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Insolvenz

Baudesaster Köfering: Die Graf Lerchenfeld GmbH ist pleite

Am heutigen Freitag hat die Graf Lerchenfeld Quartier GmbH & Co. KG Insolvenz angemeldet. Damit dürften sich die geringen Hoffnungen zerschlagen, das Unternehmen für das Desaster auf dem Baugenbiet in Köfering zivilrechtlich haftbar machen zu können.

Mehr als 150 Häuser, über 100 betroffene Bauherren: das Graf-Lerchenfeld-Quartier ist ein einziges Desaster. Foto: as

Der Spiritus Rector des Graf Lerchenfeld-Quartiers in Köfering zieht die Reißleine. Am heutigen Freitag hat der geschäftsführende Gesellschafter Markus Dirnberger beim Amtsgericht Regensburg die Eröffnung des Insolvenzverfahrens für die Graf Lerchenfeld Quartier GmbH & Co. KG (GLQ) beantragt. Zum Insolvenzverwalter wurde der Regensburger Rechtsanwalt Daniel Barth bestellt.

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Bei dem Großprojekt am nordwestlichen Ortsrand der 3.000-Seelen-Gemeinde Köfering (Landkreis Regensburg) sollten in drei Bauabschnitten zunächst 355 Häuser auf dem 24 Hektar großen Areal entstehen. Doch nach dem Spatenstich 2021 kam das Projekt rasch ins Stocken.

Baupleiten und Umfirmierungen

Es gab Beschwerden wegen Verzögerungen und Baumängeln. Eine erste Baufirma, die LiaTon Wohnbau GmbH &Co. KG ging Ende 2023 pleite. Die anschließend mit dem Weiterbau beauftragte Urban Green erhielt zwar Verlautbarungen zufolge 4,5 Millionen Euro aus einem Sonderfonds der GLQ. Doch es ging weiter nichts voran.

Das Unternehmen wurde umfirmiert, weiterverkauft und meldete schließlich ebenfalls Insolvenz an. Spätestens seitdem sind die Bauherren auf dem Quartier auf sich allein gestellt. Die Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit der GLQ GmbH sei „erschöpft“, ließ Markus Dirnberger sie in einem letzten Schreiben wissen. Man sei ja auch nur für den Verkauf der Grundstücke zuständig, nicht für die Fertigstellung der Häuser.

Es geht um über 100 Betroffene, deren Häuser einer Fertigstellung harren und deren wirtschaftliche Existenz im Feuer steht.

Ermittlungsverfahren gegen Baufirma

Zuletzt hatte die Staatsanwaltschaft Regensburg ein Ermittlungsverfahren gegen die beiden Geschäftsführer der LiaTon eröffnet. Der Verdacht: Insolvenzverschleppung und Betrug. Einer der beiden war zeitgleich auch Geschäftsführer der GLQ Vertriebs GmbH und einerseits für die Fertigstellung der mängelbehafteten Häuser zuständig, andererseits für die weitere Vermarktung des Gebiets.

Der Ansatzpunkt der Ermittlungen: Verkaufte er in dieser Doppelrolle weiter Grundstücke, obwohl er von der Schieflage der Baufirma wusste? Eine andere Frage ist, inwieweit GLQ-Chef Markus Dirnberger von seinem Vertriebschef über diese Umstände informiert wurde. Er selbst gab sich in offiziellen Statements von der Insolvenz der LiaTon Ende 2023 überrascht.

Fachkanzleien prüften zivilrechtliche Ansprüche

Derzeit prüfen Fachkanzleien im Auftrag mehrerer Bauherren auch Haftungsansprüche gegenüber der Graf Lerchenfeld GmbH und deren geschäftsführende Gesellschafter. Es geht dabei auch um die Vermarktung und Werbung, über die suggeriert wurde, das Häuser und Grundstücke aus einer Hand kommen würden. Ein Versprechen, dass mit den am Ende unterschriebenen Verträgen aber nichts zu tun hat.

Mit dem nun eröffneten Insolvenzverfahren der Graf Lerchenfeld GmbH dürften sich aber auch die letzten Hoffnungen zerschlagen, dass dort oder bei Markus Dirnberger etwas zu holen sein könnte. Wer das Quartier nun fertigstellen soll, steht in den Sternen. Bei Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wird standardmäßig die Staatsanwaltschaft beteiligt, um den Sachverhalt zu prüfen. Ob sich daraus weitere Ermittlungen ergeben, muss sich erst zeigen.

