14 Mrz2012
Die Reise der Regensburger Ballonauten
Ballonauten-Tagebuch: Artilleriefest in Hof
Mit einem Riesenfussball reisten die Regensburger Jakob Schmid und Franz Berzel 1932/ 33 kreuz und quer durch Deutschland – wir veröffentlichen das Tagebuch der beiden Ballonauten.
Von Selb ab den 2. Juni 32, 2 Uhr mittag. Nach Rehau über Schönwald. Angekommen in Rehau abends 7 Uhr, hier auch ein großer Mitlauf, aber
keine wesentlichen Einnahmen zu verzeichnen. Rehau soll überhaupt bekannt sein, das sie schlechte Geber sind, sie sind recht neugierig aber nicht freigebig. Abends besuchte ich die Versammlung des Fußballvereins, welche uns ganz nett unterstützten. Am anderen Tag suchte ich den Bürgermeister Strobel auf, welcher ein sehr netter Mann war. Er nahm
mich sehr nett auf. Im Schützenhaus Besitzer Hans von der Grün nahmen wir Quartier. Er nahm uns
sehr gut auf.Von Rehau ab den 3. Juni 32 5 3/4 Uhr abends.Schwarzenbach an der Saale an um 8 1/2 Uhr abends im Gasthof Christoph Sölch Quartier genommen. Hatten noch einige Karten verkauft, mußten aber eine Gemeinheit von einem jungen Menschen einstecken. Er wollte unser Kruzifix, welches im Ball hing ausreißen, er überlegte es sich als Franz und ich
ihn scharf erpackten. Dann wollte er uns bei der Polizei anzeigen, weil wir noch Karten verkauft haben. Da sieht man wieder wie gehäßig oft Menschen sein können. Nur die Polizei gab ihm kein Gehör da er
betrunken war.
Von Schwarzenbach ab am 4. Juni 32 vormittags 10 Uhr. In Hof angekommen 6 1/2 Uhr abends. Was ist hier los? Ganz Hof im Fahnenschmuck, ja so, es ist
Attilleriefest hier mit der Anwesenheit des Prinzen Rupprecht von Bayern.
Alles ist im Aufruhr, man möchte es ja nicht glauben. Deutschland nennt sich Republik, aber weit gefehlt,
da merkt man doch hier, daß monarchistisch Strömungen in jedem Deutschen noch steckt.
Und man sieht,
daß das Deutsche Volk immer noch großartige Feste feiern kann trotz aller Not. Durch dieses Fest und schlechter Witterung haben wir in 3 Tagen wo wir in Hof waren 10 Mark eingenommen, man möchte es nicht glauben.
Ein Berliner der längere Zeit bei unserem Verkauf zusah,
ärgerte sich sehr, daß unsere ehrliche Sache und mutige Tat so wenig Verständnis findet und er äußerte
sich recht stark und abfällig über Bayern. Er meinte die Bayern kennen nur ihr Bier, aber für eine mutige
Tat haben sie kein Verständnis. Wir Berliner achten das sehr und schätzen so was hoch ein.
Nun wir sind neugierig auf Berlin.
Wollten Hof am Dienstag verlassen, da setzte aber wieder ein solches Regenwetter ein, daß wir noch
blieben. 2. Bürgermeister von Hof gab mir den Stadtstempel und 1 Mark. Hat großes Interesse für unsere Sache gehabt.
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