10 Sep.2012
Flüchtlinge marschieren nach Berlin
Den Protest in die Hauptstadt tragen
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„Sie fordern die Abschaffung von Gemeinschaftsunterkünften, von Essenspaketen, dem Arbeitsverbot und der Residenzpflicht, außerdem die Verkürzung der Dauer der Asylantragsbearbeitung… wo sind da die Menschenrechte verletzt?“ ; „Jetzt dürfen Asylbewerber auch schon demonstrieren? Sag mal, geht’s noch?“Genau diesen Gedanken meint man auch in Würzburg in einigen Gesichtern lesen zu können. Und manchmal hört man sie eben auch. Es ist nicht immer klar, ob es einfach Unwissenheit, fehlende Empathie oder doch pure Boshaftigkeit und Rassismus sind, die aus den vermeintlichen Gegnern des Protestes der streikenden Flüchtlinge sprechen. Am Samstag ist zumindest das Medieninteresse geweckt. In der Würzburger Innenstadt wimmelte es von Filmkameras, Mikros und Fotoapparaten: ZDF, Bayerischer Rundfunk, Spiegel… Es wird sich zeigen, wie lange das anhält, denn Würzburg war schließlich nur der Anfang einer vierwöchigen, 600 Kilometer langen Protestroute.
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Polizei: Keine Kontrollen zur Residenzpflicht
Die Polizei hält sich an diesem Tag zurück. Kontrollen zu Verstößen gegen die Residenzpflicht gibt es nicht, doch natürlich wurde von den Beamten viel gefilmt und fotografiert. Die wütenden Menschen, die lautstark mehr Menschlichkeit fordern, kann die Polizei nun ihrem Archiv hinzufügen.
Untersuchungen, Protesten und Selbstmorden zum Trotz: Joachim Herrmann bleibt Verfechter einer rigiden Asylpolitik. Foto: Archiv/ Staudinger