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Kommentare (14)

  • brenner

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    Warum sollte bei Markus Dirnberger nichts zu holen sein. Bislang hat der ja noch nicht selbst Insolvenz angemeldet.

    Aber wie heißt es so schön: Meine Taschen sind voll aber zu…

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  • Mr. T.

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    In wie weit werden denn die Geldströme einer so insolvent gegangenen Gesellschaft verfolgt? Hört es da schon auf, wenn fas Geld in eine andere Gesellschaft fließt oder wird es dann weiterverfolgt? Manchmal hat man echt das Gefühl, unser Gesellschaftsrecht lädt geradezu ein, einen Betrug zu begehen. Zumindest gibt es denen, die so etwas vor haben, viele Möglichkeiten und Sicherheiten.

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  • Susi

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    Jetzt ist die lange erwartete Insolvenz da. Letzte Woche hat der feine Herr D noch in Kitzbühel in seiner Villa das Hahnenkamm Rennen gefeiert, während der Benko schon im Knast saß…

    Mal schauen was jetzt wird. Wie lange fährt Dirnberger noch seine Porsches. Der GF von Urban Green ist seine Porsche hoffentlich schon los.

    Hoffentlich prüft der Konkursverwalter der GLQ, ob Häuser unter Wert an Freunde und Familie von MD verkauft wurden. Und ob Bauleistungen für MD und seinen Geschäftspartner von den beteiligten Bauunternehmer für private Projekte erbracht wurden.

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  • Joe

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    Das Projekt überschätzt.
    In der Ausschreibungsphase alle geblendet und den Rest weg geschnitten.
    Wegbegleiter und Freunde verloren.
    Sich selbst vom Kompagnon in alles treiben lassen.
    Resistent gegen gut gemeinter Ratschläge.
    In eine Abwärtsphase des Marktes gekommen und trotzdem schon gemeint das Rennen gewonnen zu haben.
    Die Lorbeeren schon verteilt ohne die erste Etappe erreicht zu haben.
    Viele Gutgläubige verbrannt und immer noch im Wirklichkeitsverlust gelebt.
    Gesundheit und Leben verloren.
    Trümmer wie nach einem Weltkrieg.
    Da mag ein Sparkassen Desaster in Nittendorf, ein Schneider in D ja am Ende immer noch gut gegangen sein. Das dort wird leider nix mehr. Alle haben verloren alles ALLES.

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  • Konrad

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    Hallo, ich wollte hier nur mal mitteilen das evtl. keine echte Insolvenz besteht. Das Geld liegt nur auf einem anderen Konto.

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  • DaHans

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    Bauen ist halt immer auch ein Risiko!
    Wenn man das nicht absichert oder genügend Eigenkapital hat um einen Ausfall des öminösen, aber vertrauenswürdigen Bauträgers abzusichern, dann ist man ganz einfach selber Schuld in die aktuelle Situation gekommen zu sein!

    Deswegen baut ja auch jeder, der es sich nicht leisten kann, mit solchen Bauträgern, um nichts kümmern müssen, den Werbeprospekten glaubend und auf den Abgrund zu laufend!

    Naja nun ist das wohlverdiente Erbe weg, ein Normalverdiender kann sich ein grad lerchenfeld Quartier Objekt nicht leisten!

    Aber zum Trost an alle die aufgrund Gutgläubigkeit Geld verlieren, es ist nicht weg, es hat nur ein anderer!
    Tut mir leid aber die Realität ist leider so …

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  • MrsS

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    In letzter Zeit wurde sehr oft über das Disaster in Köfering berichtet. In der Gärtnersiedlung in Neutraubling steht auch ein teilweise unfertiges Quartier. Natürlich deutlich kleiner aber es kommt da seit Jahren auch zu keinem Ende. Darüber zu berichten, wäre bestimmt auch interessant.

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  • Günther Herzig

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    @brenner
    31. Januar 2025 um 13:44 | #
    “Warum sollte bei Markus Dirnberger nichts zu holen sein? Bislang hat der ja noch nicht selbst Insolvenz angemeldet.”
    Sollte nicht vielleicht zuerst geprüft werden, ob Dirnberger persönlich überhaupt Vertragspartei ist, was ich mir nicht vorstellen kann, oder ob er in einer Leitungsfunktion, zum Beispiel als Geschäftsführer einer juristischen Person, eine Straftat begangen hat?

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  • Mr. L

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    Kommentar gelöscht. Es gibt gute Gründe, diesen Namen nicht zu nennen.

