmal bei der Gemeinde nachfragen…
Manfred Martin
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Seit Jahrzehnten gibt es immer wieder betrügerische Bauträger. Wann kommen endlich Gesetze, die die Bauherren, die oft die oft sehr hohes Risiko gehen, und die letzten Groschen in ihren Traum investiere, 100 prozentig schützen?
Ich könnte mir vorstellen, daß die Banken der Bauträger in Haftung gehen müssen!