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  • Ich

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    Ich wünsche den vielen alles Gute. Ich hoffe das sich durch Eigeninitiative die Baumängel kostengünstig beheben lassen. Vielleicht auch in Eigenregie durch Mithilfe der ebenfalls betroffenen Nachbarn. Meiner Einschätzung nach lässt sich nichts mehr holen. Der hat sein Geld vorher vergraben…. Er ist zwar kein guter Geschäftsmann, dafür braucht man aber sich nicht sonderlich viel Intelligenz.

    Alles gute an die Familien. Ich helfe gerne!!!

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  • Steff

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    @DaHans

    Diese Meinung kann man vermutlich auch nur vertreten, wenn man persönlich nicht in der Situation ist, als junge Familie – beide Eltern vermutlich im Raum Regensburg berufstätig – für die Familie eine dauerhafte Bleibe finden zu müssen, in der man nicht von Mieterhöhungen und der Gunst der Vermieters abhängig ist. Und die den Kindern zumindest ein wenig Entfaltungsmöglichkeiten gibt (wenn man davon bei der engstmöglichen Bebauung im GLQ überhaupt sprechen kann).

    So eine Meinung kann man haben, wenn man seine Schäfchen schon lange im Trockenen hat. Oder nicht darauf angewiesen ist, mitten in Regensburg arbeiten zu müssen, weil man z.B. in einer Branche tätig ist, die sich auf Ballungszentren konzentriert. Oder weil man in der Verwandtschaft vier, fünf Handwerker hat, die einem das Haus auf dem geerbten, elterlichen Grundstück(mit-)bauen.

    Mir läuft es eiskalt den Rücken hinuten, wenn ich daran denke, dass wir jetzt in der selben Situation sein könnten, wären bei mir damals die Alarmglocken angegangen (siehe mein Post zum vorherigen Artikel zu dem Thema). Ich mache da keinem, der dort gebaut hat, den Vorwurf, nicht genau genug geprüft zu haben. Das ganze Vertriebsmodell ist darauf ausgelegt, die “schwächsten” in der Kette, nämlich junge Familien, die einfach etwas finden müssen, auszunehmen (Grundstück maximal teuer verkaufen, Haus maximal günstig bauen). Und letztlich darauf zu setzen, dass sich diese aufgrund der Belastungen des Alltags mit zwei Jobs, mehreren Kindern, Kita, Kindergarten, Krankheiten, etc. einfach nicht rechtzeitig genug wehren können.

    Leider ist die Hoffnung vermutlich vergebens, dass ein Herr Dirnberger in einer ruhigen Minute zu sich kommt und an die Existenzen denkt, die das Quartier dort zerstört hat. Es können sich nur wenigsten vorstellen, wie es sich wohl anfühlen muss mit Mitte dreißig mit seiner Familie vor dem finanziellen Ruin für den Rest des Lebens zu stehen.

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  • brenner

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    @Herrn Herzig:

    Natürlich muß das zunächst geprüft werden. Wird es sicherlich/hoffentlich auch. Ich nehme auch an, Sie kennen die §§ 129ff InsO oder § 823 BGB, etc..

    Ob so etwas zum Tragen kommt, das wird man sehen. Ich wollte nur darlegen, dass durch die Insolvenz der KG nicht zwangsläufig auch Ansprüche gegen Herrn Dirnberger wertlos geworden sind. So sie denn bestehen, was natürlich die Krux an der Sache ist.

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  • Wilfried Süß

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    @Steff 3. Februar um 11:28
    Sie beschreiben die Notsituation betroffener Familien eindrucksvoll und realitätsnah. Aber ist dies nicht die Folge des Zwangs, nur ein EFH ermöglicht ein erfülltes Familienleben? Unsere Söhne wuchsen in fünf verschiedenen Mietwohnungen auf, weil ich beruflich flexibel sein wollte. und Sie werden es nicht glauben: Beide schlossen die Uni ab und haben einträgliche Jobs. Anscheinend mangelte es nicht an Entfaltungsmöglichkeiten.

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  • Schlusslicht

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    Es ist schon seltsam, dass die Prospekte Hochglanz waren, der Stadtplaner, das Rendering, die Architektur und alles was noch nicht existierte vom aller aller feinsten war und bei der Baufirma vom unseriösen das billigste genommen wurde. Vielleicht war es ja doch geplant. Häme ist hier fehl am Platz. Sie klingt zu laut nach Neid. Es verursacht mir Schmerzen wenn ich an die Bauherren denke. Das einzige was den Betrug in Frage stellt und mir nicht in den Kopf will: wie lebt man damit so viele Menschen ruiniert zu haben.

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